Konrad: Umbau zum Endlager beginnt

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Bergmichel
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Konrad: Umbau zum Endlager beginnt

Beitrag von Bergmichel »

Konrad: Umbau zum Endlager beginnt

Fördergerüst von Schacht 2 abgerissen und durch Provisorium ersetzt -Einlagerung soll 2013 starten

Von Ingo Kugenbuch
BLECKENSTEDT. "Derzeit gehen wir davon aus, dass die Einlagerung im Schacht Konrad 2013 beginnen kann", sagt Henning Rösel, Vizepräsident des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), im SZ-Gespräch. "Es ist ein ehrgeiziges Ziel, aber erreichbar."

Die Sanierung des ehemaligen Eisenerzbergwerks Konrad hat begonnen. Sie ist die Voraussetzung für den späteren Umbau zum Atommüll-Endlager. Als erstes wurde das alte Fördergerüst von Schacht 2 und die ehemaligen Kauen, in denen sich zum Beispiel Umkleide- und Waschräume befanden, abgerissen. Schacht 2 auf dem Hüttengelände ist der Einlagerungsschacht, durch den die radioaktiven Abfälle unter die Erde geschafft werden - nicht etwa der zum Symbol für den Widerstand gewordene Schacht Konrad 2 in Bleckenstedt.
Von einer Arbeitsbühne aus reißen Arbeiter jetzt die bisherigen Einrichtungen aus dem Schacht heraus. Die hölzernen Spurlatten, an denen der Förderkorb nach unten gleitet, und alte Rohrleitungen für Wasser und Treibstoff werden entfernt. Der Schacht wird dann neu ausgemauert, und es werden neue Rohre und Spurlatten aus Stahl installiert. "Der letzte Schritt sind ein neues Fördergerüst und ein neuer Förderkorb", sagt Rösel, zugleich Chef der Projektgruppe Konrad.
Der eigentliche Umbau zum Endlager beginnt erst, wenn diese Arbeiten abgeschlossen sind. Voraussichtlich im Jahr 2010 werden am Schacht 2 über Tage die Gebäude errichtet, in denen die radioaktiven Abfälle von Sattelschleppern oder Eisenbahnwaggons abgeladen und unter die Erde verfrachtet werden.
Dazu muss vorher allerdings noch eine Zufahrt gebaut werden, damit die Transporte nicht über das Hüttengelände fahren müssen. "Bis Juni 2009 soll eine eigene Baustraße entstehen", sagt Rösel. Die Verträge für den Kauf der benötigten Grundstücke seien unterschrieben. Jetzt müsse noch nach Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg gesucht werden. Parallel dazu soll ab Mitte 2008 die Fördermaschine auf dem Gelände von Schacht 1 saniert werden.
Ab 2010 werden dann die ersten unterirdischen Einlagerungsstollen für den Atommüll in den Untergrund getrieben. Das erste so genannte Einlagerungsfeld ist Feld5/1, etwa 800 Meter unter dem Hüttengelände. In den Stollen (Der Bergmann sagt "Strecken") werden Container und Fässer mit radioaktiven Abfällen eingelagert - jeweils 50Meter, dann wird eine Betonmauer gezogen, und die verbleibenden Hohlräume werden mit einem Gemisch aus Beton, Abraum und Wasser verfüllt.
"Wenn ein Einlagerungsschacht voll ist, ist der nächste dran", sagt Rösel. "Wir schaffen im Einschichtbetrieb mit etwa 120Bergleuten 10000 Kubikmeter Abfall im Jahr." Derzeit warten mehr als 115000 Kubikmeter auf ihre Endlagerung. "Die werden wir in den ersten zehn Jahre entsorgen", sagt Rösel. Auch danach gibt es auf Konrad genug zu tun: Bis 2040 sollen 280000 Kubikmeter radioaktiven Mülls anfallen.

Quelle: Salzgitter-Zeitung
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MatthiasM
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Re: Konrad: Umbau zum Endlager beginnt

Beitrag von MatthiasM »

Wobei ich grundsätzlich jede Art der Lagerung, die eine mögliche Rückholung erschwert, für Unfug, um nicht zu sagen, verantwortungslos halte. Keine Möglichkeit der Kontrolle, und wenn sich mal zeigt, daß irgendwas undicht ist und auf absehbare Zeit* an der Oberfläche im Trinkwasser oder sonstwo auftauchen wird (siehe die so schön dichten Salzstöcke in Gorleben), keine Chance mehr, runterzufahren und das Zeug umzulagern. Herr, wirf Hirn vom Himmel.

Glück auf
Matthias

*in geologischen Zeiträumen gedacht, das ist schon fast alles > 5 Jahre bei den heutigen Politikern. Siehe auch Ausstieg aus der Steinkohle.
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micha2
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Re: Konrad: Umbau zum Endlager beginnt

Beitrag von micha2 »

MatthiasM hat geschrieben:Wobei ich grundsätzlich jede Art der Lagerung, die eine mögliche Rückholung erschwert, für Unfug, um nicht zu sagen, verantwortungslos halte.
Hi Matthias,
ganz so einfach ist die Thematik leider nicht.
Rückholbare Endlager sind eigentlich nur für schwach- bis mittelaktive Abfälle mit geringer Halbwertszeit und geringem Gefährdungspotential geeignet. Der gesicherte Isolationszeitraum liegt wohl bei <<1000 Jahre.
Begründung: Rückholbare Endlager sind relativ offene Systeme die kontinuierlich überwacht und gegen Kontamination und Missbrauch gesichert werden müssen. Die Überwachungseinrichtungen müssen über den notwendigen Isolationszeitraum zuverlässig und verantwortungsbewußt betrieben werden.
Und eben hier liegt das Problem:
Diese Kontinuität kann nur in einem sehr bescheidenem Zeitraum als gesichert angenommen werden. Kriege, Diktaturen, Niedergang der technischen Zivilisation, Völkerwanderungen, Klimakatastrophen etc. usw. können leicht zum Zusammenbruch der Überwachungseinrichtung und zum "Vergessen" der Endlager führen.
Kurz: Wenn wir mal die europäische Geschichte betrachten, würde ich den "gesicherten" Überwachungszeitraum mit wesentlich weniger als 500 Jahre ansetzen!

Als Endlager für radioaktive Abfälle, die einen sicheren Isolationszeitraum von >>100 Jahre erfordern, kommen also nur geschlossene, hermetisch Dichte Systeme in Frage.
Ob und wie eine Langzeitsicherheit über einige tausend- bis einige hunderttausend Jahre erreichbar ist, steht auf einem ganz anderem Blatt und wird auch heftigst und kontrovers diskutiert.

mit herzlichem Gruß und Glück auf
Michael Krumrei
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MatthiasM
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Re: Konrad: Umbau zum Endlager beginnt

Beitrag von MatthiasM »

Tja, gerade der Gorlebener Salzstock ist, soweit ich weiß (hieb- und stich-, zumindest belegfeste Quellen müßte ich auf die Schnelle selber suchen) ist ja jetzt schon, d.h. nicht mal innerhalb einer Generation, ehrlicherweise als kaum tauglich zu bezeichnen, und wir haben es wohl vornehmlich dem Nachdenkprozeß nach Tchernobyl zu verdanken, daß das Ding nicht schon frisch fromm fröhlich in Vollbetrieb ist. Allein das Beispiel führt doch alle Prinzipien, die mangels Rückholbarkeit einen zuverlässigen hermetischen Einschluß verlangen, ad absurdum.
Mangels genaueren Quellenstudiums der Einfachheit halber erst mal Wikipedia.
http://de.wikipedia.org/wiki/Atomm%C3%B ... r_Gorleben
http://de.wikipedia.org/wiki/Salzstock_Gorleben
Bereits im Absaufen befindlich würde ich Asse bezeichnen (http://de.wikipedia.org/wiki/Forschungsbergwerk_Asse), das Zeug da drunten ist real eingelagert und bereits jetzt nicht mehr rückholbar.

Statt Wikipedia lassen sich garantiert neutralere und niet- und nagelfeste Quellen finden.

Ich weiß nicht, was besser ist, ein rückholbar gestaltetes "Endlager", das mit Verschwinden der Menschheit möglicherweise unbeaufsichtigt rumsteht (und, nebenbei bemerkt, nach dem Motto "der letzte macht das Licht aus" kann man's immer noch verfüllen, wenn man keine Lust mehr hat), oder ein rein politisch auf immer und ewig gedachtes, das innert einer Generation bereits ganz real absäuft.

Glück auf oder Viel Glück
Matthias,
der offen zugibt, kein Geologe und schon gar kein Salzstockexperte zu sein, aber der von den "verantwortungsvollen" Politikern verlangt, bei geologisch lang dauernden Vorgängen in ebenso angemessenen Zeiträumen wenigstens zu denken zu versuchen...
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micha2
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Re: Konrad: Umbau zum Endlager beginnt

Beitrag von micha2 »

Hi Matthias,
damit wir uns hier nicht falsch verstehen:
Meine Überlegung/Argumentation war idealisiert und rein theoretischer Natur!
Ob und wie eine Langzeitsicherheit über einige tausend- bis einige hunderttausend Jahre erreichbar ist, steht auf einem ganz anderem Blatt und wird auch heftigst und kontrovers diskutiert.
Das wir sowohl von den Befürwortern, als auch von den Gegnern der Kernkraft nach Strich und Faden belogen werden, ist ja wohl unstrittig.
Das Ärgerliche bei solchen Themen sind die Politiker und die Lobbyisten:
Die Politiker wollen den nächsten Wahlkampf gewinnen und die Lobbyisten ihre Pfründe sichern! Läuft ja auf das Gleiche raus... Da wird aus Eigennutz gelogen, betrogen, hintergangen, manipuliert...

Mir ging es hier nur um den technischen Aspekt der/einer Problemlösung:
Wir haben hochradioaktiven Abfall. Dieser muss möglichst sicher und möglichst kostengünstig verwahrt werden!
--> Wie löst man das Problem?
Klartext: Ich kann dafür oder dagegen sein, ich kann die Kernkraft verteidigen oder verteufeln - Ich kann mir auch einen Knopf an die Backe nähen... Ich habe keinerlei Vorteile davon!
Ich beziehe nur die "Prügel" der (jeweiligen) Gegenseite :shock:
Trotzdem finde ich es interessant, sich über die technischen Aspekte Gedanken zu machen.

Gruß und Glück auf
Micha2
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markscheider
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Re: Konrad: Umbau zum Endlager beginnt

Beitrag von markscheider »

MatthiasM hat geschrieben: Statt Wikipedia lassen sich garantiert neutralere und niet- und nagelfeste Quellen finden.
Das glaube ich nicht. Du wirst entweder Quellen finden, die Dir bestätigen, daß jegliche Art von Endlagerung verantwortungsloses Handeln ist, oder aber solche, die Dir versichern, daß Salzstöcke oder Erzbergwerke bestens geeignet sind.
Dazwischen gibt es meiner Meinung nach nicht viel, hier stimme ich Micha2 vollumfänglich zu.

Letztenendes wird es so laufen: das Zeug wird eingelagert, das kostet Geld und bringt Arbeit. In 20, 50 oder 100 Jahren wird es dann umgelagert, weil es ein neues Gutachten gibt. Das kostet Geld und bringt Arbeit. Usw., usf.
Der Steuerzahler zahlt, die Planungsbüros planen und ein paar Bergarbeiter arbeiten. So macht jeder das, was er am besten kann.
hungerlieb
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Re: Konrad: Umbau zum Endlager beginnt

Beitrag von hungerlieb »

markscheider hat geschrieben:
Letztenendes wird es so laufen: das Zeug wird eingelagert, das kostet Geld und bringt Arbeit. In 20, 50 oder 100 Jahren wird es dann umgelagert, weil es ein neues Gutachten gibt. Das kostet Geld und bringt Arbeit. Usw., usf.
Der Steuerzahler zahlt, die Planungsbüros planen und ein paar Bergarbeiter arbeiten. So macht jeder das, was er am besten kann.
und es wird mehr und mehr und mehr, teuerer und teurer und die Wahrscheinlichkeit, dass jemand mal den falschen Knopf drückt, Terroristen sich daran vergreifen, oder man es dann doch wie der große Bruder in der Nato einfach als Munition loß werden will, wächst ebenfalls.
Wenn es danach geht: Hauptsache Arbeit, egal ob sinnvoll, ethnisch o.k., gefährlich usw., dann sind wir in diesem Land zwar auf Kurs, aber ob es der Richtige ist?
Energie ja, Tod nein danke.

Mfg Sven
Glück Auf!
Sven
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