Zeitungsartikel zur "Sanierung" Rothschönberger St

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Nobi
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Beitrag von Nobi »

Freiberg: Durchbruch gibt Stollen-Geheimnisse preis
Hauer sind im Rothschönberger Stolln bis auf etwa acht Meter an Halsbrücker Spat herangerückt – 500 Kubikmeter Verbruchmassen beräumt


Mit der Ruhe am verträumten Treibehaus über dem achten Lichtloch des Rothschönberger Stollns in Halsbrücke ist es seit Monaten vorbei. Das August-Hochwasser brachte auch die Hauptentwässerungsanlage des einstigen Freiberger Bergbaureviers in die Schlagzeilen. Der Stollen bewahrte zwar Freiberg vor einer Katastrophe, nahm aber durch einen Verbruch selbst Schaden.
Jetzt zeugen riesige Schuttberge vom Baugeschehen tief unter der Erde. An die 500 Kubikmeter Verbruchmasse haben die Mannen der Schachtbau Nordhausen GmbH in den vergangenen Wochen aus 136 Meter Tiefe ans Tageslicht gefördert.

Fast wie neu sehen die Ziegel aus, die daneben lagern, so, als würden sie demnächst für einen Hausbau abgeholt.

Dabei haben sie schon über 100 Jahre auf dem Buckel. Bei dem letzten großen Hochwaser 1897, als schon einmal ein Verbruch im Stollen Sanierungsmaßnahmen notwendig machte, waren eben diese Ziegel zu einer stabilen Mauer als Schutz vor den Wassermassen aufgeschichtet worden. Mit einem riesigen korkenähnlichen Holzstamm war hier ein manngroßes Inspektionsloch buchstäblich zugestöpselt worden. Dieses Relikt soll nun zur Ausstellung auf die „Reiche Zeche“, wie Tobias Dressler vom Oberbergamt erzählt. Die Wand nämlich musste weichen. Nach Untersuchungen durch Firmen des Geokompetenzzentrums wurde durch das Oberbergamt festgelegt, dass nicht die Verbruchstelle, sondern der alte, 1897 verschlossene, Stollengang wieder frei gemacht wird. Genau darüber war man lange Zeit unschlüssig.

Um uns ein Bild von der Arbeit der Hauer in der Tiefe machen zu können, dürfen wir nach dem ersten „Ausflug“ im Dezember vergangenen Jahres diese Woche noch einmal mit dem Förderkübel hinab. Bedeutend einfacher als noch vor einigen Monaten ist inzwischen der Marsch im Stollen. Kein hüfthohes Wasser, sondern Schienen führen jetzt 200 Meter Richtung Halsbrücker Spat. Mit Hunten werden hier Verbruchmassen und abgetragene Mauerreste zum Füllort transportiert. Gebückt bewegen wir uns 70 Meter bis zu der Stelle, wo eine Inschrift im Gestein zu der damaligen Verbruchstelle und der Umfahrung weist. 19. August 1897, ein Pfeil und der Hinweis auf 130 Meter Entfernung sind zu lesen und Indiz für die damaligen Arbeiten zur Stollensicherung. Kurz darauf schießt das Wasser aus der damals aufgefahrenen Strecke. „Aber genau hier können wir die großen Geröllstücke nicht beseitigen, weil das Wasser dann nicht mehr zu beherrschen ist“, weiß Rolf Langner, Bauleiter für den Bereich der Wasserlösung. Hier, wo das Wasser aus dem gesamten Freiberger und Brand-Erbisdorfer Bergbaurevieren zusammenläuft, ist es mit 15 Grad fünf Grad wärmer als dort, wo es aus dem Halsbrücker Spat durch die Maueröffnungen sickert. Erklären lasse sich das durch die unterschiedlichen Tiefen, so Tobias Dressler. Ein Stück weiter die nächste Wand aus lockeren Steinen, die die Arbeiter vor 106 Jahren aufgeschichtet haben. Vorsichtig ist hier Jean Lentz mit Erkundungsbohrungen beschäftigt.

Genau 110 Millimeter stark ist der Bohrer. Größere Löcher könnten zu fatalen Folgen führen. So kann das Wasser gemächlich ablaufen und gefährdet die Arbeiten der Hauer nicht. Drei Bohrlöcher in unterschiedlichen Höhen sind bereits auszumachen und beweisen das, was die Fachleute bereits vermutet hatten: Das Wasser dahinter steht drei Meter über der Sohle. Ehe es hier weiter vorangehen kann, muss das Wasser kontrolliert abgelasen werden. Zunächst peilt seit Freitag unter Regie des Oberbergamtes eine Kamera im oberen Bohrloch die Lage in Richtung des sechs bis acht Meter entfernten Halsbrücker Spats, des alten Erzganges. Erst dann kann das weitere Vorgehen festgelegt werden.

Auch wenn die Sicherheit für die unter Tage Arbeitenden an erster Stelle steht, die Zeit drängt. Ein neuerliches Hochwasser könnte der Rothschönberger Stolln im gegenwärtigen Zustand nicht abwähren.


Von Gabriele Fleischer
11.7.2003

Quelle:
Freie Presse
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