Schneeberg / St. Wolfgang
Verfasst: Fr. 01. Feb 08 11:53
Vorstoß in die Wundertüte
Unter dem Schneeberger Kirchplatz wird zurzeit nach Hohlräumen gesucht
Schneeberg. „Der Boden unterhalb der Schneeberger Innenstadt ist wie eine große Wundertüte. Man weiß vorher nie, was man findet.“ Tilo Weniger, technischer Leiter der Bergsicherung Sachsen GmbH geht zurzeit mit seinen Männern den Geheimnissen dieser Wundertüte auf den Grund.
Gemeinsam mit der Bergsicherung Schneeberg GmbH treiben sie vor der Wolfgangskirche drei zirka 20 Meter tiefe Teufen in die Erde, um dort unten nach Hohlräumen zu forschen. Ein vierter dieser kleinen Schächte wird demnächst folgen.
Bergleute hatten schon im 15. Jahrhundert unterhalb des Schneeberger Kirchplatzes nach Silber gesucht. Nach 1946 förderten ihre Nachfahren von der SAG Wismut dort Uranerz. „Die Abbauräume knapp unterhalb der Erdoberfläche sind eine Gefährdung für die öffentliche Sicherheit“, sagt Günter Meyer von der Wismut GmbH. Erstens können Hohlräume einbrechen und Tagesbrüche verursachen. Darüber hinaus steigt Radon auf. Das radioaktive Edelgas dringt in einige Keller ein und kann in hoher Konzentration die Gesundheit gefährden.
Radon wird über Turm abgeleitet
Um dies zu verhindern, hat die Wismut GmbH die Bergsicherung Sachsen und die Bergsicherung Schneeberg beauftragt, den Untergrund zu erkunden, tagesbruchgefährdete Hohlräume zu verfüllen und mit Betonplomben oder anderen Methoden in rund 20 Meter Tiefe eine undurchdringliche Barriere gegen das Radon zu schaffen. Das Gas soll unterhalb dieser Grenze bleiben und von dort kontrolliert über die Austrittsöffnung auf dem Turm der Wolfgangskirche ins Freie geleitet werden.
Bund und Freistaat haben für die bergtechnischen Sanierungsarbeiten unter dem Kirchplatz rund 1,5 Millionen Euro bereitgestellt. Bis Mai oder Juni sollen sie beendet sein. Doch mit Terminvorgaben ist man sehr vorsichtig.
In der Epoche des historischen Silberbergbaus haben die Bergleute Stollen und Abbaue vorangetrieben, ohne Position und Richtung exakt zu dokumentieren. Es wäre also eine Überraschung, wenn dort unten keine Überraschungen auftauchen würden. Womit man wieder bei der Wundertüte wäre.
Bewetterung ist kniffelige Sache
Darüber hinaus ist die Ableitung des Radons eine kniffelige Angelegenheit. Temperaturdifferenzen zwischen den Hohlräumen sowie der Außenwelt sorgen für einen Luftstrom – die Bewetterung – über den das Edelgas in die Keller gelangen kann. „Die Radonbelastung darf sich durch die Sanierungsarbeiten am Schneeberger Kirchplatz auf keinen Fall verschlechtern“, betont Günter Meyer.
Unter dem Kirchplatz laufen viele alte Gänge zusammen. Bergsicherung Sachsen und die Bergsicherung Schneeberg arbeiten deshalb an einem wichtigen Knotenpunkt. Sie treiben die Teufen innerhalb eines rund 100 Meter langen Bereichs zum einst intensiv bebauten System des „Persival Morgengang“ hinab. Doch selbst wenn diese erste Sanierungsetappe abgehakt ist, gibt es unter den Straßen der Stadt noch jede Menge zu tun. „Schneeberg ist unterhöhlt wie ein Schweizer Käse“, lautet ein geflügelter Satz.
Von Gunter Niehus
Quelle: Freie Presse
http://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/R ... 95622.html
Unter dem Schneeberger Kirchplatz wird zurzeit nach Hohlräumen gesucht
Schneeberg. „Der Boden unterhalb der Schneeberger Innenstadt ist wie eine große Wundertüte. Man weiß vorher nie, was man findet.“ Tilo Weniger, technischer Leiter der Bergsicherung Sachsen GmbH geht zurzeit mit seinen Männern den Geheimnissen dieser Wundertüte auf den Grund.
Gemeinsam mit der Bergsicherung Schneeberg GmbH treiben sie vor der Wolfgangskirche drei zirka 20 Meter tiefe Teufen in die Erde, um dort unten nach Hohlräumen zu forschen. Ein vierter dieser kleinen Schächte wird demnächst folgen.
Bergleute hatten schon im 15. Jahrhundert unterhalb des Schneeberger Kirchplatzes nach Silber gesucht. Nach 1946 förderten ihre Nachfahren von der SAG Wismut dort Uranerz. „Die Abbauräume knapp unterhalb der Erdoberfläche sind eine Gefährdung für die öffentliche Sicherheit“, sagt Günter Meyer von der Wismut GmbH. Erstens können Hohlräume einbrechen und Tagesbrüche verursachen. Darüber hinaus steigt Radon auf. Das radioaktive Edelgas dringt in einige Keller ein und kann in hoher Konzentration die Gesundheit gefährden.
Radon wird über Turm abgeleitet
Um dies zu verhindern, hat die Wismut GmbH die Bergsicherung Sachsen und die Bergsicherung Schneeberg beauftragt, den Untergrund zu erkunden, tagesbruchgefährdete Hohlräume zu verfüllen und mit Betonplomben oder anderen Methoden in rund 20 Meter Tiefe eine undurchdringliche Barriere gegen das Radon zu schaffen. Das Gas soll unterhalb dieser Grenze bleiben und von dort kontrolliert über die Austrittsöffnung auf dem Turm der Wolfgangskirche ins Freie geleitet werden.
Bund und Freistaat haben für die bergtechnischen Sanierungsarbeiten unter dem Kirchplatz rund 1,5 Millionen Euro bereitgestellt. Bis Mai oder Juni sollen sie beendet sein. Doch mit Terminvorgaben ist man sehr vorsichtig.
In der Epoche des historischen Silberbergbaus haben die Bergleute Stollen und Abbaue vorangetrieben, ohne Position und Richtung exakt zu dokumentieren. Es wäre also eine Überraschung, wenn dort unten keine Überraschungen auftauchen würden. Womit man wieder bei der Wundertüte wäre.
Bewetterung ist kniffelige Sache
Darüber hinaus ist die Ableitung des Radons eine kniffelige Angelegenheit. Temperaturdifferenzen zwischen den Hohlräumen sowie der Außenwelt sorgen für einen Luftstrom – die Bewetterung – über den das Edelgas in die Keller gelangen kann. „Die Radonbelastung darf sich durch die Sanierungsarbeiten am Schneeberger Kirchplatz auf keinen Fall verschlechtern“, betont Günter Meyer.
Unter dem Kirchplatz laufen viele alte Gänge zusammen. Bergsicherung Sachsen und die Bergsicherung Schneeberg arbeiten deshalb an einem wichtigen Knotenpunkt. Sie treiben die Teufen innerhalb eines rund 100 Meter langen Bereichs zum einst intensiv bebauten System des „Persival Morgengang“ hinab. Doch selbst wenn diese erste Sanierungsetappe abgehakt ist, gibt es unter den Straßen der Stadt noch jede Menge zu tun. „Schneeberg ist unterhöhlt wie ein Schweizer Käse“, lautet ein geflügelter Satz.
Von Gunter Niehus
Quelle: Freie Presse
http://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/R ... 95622.html