Bergarbeiterschnaps

[EnoM]

Grade in einem Artikel der Freien Presse über Lauter/Erzgeb. und dessen Schnapsfabrik gelesen und wollts euch nicht vorenthalten.:

.....die Parteiführung in der DDR viele tausende Etikette und Verpackungen einzog, weil der Text darauf anstössig und nicht staatskonform war - zum Beispiel der bekannte "Trinkbranntwein für Bergarbeiter", der Schachtschnaps, auf dessen Etikett Karl Otto Schubert den Text setzte: "Sinnvoll mäßig aber regelmäßig nach gefahrener Schicht kann er therapeutisch die Gefahr einer sich anbahnenden Silikose vermeiden".

Die Flaschen die bereits mit diesem Etikett im Umlauf waren, wurden sofort eingezogen.
Silikose - das passte nicht in das Bild des kraftstrotzenden Bergmanns, der den Plan zu erfüllen hatte.

Quelle: Freie presse

[sehmataler]

der Schachtschnaps, auf dessen Etikett Karl Otto Schubert den Text setzte: "Sinnvoll mäßig aber regelmäßig nach gefahrener Schicht kann er therapeutisch die Gefahr einer sich anbahnenden Silikose vermeiden".

die Parteiführung in der DDR viele tausende Etikette und Verpackungen einzog, weil der Text darauf anstössig und nicht staatskonform war

Ist ja interessant. In welchem Jahr war das?
Verschiedene Wismutexperten (vor allem die mit Forschungsschwerpunkt im sozialen Bereich) haben in ihren Veröffentlichungen erwähnt, dass den Bergleuten von der Administration der Fusel regelrecht empfohlen wurde, um den Staub aus der Kehle zu spülen.
Was war die Aktion nun wirklich - ein Verbot von Etikettenschwindel oder die Zurücknahme eigener, unvernünftiger Parteipropaganda?

[EnoM]

Es muss vor 1972 sein, denn zu diesem Zeitpunkt wurde der Firmeninhaber enteignet.
Im weiteren Verlauf des Textes steht eine weitere Sache mit auf Etiketten abgebildeter bekannter DDR-Fussballer, die aus der DDR in den Westen geflüchtet waren. Auch die wurden eingestampft.
Schlussfolgern würde ich demnach das das alles nach dem Mauerbau passiert ist.

Die Verhinderung der Silikose kann man auch fast als Ironie auffassen. Da wären wir beim
Etikettenschwindel....

[Nobi]

Ich hatte heute das Glück, eine solche Flasche aus dem "Getränkewerk P. Schubert KG, Lauter/Erzgebirge" zu bekommen. Viele Exemplare dürfte es von dieser "Sonderedition" ja nicht mehr geben

Auf der Vorderseite ist das normale rote Etikett, aber auf der Rückseite ist nicht wie üblich das Fördergerüst abbgebildet, sondern ein Etikett mit im Nachhinein geschwärzter Text. Leider kann man den genauen Wortlaut nicht mehr entziffern, aber die Überschrift ist "Ein wohlgemeinter Rat" und am Ende steht auch das mit der Silikose.

Die Flasche hat schon einen Schraubverschluss. Nach Auskunft eines Schneeberger Bekannten, der dort 1968 als Schüler in den Schulferien gearbeitet hatte, wurden damals die Flaschen noch mit einem Plastepfropfen und Wachs verschlossen. Das Etikett sollte als nach 1968, aber vor der Enteignung 1972 gewesen sein.

[EnoM]

Stellste bitte mal das hintere Etikett hier ein?
Ein Flohmarktfund?

[markscheider]

Nobi, wenn Du schon am Fotografieren bist - machst Du gleich noch ein schickes Bild für Commons mit?

[Nobi]

Ja, die Flasche stammt vom Trödelmarkt. Bild werde ich bei Gelegenheit mal nachliefern.

[Nobi]

Hier der originale Text mit besten Grüßen aus Lauter
Im Museum der Lautergold Paul Schubert GmbH in Lauter gibt es ein entsprechendes Infoplakat, auf dem eine Flasche mit ungeschwärzten Text zu sehen ist. Das aktuelle Sortiment Verkosten kann man dort auch

https://scontent-sea1-1.cdninstagram.co ... %3D.2&se=7

EIN WOHLGEMEINTER RAT

Der für den Bergmann exklusiv hergestellte
„Akzisefreie Trinkbranntwein“ sollte wie nachfolgend
beschrieben verwendet werden:

Reiner Alkohol äußerlich oder als Spülmittel örtlich
angewendet auf Hautporen und Schleimhautgefäße
entwickelt eine reinigende Wirkung.
Als Beweis sei angeführt, daß ein mit Alkohol
getränkter Wattebausch, auf der schon gewaschenen
und vorgereinigten Haut noch zusätzlich einen
starken reinigenden Effekt bewirkt.

Deshalb mäßig, aber regelmäßig nach der gefahrenen
Schicht zu Hause ein bis zwei Gläschen Trinkbranntwein
so genießen, daß unter längerer Spülung
der Mundhöhle und schluckweisem Durchlauf
durch die Speiseröhre beschleunigt eine reinigende
Wirkung der mit feinsten Staubteilen und Partikeln
befallenen Hautporen und Schleimhautgefäße eintritt.
Gegen evtl. noch weitere vorhandene Oxydgase
empfiehlt es sich mit einem Glas Vollmilch nachzuspülen,
wobei beides aber auch gemeinsam gemixt
genommen werden kann.

Der für den Bergmann exklusiv hergestellte
„Akzisefreie Trinkbranntwein“ wurde unter diesen
Gesichtspunkten entwickelt. Er ist aus reinem Äthanol
und enthält keine Geschmacks-, Extrakt- oder
Zuckerzusatzstoffe.

Sinnvoll mäßig aber regelmäßig nach gefahrener
Schicht kann er therapeutisch die Gefahr einer sich
anbahnenden Silikose vermeiden.

Den Vollmilch-Fusel-Shake müsste man direkt mal probieren und woher "Rachenputzer" kommt, wird jetzt auch Klar(er)

[Telefoner]

mit Milch? Dann aber nur mit Haut

[Jan]

heisst White Russian... ist zumindest ähnlich und dem Dude hats geschmeckt...

[sepp]

Jooo,der Dude!!!

[Kleinerhungerlieb(†)]

Kartoffeln zu Schnaps!
Wasser zu Alkohol!
Schwerter zu Klappspaten!

[Nobi]

http://www.ebay.de/itm/WISMUTFUSEL-Laut ... 3ce328f27e

Das ist so eine Flasche mit geschwärztem Etikett, aber der Preis ...

[Mannl]

Je älter der "Wein" .....