Schaarschacht Johanngeorgenstadt

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Nobi
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Beitrag von Nobi »

In der "Mitteldeutschen Zeitung" habe ich einen Artikel über die Wismut-Sanierung gefunden. Darin wird berichtet, dass bei Arbeiten an der Schaarschachthalde in Johanngeorgenstadt eine Schacht aus dem 18. Jahrhundert angefahren wurde. Die dort vorgefundenen Reste eines Wasserrades und Gestänges von 1804 wurden denkmalgerecht hergerichtet. Kann man diese Sachen irgendwie besichtigen wenn man mal dort in der Gegend ist?


------ Hier der Artikel ------

Wismut sanierte stahlenbelastete Halden und Schächte

Firma beendete 2004 sieben Projekte - Bund und Land zahlten 4,8 Millionen Euro

erstellt 29.12.04, 09:05h, aktualisiert 29.12.04, 10:03h

Chemnitz/dpa. Johanngeorgenstadt und Breitenbrunn im Erzgebirge waren 2004 die wichtigsten Projekte der Wismut GmbH bei der Sanierung von Altstandorten in Sachsen. «Wir haben dort sieben mit Uran belastete Flächen, Bunker, Schächte und Halden saniert, wo das Erz bereits vor 1962 abgebaut wurde», sagte der Leiter Projektträger Altstandorte, Jochen Schreyer. Die Objekte waren von den Kommunen als dringlich eingestuft worden. Die 2002 begonnenen Arbeiten konnten nahezu alle beendet werden. «Dafür flossen 4,8 Millionen Euro extra von Bund und Land.»
Nach der Wende waren zunächst nur jene Gebiete saniert worden, die nach 1962 von die Wismut genutzt wurden. Dazu hatte sich die Bundesregierung im Wismut-Gesetz von 1991 verpflichtet. In der Region um Johanngeorgenstadt wurde von 1946 bis 1957 Uranerz abgebaut.

In Sachsen gibt es nach Wismut-Schätzungen noch mehr als 1000 so genannte Altstandorte. «Dort war der Abbau von Uranerz bereits vor 1962 aufgegeben worden. Sie sollen bis 2012 wieder hergerichtet sein. Dafür stellen Bund und Freistaat rund 78 Millionen Euro bereit. 50 Projekte sind in Arbeit, darunter auch im Vogtland», sagte Schreyer.

Zudem würden Konzepte zur Sanierung von Bergbauanlagen in Annaberg-Buchholz, Schneeberg und weiter in Johanngeorgenstadt erarbeitet. «In Johanngeorgenstadt gibt es noch eine Unmenge zu tun. Wir wollen, dass die Stadt und Umgebung wieder attraktiv werden und Touristen anlocken. Vor allem geht es aber um das Wohl der Einwohner», sagte Schreyer.

Ab und an gebe es auch überraschende Entdeckungen. «Bei Arbeiten an der Schaarschachthalde mitten in Johanngeorgenstadt stießen wir auf einen Schacht aus dem 18. Jahrhundert. Die vorgefundenen Reste eines Wasserrades und Gestänges von 1804 wurden denkmalgerecht hergerichtet», sagte der Bergbauexperte.

Die Wismut kümmere sich auch um Stellen, wo sich nur wenige Meter unter der Erde Grubenbaue befänden, besonders in bewohnten Gebieten. «Wir bezeichnen diese Orte als tagesnaher Abbau. Da können plötzlich Löcher einbrechen, das ist oft nur eine Frage der Zeit», sagte der Projektleiter.

«Große Aufgaben kommen auf uns auch im vogtländischen Lengenfeld zu», erläuterte Schreyer weiter. So soll spätestens 2006 mit der Sanierung des Lenkteichs begonnen werden, der nach einem Dammbruch 1954 unter kontaminiertem Schlamm versank. «Wir werden das Tal komplett beräumen und hoffen, dass dort einmal wieder ein Naherholungsgebiet entsteht.» Auch die Absetzanlagen Dänkritz bei Zwickau sowie bei Freital sind Schwerpunkte der sächsischen Wismut- Sanierungen bis 2012.

Quelle:
Mitteldeutsche Zeitung
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taubes_Gestein
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Beitrag von taubes_Gestein »

Bei dem genannten Schacht handelt es sich um den eigentlichen alten Schaarschacht aus der Zeit des Silberbergbaus. Der Schacht wurde aber auch wie so viele in der Gegend für den Uranbergbau der Wismut hergerichtet.
In der damaligen Nummerierung hieß er nebst Schaarschaacht auch Schacht 18.

Im Schacht selber befindet sich eine tagesnahe Radkammer sowie die bis nach übertage gehenden Gestängeschächte ( 2 Stück) sowie 1 Wasseraufgabeschacht.
Mittlerweile wurde der Bereich wie immer bergschadensicher verwahrt und zwar durch eine Betonplombe, deren Widerlager genau im Zugang zur Radkammer errichtet wurde.

Im Endeffekt ist das Ganze trotz Beton so verwahrt worden, das im Rahmen einer späteren erneuten Öffnung (für touristische Zwecke!!) keine schwerwiegenden Probleme auftauchen sollten. Wer weiß, wie das wieder gehn soll. Da ist ein Widerspruch drin, aber Beton kostet ja anscheinend nix.

Übrigens, der ganze umliegende Haldenbereich wurde auch gleich mit umgelagert. Das Ganze erfolgte im Rahmen einer Abarbeitung gewisser prioritärer Objekte im Raum Johanngeorgenstadt zur Sicherung und Schutz der Öffentlichkeit vor möglichen Bergschäden sowie der Belastung durch austretendes Radon aus dem Haldenfuß.

Du kannst dir die Besichtigung sparen, du siehst nichts mehr. In ferner Zukunft vielleicht, ich geb dir Bescheid.
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Nobi
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Beitrag von Nobi »

danke.

wenigstens hat man bei dieser aktion etwas an die zukunft gedacht und ich unterstelle mal sogar mit absicht.
trotzdem finde ich die sache schon etwas seltsam .... :rolleyes:
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MichaP
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Beitrag von MichaP »

auch wenn es uns nicht passt: wir müssen einsehen, dass man nicht aus jeder radstube ein museum machen kann.
aber städtische tourismuskonzepte sollten mal etwas globaler betrachtet werden durch die verantwortlichen, also nur nicht nur aufeinzelobjekte mit direktem, messbarem finaziellen nutzen, sondern viel mehr darauf ausgelegt eine stadt atraktiv zu machen, ohne immer an laufende folgekosten im sinne von zusätzlicher betreunung durch personal denken zu müssen.
ich persönlich könnte mir gut vorstellen das es möglich wäre zum einem die objekte zu sichern (muss eh gemacht werden), aber sie so zu sichern, dass der besucher selbständig sich das objekt ansehen kann. z.b. eine radstube: vernüftigen, einfachen zugang schaffen (z.b. durch ein aussenliegendes treppenbauwerk) und einen blick in die radstube ermöglichen. ein paarschautafeln die alles erklären und ein wach- und schließdienst, der in der einsatzzentrale auf dem monitor immermal glotzt, ob alles noch i.o. ist. oder so ähnlich - also ein selbst erfahrbares objekt ohne direkt betreuung. wenn davon ein paar in der stadt hat, dann wird es doch richtig interessant für touris mal ne runde durch die stadt zu drehen oder eine stadtführung zu buchen.
man würde dadurch:
- die objekte dadurch sichern und der öffentlichkeit zugänglich machen
- den touristischen atraktivitätswert der stadt stark erhöhen und dadurch indirekt über hotel und gewerbe profitieren
- kostenreduziert auf ein minimum die objekte präsentieren können

ein sicherheitsproblem sehe ich nicht wenn es vernünftig gemacht ist. um z.b. ein treppenhaus im parkhaus zu benutzen, oder um durch einen fußgängertunnel zu laufen brauche ich auch keinen führer der auf mich aufpasst mit erklärt wieviel stufen es sind und das es im dunkel nicht hell ist und deshalb lampen vorhanden sind. das gewäsch was 80prozent der führer auf besucherrunden von sich geben sollte man eh besser verbieten lassen. da ist je (gute) schautafel fachlich exakter und sinnvoller!

na ich merke schon ... ich träume mal wieder vom bergbauwunderland!
Glück auf!

Michael
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Nobi
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Beitrag von Nobi »

wenn doch träume nur war werden würden micha :cool:

mich wundert es nur, das ausgerechnet in johanngeorgenstadt sowas passiert. die radstube hätte bestimmt in ein gutes gesamtkonzept gepasst (silberwäsche antonsthal - frisch glück glöckl - pferdegöpel - radstube?). viel an sonstiger historischer substanz hat das städtchen ja leider nicht mehr zu bieten und deswegen sollte man umso dankbarer sein für das, was (noch) nicht zerstört wurde.

was ist eigendlich aus dem aufbau eines holzförderturm am ehemaligen schacht 42 geworden? wenn dafür geld vorhanden ist sollte es für die radstube auch reichen.
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taubes_Gestein
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Beitrag von taubes_Gestein »

Es stand immer erst die Verwahrung bergschadenkundlich relevanter Grubenbaue an, sowie die mögliche Nachnutzung der betroffenen Bereiche z.B. als Gewerbegebiet um dem Städtchen die Möglichkeit zur weiteren Entwicklung zu geben. Die Stadt selbst ist schon sehr mitgenommen / heruntergekommen. Ein Schacht mehr oder weniger spielt da keine Rolle.
Irgendein guter Geist wird da während der Verwahrung vielleicht noch regulierend eingegriffen haben. Den Verantwortlichen wird die Existenz der Gestängeschächte u.a. schon im Vorherein bekannt gewesen sein.
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