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Haspeltyp
Verfasst: Di. 21. Sep 10 7:31
von Nobi
Bei einer Befahrung im oberen Erzgebirge haben wir vor einiger Zeit ein offenes Gesenk entdeckt, über dem ein uns bis dahin unbekannter Haspeltyp gestanden haben muss. Auf den ersten Blick sah alles aus wie sonst: Links eine Hornstatt, dann in die Sohle eingehauen die Bühnenlöcher für die beiden Pfuhlbäume. Am rechten Stoß neben dem Gesenk befand sich aber zu unserer großen Überraschung eine eingeschlägelte und kreisrunde Aufnahme für die Haspelwelle. Diese war sehr exakt ausgehauen und hatte im Mittelpunkt sogar noch eine Vertiefung für die Aufnahme eines Zapfens.
Die Haspelwelle war übrigens noch vorhanden. Sie wurde an die Stelle des Linken Pfuhlbaumes gelegt. Leider war die interessante Stelle der Welle direkt über dem Gesenk im Hangenden, sodass die Stelle mit dem Zapfen nicht sichtbar war. Gerne hätten wir auch geschaut, wie die Abnutzungsspuren an der Welle sind, wo diese mit dem Gestein in Berührung kommt.
Bilder kann sicherlich/hoffentlich Enrico bereitstellen.
Hat jemand schon mal so eine Haspel gesehen?
Re: Haspeltyp
Verfasst: Di. 21. Sep 10 20:50
von EnoM
der Kerl hetzt mich

...
Hier die Aufnahme der Welle im rechten Stoß
Re: Haspeltyp
Verfasst: Di. 21. Sep 10 20:55
von EnoM
in der oberen Bildmitte die Aufnahme der Welle, unten die "umfunktionierte" Haspelwelle, dahinter der Schacht
Re: Haspeltyp
Verfasst: Di. 21. Sep 10 20:56
von Nobi
EnoM hat geschrieben:der Kerl hetzt mich

...
Warum soll es Übertage anders sein?
Danke für die Bilder

Re: Haspeltyp
Verfasst: Di. 21. Sep 10 21:04
von EnoM
Hier ham wir mal bissel gespielt
Eine in der Nähe rumstehende Bohrstange durfte als Model herhalten.
Der Zweck der Haspelnische auf der linken Seite wurde dabei richtig offensichtlich.
Re: Haspeltyp
Verfasst: Di. 21. Sep 10 21:18
von EnoM
Hier der Blick in den Schacht / Gesenk
Maße: 1,70m x 1,23m ; die Teufe ist mir unbekannt
Re: Haspeltyp
Verfasst: Di. 21. Sep 10 21:24
von EnoM
Eine Detailaufnahme
Durchmesser 17,5cm
Tiefe bis zum Holz: 14,5cm
Re: Haspeltyp
Verfasst: Di. 21. Sep 10 21:29
von EnoM
Die Welle erfüllte zum Schluss nur noch ihren Zweck als Pfuhlbaum auf der linken Seite.
Hier die Lagerung im Liegenden
Re: Haspeltyp
Verfasst: Di. 21. Sep 10 22:44
von Falafel
Gibt es irgendeine Altersvorstellung?
Glück Auf!
Stephan
Re: Haspeltyp
Verfasst: Di. 21. Sep 10 23:04
von EnoM
Die jüngste Jahrtafel im näheren Umfeld ist eine 1726.
Re: Haspeltyp
Verfasst: Do. 23. Sep 10 13:01
von Ludewig
Dieser Haspeltyp ist wohl dem Holzmangel im 18. Jahrhundert entsprungen. Viele Gruben konnten damals nicht mal ihre verritzten Erzlager abbauen weil das Ausbauholz nicht zu beschaffen war. Die Gruben erhielten ihr Grubenholz vielerorts als ein Depotat das in der Regel, so im Marienberger Revier, aus etwa 25 Stämmen Holz mit 7 - 13 Zoll Durchmesser bestand. Da sind solche Sonderkonstruktionen wie in eurem Fall nicht verwunderlich. Bisher habe ich aber noch keine Kenntnisse über diese Variante in Erfahrung bringen können.
Glück auf! Lutz Mitka
Re: Haspeltyp
Verfasst: Do. 11. Jan 18 17:48
von axel
Der Nobi hat mich gebeten, mal den Befund zum Freiberger "Holzsparhaspel" hier einzustellen. Dieser verzichtete auf alle vermeidbaren Holzeinbauten.
Standort: Zentralrevier Freiberg, in einem Abbau (Strossenbau) über einem wassergefüllten Gesenk
Datierung: 1730er Jahre
Glück Auf!
Axel
Re: Haspeltyp
Verfasst: Do. 11. Jan 18 18:45
von OHo
Hallo liebes Gremium,
das Bild mit dem Witzi sieht für mich aus wie das Lager einer Schwengelpumpenwelle
So ähnlich wie diese nur ohne Stempel:
https://de.wikipedia.org/wiki/Pumpenkun ... achbau.jpg
Haspel mit einem Lager im Felsen gibt es sehr viele im Erzgebirge und auch Bilder Davon.
GA der OHo
Re: Haspeltyp
Verfasst: Do. 11. Jan 18 19:21
von markscheider
Ich kann mir an der Stelle schwer einen funktionierenden Haspel vorstellen. Gibt es irgendwo davon eine Skizze?
Re: Haspeltyp
Verfasst: Do. 11. Jan 18 21:25
von axel
... ungefähr so, nur etwas schmaler, ohne Stütze und untertage.
GA axel
Re: Haspeltyp
Verfasst: Do. 11. Jan 18 22:42
von axel
Noch eine Sparvariante aus Freiberg - eine Haspelstütze eingespart.
Standort: Zentralrevier Freiberg
Datierung: unbekannt
Glück Auf!
Axel
Re: Haspeltyp
Verfasst: Do. 11. Jan 18 22:49
von axel
OHo hat geschrieben: ↑Do. 11. Jan 18 18:45
Hallo liebes Gremium,
das Bild mit dem Witzi sieht für mich aus wie das Lager einer Schwengelpumpenwelle
So ähnlich wie diese nur ohne Stempel:
https://de.wikipedia.org/wiki/Pumpenkun ... achbau.jpg
Haspel mit einem Lager im Felsen gibt es sehr viele im Erzgebirge und auch Bilder Davon.
GA der OHo
Hallo lieber Holger,
ich würde eine Pumpe grundsätzlich nicht ausschließen! An der betreffenden Stelle ist aber kaum Platz um dem Schwengel einigen Spielraum zu ermöglichen. Deshalb meine Vermutung, dass es sich eher um eine Haspel gehandelt haben sollte.
GA axel
Re: Haspeltyp
Verfasst: Fr. 12. Jan 18 11:36
von Geophon
So eine ähnliche Aufnahme wie in Enos Bild haben Axel und ich vor drei Jahren auch schon mal direkt über einem Schacht gefunden.
Wenn ich mich richtig erinnere, stammten die Jahreszahlen in der Nähe etwa aus der Zeit um 1790.
Re: Haspeltyp
Verfasst: Fr. 12. Jan 18 12:17
von axel
Geophon hat geschrieben: ↑Fr. 12. Jan 18 11:36
So eine ähnliche Aufnahme wie in Enos Bild haben Axel und ich vor drei Jahren auch schon mal direkt über einem Schacht gefunden.
Wenn ich mich richtig erinnere, stammten die Jahreszahlen in der Nähe etwa aus der Zeit um 1790.
Simmt! Das hatte ich schon wieder vergessen ...
Anbei noch eine Aufnahme vom Standort. Der Pfeil markiert die runde Ausschlägelung. Bei dem Beispiel könnte man aber auch eine Pumpe vermuten, da die Welle dem Anschein nach recht niedrig lag?