Aus der Bergischen Landeszeitung vom 12.07.2003:
Bergisches Erz und spanischer Wein
12.07.2003 08:52 Uhr
BLEIFELD. Vorsichtig hält Archäologiestudent Gregor Wagner einen auf den ersten Blick unscheinbaren Erdklumpen ins Sonnenlicht, deutet auf die geschwungenen Konturen, leichte Erhebungen: Ein Eichenblatt - knapp 2000 Jahre alt.
Das Herbstlaub aus dem zweiten bis dritten Jahrzehnt nach Christus fanden Archäologen der Overather Außenstelle des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege und des Deutschen Bergbau-Museums Bochum jetzt in einem vor Jahrhunderten zugeschütteten Schacht auf dem Lüderich. Es ist nur ein Puzzlestück in der Rekonstruktion der römischen Bergbautätigkeit an diesem Ort.
Mit ihrer gerade abgeschlossenen fünften Grabungskampagne bei Bleifeld brachte Archäologin Dr. Gabriele Körlin vom Deutschen Bergbau-Museum mit ihrem Team weiteres Licht ins Dunkel der frühen Bergbaugeschichte auf dem Lüderich.
Seit 1998 steht fest, dass es auf dem Lüderich bereits kurz nach Christi Geburt römischen Bergbau gab. Nun ist gesichert, dass römische Soldaten selbst hier Bleierze und Silber abbauten, dabei auch für längere Zeit auf dem Berg lebten und das Erz gleich vor Ort verhütteten. Hatten die Archäologen im Vorjahr lediglich einen Pospektionsschacht ergraben, durch den wohl nie Erz gefördert wurde, so entdeckten sie nun zwei acht und sieben Meter tiefe Schächte, die offenbar erfolgreich bis auf erzreiche Schichten abgetäuft worden waren.
Ort des Geschehens: Eine Wiese unweit von Bleifeld. Ein Bagger hat einige Meter Deckschicht abgetragen. Am Boden der Grube lässt sich einer der später zugeschütteten Schächten an der dunklen Färbung im hellen Erdreich erkennen. Schicht für Schicht tragen die Wissenschaftler die dunkle Verfüllung des einstigen Förderschachts ab. In den vergangenen Tagen haben sie dabei ebenso Tafelgeschirr (terra sigilata) wie Wein- und Soßenamphoren zurück ans Tageslicht befördert. „Teilweise kamen die Amphoren sogar aus Spanien“, erkennt Gabriele Körlin anhand der Keramikränder. Die Römer wussten offenbar auch im damals noch weitgehend unerforschten rechtsrheinischen Germanien zu leben.
Dass römische Legionäre hier gruben, beweist eine Geschirrbodenscherbe, auf der sich neben dem Herstellerstempel auch ein Grafitti des Geschirreigentümers fand: ein „X“ und zwei weitere Zeichen. „Solche Kennzeichnungen wurden beim Militär vorgenommen“, sagt die Grabungsleiterin.
Das feucht-tonige Material, mit dem der Schacht aus der Römerzeit verfüllt wurde, konservierte auch Lederreste und ganze Bretter, mit denen der Schacht einst gesichert wurde. Dr. Körlin führt den Grabungsbesucher zu einer Lichtung - der Platz, an dem die Legionäre Bleierz verhütteten. Das Blei nutzten die Römer nicht nur als Schleudergeschosse, sondern auch für den Komfort, den sie am Rhein installierten: die römischen Wasserleitungen. (wg)
Die Römer im Bergischen
- Th.Hardebeck
- Foren-User
- Beiträge: 91
- Registriert: Do. 01. Aug 02 0:00
- Wohnort: Bergisches Land