Die Wismut
Verfasst: Do. 03. Sep 09 21:18
Sowjets ließen mindestens 72 Wismut-Bergleute töten
Sowjetische Behörden haben in den Anfangsjahren der SAG Wismut ein weitaus rigoroseres Regime geführt, als bislang angenommen. Laut den Forschungsergebnissen einer deutsch-russischen Historikergruppe, an der Wissenschaftler der TU Chemnitz beteiligt sind, wurden zwischen 1950 und 1953 mindestens 72 Bergleute als vermeintliche Spione festgenommen und hingerichtet.
"Es wurde bei der Wismut nicht lange gefackelt, da wurden auch Leute angeklagt, die völlig unschuldig waren."
Prof. Rudolf Boch, Historiker an der TU Chemnitz
Stasi wurde oft nicht informiert
Auch die DDR-Staatssicherheit sei über das Schicksal der Bergleute nicht immer informiert worden, sagt Prof. Rudolf Boch, der Projektleiter der Studie. In einem Fall sei die Stasi davon ausgegangen, dass zwei wegen Sabotage verhaftete Bergleute zu einer langen Haftstrafe verurteilt wurden. Dabei waren diese wenige Monate nach ihrer Verhaftung in einem Moskauer Gefängnis hingerichtet worden. Die Bergleute sollen das Hauptkabel zu einem Schacht gesprengt haben. Saboteure habe es bei der Wismut durchaus gegeben, sagt Boch. "Der Uranbergbau war eine wichtige Front im kalten Krieg, da hatten auch westliche Geheimdienste ihre Interessen", erklärte der Wissenschaftler bei MDR INFO. Viele Arbeiter seien aber bereits wegen Bagatelldelikten verschleppt worden.
"Zuckerbrot und Peitsche" für Wismut-Bergleute
Die Wissenschaftler fanden zudem heraus, dass die sowjetischen Behörden bald nach Gründung der Wismut auf die berüchtigten Zwangsrekrutierungen von Arbeitern wieder verzichteten. "Das System war einfach ineffizient", sagt Rainer Karlsch, der an der Studie mitgearbeitet hat. Zehntausende Menschen seien wieder geflüchtet. Stattdessen hätten die Wismut-Chefs auf die Methode "Zuckerbrot und Peitsche" gesetzt. Es seien Leistungsanreize wie zum Beispiel längerer Urlaub und eigene Krankenhäuser geschaffen worden. Dabei seien die Arbeiter stets katastrophalen Gesundheitsrisiken ausgesetzt gewesen. "Die Strahlenrisiken waren von Beginn an bekannt", sagt Karlsch. Davon zeugten mehrere Geheimbefehle des ersten Wismut-Generaldirektors und des Chefs der sowjetischen Militäradministration in Ostdeutschland. In diesen sei von "gesundheitsschädlichen Zechen" die Rede gewesen, in denen die Kumpel an Krebs erkrankten.
Historiker werteten zahlreiche Akten aus
Für ihre Studie standen dem deutsch-russischen Historikerteam erstmals umfangreiche russische Quellen zur Verfügung. Darunter auch Akten des Atomministeriums, des Staats- und Militärarchivs. Die Forschergruppe befasst sich seit Mitte vergangenen Jahres mit der Geschichte der Wismut, bis 2011 sollen die Arbeiten abgeschlossen werden.
Die SDAG Wismut mit Standorten in Sachsen und Thüringen galt bis 1990 als drittgrößter Uranproduzent der Welt. In mehr als vier Jahrzehnten wurden insgesamt 231.000 Tonnen Uranerz gefördert.
Ohne Kommentar!
Glück Auf
Horst
Sowjetische Behörden haben in den Anfangsjahren der SAG Wismut ein weitaus rigoroseres Regime geführt, als bislang angenommen. Laut den Forschungsergebnissen einer deutsch-russischen Historikergruppe, an der Wissenschaftler der TU Chemnitz beteiligt sind, wurden zwischen 1950 und 1953 mindestens 72 Bergleute als vermeintliche Spione festgenommen und hingerichtet.
"Es wurde bei der Wismut nicht lange gefackelt, da wurden auch Leute angeklagt, die völlig unschuldig waren."
Prof. Rudolf Boch, Historiker an der TU Chemnitz
Stasi wurde oft nicht informiert
Auch die DDR-Staatssicherheit sei über das Schicksal der Bergleute nicht immer informiert worden, sagt Prof. Rudolf Boch, der Projektleiter der Studie. In einem Fall sei die Stasi davon ausgegangen, dass zwei wegen Sabotage verhaftete Bergleute zu einer langen Haftstrafe verurteilt wurden. Dabei waren diese wenige Monate nach ihrer Verhaftung in einem Moskauer Gefängnis hingerichtet worden. Die Bergleute sollen das Hauptkabel zu einem Schacht gesprengt haben. Saboteure habe es bei der Wismut durchaus gegeben, sagt Boch. "Der Uranbergbau war eine wichtige Front im kalten Krieg, da hatten auch westliche Geheimdienste ihre Interessen", erklärte der Wissenschaftler bei MDR INFO. Viele Arbeiter seien aber bereits wegen Bagatelldelikten verschleppt worden.
"Zuckerbrot und Peitsche" für Wismut-Bergleute
Die Wissenschaftler fanden zudem heraus, dass die sowjetischen Behörden bald nach Gründung der Wismut auf die berüchtigten Zwangsrekrutierungen von Arbeitern wieder verzichteten. "Das System war einfach ineffizient", sagt Rainer Karlsch, der an der Studie mitgearbeitet hat. Zehntausende Menschen seien wieder geflüchtet. Stattdessen hätten die Wismut-Chefs auf die Methode "Zuckerbrot und Peitsche" gesetzt. Es seien Leistungsanreize wie zum Beispiel längerer Urlaub und eigene Krankenhäuser geschaffen worden. Dabei seien die Arbeiter stets katastrophalen Gesundheitsrisiken ausgesetzt gewesen. "Die Strahlenrisiken waren von Beginn an bekannt", sagt Karlsch. Davon zeugten mehrere Geheimbefehle des ersten Wismut-Generaldirektors und des Chefs der sowjetischen Militäradministration in Ostdeutschland. In diesen sei von "gesundheitsschädlichen Zechen" die Rede gewesen, in denen die Kumpel an Krebs erkrankten.
Historiker werteten zahlreiche Akten aus
Für ihre Studie standen dem deutsch-russischen Historikerteam erstmals umfangreiche russische Quellen zur Verfügung. Darunter auch Akten des Atomministeriums, des Staats- und Militärarchivs. Die Forschergruppe befasst sich seit Mitte vergangenen Jahres mit der Geschichte der Wismut, bis 2011 sollen die Arbeiten abgeschlossen werden.
Die SDAG Wismut mit Standorten in Sachsen und Thüringen galt bis 1990 als drittgrößter Uranproduzent der Welt. In mehr als vier Jahrzehnten wurden insgesamt 231.000 Tonnen Uranerz gefördert.
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Horst