Eisenerzberkwerk "kleiner Johannes" bei Pegnitz/ O

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Bergmichel
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Eisenerzberkwerk "kleiner Johannes" bei Pegnitz/ O

Beitrag von Bergmichel »

Hallo,

die Erzbergbau Salzgitter AG betrieb laut "Bergbau in Salzgitter" seit 1953 über eine Tochtergesellschaft die Grube kleiner Johannes. Leider ist das auch alles, was in dem Buch über die Grube zu erfahren ist.

Meine Frage: Wer weis mehr über den kleinen Johannes???

Speziell:
-> Betriebsdaten
-> Was ist noch über
-> Fotos

Vielen Dank

Bergmichel
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StefanD
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Beitrag von StefanD »

Meinst Du diesen Pütt (s.u.)? Habe hier eine kleine bebilderte Abhandlung von 1962 über den Versuchseinsatz von Schrämmaschinen in der Eisenerzgewinnung dort. 1967 stillgelegt, war wohl ein Stollenbetrieb. Google sagt, es gibt dort ein Museum zum Thema. Das war es aber auch schon. Informationen zum Betrieb würden mich auch mal interessieren. Von Rainer Slotta ist wohl kein Band 5/II mehr zu erwarten.

Ich kann Dir die Bilder ja mal nächsten Freitag zum Buddeln mitbringen.

Glückauf
Stefan
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Tagesanlagen
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Rudolf
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Beitrag von Rudolf »

Es gibt oder gab hier jemand im Forum JWE der kennt sich glaube ich, in der Gegend aus. Einen Bericht gibts noch in dem Buch:

Oberfrankens Bergbau während des Dritten Reiches.
Zur Geschichte des Bergbaus "Kleiner Johannes" in Arzberg und Pegnitz von Johannes Pfeufer vom Deutschen Bergbau Museum.

Wenn Du es gar nicht bekommst kann ich im neuen Jahr einige Seiten kopieren und Dir als PDF senden.
GA Rudolf
Zuletzt geändert von Rudolf am Fr. 29. Dez 06 22:26, insgesamt 1-mal geändert.
Spart Rohstoffe, Bergbau ist - leider immer noch - Blut und Schweiß !
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Fahrsteiger
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Eisensteinzeche Kleiner Johannes in Pegnitz

Beitrag von Fahrsteiger »

Die Zeche hat auf ein 2m mächtiges Doggererzflöz gebaut. Abbauverfahren war der Strebbruchbau. Bandförderung in den Hauptstrecken und im Streb. Fördermenge 400000t mit 500 Mann.

Glück Auf
Horst
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Fahrsteiger
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Kleiner Johannes

Beitrag von Fahrsteiger »

Michael,
in Pegnitz gibt es ein Bergbaumuseum und den Verein zur Förderung der Bergbautradition in Pegnitz: Bayrische Eisenstraße
Der Erweinstollen der Eisensteinzeche Kleiner Johannes steht seit November 2005 unter Denkmalschutz.

Glück Auf
Horst
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Jörg
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Der" Kleine Johannes"

Beitrag von Jörg »

Hallo, ein Gesundes Jahr an alle und Glückauf!

Leider hat mein Account hier unter JWE nicht mehr funktioniert, auch nach anfordern eines neuen Passwortes nicht. Nun habe ich mich unter "Jörg" neu angemeldet - bin also der frühere JWE.

Zum Thema "Kleiner Johannes"...

Ich wohne in Pegnitz und betreue das Denkmal hier, bin auch im Bergknappenverein Pegnitz aktiv.

Die Gewerkschaft "Kleiner Johannes" wurde 186x (muss mal genau nachsehen) in Arzberg gegründet. Sie entstand aus der ehemaligen Gewerkschaft "Einigkeit". Der Abbau unter dieser Gewerkschaft erfolgte in Arzberg von 1939 bis 1941. Es wurde Hauptsächlich auf der 45m Sohle des Marienschachtes gefördert. Es gibt in Arzberg noch eine Infostelle / Museum auf dem ehemaligen Schachtgelände.
Da die Erzmächtigkeit im Mittel nur ca. 1m betrug und die Entschädigungskosten wegen der Wasserversorgung der Stadt Arzberg sehr hoch waren, wurde diese Grube geschlossen.

Bereits 1907 versuchte man Bauwürdige Erzlager im Dogger zu finden.
So auch in Pegnitz und in Langenreuth (bei Pegnitz). In Langenreuth baute dann die Gewerkschaft Langenhöh (dies ist aber eine andere Geschichte).

Hier ein paar Daten:

1869 Gründung der Eisensteinzeche „Kleiner Johannes“ in Arzberg durch die Prager-Eisenindustriegesellschaft in Wien, am 11. August.
1894 Verkauf des Bergwerkseigentums an die Herren Balthasar Weiß und Caspar Peuschel am 16. Juni. Gründung der Eisensteingewerkschaft „Kleiner Johannes“ mit Sitz in Arzberg.
1908 Erwerb von 2147 Hektar Grubenfelder, überwiegend im Bezirk Pegnitz.
1909 Erwerb von weiteren 1000 Hektar Grubenfelder im Bezirk Pegnitz.
Beginn der Untersuchungsarbeiten in Pegnitz.
1910 Erwerb von 130 Hektar Grubenfeldbesitz in Pegnitz. Auffahrung des Hauptstollen Erwein II.
1914 Im April erste Abbauversuche. Betriebsstilllegung im August (beginn des Krieges).
1916 Verlegung des Gewerkschaftssitzes von Arzberg nach Pegnitz und Übernahme durch die Donnersmarckhütte in Oberschlesien. Bau der Tagesanlagen und der Aufbereitung (Röstung). Abbau 800-1000t pro Monat im Pfeilerbruchbau.
1923 Einstellung des Abbaues wegen Absatzmangel.
1929 Grube vollständig Stillgelegt.
1935 Wideraufnahme des Betriebes im Rahmen des Vierjahresplanes.
1936 Auffahrung des Kaltenthalstollens bei Büchenbach für Untersuchungsarbeiten. Das Flöz ist nicht Bauwürdig. Beginn mit dem Abteufen des Friedrichschachtes zu Untersuchungszwecken. Bau einer neuen Aufbereitungsanlage durch ein Ruhrhüttenkonsortium.
1937 Abbauversuche im Langfront-Strebrückbau. Vertragsabschluss mit den Ruhrhütten über die Lieferung von Erzkonzentrat für 10 Jahre (Ruhrvertrag).
1938 Einführung des doppelflügeligen Langfront-Strebbruchbaues (T-Streb) im Juni.
Monatliche Förderleistung von 50000t mit 654 Mann Belegschaft.
1939 Am 1. Mai Einstellung des Untersuchungsstrecken im Friedrichschacht.
1940 Beginn der Erzlieferung an die Reichswerke AG für Erzbergbau und Eisenhütten in Linz / Donau.
1943 Auffahrung des Konradstollens.
1945 Wegen starker Feindfliegertätigkeit am 6. April Einstellung der Förderung. Verwendung des Stollens als Luftschutzraum. Besetzung des Werkes durch die Amerikaner vom 26. April. Bis Februar 1946. Eine kleine Reparaturkolonne zur Unterhaltung der Grubenbaue durfte eingesetzt werden. Die Aufbereitung arbeitete in geringem Umfang und die Werkstätten mit Säge nahmen ihre Tätigkeit im Oktober wieder auf.
1946 Wideraufnahme der Förderung und Lieferung an die Ruhrhütten am 1.. April
1947 Ablauf des Ruhrvertrages. Verpachtung der Aufbereitung an die Gewerkschaft.
1949 Letzter Fördertag am 13. Oktober wegen Absatzmangel.
1950 Pelletierversuche des Erzstaubes, finanziert durch Mittel des Marshallplanes und Lieferung an die Maxhütte Sulzbach-Rosenberg für Verhüttungsversuche, die positiv verliefen.
Einstellung der Versuche wegen Geldmangels.
1952 1. Februar, Wiederaufnahme der Förderung und Lieferung nach Linz / Donau nach Abschluss eines Liefervertrages für 1½ Jahre.
1956 Abschluss eines 10 jährigen Liefervertrages mit der VOEST in Linz / Donau.
1957 Im September beginn mit dem Tagebau im Feld Konrad.
1958 Auffahrung des Friedrich- und des Gärtentalstollens.
1959 Bau einer Förder- und Materialbrücke vom Betrieb Friedrich zum Betrieb Erwein.
1960 Verlängerung des Erzliefervertrages mit der VOEST bis zum 31.12.1970.
1961 Der erste größere Wassereinbruch im Pegnitzer Revier erfolgte am 6. 12. um 1:30 Uhr völlig überraschend im Streb F4O (Friedrichstollen) aus dem Hangenden. Nach dem Einsatz mehrerer Pumpen mit einer Gesamtförderleistung von 12000 l/min konnte am 15.12. wieder geerzt werden.
1962 Beginn des Tagebaues Erwein II und Einsatz des ersten Walzenschrämladers im Streb F5W im September.
1963 Vorläufige Einstellung des Tagebaues Erwein II und Einsatz eines zweiten Walzenschrämladers.
1965 Einsatz eines verstärkten Walzenschrämladers (Huckepacklader) wegen zunehmender härte des Gesteines.
1966 Niederbringung einer Bohrung für die Trinkwasserversorgung der Stadt Pegnitz im Südfeld Friedrich.
1967 Einsatz eines Doppelwalzenschrämladers. Im Januar, im Dezember Stilllegung der Grube wegen vorzeitiger Beendigung des Erliefervertrages der VOEST.
1968 Stilllegung und Abrissarbeiten.
1969 Verlegung der Geschäftsleitung nach Salzgitter

Interessierte können mich gerne kontaktieren!

Glückauf aus Pegnitz!
Bergmichel
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Beitrag von Bergmichel »

danke, sehr informativ. und auch noch ein frohes neues :explode:
Jörg
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Beitrag von Jörg »

Zur Info:
Auf dem ersten Bild sind die beiden Transportbrücken vom Friedrichstollen zur Aufbereitung (im Hintergrund) zu sehen, auf dem anderen ist hinter den Brücken schön die Aufbereitung mit der Erzzerkleinerung und der Magnetscheidung zu sehen.
Diese Gebäude wurden bereits 1968 abgerissen.

@ StefanD

Kannst Du mir sagen wo Du diese beiden Bilder her hast? Ich habe etwas über 300 Bilder von dieser Zechenanlage, diese beiden kenne ich jedoch so nicht. Vielleicht kannst mir die Scans ja mal mailen?
Jörg
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Beitrag von Jörg »

Und nochwas, @ Bergmichel

Ich hatte mal Kontakt zu einem Mitarbeitern der Salzgitter AG bezüglich der Verbindung Salzgitter - Kleiner Johannes. Er befasst sich mit der Geschichte der Salzgitter AG.
Seine Kontaktdaten kannst Du gerne per Mail von mir bekommen.
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StefanD
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Beitrag von StefanD »

Hallo Jörg, vielen Dank für Deine Ausführungen. Ist hochinteressant.

Die Fotos entstammen einem Hefter mit dem Titel "Die Ergebnisse der Schrämversuche auf der Eisensteinzeche "Kleiner Johannes" als Grundlage einer Voruntersuchung zur Wirtschaftlichkeit der vollmechanisierten schneidenden Gewinnung im Hauptflöz des Grubenfeldes "Friedrich" - Auswertung einer Versuchsreihe vom 13.03. bis zum 29.03.1962 mit Walzenschrämlader von Eickhoff. 15 Seiten Text, 30 Fotos. Ich habe die Mappe seinerzeit mit einem Schwung Unterlagen zum Salzgitter-Bergbau von einem Flohmarkthändler übernommen.

Scans gebe ich gerne weiter. Aber in ordentlicher Qualität unkomprimiert gespeichert, da platzt Dein Briefkasten. Ich könnte Dir eine CD mit allen Scans als tiffs fertigmachen und gegen Vorkasse Unkosten zuschicken. Laß mir doch mal per PN Deine E-Mail-Adresse zukommen, alles weitere per Mail.

Glückauf
Stefan
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