In dem Buch „Rahm – Dorfgeschichte, Dorfgeschichten (1994)“ finden sich noch ein paar Quellen, die weitere Auskunft über die Geschichte des Bergwerks geben. Interessant finde ich vor allem die Geschichte seiner Schließung.
Da ich gerade Notdienst und daher eh nichts besseres vorhabe, tippe ich die interessantesten Kapitel einfach ab.
Auf Spuren der Geschichte im Rahmer Wald (Wilhelm Stahlhacke)
„[...] hier befindet sich, schon auf Mülheimer Gebiet, das Objekt (1): Spuren der ehemaligen Zeche Diepenbrock. Die Anlage gehörte wahrscheinlich zu den Lintorfer Erzbergwerken, die 1868 als Aktiengesellschaft von einem holländischen Konsortium gegründet wurde.1883 kam der Betrieb vorläufig zum Erliegen, förderte aber für kurze Zeit nochmals von 1897 bis 1902. Die Grube war bereits 1813 angelegt worden und bestand ursprünglich aus den Zechen Friedrichsglück und Diepenbrock. Gewonnen wurden Blei-, Zink- und Kupfererze aus einem gangartigen Vorkommen in der dort liegenden Kalkformation. Sicherlich bestand ein Zusammenhang mit dem Grubenfeld der Gewerkschaft Selbecker Bergwerksverein, die auch die Anlage Neu-Diepenbrock III in Mülheim-Selbeck betrieb. [...]
Das Urmesstischblatt von 1843 verzeichnet eine Bleiweißfabrik, die südwestlich von Objekt (1) auf Lintorfer Gebiet lag, [...]. Möglicherweise steht diese Anlage im Zusammenhang mit den Schürfarbeiten auf Bleiglanz, die die Belgier Juno und Triest 1841/1842 in diesem Gebiet vornahmen.[...]
Die Restanlagen der Zeche Diepenbrock bei Objekt (1) zeigen am Rande einer Abraumhalde noch die Fundamente und Gewölbe eines Ziegelgebäudes mit eingebauten Eisenkonstruktionen, das möglicherweise eine Brechanlage zum Zerkleinern des Fördergutes enthielt und zur Trennung von Erz und Gestein diente. Östlich von diesen Fundamenten war noch vor etwa 15 Jahren der obere Rand eines ziegelgemauerten Rundschachtes sichtbar.
Der Abraum in der benachbarten Halde enthält Schieferstücke, Schlacken und Restgestein, das einem Brenprozeß unterworfen war. Möglicherweise wurde das Fördergut direkt an Ort und Stelle geröstet. Beim Zerschlagen dieser Rückstände finden sich noch gelegentlich kleine, mattglänzende Bleiglanzkristalle, vermengt mit Schwefelkies (Pyrit), Quarz und Kieselschiefer.[...]
Links im Waldgelände liegt das Objekt (2), ebenfalls eine Abraumhalde im Bereich eines ehemaligen Kalkofens. An diesem Ort wurde bereits im Mittelalter Kalk gebrannt und über den heute noch so genannten „Kalkweg“ in das alte Duisburg transportiert.“
Moderne Zeiten – Wasser, Abwasser und die Energieversorgung
Das große Brunnenversiegen
„Auch die Bleigewinnung in den Lintorfer Zechen, die für damalige Verhältnisse in großem industriellem Stil in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts betrieben wurde, führte zu Konflikten mit den Bewohnern der Bürgermeisterei. Diese waren zu jener Zeit für ihre Trinkwasserversorgung noch auf ihre Brunnen angewiesen.
Ein entscheidendes Problem war für den Lintorfer Erzbergbau das Erfordernis des ständigen Wasserabpumpens zur Entwässerung der Zeche. Bis in die 70er Jahre des 19. Jahrhunderts reichte hierfür die Technik jedoch nicht aus. Um 1878 hatte man aber Wasserhaltungspumpen entwickelt, die dem Erzbergbau in Lintorf neuen Aufschwung gaben, allerdings verbunden mit nicht vorhergesehenen Auswirkungen auf den Grundwasserstand in der Nachbarschaft. Denn schon 1879 und 1880 fallen einige Brunnen in Angermund, Rahm und Großenbaum trocken. Man vermutet, dass der Eingriff in den Wasserhaushalt durch den Bleibergbau die Ursache ist.
Es dauert knapp 20 Jahre, bis der schwelende Konflikt [...] offen ausbricht. Die neuen Gerätschaften zum Abpumpen des Grubenwassers gelten als die größten des Kontinents. Die Hoffnung der Bergwerkseigentümer auf eine prosperierende Zeche ist gewachsen, 400.000 Mark Stammkapital waren gezeichnet worden, die Belegschaft stieg schnell auf 350 Mann an.
Da beklagt der Graf von Spee in einem Schreiben vom 25. November 1897 an den Bürgermeister Baasel, daß das rostbraune oder auch schmutzige Wasser den Haubach und den Dickelsbach fülle, ohne daß natürliches Wasser in diesen Bächen noch Aufnahme finden könne. Der Graf befürchtet eine Beeinträchtigung seiner Holzwirtschaft durch versumpfte Wälder sowie durch von Grubenwasser verdorbene Böden.
Am 13. Juli 1898 führen die Hahnschen Werke in Großenbaum beim Bürgermeister Klage, „daß das Wasser in dem Brunnen, welcher unsere Hüttenanlage mit Wasser versieht, schwindet“[...] Dieses sei um 5,30 Meter gefallen.[...]
Ihrem Interesse entsprechend, bestreiten die Bergwerksbetreiber einen Zusammenhang zwischen dem Abpumpen des Grubenwassers und dem Absinken des Grundwasserspiegels. Das eingeschaltete Königliche Oberbergamt zu Dortmund sieht im Dezember 1898 die Notwendigkeit einer längerfristigen Wasserstandsmessung in den Brunnen.[...]
Aber schon einige Tage später, am 21. Dezember 1898, kommt es zu einem vom Oberbergamt anberaumten Ortstermin, zu dem neben dem Bürgermeister Baasel der Bergwerksdirektor Landgraf und aus Dortmund Oberbergrath von Bernuth anwesend sind. Der Bergwerksvertreter betont, nach seiner Auffassung sei die lang anhaltende Trockenperiode die Ursache für das Trockenfallen der Brunnen, und hält einen Einfluß des Lintorfer Bergbaus „für absolut ausgeschlossen“. Der Bürgermeister erwidert, die öffentliche Meinung der Gemeinde Angermund-Rahm gehe dahin, „daß seit dem Beginn der Inbetriebsetzung der großen Pumpe auf Lintorf eine Herabziehung des Grundwasserspiegels in der ganzen Umgebung stattgefunden hat.“
Zweieinhalb Jahre ziehen ins Land. Da melden sich am 17. Mai 1902 49 Rahmer Brunnenbesitzer massiv beim Landrath zu Düsseldorf zu Wort. Sie verweisen darauf, daß das Dorf Rahm mit seinen 750 Einwohnern seit Menschengedenken genügend und gutes Trinkwasser für Menschen und Vieh gehabt habe. Seit der im Mai 1897 begonnenen Wasserförderung auf der Gewerkschaft sei der Wasserspiegel bedeutend gesunken und viele Brunnen seien ausgetrocknet. Als im Januar 1899 die Wassermassen nicht mehr bewältigt worden seien, sei der Grundwasserspiegel in Rahm wieder auf Normalhöhe angestiegen.
Nachdem aber die Gewerkschaft mit der neuen Wasserhaltungsmaschine am 5. Juni 1899 die Wasserförderung fortgesetzt habe, habe der Wasserstand in den Brunnen trotz des nassen Winters stetig abgenommen. Nur wenige Brunnen führten noch Wasser [...].
Unter dem 2. Juli 1902 finden wir dann eine weiter Eingabe der Rahmer Brunnenbesitzer – offenbar hatte die Gewerkschaft Kompromißbereitschaft gezeigt – daß sie „sehr gern“ mit tieferen Brunnenbohrungen auf Kosten der Gewerkschaft einverstanden seien. Sie bezweifeln jedoch, ob das in den tieferen Schichten befindliche, ockerhaltige Wasser als Trinkwasser verwendet werden könne.[...] Abschließend weisen die Eingeber darauf hin, daß seit dem 17. Mai 1902 weitere 5 Brunnen trocken gefallen seien, „sodaß nunmehr ca. 370 Personen in Rahm unter Wassermangel leiden.“
Dieser Umstand scheint schließlich seine Wirkung auf die Behörden und den weiteren Zechenbetrieb nicht verfehlt zu haben. Denn bereits am 6. August desselben Jahres erklärt der Bergwerksdirektor in einem wiederum vom Oberbergamt angesetzten Erörterungstermin in Lintorf, am Tage zuvor sei „die definitive Betriebseinstellung des Werkes beschlossen worden; der Belegschaft ist heute gekündigt worden.“[...]
Nur am Rande sei erwähnt, daß die Bergbehörde am 24. März 1905 das Wiedererreichen des alten Wasserstandes in den ausgetrockneten Brunnen förmlich feststellte.“
Das war es soweit, bliebe nur noch zu erwähnen, dass sich ein Ortstermin vegetationsbedingt so langsam wieder lohnt.
Glück auf, ich hab’ Feierabend.
Markus
alterbergbau.de hat geschrieben:Daher kann es sein, dass noch Vorkommen anstehen, die aber für eine Förderung garnicht in Frage kommen.
1944/1945 blieb da teilweise keine andere Wahl, aber das gehört (noch) in das Reich der Märchen und Legenden...