Schneeberg / St. Wolfgang

Wenn sich die Erde auftut. Informationen zu Bergschadensereignissen und Sanierungen.
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Nobi
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Schneeberg / St. Wolfgang

Beitrag von Nobi »

Vorstoß in die Wundertüte
Unter dem Schneeberger Kirchplatz wird zurzeit nach Hohlräumen gesucht

Schneeberg. „Der Boden unterhalb der Schneeberger Innenstadt ist wie eine große Wundertüte. Man weiß vorher nie, was man findet.“ Tilo Weniger, technischer Leiter der Bergsicherung Sachsen GmbH geht zurzeit mit seinen Männern den Geheimnissen dieser Wundertüte auf den Grund.

Gemeinsam mit der Bergsicherung Schneeberg GmbH treiben sie vor der Wolfgangskirche drei zirka 20 Meter tiefe Teufen in die Erde, um dort unten nach Hohlräumen zu forschen. Ein vierter dieser kleinen Schächte wird demnächst folgen.

Bergleute hatten schon im 15. Jahrhundert unterhalb des Schneeberger Kirchplatzes nach Silber gesucht. Nach 1946 förderten ihre Nachfahren von der SAG Wismut dort Uranerz. „Die Abbauräume knapp unterhalb der Erdoberfläche sind eine Gefährdung für die öffentliche Sicherheit“, sagt Günter Meyer von der Wismut GmbH. Erstens können Hohlräume einbrechen und Tagesbrüche verursachen. Darüber hinaus steigt Radon auf. Das radioaktive Edelgas dringt in einige Keller ein und kann in hoher Konzentration die Gesundheit gefährden.

Radon wird über Turm abgeleitet

Um dies zu verhindern, hat die Wismut GmbH die Bergsicherung Sachsen und die Bergsicherung Schneeberg beauftragt, den Untergrund zu erkunden, tagesbruchgefährdete Hohlräume zu verfüllen und mit Betonplomben oder anderen Methoden in rund 20 Meter Tiefe eine undurchdringliche Barriere gegen das Radon zu schaffen. Das Gas soll unterhalb dieser Grenze bleiben und von dort kontrolliert über die Austrittsöffnung auf dem Turm der Wolfgangskirche ins Freie geleitet werden.

Bund und Freistaat haben für die bergtechnischen Sanierungsarbeiten unter dem Kirchplatz rund 1,5 Millionen Euro bereitgestellt. Bis Mai oder Juni sollen sie beendet sein. Doch mit Terminvorgaben ist man sehr vorsichtig.

In der Epoche des historischen Silberbergbaus haben die Bergleute Stollen und Abbaue vorangetrieben, ohne Position und Richtung exakt zu dokumentieren. Es wäre also eine Überraschung, wenn dort unten keine Überraschungen auftauchen würden. Womit man wieder bei der Wundertüte wäre.

Bewetterung ist kniffelige Sache

Darüber hinaus ist die Ableitung des Radons eine kniffelige Angelegenheit. Temperaturdifferenzen zwischen den Hohlräumen sowie der Außenwelt sorgen für einen Luftstrom – die Bewetterung – über den das Edelgas in die Keller gelangen kann. „Die Radonbelastung darf sich durch die Sanierungsarbeiten am Schneeberger Kirchplatz auf keinen Fall verschlechtern“, betont Günter Meyer.

Unter dem Kirchplatz laufen viele alte Gänge zusammen. Bergsicherung Sachsen und die Bergsicherung Schneeberg arbeiten deshalb an einem wichtigen Knotenpunkt. Sie treiben die Teufen innerhalb eines rund 100 Meter langen Bereichs zum einst intensiv bebauten System des „Persival Morgengang“ hinab. Doch selbst wenn diese erste Sanierungsetappe abgehakt ist, gibt es unter den Straßen der Stadt noch jede Menge zu tun. „Schneeberg ist unterhöhlt wie ein Schweizer Käse“, lautet ein geflügelter Satz.

Von Gunter Niehus

Quelle: Freie Presse
http://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/R ... 95622.html
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EnoM
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Re: Schneeberg / St. Wolfgang

Beitrag von EnoM »

Bei einer der Teufen wurden Reste von Skeletten gefunden. Das liegt an der unmittelbaren Lage neben der Kirche, dort war wie so oft gleich der Friedhof.
Wie makaber für die dort arbeitenden Bergmänner.
Nur wer die Sehnsucht kennt, weiß was ich leide.
(CvD)
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Nobi
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Re: Schneeberg / St. Wolfgang

Beitrag von Nobi »

Löchrig wie ein Schweizer Käse

Unter St. Wolfgang sind mehr Hohlräume als erwartet

Schneeberg.Das Gelände ist nur 120 Meter lang und 50 Meter breit. Doch der Boden unter der Schneeberger St.-Wolfgangs-Kirche ist löchrig wie ein Schweizer Käse. Die Bergsicherungen Schneeberg und Sachsen können das nur bestätigen. "Mit jedem Meter, den wir erkunden, finden wir etwas Neues", sagte Tobias Steinert, technischer Leiter bei der Bergsicherung Sachsen, während eines Vortrags am Dienstagabend beim Erzgebirgszweigverein Schneeberg-Neustädtel.

Seit einem Jahr arbeiten die beiden Bergsicherungen nun schon am - oder besser gesagt: unterm - Kirchplatz. Sie suchen im Untergrund nach Hohlräumen. Über vier kleine Schächte sollte das unbekannte Terrain erkundet werden. Doch von der ursprünglichen Planung sind die Unternehmen inzwischen weit entfernt - derzeit wird der achte Schacht vorbereitet, geplant sind insgesamt 13. Ohne Gewähr: "Wir müssen auf das reagieren, was wir antreffen", sagte Steinert. Auch die ursprünglich veranschlagten Kosten von rund 1,5 Millionen Euro reichen längst nicht mehr. Das Oberbergamt Freiberg, das die Bergsicherungen mit dem Projekt beauftragt hatte, geht inzwischen von 3,2 Millionen Euro aus - auch diese Zahl könne sich noch erhöhen, bestätigt Peter Horler, Sprecher der Behörde.

Ebenso ungewiss ist, wie lange die Arbeiten in Schneeberg noch dauern. "Wir gehen davon aus, dass auch im nächsten Jahr noch voll gebaut wird", erklärt Horler. Vor allem südöstlich des Bergmannsdoms gebe es noch einige weiße Flecken, sagt Steinert. Aber die vielen bisher gefundenen Hohlräume zeigten, wie notwendig die Arbeiten sind.

Vor allem solche knapp unterhalb der Erdoberfläche sind gefährlich - sie können einbrechen und Häuser mit in die Tiefe reißen. Aber nicht nur das: Darin sammelt sich das radioaktive Edelgas Radon. Jahrelang wurden in den Kellern der umliegenden Häuser erhöhte Radon-Werte gemessen. Viele der oberflächennahen Schächte und Gruben stammen noch aus der Zeit des historischen Silberbergbaus. Damals hatten die Bergleute die Gänge nicht kartografiert. "Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg 1648 haben sie damit angefangen", so Steinert.

Um bei den Erkundungen nicht wild Schächte unter den Kirchplatz zu treiben, orientieren sich die Bergsicherungen an dem rund 100 Meter langen, früher intensiv bebauten Persival-Morgen-Gang. Die dabei entdeckten Hohlräume werden nach und nach mit Beton verfüllt, zum Schluss wird auch der Erkundungsschacht wieder verschlossen.

Etwas kniffliger ist dagegen die Sache mit dem Radon. Ist das Edelgas bisher durch alle möglichen (meist unbekannten) Löcher vor allem in die Keller der Wohnhäuser entwichen, soll es nun gezielt abgeleitet werden. Derzeit zieht ein großer Lüfter das schädliche Gas noch aus dem Grubenbau ab. Über eine Esse, die bis an die Spitze des Kirchturms reicht, gelangt das Radon dann an die Luft. Das ist keine Lösung für die Ewigkeit, das weiß auch Tobias Steinert. Der Lüfter verbraucht Energie und verursacht damit entsprechend hohe Kosten. "Die Planungen für eine bessere Lösung laufen aber bereits", sagt Steinert.

Von Katrin Knappe

Erschienen am 12.11.2008

Quelle: Freie Presse
http://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/R ... 98615.html
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Fahrsteiger
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Re: Schneeberg / St. Wolfgang

Beitrag von Fahrsteiger »

An der Schneeberger Sankt-Wolfgang-Kirche werden alte Stollen verschlossen, damit keine krebserregenden Gase austreten.
Pilotprojekt gegen die Radon-Gefahr
Beton soll krebserregende Gase von Schneeberg stoppen
Von Norbert Fleischer
SCHNEEBERG - Krebs-Gefahr im Erzgebirge: Im ehemaligen Uranabbaugebiet rund um Aue und Schneeberg leben die Anwohner gefährlich. Denn aus unterirdischen Stollen dringen gefährliche Gase in ihre Häuser. Ein Pilotprojekt soll die Gefahr nun bannen.
Der Kirchplatz vor der Schneeberger Sankt-Wolfgang-Kirche vermittelt in diesen Tagen wenig andächtige Ruhe: Mit schwerem Gerät graben sich Bergbau-Experten in die jahrhundertealten Tunnel vor, die nur dicht unter der Oberfläche liegen. Eine lärmende Lüftungsanlage zieht die Luft aus den Stollen ins Freie - diese ist mit einem erheblichen Radon-Anteil versetzt und für Menschen gefährlich. Das Edelgas zerfällt in radioaktive Teilchen, die Lungenkrebs hervorrufen können.
Dumm nur: Die aus den ehemaligen Uranstollen der Wismut stammende Luft zieht über die viel älteren Silberstollen in die Häuser der Schneeberger. Bürgermeister Frieder Stimpel (55, CDU): „In manchen Kellern haben wir eine Radioaktivität von 9000 Becquerel gemessen.“ Also 90-mal mehr, als die Bundesregierung für unschädlich hält. Bürgermeister Stimpel empfiehlt: „Wer dort wohnt, sollte verstärkt seine Wohnräume lüften.“
Dem Freiberger Oberbergamt geht das nicht weit genug: Für drei Millionen Euro allein am Kirchplatz will es die alten Silberstollen bis Ende 2009 mit Beton auffüllen. Sprecher Peter Horler (42): „Wir erforschen dabei auch, wie wir die Stollen so belüften können, dass die schädlichen Gase nicht in Richtung der Bewohner abziehen.“ Das Projekt sei in Deutschland einzigartig.

Glück Auf
Horst Bittner
Dem Bergbau verschworen. Im Bergbau geschafft. Zum Bergmann erkoren mit stählerner Kraft.
Falafel
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Re: Schneeberg / St. Wolfgang

Beitrag von Falafel »

Bild-Zeitung?
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Re: Schneeberg / St. Wolfgang

Beitrag von Pöhlberger »

Falafel hat geschrieben:Bild-Zeitung?
Hast den Finger voll drauf!!!!!!
Solche Leute schreiben nur für Geld, ohne zu wissen, was sie eigentlich schreiben und wem sie damit Schaden oder (auch seelische) Schmerzen zufügen.
Der gute Herr ist schon länger für entsprechende Artikel bekannt und auch für seine "gründliche und intensive" Art, solche Dinge entsprechend zu recherchieren.
Mehr möchte ich hier dazu aber nicht veröffentlichen... Er weiß selbst am besten, was ich meine....
Manche Bergbaufreunde brauchen nur etwa 3 Jahre zurück denken und Artikel von diesen "an Tankstellen herumliegenden Blättern" noch mal lesen .... und wissen, was ich meine! PRESSEFREIHEIT......= Missachtung von Anstand und Pietät, nur für Provision :( zumindest für ihn....
Nach dem Slogan ........sprach zuerst mit dem Toten.
Nur schade, dass immer noch jemand so was kauft und liest.
GA Uwe
Sven G.
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Re: Schneeberg / St. Wolfgang

Beitrag von Sven G. »

Sehr eigenartig . Zunächst werden , laut Aussage , die Stollen mit Beton verfüllt und im Weiteren soll erforscht werden wie die Stollen "belüftet" werden können.
Mal sehen wer dort oben einbetoniert wird , während Wetterwege vermessen werden :party:
Mit kräftigen Spatenhieben nach ..................Unten wegtreten !
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