Neues aus Russland

[Fahrsteiger]

Gestern hat der Gouverneur von Kemerovo, Tujelew alle Eigentümer und Direktoren von allen Schachtanlagen und Tagebauen des Kuzbass zum Gespräch geladen.
Zur Zeit werden alle Betriebe durch die Bergbehörden befahren. Bei kleinsten Mängeln werden die Orte gestundet, bis gestern mittag schon 29 Stück. Sollten die Mängeln nicht in vorgegebener Zeit beseitigt sein, droht die Stillegung des kompletten Betriebes.
Hauptmängelpunkte sind vor allem die Bewetterung. Die Bergwerke werden blasend bewettert. Die Wettermengen sind zum großen Teil für die, in den letzten Jahren gestiegenen Fördermengen zu gering ausgelegt. Das nächste Problem, die Gasabsaugung. Viele Gruben versuchen das Gas durch Bohrungen ausströmen zu lassen. Das ist bei blasender Bewetterung, also bei Überdruck ein fast fruchtloser Versuch. Gasabsaugungen sind eher die Seltenheit. Wenn sie im Einsatz sind, wird das Gas in Bleederstrecken geleitet und über Bleederbohrungen oder - schächte abgesaugt in in die Atmosphäre geblasen.
Das nächste Problem sind die Mannschaften. Da sich die Kohlenförderung in den letzten 12 Jahren von 168 auf 308 Mill.t erhöht hat fehlen ausgebildete Bergleute. Die Mannschaften werden zum großen Teil von der Strasse rekrutiert. Rauchen untertage und Drogenabhängigkeit sind leider auch keine Seltenheit.
Zu Schluss die Aufsichtsbehörden. Viele bekommen ein zweites Gehalt von den Bergwerken > die Kontrollen fallen dementsprechend aus.
Jetzt wird mit Gefängnis gedroht, da Geldbußen keinerlei Wirkung zeigten.
Die Grubenwehr sucht mit Tauchern nach den letzten beiden vermissten Kumpeln, da wegen zerstörter Infrastruktur ein großer Teil der Grube geflutet ist.
108 Tote und 2 Vermisste, die traurige und schreckliche Bilanz nicht genutzter, allerneuster Sicherheitstechnik und der Verstoss gegen elementare bergmännische Grundregeln!
Energiehunger oder nur einfach Profitgier!
Glück Auf
Horst