Hallo zusammen,
ich befasse mich z. Zt. mit Nachforschungen an einem Altbergbaugebiet zwischen Vogelsang und Fürstenberg (Oder). Das Märkische Elektrizitätswerk (MEW) betrieb hier von 1938 bis April 1945 eine Braunkohlegrube und bereitete einen Tagebau vor. Verschiedene bauliche Überreste sind bis heute erhalten und im Stadtarchiv Eisenhüttenstadt gibt es einige interessante Unterlagen (Bauanträge). Nun bin auf der Suche nach Informationen zur Bergbautechnik der 1940er Jahre. (Braunkohletagebau) Es geht hauptsächlich um technische Verfahrensweisen des Tagebauaufschlusses über vorhergehenden Tiefbau und die Anwendung des Gefrierschachtverfahrens in dieser Zeit.
Ich bin für jedwede Auskunft zu o.g. Thema dankbar und stelle meine Rechercheergebnisse und eine Fotodokumentation gern zur Verfügung!
MEW-Tagebau Fürstenberg (Oder)
- Micha
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MEW-Tagebau Fürstenberg (Oder)
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einige Info's vorweg...
Vielleicht sollte ich mich (und meine Arbeit) aber auch einmal kurz vorstellen...
Ich bin von Beruf Stadtplaner und beschäftige mich seit einigen Jahren intensiv mit meiner Heimatstadt Eisenhüttenstadt. Dabei geht es eigentlich in der Hauptsache um städtebauliche Fragestellungen, welche mich aber schnell an die regionale Bergbauvergangenheit geraten ließen. In knappen Stichworten sind das die Grube Präsident als "Keimzelle" der Niederlausitzer Kohlenwerke AG inkl. Brikettfabrik und in Folge natürlich die Märkisches Elektrizitätswerk AG mit dem Einheitskraftwerk an der Oder.
Die Braunkohlegeschichte brach mit der lokalen Umorientierung auf die Metallurgie ab 1950 plötzlich ab und nur noch Eingeweihte können heute die Ruinen und Überreste in der Landschaft deuten. Die Anlagen besitzen heute einen hohen kulturhistorischen und technikgeschichtlichen Wert, müssen aber erst wissenschaftlich ausgewertet und dokumentiert werden. (zum Kraftwerk gibt es bereits eine erste Arbeit)
Die Intensivierung meiner privaten Nachforschungen zum Tagebau Fürstenberg stehen in Zusammenhang mit einer in Vorbereitung befindlichen Ausstellung zur Industriegeschichte Fürstenbergs im Städtischen Museum. Hier erfolgt eine Zuarbeit an den Kurator der Ausstellung, Dr. K.-D. Gansleweit.
Mein Ziel ist jedoch die Erforschung, Sicherung und Dokumentation der Relikte in ihrem gesamten Kontext (frühindustrieller Bergbau, Tagebau und Großkraftwerk der 1940er Jahre).
Für weitere Fragen stehe ich selbstverständlich per Mail oder PN zur Verfügung.
Ich bin von Beruf Stadtplaner und beschäftige mich seit einigen Jahren intensiv mit meiner Heimatstadt Eisenhüttenstadt. Dabei geht es eigentlich in der Hauptsache um städtebauliche Fragestellungen, welche mich aber schnell an die regionale Bergbauvergangenheit geraten ließen. In knappen Stichworten sind das die Grube Präsident als "Keimzelle" der Niederlausitzer Kohlenwerke AG inkl. Brikettfabrik und in Folge natürlich die Märkisches Elektrizitätswerk AG mit dem Einheitskraftwerk an der Oder.
Die Braunkohlegeschichte brach mit der lokalen Umorientierung auf die Metallurgie ab 1950 plötzlich ab und nur noch Eingeweihte können heute die Ruinen und Überreste in der Landschaft deuten. Die Anlagen besitzen heute einen hohen kulturhistorischen und technikgeschichtlichen Wert, müssen aber erst wissenschaftlich ausgewertet und dokumentiert werden. (zum Kraftwerk gibt es bereits eine erste Arbeit)
Die Intensivierung meiner privaten Nachforschungen zum Tagebau Fürstenberg stehen in Zusammenhang mit einer in Vorbereitung befindlichen Ausstellung zur Industriegeschichte Fürstenbergs im Städtischen Museum. Hier erfolgt eine Zuarbeit an den Kurator der Ausstellung, Dr. K.-D. Gansleweit.
Mein Ziel ist jedoch die Erforschung, Sicherung und Dokumentation der Relikte in ihrem gesamten Kontext (frühindustrieller Bergbau, Tagebau und Großkraftwerk der 1940er Jahre).
Für weitere Fragen stehe ich selbstverständlich per Mail oder PN zur Verfügung.
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Um einmal zu veranschaulichen, in welcher Qualität die baulichen Überreste auf dem Zechenplatz anzutreffen sind, gebe ich dieses Foto zur Kenntnis...
Ich vermute, daß es sich bei diesem Objekt um das Maschinenfundament der Gefriermaschine handelt. Sie diente dazu. die Schachtwände bei dem hohen Grundwasserspiegel zu stabilisieren.
Hat jemand etwas derartiges schon einmal gesehen? Kann jemand etwas zur Anwendung des Gefrierschachtverfahrens im Braunkohlenbergbau berichten? Oder zum zeittypischen Aufschlußverfahren eines Braunkohlentagebaus in den 1940er Jahren?
Micha
Ich vermute, daß es sich bei diesem Objekt um das Maschinenfundament der Gefriermaschine handelt. Sie diente dazu. die Schachtwände bei dem hohen Grundwasserspiegel zu stabilisieren.
Hat jemand etwas derartiges schon einmal gesehen? Kann jemand etwas zur Anwendung des Gefrierschachtverfahrens im Braunkohlenbergbau berichten? Oder zum zeittypischen Aufschlußverfahren eines Braunkohlentagebaus in den 1940er Jahren?
Micha
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- Maschinenfundament?
- Maschinenfundament.jpg (62.44 KiB) 5642 mal betrachtet
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Mal ein kleiner Zwischenstand der neuen Erkenntnisse:
Bei dem Schacht I der Grube Fürstenberg/O. scheint es sich nach Lage der Dinge um einen Entwässerungsschacht analog dem Museumsschacht in Klettwitz (Niederlausitz, aus Anfang 1960er Jahre) zu handeln. Dort gibt es einen Schacht mit Förderturm, der 63 m tief bis in das 2. Lausitzer Flöz reicht. Dort gab es horizontale Strecken, welche das anfallende Wasser am tiefsten Punkt sammelten. Von dort wurde es dann zu Tage gefördert. Auf diese Art entwässerte man das Deckgebirge und bereitete so den Tagebauaufschluß vor.
In der Grube Fürstenberg mußte man beim Abteufen des Schachtes das Gefrieschachtverfahren zur Anwendung bringen, da das Grundwasser sehr hoch im kiesigen Boden des Berlin-Warschauer Urstromtales (Sander) stand. Für diese These sprechen ein Bauantrag für ein Gefriermaschinenhaus im Jahre 1940, sowie die Bauanträge für ein Klärwerk und einen Grubenwasser-Gefluter in die Oder. Das Grubenklärwerk an der Oder wurde 1966 zu einem Freibad für Eisenhüttenstadt umgebaut, der Gefluter ist in seinem Verlauf teilweise noch heute vorhanden. Ebenfalls noch vorhanden sind zahlreiche Fundamente (Förderturm, Lokschuppen, Werkstätten usw.) sowie ein Wohnhaus neben dem Zechenplatz. Das Grundwasser liegt heute tiefer, weil in den 1960er Jahren - hauptsächlich in Naßbaggerung - im Umfeld Kies abgebaut wurde. Der ehem. Zechenplatz wurde wegen der fehlenden Befahrbarkeit mit schwerer Technik nicht angerührt, die Reste der nach Kriegsende demontierten (Reparationsleistungen) Tagesanlagen liegt heute in einem stattlichen Robinienwald versteckt.
Bei dem Schacht I der Grube Fürstenberg/O. scheint es sich nach Lage der Dinge um einen Entwässerungsschacht analog dem Museumsschacht in Klettwitz (Niederlausitz, aus Anfang 1960er Jahre) zu handeln. Dort gibt es einen Schacht mit Förderturm, der 63 m tief bis in das 2. Lausitzer Flöz reicht. Dort gab es horizontale Strecken, welche das anfallende Wasser am tiefsten Punkt sammelten. Von dort wurde es dann zu Tage gefördert. Auf diese Art entwässerte man das Deckgebirge und bereitete so den Tagebauaufschluß vor.
In der Grube Fürstenberg mußte man beim Abteufen des Schachtes das Gefrieschachtverfahren zur Anwendung bringen, da das Grundwasser sehr hoch im kiesigen Boden des Berlin-Warschauer Urstromtales (Sander) stand. Für diese These sprechen ein Bauantrag für ein Gefriermaschinenhaus im Jahre 1940, sowie die Bauanträge für ein Klärwerk und einen Grubenwasser-Gefluter in die Oder. Das Grubenklärwerk an der Oder wurde 1966 zu einem Freibad für Eisenhüttenstadt umgebaut, der Gefluter ist in seinem Verlauf teilweise noch heute vorhanden. Ebenfalls noch vorhanden sind zahlreiche Fundamente (Förderturm, Lokschuppen, Werkstätten usw.) sowie ein Wohnhaus neben dem Zechenplatz. Das Grundwasser liegt heute tiefer, weil in den 1960er Jahren - hauptsächlich in Naßbaggerung - im Umfeld Kies abgebaut wurde. Der ehem. Zechenplatz wurde wegen der fehlenden Befahrbarkeit mit schwerer Technik nicht angerührt, die Reste der nach Kriegsende demontierten (Reparationsleistungen) Tagesanlagen liegt heute in einem stattlichen Robinienwald versteckt.
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Das Rätsel scheint gelöst:
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit handelt es sich um die Reste einer Trafo-Station. Z erkennen sind die einzelnen Trafo-Boxen und ein Sammelkanal mit Traversen für die Kabel. In unmitelbarer Nachbarschaft befand sich z.B. auch die Förderhaspel und die Gefriermaschine des Gefrierschachtes.
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit handelt es sich um die Reste einer Trafo-Station. Z erkennen sind die einzelnen Trafo-Boxen und ein Sammelkanal mit Traversen für die Kabel. In unmitelbarer Nachbarschaft befand sich z.B. auch die Förderhaspel und die Gefriermaschine des Gefrierschachtes.
w.z.b.w.
Re: MEW-Tagebau Fürstenberg (Oder)
Hallo Micha,
ich wohne in Eisenhüttenstadt und habe das Gelände ein wenig erforscht und Abfotografiert. Mich würden deine Forschungsergebnisse sehr Interessieren.
Nach welchen Gesichtspunkten haste im Archiv gesucht???
Es gibt auf dem Gelände noch einen Splitterschutz- und Einmannbunker. Der Überlauf der ehem. Kläranlage in die Oder wurde auch vom späteren Freibad nachgenutzt und ist noch heute erhalten...
Würde mich über eine Antwort sehr freuen...
mfg Ralfi
ich wohne in Eisenhüttenstadt und habe das Gelände ein wenig erforscht und Abfotografiert. Mich würden deine Forschungsergebnisse sehr Interessieren.
Nach welchen Gesichtspunkten haste im Archiv gesucht???
Es gibt auf dem Gelände noch einen Splitterschutz- und Einmannbunker. Der Überlauf der ehem. Kläranlage in die Oder wurde auch vom späteren Freibad nachgenutzt und ist noch heute erhalten...
Würde mich über eine Antwort sehr freuen...
mfg Ralfi