Ein Verein will die Montanregion Erzgebirge zum Unesco-Welte

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kapl
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Beitrag von kapl »

800 Jahre unterm Hammer
Ein Verein will die Montanregion Erzgebirge zum Unesco-Welterbe werden lassen

Sächsische Zeitung
Carola Benz

Das Vorhaben klingt phantastisch: Das Erzgebirge auf der Liste der Welterbestätten der Unesco ? die europäische Mittelgebirgsregion in einer Reihe mit den ägyptischen Pyramiden und den Galapagos-Inseln. Landkarten, Bücher, Videos und massenweise Internetseiten würden das weltbekannte Unesco-Symbol des stilisierten Tempels tragen, Wissenschaftler und Touristen zu Hauf in die Region strömen, die Kassen von Museen, Hotels, Geschäften nur so klingeln, Investoren auf der Matte stehen.

Bis dahin ist es jedoch noch ein weiter Weg, und es ist nicht klar, ob es tatsächlich gelingt. Doch hat sich ein harter Kern, der Förderverein Montanregion Erzgebirge e.V., gefunden, der das Ziel mit aller Konsequenz verfolgt. Die Aufgabe sei großartig, reizvoll und lohnenswert, versichert Vorstandsmitglied Helmuth Albrecht, Leiter des Instituts für Wissenschafts- und Technikgeschichte an der Technischen Universität Bergakademie Freiberg. Er gehört zu denen, die sich seit 1998 wohl am intensivsten in Sachsen mit der Problematik befasst haben.

Die von seinem Institut im Auftrag des Sächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst angefertigten Studien belegen: Das Erzgebirge ist eine über Jahrhunderte vom Montanwesen in kultureller, landschaftlicher, künstlerischer und gesellschaftlicher Hinsicht geprägte Region. Die vorhandenen Kultur-, Natur- und Landschaftsdenkmale besitzen den von der Welterbekonvention geforderten einzigartigen und universellen Wert für die Geschichte der Menschheit. Die Unesco-Definition verlangt, dass die zum Erbe deklarierten Objekte authentisch sind und bereits nationalen Schutz genießen.

In dieser Hinsicht kann das Erzgebirge mit hunderten, wenn nicht sogar tausenden Einzelzeugnissen aufwarten: Erz- und Kohleschächte, Hammerwerke, Wasserführungsanlagen, Kirchen, Rathäuser, Bergarbeitersiedlungen, Archive, Kunstwerke und vieles mehr. Auch die Bergakademie Freiberg als älteste montanistische Hochschule der Welt ist ein Kind des Bergbaus, ebenso war die sächsische Bergordnung ein Vorbild für Gesetze anderer Länder. Der besondere Reiz besteht darüber hinaus in der Ausdehnung über zwei Staaten. Darin sieht der Förderverein auch eine besondere Chance, ungeachtet aller vielleicht herrschenden Voreingenommenheit. Grenzüberschreitende Projekte stellten bislang eine Ausnahme dar und würden von der Unesco ausdrücklich gefördert, sagt Albrecht.

Über die vor einigen Monaten aus der Sächsischen Staatsregierung geäußerten Bedenken, dass der Erbestatus der Region eine Käseglocke überstülpe und damit zeitgemäße Entwicklungen unterbinde, kann sich der Professor nur wundern. Die vom Bergbau her rührende Entwicklung sei keineswegs abgeschlossen, eher höchst gegenwärtig und zukunftweisend, wie die in Freiberger Unternehmen angewandten Halbleitertechnologien auf Siliziumbasis oder das Umwelt-Know-how der Wismut. Wie Albrecht betont, sind diese Befindlichkeiten ausgeräumt, es gibt aber auch noch kein Aufbruchsignal aus Dresden. (ddp)

http://www.montanregion-erzgebirge.de
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