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Konstruktion von Pochwerken
Verfasst: Mi. 05. Jan 22 18:46
von erzbergbau
Hallo zusammen,
ich beschäftige mich momentan mit einem Pochwerk, das in den 1790er Jahren im Südschwarzwald errichtet wurde. In den historischen Akten befinden sich sehr detaillierte Informationen zu Konstruktion und Betrieb der Anlage. Demnach handelte es sich um eine Kombination von 2 Sätzen zu je 3 Pochstempeln mit 2 Stoßherden, die von einer gemeinsamen Welle angetrieben wurden. Der ganze Aufbau war also sehr ähnlich wie das rekonstruierte Pochwerk der Silberwäsche Antonsthal im Erzgebirge, nur mit weniger Stempelsätzen und Herden, dafür aber einem sehr viel größeren Wasserrad und einer Übersetzung zwischen Rad- und Hauptwelle.
In den Archivalien kommen nun eine Menge Fachbegriffe vor, die schwer zu transkribieren sind und/oder zu denen ich mir wenig vorstellen kann, z.B. Hököpfe, "durch die Spalte pochen" und die dazugehörige verstellbare Schütze, Angewäge des Pochstuhls und so weiter. Leider ist es mir bislang noch nicht gelungen, zeitgenössische Literatur zu finden, die detaillierte Angaben zum Aufbau eines solchen Pochwerks macht und dabei möglichst viele der Bauteile beim Namen nennt, um das mit den Angaben zu "meinem" Pochwerk abzugleichen und diese besser zu verstehen. Kennt jemand von Euch entsprechende Literatur, Archivalien oder ähnliches, vielleicht sogar mit dem einen oder anderen Konstruktionsriss? Der Geschworene, der die Schwarzwälder Anlage konstruiert hat, stammte mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem Erzgebirge, daher wären besonders Unterlagen aus dieser Region zum Aufbau von Pochwerken Ende 18./Anfang 19. Jahrhundert sehr hilfreich. Habt Ihr Ideen dazu?
Danke und viele Grüße, Helge
Re: Konstruktion von Pochwerken
Verfasst: Mi. 05. Jan 22 21:37
von Falafel
Für das 18. Jh. würde mir J. G. Kern: "Bericht vom Bergbau", Freyberg 1769 einfallen. 1992 als Reprint beim Glückauf-Verlag erschienen.
Glück Auf!
Stephan
Re: Konstruktion von Pochwerken
Verfasst: Mi. 05. Jan 22 22:27
von EnoM
Vielleicht könntest du auch mal den Namen des Geschworenen, der vermutlich aus dem Erzgebirge stammen könnte, nennen.
Re: Konstruktion von Pochwerken
Verfasst: Fr. 07. Jan 22 7:51
von axel
Als zeitgenössisches Lehrbuch (1806) würde ich das Digitalisat hier empfehlen:
https://mdz-nbn-resolving.de/details:bsb10705476
Zum Nasspochwerk siehe S. 246ff.
Die Bildtafeln im Anhang sind leider nur gefaltet digitalisiert.
GA axel
Re: Konstruktion von Pochwerken
Verfasst: Fr. 07. Jan 22 9:07
von erzbergbau
Hallo und vielen Dank für die Anregungen! Ich werde mir die Bücher bzw. Digitalisate gründlich anschauen.
Zum Berggeschworenen: Sein Name ist Johann Christian Paul. Es gab um 1770 einen Geschworenen mit diesem Namen im Revier Geyer, doch hat eine Unterschriftenprobe, die ich vom Bergarchiv in Freiberg erhalten habe gezeigt, dass es sich nicht um diesen Geschworenen handeln kann. Falls jemand Informationen über einen anderen Berggeschworenen o.ä. mit diesem Namen hat, der möglicherweise vor 1789 aus dem Erzgebirge in die Markgrafschaft Baden abgeworben wurde, wäre ich für einen Hinweis sehr dankbar.
Viele Grüße,
Helge
Re: Konstruktion von Pochwerken
Verfasst: Fr. 07. Jan 22 10:20
von axel
erzbergbau hat geschrieben: ↑Fr. 07. Jan 22 9:07
Hallo und vielen Dank für die Anregungen! Ich werde mir die Bücher bzw. Digitalisate gründlich anschauen.
Zum Berggeschworenen: Sein Name ist Johann Christian Paul. Es gab um 1770 einen Geschworenen mit diesem Namen im Revier Geyer, doch hat eine Unterschriftenprobe, die ich vom Bergarchiv in Freiberg erhalten habe gezeigt, dass es sich nicht um diesen Geschworenen handeln kann. Falls jemand Informationen über einen anderen Berggeschworenen o.ä. mit diesem Namen hat, der möglicherweise vor 1789 aus dem Erzgebirge in die Markgrafschaft Baden abgeworben wurde, wäre ich für einen Hinweis sehr dankbar.
Viele Grüße,
Helge
studierte unter Matrikelnummer 216 an der Bergakademie Freiberg, stammte aus Geyer
GA axel
Re: Konstruktion von Pochwerken
Verfasst: Fr. 07. Jan 22 10:24
von Naheländer
axel hat geschrieben: ↑Fr. 07. Jan 22 7:51
Als zeitgenössisches Lehrbuch (1806) würde ich das Digitalisat hier empfehlen:
https://mdz-nbn-resolving.de/details:bsb10705476
Zum Nasspochwerk siehe S. 246ff.
Die Bildtafeln im Anhang sind leider nur gefaltet digitalisiert.
Beim Deutschen Museum gibt es ein Digitalisat des Lehrbuchs von Delius mit ungefalteten Plänen:
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bv ... 01585922-8
Re: Konstruktion von Pochwerken
Verfasst: Fr. 07. Jan 22 11:06
von axel
Danke!
GA axel
Re: Konstruktion von Pochwerken
Verfasst: Fr. 07. Jan 22 14:29
von erzbergbau
Wow, Ihr seid super! Wenn der Johann Christian Paul, der später nach Baden ging, 1782 in Freiberg immatrikuliert war, dann sollte es sich dabei ja nicht um den 1770 in Geyer tätigen Geschworenen Johann Christian Paul handeln, was den Unterschied in den Unterschriften erklärt.
Kann man irgend etwas über das Verhältnis der beiden Personen spekulieren? Ich kenne Fälle von identischer Namensgebung von Vater und Sohn aus unserer Gegend. War das auch im Erzgebirge manchmal der Fall? Oder denkt Ihr, das ist eher eine zufällige Namensgleichheit?
Ich weiss, wir schweifen vom ursprünglichen Thema ab, aber ich finde es toll, dass nun offenbar die Herkunft des "badischen" Paul geklärt ist.
Ist das Matrikelverzeichnis der Bergakademie Freiberg online als Digitalisat verfügbar?
Nochmal danke und viele Grüße,
Helge
Re: Konstruktion von Pochwerken
Verfasst: Fr. 07. Jan 22 15:21
von Falafel
Die Namensgleichheit von Vater und (ältestem) Sohn hat in dieser Zeit auch im Erzgebirge durchaus Tradition. Das Verhälnis der beiden Personen zueinander dürfte sich nur mit einem Blick in die Kirchenbücher (Taufbücher vor -sagen wir mal - 1765) von Geyer und Umgebung klären lassen.
Re: Konstruktion von Pochwerken
Verfasst: Fr. 07. Jan 22 19:44
von Uran
Der Nachname Paul schein nicht sehr häufig zu sein. Der Berggeschworene Johann Christian Paul war noch 1784 tätig und zwar als Berggeschworener in Ehrenfriedersdorf und Geyer. Er war auch Zinn Waagemeister. Übrigens gibt es etwas später einen Christian Leberecht Paul. Er nimmt die Grube "Junge Haus Sachsen Fundgrube" im Freiwald bei Thum und Ehrenfriedersdorf wieder auf. Das könnte sein Sohn sein. Einen Johann Christian Paul gibt es auch in Gleisberg bei Altzella. Der wird allerdings erst 1786 volljährig.
Re: Konstruktion von Pochwerken
Verfasst: So. 09. Jan 22 2:27
von axel
Für nähere Angaben zur Person lohnt sicherlich eine Recherche im Uni-Archiv in Freiberg. Neben diversen Beurteilungen von Studienleistungen sind dort in der Regel auch Antragsschreiben zur Aufnahme an der Bergakademie und zur Gewähung von Stipendien enthalten, die Informationen zum familiären Umfeld liefern können (nicht selten hat der Vater des zukünftigen Bergakademisten um Aufnahme für seinen Sohn ersucht). Da Johann Christian Paul vermutlich nicht aus besonders gut situiertem Haus stammt, ist anzunehmen, dass er als Stipendiat die Akademie besuchte. Das bedingt wiederum einen entsprechenden Schriftwechsel, zumal er nach dem Studium ins Ausland ging und folglich die Stipendiengelder zurückzahlen musste.
Ein nicht ganz vollständiges Matrikelverzeichnis der ersten 100 Jahre der Bergakademie Freiberg findet sich in der Festschrift zum 100jährigen Bestehen der Einrichtung (online als Digitalisat verfügbar).
GA axel