Glückauf von der Grube Schauinsland

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schauinsland
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Kleine Bergfrauen und Bergmänner im Schauinsland

Beitrag von schauinsland »

Etwas für den potentiellen Nachwuchs im Bergbau...
Einblicke in die Konzeption der Besucherführungen im Museums-Bergwerk Schauinsland


Kindergeburtstage im Museums-Bergwerk
Kindergeburtstage werden inzwischen viele verschiedene für Geld angeboten. Im März 2000 wurde im Bekanntenkreis der Wunsch geäußert, einen Kindergeburtstag im Museums-Bergwerk Schauinsland auszurichten. Dabei bemerkte ich, wie der Zufall so spielt, das kommt bei Kindern sehr gut an. Voraussetzung ist, die Kindergeburtstage werden kindgerecht durchgeführt mit einem abwechselungsreichen, dem Alter entsprechendem Programm. Wetterunabhängigkeit und die Verknüpfung von naturhaftem Erleben mit Abenteuer, Geschichte, Kultur und Technik sind weitere Vorteile.

Unser Programm-Angebot
Für die Kinder, die zuvor vielleicht mit ihrer Grundschulklasse oder den Eltern bereits an einer 45-minütigen Familienführung teilgenommen haben, ist das die erste intensivere Auseinandersetzung mit dem umfangreichen Thema Bergbau. Folgendes Programmangebot hat sich bei uns bewährt, bei einer Zeitdauer von insgesamt 2,5 bis 3 Stunden:
- eine kindgerechte Führung im Gegentrum II-Stollen, wenn möglich mit Zuschauen bei bergmännischen Arbeiten, z.B. Ankern, Bohren, Wegladen (etwa 45 Min.)
- Schienenfahrrad fahren mit unserer Draisine unter Aufsicht (30 Min.)
- Grillen am Holzfeuer übertage oder bei schlechtem Wetter am Gasgrill untertage, Essen, Trinken und Geschirr sind mitzubringen (45 Min.)
- Schatzsuche in zwei Schwierigkeitsgraden mit Preisen (20 Min.)
- Überraschungsspiel mit großen Bergwerks-Luftballons und Preisen (20 Min.)
- Mineralien- und Gesteinskunde an Beispielen (fakultativ)
- Ballon-Weitflugwettbewerb mit großen Bergwerks-Luftballons (fakultativ)

Unsere Zielgruppe: Kinder von 6 bis 12 Jahren
Auch beim Kindergeburtstag legen wir Wert auf Stil. Das Geschenk für das Geburtstagskind und die Preise bei den Spielen sind immer Mineralien vom Schauinsland und keine Trommelsteine aus Brasilien. Einige Führerinnen und Führer sind speziell für Kindergeburtstage geschult. Voraussetzung ist eine Einstellung zu Kindern. Spezialist dabei ist unser Bergmann Martin Pfister.

Der Preis bis 10 Kinder EUR 110,-; jedes weitere Kind +10,- . Die erwachsenen Begleitpersonen sind gratis. Bei diesem Angebot sehen wir uns in einer sozialen Verantwortung. Der Preis ist seit Jahren unverändert und der Kostendeckungsbeitrag geringer, als bei anderen Führungen. So kommt ein Kindergeburtstag für zwei Geburtstagskinder zusammen durchaus manchmal vor (meine Empfehlung bei kleinem Budget).

Unsere Erfahrungen sind sehr positiv
Das spezielle Angebot für diese Altersgruppe, in welcher die Kinder besonders interessiert sind, wird gut angenommen. Ohne großen Werbeaufwand haben wir inzwischen etwa 100 Kindergeburtstage im Jahr, viele davon im Winterhalbjahr, da als Sonderführung ganzjährig fast immer möglich. In der Regel sind es bis zu 10 Kinder. Kindergeburtstage mit bis zu 25 Kindern gab es auch schon. Als Vergleich: Das Museums-Bergwerk Schauinsland hatte in 2006 wieder rund 33.000 Führungen und konnten damit das Ergebnis des Vorjahres halten. :)

Für Kinder ab 12 Jahren (oder Körpergröße ab 150 cm) sind die Führungen mit Fahrtenab- und Aufstiegen im Schauinsland möglich. Es hat einige Zeit gedauert, bis die Bergbehörde in Baden-Württemberg dieses einheitliche Mindestalter für Führungen mit Fahrten in den Besucherbergwerken, welche dieses spezielle Angebot bieten (viele sind es ja nicht), durchgesetzt hat. Deshalb unsere Altersempfehlung bis 12 Jahre. Mit dem Kindergeburtstag haben wir ein Alleinstellungsmerkmal, obwohl inzwischen einige andere Besucherbergwerke ähnliche Angeboten machen. Ich meine, kopiert zu werden, ist kein schlechtes Zeichen. Weitere attraktive Zusatzangebote für andere Zielgruppen (Grubenbahnfans, "pyromane Sprengstofffreaks") plane ich im Schauinsland für die Zukunft. :D

Kundenzufriedenheit 100% :top:
Wir erreichen bei den Kindergeburtstagen eine Zufriedenheit von praktisch 100% mit hoher Multiplikatorenwirkung. Der Blick in glückliche Kinderaugen zeigt uns immer wieder, dieses Angebot ist gold-(silber-)richtig.

Dieser "technikfreie" Bericht soll Einblicke in den Besucherbetrieb bieten, vielleicht auch Anregung für Andere. Vergessen wir bitte nicht: Es gibt heute leider kaum noch die Möglichkeit, aktiven Bergbau zu erleben. :cry: :cry: Also kommt den Schau- und Besucherbergwerken hier eine wichtige Aufgabe zu. Das Museums-Bergwerk Schauinsland versteht sich dabei als Museums neuen Typs mit dem Ziel, Geschichte dort zu vermitteln, wo sie stattgefunden hat. Daneben verstehen wir uns mit unseren umfangreichen bergmännischen Arbeiten (jedoch ohne Gewinnung) auch als letztes aktives Bergwerk des Südschwarzwaldes.

Das nachfolgende Bild ist aus unserer Pressemappe http://www.schauinsland.de/presse

Herzliches Glückauf
Berthold Steiber :)
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Schienenfahrrad fahren beim Kindergeburtstag im Schauinsland (Bildautor: FGS Stefan Bässgen/Freiburg)
Schienenfahrrad fahren beim Kindergeburtstag im Schauinsland (Bildautor: FGS Stefan Bässgen/Freiburg)
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Höhlenmaier
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Beitrag von Höhlenmaier »

Mist, Berthold, mein Nachwuchs wird am 10.August 2008 erst 1 Jahr alt, aber der erste Kindergeburtstag mit Freunden findet im Schauinsland statt, das verspreche ich.....
schauinsland
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Beitrag von schauinsland »

Hallo Alexander,

Gruß an den Junior. Wir arbeiten daran, daß es uns dann mit Kindergeburtstag noch gibt.

Der Papa darf natürlich gerne bereits vorher kommen und die "am tiefsten gesunkene Klofrau" in Deutschland besuchen.

Ein lieber Gruß an die Nachbarschaft im Schwarzwald mit herzlichem Glückauf :D
Berthold Steiber
Höhlenmaier
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Beitrag von Höhlenmaier »

Ich glaub`wenn ihr so weitermacht, gibt`s Euch schon noch aber den Schauinsland nicht mehr, weil ihr alles ausgehöhlt habt.

GA :D
schauinsland
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Beitrag von schauinsland »

Da hat es endlich einer bemerkt. :aetsch: Aber bitte nicht weitererzählen.

Das ganze ist nämlich streng geheim und läuft unter dem Projektnamen:
Weg mit dem Schauinsland und den ganzen Alpen. Wir wollen endlich freien Blick zum Mittelmeer! :geil:

Die Technik ist äußerst raffiniert und beinhaltet das Heraussprengen sogenannter finaler Kollapshohlräume. Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet vom Freiberger Lehrstuhl Prof. Dr. Dr. mult. Egidius Rumms Knall-Bruch. Über die dabei eingesetzte Technik habe ich hier im Forum in Teilen schon exklusiv berichtet, z.B. Spritzbeton.

Wenn ihr im Erzgebirge plötzlich Meeresbrandung hört, waren wir erfolgreich. Aufgrund der Klimaerwärmung gibt es demnächst hier im Raum Freiburg eh Palmen, da passt doch das Mittelmeer dazu, oder? :shock: :derda: :hick: :keks:

Glückauf und :ade:

Berthold Steiber
(Schauinsland Abteilung Humor) :D :D :D
schauinsland
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Senkrechter Schnitt durch den Schauinsland

Beitrag von schauinsland »

:prost: Wow, noch keine zwei Monate hier dabei, haben meine Berichte von und über den Schauinsland schon über 5.000 Zugriffe. Das große Interesse freut mich sehr. Es spornt mich an, soweit die Zeit es zuläßt, mit neuen Berichten weiterzumachen. :prost:

Hier im GAG-Forum gefällt es mir unter Gleichgesinnten gut. Gerade die Vielschichtigkeit des Bergbaus kommt zur Sprache und fasziniert unverändert. Vielleicht sieht Frau/Mann sich einmal im Museums-Bergwerk Schauinsland oder anderweitig vor Ort. Es würde mich freuen, über die bisherigen Freunde des Schauinslandes hinaus weitere persönlich kennenzulernen. Hier spreche ich auch für die Forschergruppe Steiber. :knu: :hick:

Unser senkrechter Schnitt durch das Nordfeld der Grube Schauinsland
Als kleiner Leckerbissen für dieses Forum, eines unserer "Erkennungszeichen", der senkrechte Schnitt durch das Nordfeld der Grube Schauinsland. Ich stelle ihn mit höherer Auflösung hier ein.
Nach meiner Idee und den verfügbaren Plänen von Ulrich Ziehler gezeichnet für unser Emser-Heft 1986/I über die Grube Schauinsland. Das Emser Heft ist später auch als Buch erschienen. Beide sind leider schon lange vergriffen. Aber es ist Neues in Arbeit. Der Pfiff bei diesem Schnitt ist das Freiburger Münster im Größenvergleich zur Grube Schauinsland. Das ist die erste Auflage mit fehlendem "Toilettenstollen", der damals noch nicht geboren war. In gewisser Weise ist es das Ur-Original. Es gibt inzwischen eine zweite Auflage mit weiteren Nachdrucken, Größe immer etwa DIN A 2.

Nicht unter markscheiderischen Gesichtspunkten konzipiert, sondern zur Visualisierung des Bergwerkes für den Laien. Höhen können aus dem Schnitt entnommen werden, nicht jedoch Stollen- und Streckenlängen. Die Kolorierung der einzelnen Sohlen ist Schauinsland-spezifisch und weicht von der Norm ab. Mit Bedacht wurde die Schnittebene Südwest-Nordost (hercynische Streichrichtung der Haupterzgänge) von mir gewählt, so daß der Betrachter quer auf die Gangflächen sieht. Berücksichtigt sind, neben dem modernen Bergbau bis 1954, unsere Neuauffahrungen, und soweit bekannt der Altbergbau, also unsere Forschungsergebnisse der letzten 30 Jahre.

"Nur" 4 von 12 abgebauten Erzgängen
Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurden nur die vier bedeutendsten, von insgesamt 12 abgebauten Erzgängen, eingezeichnet. Die Blickrichtung ist ungefähr von Südost nach Nordwest und entspricht einem Blick vom Feldberg (dem höchsten Berg im Schwarzwald) durch den Schauinsland hindurch ins Rheintal zum Kaiserstuhl. Von Südwest nach Nordost sind es die Gänge VI, III, Roggenbach-Gangzone und II (mit teilweiser Überdeckung). Die Nummerierung der Erzgänge ist historisch entstanden. Neben den Haupterzgängen gibt es eine eigenständige Nummerierung der für den Bergbau interessanten, mineralisierten Fiederspalten (sogenannte Diagonaltrümmer), die etwa Ost-West streichen und mit arabischen Ziffern bezeichnet sind. :?

Die Schauinsland-Erzgänge
Die komplexe Geologie im Schauinsland-Nordfeld wurde erst spät richtig verstanden. Auch im modernen Bergbau wurden so bei Auffahrung und Vorrichtung immer wieder Haupterzgänge und Diagonaltrümmer verwechselt. Eine dauerhafte geologische Betreuung während der Betriebszeit wäre für den Bergbau hilfreich gewesen.
Bemerkenswert: Mit Erfahrung kann ein Kenner eine Gangstufe aus dem Schauinsland in der Regel dem Erzgang zuordnen.
Ein Kuriosum: Im Schauinsland gibt es einen Erzgang 0, weil erst kurz vor Grubenschließung 1954 dessen Bauwürdigkeit entdeckt wurde und die Nummerierung lange vorher abgeschlossen war!
:D

Etwas Geologie - die Lagerstätte im Schnelldurchgang
Allen Schauinsland-Erzgängen ist gemeinsam ihre kurze streichende Baulänge, die nur wenige hundert Meter beträgt. Ein häufiger Wechsel von edlen und tauben Bereichen hat den Bergbau erschwert. Die Gangbreite erreicht bis 4 m, im Mittel ca. 1,5 m. Die Teufenerstreckung ist beträchtlich. Die Roggenbach-Gangzone, die für den modernen Bergbau am ertragreichsten war, wurde über rund 700 Höhenmeter abgebaut. Die Lagerstätte ist nicht ausgeerzt. Die Grubenschließung Oktober 1954 unter der Stolberger Zink AG erfolgte aus Rentabilitätsgründen, nicht wegen Erschöpfung der Lagerstätte. Kostensteigernd war die komplexe und für den Bergbau schwierige Lagerstätte mit hohem Aufwand bei der Exploration. Im weltweiten Vergleich ist der Schauinsland eine kleine mittlere Blei-Zink-Silber-Lagerstätte. Die ursprünglich vorhandene Erzmenge schätze ich auf gut 3 Millionen t. Die Grube Schauinsland war die höchst gelegene Metallerzgrube in Deutschland, die längere Zeit in Betrieb war. Entstanden ist die Lagerstätte, entgegen früheren Ansichten, in großen Teilen erst im Tertiär im Zusammenhang mit dem Oberrheingrabenbruch. :top:

Neben dem Nordfeld, in welchem der moderne Bergbau des 19. und 20.Jahrhunderts ausschließlich umging, gibt es ein Südfeld. Dort begann wohl im 12.Jahrhundert der Bergbau auf einer Höhe von 1.200 m über NN. Über das Schauinsland-Südfeld ist heute nichts Näheres bekannt, da dort seit 200 Jahren kein Bergbau mehr umgeht und keine untertägigen Aufschlüsse bestehen (mit einer kleinen Ausnahme, und die war Gegenstand der Magisterarbeit meines Grubenarchäologen Martin).

Die abgebauten Erze waren silberhaltiger Bleiglanz (mit ca. 0,1% Ag) und eisenreiche, schwarze Zinkblende. Die Zinkblende kommt deutlich häufiger vor, als der Bleiglanz; Fahlerze fehlen ganz. Die Gangarten sind Quarz, Schwerspat, Kalkspat und Dolomit; kein Flußspat. In den fünfziger Jahren wurden jährlich 40.000 t Rohhaufwerk mit einer Belegschaft von etwa 250 Mann gewonnen. Im 20.Jahrhundert sind insgesamt etwa 1 Million t Erz abgebaut worden, der bezahlte Metallinhalt betrug rund 15%. Das Rohhaufwerk wurde in der Nähe aufbereitet. Die Verbindung zur Grube erfolgte mit einer 6 km langen Materialseilbahn. Erst ab 1935 war mit einer Flotation die der Lagerstätte angemessene Aufbereitungstechnik vorhanden.

Rund 70 verschiedene Mineralien und ein legendärer Ruf bei Steinsammlern
Dieser durchaus zweischneidige Ruf, nichts gegen anständige Mineraliensammler, hat den Schauinsland aus Selbstschutz zu einem der am besten gesicherten Bergwerke gemacht. Unsere Türen sind alle Schneidbrenner-sicher aufgrund ihrer Sandwichbauweise und wiegen mindestens 1 t pro Stück. :D :D

Mit seinem bekanntesten Mineral, dem grünen Pyromorphit (einem Bleiphosphat), ist der Schauinsland in den bedeutenden Mineraliensammlungen weltweit vertreten. An unserer Mineralienfundstelle im Gang VI auf der 4.FK wird heute noch schöner Cerussit (Bleicarbonat) in Zentimeter langen Nadeln gefunden. Berühmt war der Schauinsland während der Betriebszeit für seine schönen, großen Schaustufen mit Bleiglanz-, Zinkblendekristallen und Pyrit, Markasit auf Quarz, Kalkspat. Teilweise wurde die Mineraliengewinnung vom Bergwerksbetrieb sogar professionell betrieben.

Glückauf

Berthold Steiber :)
Zuletzt geändert von schauinsland am Sa. 10. Feb 07 2:54, insgesamt 1-mal geändert.
schauinsland
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Beitrag von schauinsland »

Senkrechter Schnitt durch das Schauinsland-Nordfeld mit Gang VI, III, Roggenbach-Gangzone und Gang II.
Der Besucherbereich des Museums-Bergwerkes Schauinsland ist rot eingerahmt:
-45-minütige Familienführung söhlig im Gegentrum II-Stollen (hellbraun)
-kleine 1,5-stündige Führung zusätzlich mit Fahrtenabstieg auf Geg.III und 5.FK (hellblau + gelb)
-große 2,5-stündige Führung zusätzlich mit weiterem Fahrtenabstieg auf 4.FK (rot)
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Senkrechter Schnitt durch das Schauinsland-Nordfeld (FGS 1995)
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digger_Martin
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Beitrag von digger_Martin »

Neben dem Nordfeld, in welchem der moderne Bergbau des 19. und 20.Jahrhunderts ausschließlich umging, gibt es ein Südfeld. Dort begann wohl im 12.Jahrhundert der Bergbau auf einer Höhe von 1.200 m über NN.
Erstaunlich, dass es das Märchen vom Bergbau des 12. Jahrhunderts immer noch gibt. Man hätte vielleicht "seinem" Archäologen doch mal genauer zuhören sollen. :x Davon abgesehen, hält die These vom Bergbau des 12. Jahrhunderts im Schauinsland auch einer kritischen Prüfung seitens der Historiker nicht stand. :wink: Die Sachlage ist insgesamt eindeutig: Der Bergbau begann erst im späten 13. Jahrhundert, sowohl im Gebiet Willnau/Diesselmuot (Südfeld) wie auch auf der Nordseite im Bereich der alten Grube Schauinsland.

Glückauf,
Martin
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Tobi
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Beitrag von Tobi »

Ach das eine Jahrhundert........

Komm Martin so eng darf man das doch nicht sehen :D


Das ist wie mit den 100 Km Stollenlänge,

liegt rein im Ermessen des Betrachters!

Hoffe ich hab jetzt keine Grundsatzdiskussion ausgelöst
:P


herzliche Grüße an alle Schauinsländer und Freunde des Schauinsland

Glück auf!

Tobi :)
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René_M
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Beitrag von René_M »

Hallo Petra!

Auch von mir herzlichen Glückwunsch zu diesen einziartigen Gewinn!!!!

Glück auf René
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digger_Martin
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Beitrag von digger_Martin »

@Tobi: Da es sich in diesem Fall um eine klare (archäologisch-historische) Sachlage handelt und das Wissen auch an Besucher weitergegeben wird, muss man schon genauer sein, insbesondere wenn sonst auch auf andere Details großer Wert gelegt wird. Vor allem sollte man sich auch mit den entsprechenden Primärquellen auseinandersetzen und nicht unkritisch Interpretationen übernehmen, die das Quellenmaterial überstrapazieren. Das Ermessen des Betrachters ist bei den Datierungen des mittelalterlichen Bergbaus im Schauinsland stark eingeschränkt. Das bringen mehr als acht Jahre archäologische Arbeiten in der Grube und über Tage sowie historische Recherchen mit sich. Montanarchäologie ist eben kein Würfelspiel. Eine Grundsatzdiskussion erübrigt sich eigentlich.

Glückauf,
Martin
Höhlenmaier
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Beitrag von Höhlenmaier »

Hallo Berthold,

mal so `ne neugierige Frage als Höhlenretter: wie habt ihr`s denn bei Euren ausgedehnten Strecken/Touren und Führungen so mit dem Rettungskonzept ? Alles selbst, alles Bergwacht, alles kein Problem oder alles Grubenwehr (die ja auch nicht immer auf Altbergbau stehen, soweit ich weiß) ?

So profihaft wie das aufzieht, habt ihr Euch da ja bestimmt was ausgedacht. Und falls mal alle Stricke reissen...wir sind gerne für Euch da: http://www.hoehlenrettung-bw.de

GA :cool:

Alex (Geschäftsführer von o.g. Laden)
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Tobi
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Beitrag von Tobi »

@ Martin Wollt dich echt nicht nerven!

Hab euch ja nur auf die Schippe bzw. Kratzer genommen :D

Hast ntürlich Recht!

Gruß Tobi
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AdM_Michael
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Beitrag von AdM_Michael »

Eine Grundsatzdiskussion ist auch von markscheiderischer Seite nicht erforderlich:
Entweder man hat 100km oder nicht. Ermessen gibt es da nicht, sondern nur Messen.
Yesterday was a disaster,
today is even worse,
tomorrow has been cancelled.
schauinsland
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Rettungskonzept der Grube Schauinsland

Beitrag von schauinsland »

Höhlenmaier hat geschrieben:Hallo Berthold,

mal so `ne neugierige Frage als Höhlenretter: wie habt ihr`s denn bei Euren ausgedehnten Strecken/Touren und Führungen so mit dem Rettungskonzept ? Alles selbst, alles Bergwacht, alles kein Problem oder alles Grubenwehr (die ja auch nicht immer auf Altbergbau stehen, soweit ich weiß) ?

So profihaft wie Du das aufziehst, habt ihr Euch da ja bestimmt was ausgedacht. Und falls mal alle Stricke reissen...wir sind gerne für Euch da: http://www.hoehlenrettung-bw.de

GA :cool:

Alex (Geschäftsführer von o.g. Laden)

Guten Tag Alex,

danke für Dein liebes Angebot. Ich hoffe jedoch, daß wir die Höhlenrettung im Schauinsland mangels Ernstfall nie brauchen. Sonst seid ihr gern willkommen. Hochachtung vor dem, was ihr da auf die Beine gestellt habt. :meister: :top:

Für den Schauinsland haben wir vor Jahren unter großem Engagement einiger Kameraden ein Rettungskonzept erarbeitet. Alle zwei Jahre üben wir zusammen mit der Bergwacht und dem Rettungsdienst, die uns wohlgesonnen sind. Das sind wir unseren Besuchern und uns selber schuldig. Bei der Übung wird unter worst-case Bedingungen die Vorortversorgung eines Verletzten mit anschließenden Schachttransporten im Schleifkorb (erst runter, dann in einem anderen Schacht wieder hoch) unter Echtzeitbedingungen geübt.

Das Rettungskonzept liegt in Papierform (10 Seiten) und für Schulungszwecke als Powerpoint-Präsentation vor. Derzeit müssen Verletzte immer über den Gegentrum II-Stollen geborgen werden. Mit Schaffung eines weiteren Zugangs über den Gegentrum IV- und Toilettenstollen auf die 4.FK würde zukünftig eine Rettung vereinfacht werden.

Freiwilliger zum Aufhängen?
Im Falle eines Falles findet der Staatsanwalt immer einen zum Aufhängen und das wäre ich beim Schauinsland, sogar doppelt als Unternehmer und verantwortlicher Betriebsführer. Ich weiß um meine Verantwortung und um das "Restrisiko" im Schauinsland und wir gehen damit möglichst sorgsam um (hoffentlich). Übrigens: Für alles, was im Schauinsland passiert, hafte ich nach meiner Haftpflichtversicherung mit meinem gesamten Privatvermögen! Als Selbständiger habe ich zudem keine Altersversorgung. Wenn im Schauinsland eine Katastrophe vorkommen sollte, wäre ich sprichwörtlich ein armer, gebrochener Mann. Diese "unglückliche" Konstellation kam durch die Stadt Freiburg zustande, welche den Gestattungsvertrag bis 2049 nur mit mir als Privatperson abzuschließen bereit war. Eine vorgesehene GmbH als Betriebsgesellschaft wurde somit hinfällig. :shock:

Du sprichst ein heißes Thema an. Auf Deine Frage bekommst Du eine ehrliche Antwort von mir. Bin ich lebensmüde? :?: :?: Ich meine nicht, vielleicht etwas "bergbaubegeistert". Auch hoffe ich, daß alle Beteiligten mit meinem Risiko sorgsam umgehen. Leider mußte ich da schon Enttäuschungen erleben. So von einer Person, die hier im Forum eifrig postet. Auch im Schauinsland ist nicht alles Silber, was glänzt, und der Preis dafür war manchmal verdammt hoch. Das soll Andere mit Bergbauambitionen jedoch nicht entmutigen, nur zum gründlichen Nachdenken anregen. :D

Glückauf

Berthold Steiber
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Re: Rettungskonzept der Grube Schauinsland

Beitrag von Kartan »

schauinsland hat geschrieben:Auch hoffe ich, daß alle Beteiligten mit meinem Risiko sorgsam umgehen. Leider mußte ich da schon Enttäuschungen erleben. So von einer Person, die hier im Forum eifrig postet.
Das ist selbstverständlich nur meine persönliche Meinung; ich muß jedoch sagen, daß ich solche unbegründeten, persönlichen Anspielungen auf wen auch immer nicht besonders gut finde. Ich denke, es wäre weit besser, das persönlich und privat auszumachen.

Glückauf!
Kartan
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Beitrag von kwiesatz »

Petra_S. hat geschrieben:Es ist nicht das Bergamt gewesen was diese Untertagetoilette gefordert hat, sondern es war eine Forderung der Stadt Freiburg.
:oops: dann war's eben die stadt...

...in meinem alter kann man sich halt nicht mehr alles so gut merken...;)



jedenfalls fand ich's schon ein starkes stück damals...
...als ob die nix besseres zu tun hätten, als sich über den stuhlgang der bergwerksbesucher gedanken zu machen...:roll:

...aber wie berthold schon geschrieben hat, gehört dieses kapitel ja nun der vergangenheit an...:)


dir liebe petra möchte ich jedenfalls meinen Glückwunsch aussprechen...
...wer mit so detailierten kenntnissen antritt, hat es verdient, sieger zu sein - chapeau!

und ich wünsche dir viel spaß bei der Mineraliensammel-Sonderführung...:)


...glücklicherweise habe ich mich trotz aller bergbaubegeisterung bis jetzt davor hüten können, dem "steinewahn" zu verfallen, sonst müsste ich jetzt richtig neidisch werden... :wink:


aber ich muss mich auch mal so wieder da oben blicken lassen...
...sonst wird dort noch vergessen, dass ich auch ein ehrenamtliches mitglied der fgs bin... :oops:


es ist so ein schönes bergwerk und für mich quasi direkt neben der haustür...
...wäre doch doof, wenn ich da nicht mehr kostenlos rein käme... :P


vielleicht hilft das auch meiner erinnerung wieder auf die sprünge und ich kann es in zukunft vermeiden dem armen bergamt irrtümlicherweise solche unwahrheiten zu unterstellen...

...an dieser stelle also nochmal ein DANKE für die korrektur!!!
GLÜCK AUF aus dem schönen Freiburg i.Brsg.
Nico A.

"Es sind nur Steine..."

ps.: Das schöne an Löchern ist, dass sie nicht weglaufen... ;)
schauinsland
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"Zentraler Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland&q

Beitrag von schauinsland »

Der Barbarastollen der Grube Schauinsland in Oberried bei Freiburg im Breisgau/Südschwarzwald//Teil 1

Eine weitere Besonderheit der Grube Schauinsland ist dieser "Kulturstollen". Er ist sogar ein Alleinstellungsmerkmal, zumindest für Deutschland. Während der Herrichtung von 1970 bis 1974 und bis in die achtziger Jahre geheim, ist er inzwischen bei gelegentlichen Besichtigungen der interessierten Öffentlichkeit und den Medien zugänglich.:cool:

Etwas Geschichte
Aufgefahren seit Beginn des 20.Jahrhundert, hatten die Schwarzwälder Erzbergwerke als damalige Betreiberin des Schauinsland-Bergwerkes, mit diesem Stollen einiges vor. Unterhalb des Mundlochs befindet sich das Wasserkraftwerk der Grube Schauinsland, das 1903 mit dem Wasserrecht eines älteren Sägewerkes eingerichtet wurde. Mit Hangkanälen wird das Wasser der Brugga in zwei Gefällestufen mit jeweils 2 Turbinen verstromt; die installierte elektrische Leistung beträgt insgesamt ca. 650 kW. Als einzige übertägige technische Einrichtung hat dieses Kraftwerk die Grubenschließung 1954 überlebt. Diesem Kraftwerk, das die Grube und Aufbereitung mit Strom versorgte, ist zu verdanken, daß 1945 die Tiefbaue im Schauinsland im Unterschied zu den meisten anderen Bergwerken nicht unter Wasser kamen.Unter den privat betriebenen Wasserkraftwerken des Schwarzwaldes zählt es zu den größeren. Früher wurde nur der Überschußstrom, heute die gesamte elektrische Leistung, in das öffentliche Netz eingespeist. Bemerkenswert schön und ungewöhnlich sind die auch heute noch in der elektrischen Zentrale vorhandenen Schalttafeln aus Marmor mit dem Bergbausymbol Schlägel und Eisen. Das Kraftwerk ist bei einer Autofahrt von Kirchzarten über Oberried auf den Schauinsland leicht zu finden: Rechts auf der westlichen Talseite das Aquädukt mit Druckleitung und auf der anderen Straßenseite das obere Kraftwerk.

Der Anfang war ein Wasserkraftwerk, geplant war eine Aufbereitung8)
Zu diesem Kraftwerk sollte damals auch die endgültige Aufbereitung kommen und diese mit einem Eisenbahnanschluß über Oberried nach Kirchzarten zur Höllental-Eisenbahnlinie versehen werden. Technisch wäre diese Stichbahn mit dortiger Aufbereitung möglich gewesen, es kam jedoch nie zur Ausführung. Somit blieb die ursprünglich als Provisorium gedachte Aufbereitung bei Freiburg-Kappel bis 1954 in Betrieb. Diese wurde sogar 1935 von einer nassmechanischen in eine Flotations-Aufbereitung umgebaut und erweitert. Eine über 6 km lange Materialseilbahn zum Leopoldstollen im Kapplertal stellte die Verbindung zur Grube her. Diese Materialseilbahn war im Betrieb personalintensiv und anfällig. Der alternative Erztransport über den 1938 begonnenen Tiefen Stollen zur Aufbereitung scheiterte bis zum Schluß an der nicht fertiggestellten Auffahrung des Verbindungsstollens Hercherhof-Erzwäscherei. Bei der Grubenschließung Oktober 1954 fehlten von insgesamt 7 km nur noch gut 100 m. Irgendwie tragisch und durchaus zum Schauinsland passend.

Leider nie umgesetzt...
Von der Idee her waren diese Überlegungen pfiffig.:idea: Der Oberrieder Barbarastollen hätte zum Leopoldstollen einen Teufengewinn von fast 300 Höhenmetern eingebracht bei einer Länge von weniger als 3 km ins Grubenzentrum. Der 1938 begonnene und 1946 durchschlägige Tiefe Stollen im Kapplertal brachte nur 100 m mehr Teufe ein bei einer Länge von 5 km.

Hätte, könnte...; es wäre schön gewesen. So hatte das Schauinsland-Bergwerk den angefangenen Barbara-Stollen in Oberried, der mit Unterbrechungen bis in die zwanziger Jahre etwa 1.400 m aufgefahren wurde. Nur Gneis und kein Stückchen Erz. Da querschlägig durch den Berg aufgefahren, durchweg standfestes Gebirge und von Anfang an steigende Gebirgsüberdeckung. Bis zum Erreichen des Grubenzentrums mit den Erzgängen des Schauinsland-Nordfeldes fehlen noch rund 1.500 m. Die projektierte Verlängerung (siehe mein senkrechter Schnitt durch das Schauinsland-Nordfeld) befände sich im Niveau der 5.Sohle unter Leopoldstollen.

Im Ergebnis ein kerzengerader Stollen ohne jeden bergmännischen Nutzen und dabei richtig viel Geld in den "Sand", besser "Berg" gesetzt. So etwas ist im Bergbau nicht ganz ungewöhnlich. Die damals tätigen Schwarzwälder Erzbergwerke mit Sitz in Köln waren eine kleine Bergwerksgesellschaft, denen das finanziell weh tat. Erst 1935 kam die Stolberger Zink AG aus Aachen in den Schauinsland und damit ein größerer Bergbau-Konzern. Interessant wird es 1970, als die Bundesrepublik Deutschland diesen "unnützen" Stollen entdeckt, die dazu gehörenden Grubenfelder kauft und den Oberrieder Barbarastollen in den Zentralen Bergungsort Deutschlands (ZBO) ausbauen läßt.

Darüber im 2.Teil mehr.

Frohe Ostern wünscht mit herzlichem Glückauf :)

Berthold Steiber
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micha2
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Beitrag von micha2 »

Interessant wird es 1970, als die Bundesrepublik Deutschland diesen "unnützen" Stollen entdeckt, die dazu gehörenden Grubenfelder kauft und den Oberrieder Barbarastollen in den Zentralen Bergungsort Deutschlands (ZBO) ausbauen läßt.
Darüber im 2.Teil mehr.
Man darf gespannt sein... :top:

Frohe Ostern und Glück auf

Micha2
Wenn der Wahnsinn epidemisch wird, heißt er Vernunft
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HGS
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Beitrag von HGS »

Hi, Berthold,
ich warte auch gespannt auf Deine weiteren Ausführungen.
Aber zur Veranschaulichung zu Deinem Text , wir habe bei unserem Besuch bei Euch im Oktober diese Bilder gemacht.
Das Kraftwerk ist bei einer Autofahrt von Kirchzarten über Oberried auf den Schauinsland leicht zu finden: Rechts auf der westlichen Talseite das Aquädukt mit Druckleitung und auf der anderen Straßenseite das obere Kraftwerk.
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Wasserkraftwerk1.jpg
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Glück auf!

Herbert

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Man muss einfahren, um hoch zu kommen!
schauinsland
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Etwas Topographie am Schauinsland

Beitrag von schauinsland »

HGS hat geschrieben: Zur Veranschaulichung zu Deinem Text , wir habe bei unserem Besuch bei Euch im Oktober 2006 diese Bilder gemacht.
Dir, Herbert, herzlichen Dank für das schöne Bild. :top: :knu:

Der Oberrieder Barbarastollen befindet sich etwa 50 m oberhalb des Aquäduktbeginns im Wald.

Zur besseren Orientierung
Für Leser ohne Ortskenntnisse am Schauinsland ist vieles nicht richtig vorstellbar. Immerhin ist das GAG-Forum weit verbreitet. Deshalb zum besseren Verständnis in Kurzform:
Der Schauinsland liegt 15 km südlich von Freiburg und ist mit 1.284 m einer der höchsten Berge des Südschwarzwaldes (Feldberg 1.496 m). Vom Schauinsland sind es 45 km in südliche Richtung bis zur schweizer Grenze am Hochrhein und Basel; nach Nordwesten etwa 90 km bis Straßburg in Frankreich.

Seinem Namen macht der Schauinsland bei schönem Wetter alle Ehre. Da keine höheren Berge vorgelagert, ist ein direkter Blick nach Westen ins Rheintal, Kaiserstuhl bis in die Vogesen möglich. Nach Süden sind bei guter Fernsicht die schweizer Alpen zu sehen (ca. 120 km); sogar bis zur Mont-Blanc Gruppe (ca. 180 km). Im Südosten liegt der Feldberg 10 km entfernt.

Viele Wege führen nach Rom und insgesamt 6 Täler zum Schauinsland. Die zahlreichen Täler um den Schauinsland herum boten sich für Zugänge zur Lagerstätte an. Die hydrothermal entstandenen zahlreichen Erzgänge konzentrieren sich in der Gipfelregion des überwiegend aus Paragneisen aufgebauten Schauinsland.

Das Bohrertal von Nordwesten
Der direkte Zugang von Freiburg erfolgt durch das Bohrertal von Nordwesten über die sogenannte Rennstrecke. Dort wurde bis in die neunziger Jahre ein bekanntes Bergrennen für Autos und Motorräder ausgetragen. Die normale (!) Fahrzeit von Freiburg beträgt etwa 30 Minuten. Im Bohrertal verläuft auch die Schauinsland-Seilbahn. Die 3,6 km lange Seilbahn im Umlaufprinzip ist eine attraktive Alternative und ermöglicht die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Im oberen Bereich befinden sich verschiedene Ramselendobelstollen (Altbergbau).

Das Kapplertal von Norden
Direkt östlich schließt das Kapplertal an, welches von Norden kommt. Dort war die Infrastruktur des modernen Bergbaus aus dem 19. und 20.Jahrhunderts mit den beiden Hauptförderstollen Kapplerstollen (+981 m über NN, der "Hebammenstollen") und Leopoldstollen (+835 m). Im oberen Bereich befindet sich auch dort Altbergbau mit den Erzkasten- und dem Roggenbachstollen. Der 5 km lange Tiefe Stollen verläuft unter diesem Tal und hat sein Mundloch auf +450 m. Am östlichen Talausgang befand sich die Aufbereitung. Bis zur Grubenschließung Oktober 1954 war die über 6 km lange Materialseilbahn von der Aufbereitung zum Leopoldstollen ein imposanter Anblick, da mehrfach das gesamte Tal querend.

Das Oberriedertal im Nordosten
Noch weiter im Osten liegt das Oberrieder Tal mit dem Kraftwerk und Barbarastollen (Kulturstollen), welches südlich des Schauinslandes nach Westen in das Hofsgrundertal umbiegt. Dort befindet sich umfangreicher Altbergbau und auf +1.189 m der Zugang zum Museums-Bergwerk Schauinsland. Der Kapplerstollen ging früher ähnlich einem Tunnel von der Nord- zur Südseite durch den Berg und ist heute noch in der Bevölkerung als "Hebammenstollen" bekannt. Im Süden geht es ins Wiesental Richtung Todtnau.

Münstertal und St.Ulrichertal im Westen
Südwestlich beginnt am Schauinsland das Münstertal Richtung Staufen und nach Westen verläuft ein weiteres Tal nach St.Ulrich.


Damit wäre der Kreis geschlossen. Jetzt sollte unser senkrechter Schnitt verständlicher werden, in welchem die wesentlichen modernen Bergbauaktivitäten eingetragen sind. Die Täler wurden als Zugang zur Lagerstätte vom Bergbau unterschiedlich genutzt. Somit ist der Schauinsland ein typisches Stollen-Bergwerk mit insgesamt 4 Blindschächten, darunter der Roggenbach-Schacht mit 535 m Teufe.
Dieser Beitrag hätte eigentlich am Anfang der Schauinsland-Serie kommen sollen, hmm. Mit einer topographischenKarte wäre es zudem noch anschaulicher. Kann da vielleicht jemand aus dem Forum aushelfen? Wäre prima. :meister:

Teil 2 zum Kulturstollen ist in Arbeit. Wegen dem Saisonbeginn am 1.Mai im Museums-Bergwerk bitte noch etwas Geduld. :)

Glückauf

Berthold Steiber :mussweg:
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AdM_Michael
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Beitrag von AdM_Michael »

Die einzelnen Bausteine lesen sich ja fast wie eine neue Homepage oder Broschuere. Wie waere es denn mit einer Veroeffentlichung des gesamten Textes unter Publikationen. Das liest sich dann ohne die anderen Kommentare etwas einfacher und die Reihenfolge stimmt dann auch wieder. BW ist da ja bisher noch nicht vertreten.

Fuer aktuelle topographische Karten von BW duerfte dies die beste Adresse sein:

http://www.lv-bw.de :cool:

Nur kostenlos wird es dort nichts geben...
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digger_Martin
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Beitrag von digger_Martin »

Nur um Missverständnissen vorzubeugen: Der Name Schauinsland bezieht sich nicht auf die gute Fernsicht, sondern heißt eigentlich "geprüftes Land" und bezieht sich auf die Nordseite des Berges (Kappler Wand), auf der sich die alte Grube Schauinsland befindet. Erst sehr viel später wurde die Bezeichnung auf den gesamten Berg ausgedehnt.

GA,
Martin
Alt ist man erst, wenn man zum Archäologen überwiesen wird.
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Tobi
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Beitrag von Tobi »

Glück auf an alle Schauinslandsüchtigen

Steht der Berg noch?? Oder kann man jetzt bei einem schönen Sommerabend am Grubenvorplatz aufs Meer sehen?

Ich hoffe doch! :-)

Liebe Grüße aus Berlin

Tobi

( der, der alles kaputt macht ;-) )
Falafel
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Beitrag von Falafel »

Mal eine Frage an das Familien-Schauinsland: Ab welchem Alter kann ich mit meinem Zwerg bei Euch einfahren (er ist 4 J.)? Da ich meine Familie nun wahrscheinlich zum Süd-Scharzwald-Urlaub überreden konnte, muß Papa natürlich seinem Junior was bieten :wink:

Glück Auf!
Stephan
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Mindestalter 0 bei der Familienführung

Beitrag von schauinsland »

Mal eine Frage an das Familien-Schauinsland: Ab welchem Alter kann ich mit meinem Zwerg bei Euch einfahren (er ist 4 J.)? Da ich meine Familie nun wahrscheinlich zum Süd-Scharzwald-Urlaub überreden konnte, muß Papa natürlich seinem Junior was bieten Wink

Glück Auf!
Stephan Adlung
Hallo Stephan,

wir haben ein Herz für kleine (Nachwuchs-) Bergfrauen und Männer. Würden wir sonst aufwändige Kindergeburtstage untertage anbieten? :)

Die 45 min. Führung im Museums-Bergwerk Schauinsland, genannt "Familienführung", hat behördlicherseits kein Mindestalter. Kinder von 0 bis 3 Jahren sind unsere Gäste, von 4 bis 11 Jahre kostet diese Führung EUR 3,- und ab 12 Jahren 4,-. So schnell wird frau/mann im Schauinsland erwachsen :wink:. Ab 12 Jahren oder einer Körpergröße von 150 cm sind auch die 2,5 h große und 1,5 h kleine Führung mit Leiternab- und Aufstiegen möglich. Dieses durch die Bergbehörde vorgegebene Mindestalter in Kombination mit der Körpergröße (anfangs 14 Jahre ohne Körpergröße) hat sich bewährt. Wegen der Chancengleichheit habe ich darauf gedrängt, bei den wenigen anderen Besucherbergwerken, die ebenfalls im Führungsbereich Fahrten einsetzen, das gleiche Mindestalter zu fordern. Nach meinem Kenntnisstand ist das inzwischen geschehen. Deshalb die Differenzierung bei 12 Jahren und zudem hat der Europa-Park in Rust als größter Freizeitpark die selbe Altersgrenze für Kinder.

Für Familien mit zahlreichen Kindern haben wir aus sozialen Gründen zusätzlich eine Familienkarte eingeführt für 14,-. Somit sind das dritte und alle weiteren eigenen Kinder gratis. Den Rekord im Schauinsland hält bisher eine Familie mit 9 Kindern! :D

Die Familienführung bietet einen ersten Einstieg im Schauinsland und ist mit Bedacht bereits über dem Gebotenen der anderen Besucherbergwerke hier im Schwarzwald angesiedelt. Unsere gebotene Qualität bewährt sich, ist doch das Museums-Bergwerk eines der ganz wenigen Besucherbergwerke mit weiterhin deutlich steigenden Besucherzahlen, und das auf inzwischen hohem Niveau (2006: 32.000 Führungen).

Eine gut gemachte Familienführung ist oft der Grund zu einer späteren längeren Führung und kann durchaus Bergbauinteresse wecken. So führen wir z.B. einen alten Flottmann Bohrhammer AT-18 in Funktion vor, ebenso einen Atlas-Copco LM-30 Wurfschaufellader. Keine Sorge, unsere Führer/innen sind so geschult, daß auch kleine ängstliche Besucher durch die Geräuschentwicklung nicht erschreckt werden.

Also Stephan, wenn du im Südschwarzwald bist, vorbeikommen, es lohnt sich. Übrigens, die Familienführung ist vom 01.Juli bis 15.September täglich (!) von 11.30 bis 15.30 Uhr in stündlichem Abstand.

Glückauf

Berthold Steiber
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Neuigkeiten vom Schauinsland

Beitrag von schauinsland »

Herzliches Glückauf an alle Freunde/innen des Schauinslandes und der Forschergruppe Steiber!

Es gibt uns noch und die Aktivitäten wurden eher gesteigert. Inzwischen haben wir uns nicht nur untertage im Schauinsland ausgedehnt, sondern auch kräftig übertage. Nach reiflicher Überlegung habe ich mich September 2006 entschlossen, aus einer Insolvenz die mit über 8 km längste Downhill-Rollerstrecke Europas und einem speziellen Schlittenlift herauszukaufen. Damit möchte ich diese beiden ungewöhnlichen Angebote dem Schauinsland weiterhin erhalten, für die sich sonst wegen dem unternehmerischen Rsiko wohl kein Käufer gefunden hätte. Ihr seht, ich gehe mit dem Museums-Bergwerk unbeirrt meinen Weg, einen zugegebenermaßen Schauinsland-spezifischen Weg. :D

Downinsland-Rollerstrecke
Bei den Downhill-Rollern handelt es sich um richtige Hightech-Maschinen (Preis EUR 1.500/Stück), auf denen gestanden und nicht gesessen wird, vorne mit Federgabel und vorne und hinten hydraulischen Scheibenbremsen. Durch den tieferen Schwerpunkt sind höhere Querbeschleunigungen möglich, als auf einem Downhill-Fahrrad. Den Einstieg habe ich nur gewagt wegen der möglichen Synergien mit dem Museums-Bergwerk. Nicht nur unsere große, für den Bergwerksbetrieb vorgehaltene Werkstattkapazität, sondern auch das profunde technische Wissen meiner Mannschaft kann nun gemeinsam genutzt werden. Erste technische Maßnahme war das Optimieren der hydraulischen Bremsanlage gegen Fading aufgrund der extremen Höhendifferenz von 750 m pro Abfahrt. Nach und nach rüsten wir nun die bald 50 Roller an der Hinterradbremse auf 203 mm (!) Bremsscheiben und Quad-Hochleistungsbremsen um. Dann ist auch bei der Rollerstrecke meinen vom Bergbau geprägten Sicherheitsvorstellungen Genüge getan.

Aus Sicherheitsgründen erfolgen bei Regen keine Rollerabfahrten. Bei angereisten und angemeldeten Gruppen kann dann eine wetterunabhängige Führung im Museums-Bergwerk geboten werden. Das ist ein weiteren Pluspunkt bei der großen Wetterabhängigkeit der Rollerstrecke. Unsere Bergbaumaschinen erlauben außerdem eine kostengünstige Unterhaltung der Rollerstrecke, welche landschaftlich schön komplett durch Freiburger Stadtwald verläuft und von mir, obwohl öffentlich zugängliche Waldwege, alleine unterhalten werden muß. Die Erkenntnis dürfte hier nicht überraschen: Bergleute sind sehr vielseitig und Bergbau erst recht! :cool: :cool:

Museums-Bergwerk Schauinsland
Auch vom Museums-Bergwerk Schauinsland gibt es Neues. Das Jahr 2006 haben wir mit einem winzigen Rückgang von 1,5% bei den Führungen abgeschlossen, insgesamt 32.239 Führungen. Seit Jahren schon haben wir unsere Statistik -wie der Rammelsberg auch- von Besuchern auf Führungen umgestellt, da dies bei unseren verschiedenen Angeboten, die nur wenige Besucherbergwerke bieten, einfach aussagekräftiger ist (unsere Führungen setzen sich aus einem Grundmodul, nämlich der Familienführung und möglichen weiteren Aufbaumodulen, z.B. große, kleine, Mineraliensammelführung, zusammen). Besucherrückgang ist für den Schauinsland in den 10 Jahren seines Führungsbetrieb etwas gänzlich Neues und für mich "fast Grund zur Panik". Aber unsere 1,5% weniger relativieren sich: In 2006 hatten alle Besucherbergwerke in Baden-Württemberg zusammen einen Besucherrückgang von über 15% :shock: ! Derzeit sind wir größtes Besucherbergwerk unter den 13 im gesamten Schwarzwald und an dritter Stelle in Baden-Württemberg hinter Aalen-Wasseralfingen (Eisenerz) und Heilbronn (Steinsalz). Dabei verringert sich der Abstand zur Spitze kontinuierlich.

Die Saison 2007 hat im Führungsbetrieb ungewöhnlich fulminant begonnen. Möglicherweise wirken sich da ebenfalls die gebesserten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen aus. Zu 2006 haben wir derzeit fast 20% (!) Zuwachs. :roll:

Unsere beiden untertägigen Großlagerräume sind fertig und eingeräumt. Es reicht zwar noch immer nicht ganz, aber die Ordnung hat wohltuend zugenommen. Ich möchte sogar sagen, ein so aufgeräumtes Bergwerk hatte ich in den über 30 Jahren noch nie. Gespannt bin ich auch auf die Langzeitergebnisse unserer Konservierungs-Versuche bei Ersatzteilen im doch sehr feuchten Schauinsland. Ob wir den Kampf gegen die Korrosion dauerhaft gewinnen können?

Durch die erste Saison unserer Downinsland-Rollerstrecke und die unerwartet kräftigen Zuwächse im Besucherbetrieb müssen derzeit die bergmännischen Arbeiten notgedrungen viel kürzer treten. Zudem ist mein Maschinensteiger Markus Kiefer als mein bester Mann aktuell überwiegend als Aufsicht an der Rollerstrecke, damit diese richtig zum Laufen kommt. Trotzdem steht die komplette Instandsetzung unserer zweiten Deutz Grubenlok GK20 B (Diesel-Lok mit wassergekühltem 2-Zylinder-Motor, 20 PS, 4 Gänge, Vmax 13 km/h, Dienstgewicht 4,5 to) kurz vor der Fertigstellung. Diese Lok von der Grube Gottesehre/Urberg-St.Blasien hatte unerwartet hohe Laufzeiten (u.a. zwei neue Laufbüchsen, praktisch neue Einspritzpumpe, umfangreiche Getriebeabdichtungen, umgebaut auf E-Start). In die Instandsetzung ist richtig viel Zeit und Geld geflossen; insgesamt Kosten von rund EUR 10.000,-. Dafür haben wir bald wieder eine technisch und optisch voll funktions- und einsatzfähige Grubenlok in der für uns wichtigsten Baugröße, die zudem museal reizvoll ist.


Soweit die Neuigkeiten unter- und übertage vom Schauinsland aus dem Südschwarzwald.

Glückauf

Berthold Steiber :)
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Neue Bilder von unseren Arbeiten im Schauinsland

Beitrag von schauinsland »

Unsere fertiggestellten bergmännischen Arbeiten der letzten Zeit. Dazu nun die passenden Bilder für die Freunde des Schauinslandes im Forum der GAG. Der Umfang der ausschließlich in Eigenregie betriebenen bergmännischen Arbeiten ist bedeutend, immerhin verstehen wir uns als letztes aktives Bergwerk im Südschwarzwald.

Unsere angewandte Technik und Vorgehensweise hat sich inzwischen bewährt, sicherheitlich und wirtschaftlich. So ist der Einsatz des pneumatischen Bohrwagens Typ Mini-Jumbo des schwedischen Herstellers Alimak eine große Erleichterung. Markus Kiefer bohrt und sprengt damit einen Abschlag auf 2 m Tiefe in einem 12 Quadratmeter-Profil mit Paralleleinbruch ohne Probleme in einer Schicht. Einiges Ausprobieren bedurfte der Einbruch auf ein Freibohrloch von 89 mm. Durch Erproben konnte ich ein Bohrbild mit Ladeplan für unsere Verhältnisse im Schauinsland entwickeln, welcher zuverlässig einen Abschlagwirkungsggrad von 100% erbringt. Unser System ist so gutmütig, daß damit auch die häufigen Wechsel im Gestein sicher beherrscht werden können. Im Vergleich zu den Kosten für die Sprenglöcher ist der Sprengstoff mit Zündern billiger; für den Laien sicher überraschend. Der Druckluftverbrauch (200 l/sec bei 6 bar) des pneumatischen Tamrock-Bohrhammers ist bei den aktuellen Dieselpreisen leicht ruinös. Dafür liegen unsere Nettobohrzeiten pro Meter in zähhartem Gneis bei gut 1 min bei Kalibern von 36 - 40 mm. Eine Rückkehr zum Vortrieb mit Handbohrhämmern käme für mich im Schauinsland nicht mehr in Frage. Ich finde es bemerkenswert, daß ein kleines, ausschließlich privat finanziertes Bergwerk mit selbsterarbeitetem Know-How und einem nicht mehr ganz modernen Maschinenpark durchaus wirtschaftlich konkurrenzfähige Ergebnisse, auch unter schwierigen Verhältnissen, erreichen kann. Wohlgemerkt, meine bergmännische Mannschaft (3 Mann) ist voll bezahlt. Die Gründe für unsere sehr günstige Kostenstruktur sind zahlreich. :idea:

Glückauf

Berthold Steiber :)
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Die frisch instandgesetzte Deutz-Grubenlok GK20 B nach einer Probefahrt mit Maschinensteiger Markus Kiefer. Foto: FGS Juli 2007.
Die frisch instandgesetzte Deutz-Grubenlok GK20 B nach einer Probefahrt mit Maschinensteiger Markus Kiefer. Foto: FGS Juli 2007.
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Unser neu aufgefahrenes untertägiges Sprengstofflager; für ein Besucherbergwerk sicher höchst ungewöhnlich. Die Steckdose ist jetzt natürlich weg. Foto: FGS Juli 2007.
Unser neu aufgefahrenes untertägiges Sprengstofflager; für ein Besucherbergwerk sicher höchst ungewöhnlich. Die Steckdose ist jetzt natürlich weg. Foto: FGS Juli 2007.
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Mit diesem instandgesetzten Bohrwagen Alimak Mini-Jumbo haben wir die gesamten Spreng- und Ankerlöcher der Neuauffahrungen der letzten Jahre gebohrt. Foto: FGS Juli 2007.
Mit diesem instandgesetzten Bohrwagen Alimak Mini-Jumbo haben wir die gesamten Spreng- und Ankerlöcher der Neuauffahrungen der letzten Jahre gebohrt. Foto: FGS Juli 2007.
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Fahrsteiger
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Sprengleitbild

Beitrag von Fahrsteiger »

Hallo Berthold, versucht es mal so. Es ist einfacher und schneller mit einem pneumatischen Hammer 50 oder 64mm Löcher zu bohren. Zudem wird der eigentliche Einbruch größer. Abschläge gleichmäßig heraus zu bekommen ist bei homogenen Gesteinen recht einfach. Probiert das aber mal bei stark klüftigen oder geöffnetem Stein! Selbst bei Ammon geht die Sprengwirkung fast komplett verloren.

Glück Auf
Horst
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Sprengleitbild 001 Kleine Webansicht.jpg
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Dem Bergbau verschworen. Im Bergbau geschafft. Zum Bergmann erkoren mit stählerner Kraft.
schauinsland
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Sprengtechnik im Schauinsland

Beitrag von schauinsland »

Hallo Horst, danke für deine Anregung und das Bohrbild für einen untertägigen Streckenvortrieb. Der konventionelle Sprengvortrieb untertage, zumindest im Hartgestein, ist auch heute noch dominierend und erbringt durchweg günstige wirtschaftliche Ergebnisse neben großer Flexibilität.. In der Steinkohle werden längere Strecken mit einer TBM (Tunnelbohrmaschine) im Vollschnitt gebohrt. Für deren wirtschaftlichen Einsatz müssen jedoch gewisse Mindestauffahrlängen und halbwegs homogenes Gestein gegeben sein. So ist auf der Südseite des Gotthard-Basistunnels eine große Herrenknecht -TBM wegen falsch prognostizierten Gebirges vor kurzem im Gestein "stecken" geblieben und mußte mühsam bergmännisch "ausgegraben" werden. :shock:

Nur wenige im GAG-Forum dürften offiziell mit sprengtechnischen Problemen beschäftigt sein. Vielleicht findet dieses Thema hier deshalb Interesse. Die Qualität der Bohrarbeit entscheidet wesentlich über das gesamte Sprengergebnis. Ohne Ausbau ist zudem die Bohrarbeit der größte Kostenträger im Vortrieb. Einige Erfahrungen aus dem Schauinsland dazu.

Voraussetzungen für Sprengarbeiten
Notwendig dazu ist ein gewerblicher Erlaubnisschein für untertägige Sprengarbeiten. Voraussetzung dafür ist ein Mindestalter von 21 Jahren (war früher die Volljährigkeit und wurde beim Sprengstoff nicht heruntergesetzt), Sachkunde, Zuverlässigkeit und das nachgewiesene "Bedürfnis", sprengen zu müssen. Die Sachkunde ist heute nicht mehr einfach zu erlangen und wird über behördlich zugelassene Lehrgänge erworben. Bereits die Zulassung zu so einem Lehrgang ist an umfangreiche Voraussetzungen gebunden. Problematisch ist das Bedürfnis und da ist ein eigenes Bergwerk sicher einer der wenigen geeigneten Wege. Sollte der Erlaubnisscheininhaber keine eigene Sachkunde besitzen, bedarf er zur Durchführung der Sprengarbeiten eines Befähigungscheininhabers. Sollten jetzt bei pyroman veranlagten Bergbaufreunden Begehrlichkeiten geweckt worden sein , die Hürden liegen bei Sprengstoff zu Recht sehr hoch und die Sachkunde muß in 5 jährigen Abständen nachgeschult werden. Im Schauinsland habe ich einen Erlaubnisschein für unter- und übertägige Sprengarbeiten und zusätzlich hat Markus Kiefer einen entsprechenden Befähigungsschein.

Das Wesentliche beim untertägigen Sprengen ist der Einbruch.
Dieser Einbruch hat nichts mit Panzerknackern zu tun, sondern ist die Herstellung einer zweiten freien Fläche. Bei übertägigen Sprengarbeiten in einem Steinbruch ist fast immer diese zweite Fläche vorhanden, z.B. Steinbruchvorderwand und deren Oberseite. Untertage ist die sprengtechnische Herstellung dieser zweiten Fläche, also des Einbruchs, der erste Schritt beim Sprengen und die unabdingbare Voraussetzung für das Gelingen der gesamten Sprengung. Es gibt umfangreich Literatur über Einbrüche beim Sprengen, die sich grob in Schräg- und Paralleleinbrüche einteilen lassen, letztere mit oder ohne ungeladene Freibohrlöcher. Je länger der Abschlag bei gegebener Streckenbreite sein soll, desto schwieriger wird der Einbruch. Was beim Einbruch nicht herausgesprengt wird, bleibt bei der gesamten Sprengung im Berg "stecken".

Unsere Erfahrungen im Schauinsland
Da ein persönliches Steckenpferd von mir, haben wir verschiedenste Einbrüche umfangreich untersucht und auch separat gesprengt. Das Gebirge im Schauinsland ist zähharter, oft stark verquarzter Gneis, meistens mit vielen kleinen Klüften durchsetzt, sprengtechnisch durchaus eine Herausforderung.

Das Ergebnis in Kurzform: Wir sind im Schauinsland völlig weg von den Schrägeinbrüchen und bohren nur noch Einbrüche auf ein großes Freibohrloch von 89 mm Durchmesser. Entgegen der allgemeinen Auffassung machen wir damit beste Erfahrungen, auch wirtschaftlich, und verwenden diesen Einbruch sogar in kleinen 4 Quadratmeter-Profilen. :idea: Dort mit einem SIG-Handbohrhammer PLB 29 gebohrt. Diese SIG (schweizerische Industriegesellschaft) ist mit der leistungsfähigste pneumatische Handbohrhammer am Markt. Unsere sind von der Preussag aus Bad Grund. Damit bohren wir das Freibohrloch in ca. 20 min auf 210 cm und sprengen in dem kleinen Profil einen 200 cm tiefen Abschlag reproduzierbar komplett heraus, ohne Restbohrlochpfeifen. Das ist durchaus nicht selbstverständlich. Das Freibohrloch wird auf einem Sprengbohrloch mit einer Pilotstange in einem zweiten Schritt aufgebohrt. Meine anfänglichen Bedenken wegen der Standzeit der verwendeten, nicht billigen Stiftbohrkrone waren unbegründet. Diese Stiftbohrkrone hält bei uns, natürlich mit pfleglicher Behandlung und reduziertem Durchmesser (derzeit 80 mm), weit über 100 Bohrmeter.

Ansonsten ähnelt unser Bohrbild dem von Horst. Sofern Sinn machend, bohren wir den Kranz in Firste und Ulme enger ab und sprengen mit schwerer Sprengschnur gebirgsschonend. Das gesamte Druckluftbohren steht und fällt mit einer richtig dimensionierten Druckluftversorgung. Wir haben im Schauinsland max. 14 Kubikmeter/min bei 6 bar mit eiinem PE-Leitungsnetz von 90, 75, 63, und 50 mm Durchmesser mit zusätzlichen Druckluftkesseln und Wasserabscheider.

Das unmittelbarste Erleben von elementarer Kraft :!:
Für Bergbaubegeisterte ist das Bohren mit einem Handbohrhammer schon ein eindrückliches Erlebnis. Es ist sicher das unmittelbarste Erleben elemantarer Kraft, wie der Bohrhammer mit dem Gestein kämpft und langsam obsiegt. Das ist für mich Bergbau pur. Ich habe immer gerne mit Handbohrhämmern gebohrt. (Wir haben im Schauinsland Handbohrhämmer von Atlas Copco, Böhler, Demag, Flottmann, Krupp, Montabert, SIG, Wismut.) Dieses Erlebnis möchte ich nicht missen, bin jedoch wegen dem Arbeitskomfort froh, daß wir heute fast nur noch mit Bohrwagen arbeiten.

Unsere Erfahrungen mit Handbohrhämmern sind wohl grenzwertig.
Mit unserem Bohrwagen geht wesentlich mehr. So haben wir aus unserem Stahllager eine Entlüftungsbohrung in der gleichen Technik mit 130 (!) mm Durchmesser und einer Länge von 10 (!) m nach übertage gebohrt. Zeit für das Aufbohren ca. 4 Stunden, Dieselverbrauch beträchtlich und wir hatten neben einer guten Vermessung mit dem Vorbohrloch Glück. Wir kamen übertage genau in einem kleinen Fels heraus, es hätte auch ein Baum sein können. :)

Ein herzliches Glückauf vom Schauinsland

Berthold Steiber :wink:
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