CEAG Druckluftlampe

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Lampenwart
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CEAG Druckluftlampe

Beitrag von Lampenwart »

Hallo,

wende mich heute an euch alle und möchte euch um Unterstützung bitten. Habe heute nach fast 20 Jahren Suche eine Druckluftlampe aus dem nordhessischen Bergbau bekommen. Es handelt sich hierbei um eine CEAG vom Typ fs PL 52020. Nun hätte ich Interesse sie mal wieder zum leuchten zu bringen.

Daher meine Anfrage: Hat jemand von euch noch eine Bedienungs- oder Wartungsanweisung zu dieser Druckluftlampe für mich?

Über eine positive Nachricht würde ich mich sehr freuen.

Glückauf!

Stefan
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thomas44
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Re: CEAG Druckluftlampe

Beitrag von thomas44 »

Glück auf!

Herzlichen Glückwunsch zu diesem eher selten zu findenden Objekt. :meister:
Eine „offizielle“ und allgemein zugängliche Anleitung zum Betrieb oder gar Wartung/Reparatur der Lampe ist mir in bisher einigen Jahren nicht bekannt geworden.

Du benötigst erstmal eine RD32-Verschraubung, um die Lampe mit der Druckluftquelle/Kompressor zu verbinden. Es gibt „für den Normalo“ nicht viele Anbieter, habe aber mal gesucht und findet man im Netz prinzipiell. Ich habe mir einen Adapterschlauch gebastelt: RD32 auf Kugelhahn 1/2“ auf Standard-Druckluftnippel. So kannst Du die Druckluftzufuhr auch einigermaßen regeln.

Zur Inbetriebnahme/Start brauchst Du etwa 6 bar und eine Abgabeleistung(!) ab 250 l/min aufwärts. Es reicht notfalls zum Testen auch ein durchschnittlicher Baumarktkompressor, wenn der Kessel groß genug ist. Für einen längeren Betrieb (mehr als vielleicht eine halbe Minute) müssen die >250 l/min aber kontinuierlich abgegeben werden können.

Wenn die Röhre gezündet hat (dauert wenn alles passt durchaus mehrere Sekunden), kannst Du die Druckluftzufuhr auch reduzieren. Ein Dauerbetrieb mit 3-4 bar ist gut möglich, zum Zünden braucht es aber mehr. Zusätzlich geölte Luft ist nicht sinnvoll, „ganz normale“ aus dem Kompressor ist gut/ausreichend. Es ist eine schnelllaufende kugelgelagerte Turbine und kein Lamellenmotor, der sich über Schmierung seiner Lauffläche freuen würde. Eventuelles Öl in der Luft würde gar nicht zu den Lagern gelangen, nur die Turbine verschmieren.

Wenn die Lampe lange unbenutzt war, kann/sollte man sich Gedanken über die beiden Wellenlager machen. Man kann das Gehäuse aufschrauben (Dreikant, 10mm Flexprofil-Sechskant passt aber normalerweise auch irgendwie) und kommt dann auch an die Lager. Altes Fett könnte man, wenn es erkennbar schlecht ist, auswaschen und durch frisches Lagerfett ersetzen. Die Lampe hat auch Schmiernippel, nach 20++ Jahren einfach irgendwas nachdrücken würde ich aber eher nicht, das alte Zeug muss ja auch irgendwo hin.

Falls die Lager nicht mehr gut sein sollten, kann man sie ersetzen. Das sind Normteile, die auch heute problemlos zu bekommen sind. Alle(!) anderen Komponenten bekommt man aber nicht mehr für Geld und gute Worte, also Vorsicht bei der Arbeit. Vor allem am Laufrad.

Wenn die Turbine gut und frei dreht (erkennbar am lauten Pfeifgeräusch), aber die Lampe trotzdem nicht zündet, könnte die Wicklung durchgebrannt/gebrochen sein (schlecht). Mit einem Ohmmeter kann man feststellen, ob Durchgang gegeben ist. Mutige können auch eine Spannungsmessung durchführen, wenn die Turbine manuell gedreht wird (sehr hoher Messbereich erforderlich). Besser nicht anfassen - wenn die Wicklung intakt ist, bringt einen das zwar nicht gleich um, ich habe aber gehört, das fühlt sich alles andere als angenehm an (lieber sein lassen).

Wenn die Lampe trotz allem nicht zündet, kann das Leuchtmittel defekt sein (obwohl die Lebenserwartung zumindest theoretisch fast gegen unendlich gehen dürfte - hatte ich aber). Die Leuchtmittel gibt es auch noch, wenn auch nicht mehr an jeder Ecke, aber im Netz findet man (fast) alles. Die Bezeichnung steht auf dem Leuchtmittel drauf. Falls nein, gucke ich gerne, wenn ich wieder vor Ort bin. Ach so, der Glaskörper muss natürlich komplett intakt sein und das Gehäuse allseits (außer am Auslass am Boden) dicht, denn das gewollte Funktionsprinzip der Lampe ist ja, dass auch kleine Undichtigkeiten zum sofortigen Ausfall führen (Ex-Schutz). Wenn die Lampe wirklich zum Verr... nicht zünden will und alles andere geprüft ist, kann bzw. sollte man mit Lecksuchmittel/Spüliwasser auf die Suche gehen.

Falls noch jemand die Original-Betriebsvorschriften aus eigenem Erleben kennt, schlägt der über die o.a. Informationen jetzt wahrscheinlich die Hände über dem Kopf zusammen usw..., das funktioniert aber. :aetsch:

Wenn dann am Ende alles stimmt und man einen ausreichend dimensionierten Kompressor hat (der idealerweise in einem Nebenraum steht wegen der eher unpassenden Geräusche), kann man die Lampe starten, danach Lichtintensität und zum Geleucht passende Geräuschentwicklung über den Kugelhahn auf ein erträgliches/gewünschtes Maß drosseln, sich zurücklehnen und ein Bier trinken. Und über eine Beleuchtung der Energieeffizienzklasse Z - - freuen: da hinten läuft ein 2,5 kW-Kompressor für eine leicht gedrosselte 20W-Leuchtstofflampe hier vor Ort... Hat ja nicht jeder :) :P :top:

Viel Erfolg!
Thomas
Lampenwart
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Re: CEAG Druckluftlampe

Beitrag von Lampenwart »

Hallo Thomas,

vielen herzlichen Dank für deine sehr informative Antwort. Damit kann ich sehr viel anfangen. :) :top:

Glückauf!

Stefan
thomas44
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Re: CEAG Druckluftlampe

Beitrag von thomas44 »

Sehr gerne, ich hoffe es hilft Dir am Ende auch tatsächlich. :top:
Kannst ja mal gelegentlich eine Rückmeldung geben, wenn bzw. ob Du sie zum Leuchten gebracht hast. Falls nein, können wir ja gerne auch noch gemeinsam weiter überlegen. :gruebel:

Glück auf! :)
Thomas
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