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Flachseile

Verfasst: Do. 19. Mär 09 21:05
von Bastl
Grüßt euch !

Neulich entdeckten wir bei einer Befahrung was (für meine Begriffe) seltsames: In einer Firstsicherung mittels Schienenausbau konnte man neben den Schienen auch die Verwendung von Flachseilen erkennen. Kann jemand genauere Auskunft geben, ab wann diese im Bergbau eingesetzt wurden, bzw (jetzt geht die Frage an die Freiberger Fraktion): wurden solche auch im Freiberger Land verwendet ?

Viele grüße, Bastl

Re: Flachseile

Verfasst: Do. 19. Mär 09 21:27
von Falafel
Ich kann mich mal kundig machen. Bei "Himmelfahrt Fundgrube" haben wir einen der alten Fördermaschinisten - der sollte es wissen. Zumindest kann ich mir vorstellen, daß bei den größeren Schächten bei einer Teufe von ca. 800m Gegenseile verwendet wurden.

Wo hast Du das gesehen (ggf. PN)?

Glück Auf!
Stephan

Re: Flachseile

Verfasst: Do. 19. Mär 09 21:40
von Falafel
Ich hätte da schon mal was gefunden:

Jobst, Rentzsch, Schubert, Trachbrod: "Bergwerke im Freiberger Land", 2. Auflage, Freiberg 1994; S. 126f.:

"Im Reiche Zeche Schacht erfolgte die Förderung bis 1953 mit einer Bobine, einer Fördermaschine, bei welcher das als Flachseil ausgebildete Förderseil auf einer Spilltrommel, deren lichte Weite der des Seils entsprach, übereinander gewickelt wurde."

Re: Flachseile

Verfasst: Fr. 20. Mär 09 6:45
von Fahrsteiger
Alle Koepe - Förderanlagen werden mit Flachseilen unter den Körben betrieben. Auf Ibbenbüren sogar gummiert als Korrisionsschutz.
Flachseile als Firstsicherung in Verbindung mit Ankerung ist garnicht so selten. Der Einsatzraum sind vor allem Länder der ehemaligen GUS und Indien.
Glück Auf
Horst

Re: Flachseile

Verfasst: Fr. 20. Mär 09 7:45
von Jörn
Es ist ja allgemein bekannt, dass der Bergmann alles verbaut, wessen er habhaft werden kann. Aber Flachseile - das ist mir neu. Kann mal jemand ein Bild davon einstellen? MIch würde mal interessieren, wie so etwas aussieht.

Jörn

Re: Flachseile

Verfasst: Fr. 20. Mär 09 8:44
von Bastl
In diesem Bereich hat sich der Verastz aus der Firste gelöst und die Flachseile hängen herunter, ansonsten hätten wir das wahrscheinlich gar nicht bemerkt.

Re: Flachseile

Verfasst: Fr. 20. Mär 09 9:29
von Jörn
Vielen Dank, Bastl! Die Flachseile dienen also als Verzug... darauf muss man erst einmal kommen... :shock: :top:

Re: Flachseile

Verfasst: Fr. 20. Mär 09 10:13
von Björn
Hält aber :derda: offensichtlich nicht

Björn

Re: Flachseile

Verfasst: Fr. 20. Mär 09 21:19
von markscheider
Das hängt natürlich vom zeitlichen Rahmen ab. Aller Stahlausbau ist bei Anwesenheit von Wasser oder auch nur Feuchtigkeit in seiner Haltbarkeit begrenzt.

Im Zwickau/Oelsnitzer Steinkohlebergbau wurden auch alte Flachseile als Verzug verwendet. Wenn ich mich recht erinnere, auch beim Zweischeibenbau auf der Sohle der oberen Scheibe ausgelegt, um dann beim Nachnehmen der unteren als Firstsicherung zu dienen. Der Begriff "Bandseile" ist auch gängig.

Re: Flachseile

Verfasst: Fr. 20. Mär 09 21:47
von StefanD
Flachseile werden übrigens auch für Bobinen verwendet. Also Fördermaschinen, bei denen das Seil zum Gewichtsausgleich lagenweise übereinander aufgewickelt wird und bei denen sich das Seil nicht verdrillen kann, z.B. für Abteufanlagen mit Kübeln. Um 1900 waren flache Stahldrahtseile schon längere Zeit im Gebrauch, in Belgien und Frankreich aber auch noch häufig flache Aloeseile anzutreffen. Quelle: Fördermittel bei der Schachtförderung, Breslau 1911.

Glückauf
Stefan

Re: Flachseile

Verfasst: Sa. 21. Mär 09 7:02
von Fahrsteiger
@ Björn, die Seile sind doch noch da. Der ehemals darunter stehende Ausbau hat sich aufgelöst.
Abgelegte Flachseile aus Schächten dürften eine weitaus höhere Lebensdauer als " normaler " Stahlausbau haben. Sie sind mit Seilfetten getränkt. Diese Fette sind Wasser resistent.
Glück Auf
Horst

Re: Flachseile

Verfasst: Sa. 21. Mär 09 17:36
von Falafel
Info von einem der letzten Maschinisten vom Ferdinandschacht:

-In der letzten Betriebsperiode wurde in Halsbrücke ausschließlich mit Trommelfördermaschinen gefahren. Flachseile kamen demzufolge nicht zum Einsatz.
-Auf dem Davidschacht stand eine Koepefördermaschine. Die hatte auch ein Gegenseil (Flachseil)
-Ob vor seiner Zeit irgendwo (außer auf Reiche Zeche - siehe oben) mit Bobine gearbeitet wurde, war ihm unbekannt.

Für "Deine" Flachseile kommen also folgende Möglichkeiten in Frage:
1. "Fremdeintrag" aus dem Zentralrevier (Koepe von Davidschacht, Bobine von Reiche Zeche)
2. von einer älteren unbekannten Bobine in Halsbrücke

Glück Auf!
Stephan

Re: Flachseile

Verfasst: So. 22. Mär 09 14:34
von René_M
Horst hat es schon richtig erkannt, die Seile sind noch da, der Holzanteil im Ausbau hat sich aufgelöst zumal sich dort die Strecke durch die Abzweigung verbreitert und der Ausbau wohl etwas schwieriger einzubringen war bzw. aufgrund der Breite vielleicht etwas zu schwach dimensioniert war. Richtig ist auch das Seile im allgemeinen mit Seilfetten vor Korosion und Abnutzung geschützt werden demnach auch weitestgehenst wasserabweisend sind. Seile zu verzinken geht zwar auch hat aber den Nachteil das die dann Biegesteifer und härter sind und die Seilscheiben schneller abnutzen lassen. Im allgemeinen kann man sagen das stehende Seile verzinkt werden und laufende blank bleiben. Es werden aber auch Rundseile für solche Firstverzugzwecke benutzt, Flachseile haben da die Vorsteile das sie breit sind, so mehr Auflagefläche bieten und sich besser einbauen lassen, Rundseile sind ja dann wie ein Aal der sich hin und her windet. Die Flachseile sind ca. 5/6cm breit und 2/3cm dick.
Der der auf dem Foto ist :D :D

Re: Flachseile

Verfasst: Do. 26. Mär 09 12:10
von markscheider
StefanD hat geschrieben:Flachseile werden übrigens auch für Bobinen verwendet.
Klar, Stefan, da kommen sie ja ursprünglich her. Alles andere (Unterseil, Verzug) sind Sekundärnutzungen.

Ich bezweifle, daß der Lastausgleich der Bobine ursprünglich gewollt war. Eher ein sehr angenehmer Nebeneffekt, der sich dann herausstellte, als man die ersten Bobinen für größere Teufen einsetzte.

Re: Flachseile

Verfasst: Do. 21. Mai 09 0:07
von Fahrsteiger
Anbei der Betriebsplan der Kleinzeche Hermann von 1951-52. Wie man lesen kann, wurden hier planmäßig alte Förderseile als Verzug eingebracht.
Glück Auf
Horst