Wissenschaftliche Tagung mit Ausstellungseröffnung
Die Grubenkatastrophe von Courrières 1906: Aspekte transnationaler Geschichte
Ein Gemeinschaftsprojekt des
Deutschen Bergbau-Museums Bochum,
des Instituts für Stadtgeschichte Gelsenkirchen und des Stadtarchivs Herne
vom
17. bis 19. März 2006
Anmeldung (s.u.) bis 1. März 2006
Tagungsort
Deutsches Bergbau-Museum Bochum
Am Bergbaumuseum 28
44791 Bochum
(Haupteingang Europaplatz)
Ausstellungsort
Im Gebäude der
Martin-Opitz-Bibliothek
Berliner Platz 5
44623 Herne
Am 10. März 2006 jährt sich zum 100. Mal die Bergwerkskatastrophe von Courrières (Nord-Pas-de-Calais), bei der etwa 1100 Bergleute den Tod fanden. Aus diesem Anlass veranstalten deutsche und französische Historiker eine Ausstellung sowie vom 17.-19. März 2006 eine wissenschaftliche Tagung im Deutschen Bergbau-Museum Bochum aus einem „transnationalen“ Blickwinkel.
Die Erinnerung an dieses Ereignis ist im Zusammenhang mit Fragen zur Genese der positiven deutsch-französischen Beziehungen zu sehen. Das „fragwürdige Schlagwort“ der „Erbfeindschaft“ wird in der gegenwärtigen Forschung vielfach gebrochen und durch Begriffe wie „Erbfreundschaft“, „Entente Elémentaire“ sowie „Allemagne Plurielle“ ersetzt. In Umkehrung des „Feind-Freund“-Antagonismus tritt auf französischer Seite das Begriffspaar „amis et ennemis“. Alle Begriffe bedürfen zweifellos genauerer historischer Anreicherungen und Unterfütterungen. In einem solchen Kontext kann auch die Bergwerkskatastrophe in Nordfrankreich neu gelesen und zugeordnet werden.
Bekanntlich ist die Tatsache, dass deutsche Grubenwehren der Ruhrgebietszechen Rheinelbe (Gelsenkirchen) und Shamrock (Herne) zu einem Zeitpunkt wachsender nationalistischer Spannungen zwischen beiden Ländern (Marokko-Krise) den Verunglückten und ihren Angehörigen zu Hilfe kamen, international vielfach beachtet und als ein Zeichen dafür gewertet worden, dass es Alternativen zu der schleichenden Nationalisierung gegeben habe. Diese Einschätzung muss freilich noch differenzierter und unter Berücksichtigung neuer Erkenntnisse der vergleichenden sozialgeschichtlichen Forschung überprüft werden. Mit Blick auf die in beiden Ländern aktuell voran getriebenen Forschungen, u. a. zu den Kommunikationsstrukturen der Zeit, zur Friedensforschung sowie zur neueren Sozial- und Kulturgeschichte, können, so die Hypothese, Einsichten gewonnen werden, die im Kontext der so genannten „transnationalen Geschichte“ bislang kaum beachtet wurden.
Den theoretischen und didaktischen Hintergrund bildet zusammenfassend die Überlegung, dass die Aufgabe des Historikers nicht nur sein kann zu fragen, wo, was, wie geschehen ist, sondern nach Spuren zu suchen, die in die Gegenwart reichen und somit Antrieb für den Entwurf von Zukunft sein können – Spuren, die gleichsam aus der Tiefe der Geschichte in den „Weg einer europäischen Gesellschaft“ einmünden. Die „Episode“ von Courrières kann bei einer solchen Sichtweise als Symbol für die Chancen und Grenzen von Verständigungsmöglichkeiten der beiden auf eine kriegerische Auseinandersetzung ausgerichteten Länder betrachtet werden. Im Rahmen der Tagung, in deren Mittelpunkt das Geschehen von Courrières stehen soll, sind solche neueren transnationalen Aspekte und Fragestellungen zu behandeln.
Programm
17. März 2006
14.00 Uhr – Eröffnung der Tagung
· Grußwort (Dr. Ottilie Scholz, Oberbürgermeisterin der Stadt Bochum)
· Begrüßung und Einführung (Prof. Dr. Rainer Slotta, Direktor des Deutschen Bergbau-Museums Bochum)
14.30 Uhr
Sektion I: Das Grubenunglück als „Katastrophe“ – Dimensionen des Risikos
Moderation: Prof. Dr. Rainer Slotta
· Das Explosionsrisiko im Steinkohlenbergbau am Ende des (langen) 19. Jahrhunderts – Aspekte eines europäischen Problems (Dr. Michael Farrenkopf/DBM Bochum)
· Analyse des causes internes et externes de la catastrophe de Courrières (Prof. Dr. Marie-France Conus/Université Montpellier III; Dr. Jean-Louis Escudier/Université de Montpellier I)
Diskussion
16.00 – 16.30 Uhr Kaffeepause
· Das Unglück von Courrières – Zäsur in der Entwicklung eines systemsicheren Explosionsschutzes? (Prof. Dr.-Ing. Uli Barth/Bergische Universität Wuppertal)
· Sozialer Wandel als Folge technischen Scheiterns? Massenunglücke und Katastrophen im Technotop der Moderne (Prof. Dr. Helmuth Trischler/Deutsches Museum München)
· Dreierlei Katastrophe: Natur, Technik und Gesellschaft am Beispiel des Erdbebens von Messina [28.12.1908] (PD Dr. Rolf Wörsdörfer/Technische Universität Darmstadt)
Diskussion
19.00 Uhr Imbiss im Deutschen Bergbau-Museum Bochum
20.00 Uhr Abendveranstaltung
Sektion II: Rezeptionsgeschichte der Bergwerkskatastrophe
Moderation: Manfred Hildebrandt M.A.
· Fromme Lügen. G. W. Pabst „Kameradschaft“ zwischen filmischer und historischer Wahrheit (Dr. Rudolf Tschirbs/Bochum)
· „Kameradschaft“ und Bergbauindustrie. Anmerkungen zur Entstehung und Rezeption des Filmes von G. W. Pabst (Dr. Stefan Przigoda/DBM Bochum)
18. März 2006
9.00 Uhr – Fortsetzung der Tagung (Sektion II)
Moderation: Dr. Michael Farrenkopf
· Zur Rezeption des Unglücks in der deutsch-französischen Presse: Grenzen internationaler Solidarität (Dr. Peter Friedemann/Bochum)
· Öffentlichkeitsstrukturen als Herausforderung der Geschichtswissenschaft: Das Grubenunglück von Courrières ein Medienkonstrukt? (Nicolai Hannig M.A./Ruhr-Universität Bochum)
Diskussion
10.15 – 10.45 Uhr Kaffeepause
· Die Bedeutung von Courrières für die Städtepartnerschaft zwischen Herne und Hénin-Beaumont (Manfred Hildebrandt M.A./Stadtarchiv Herne)
· Die Denkmäler der Bergwerkskatastrophe von Courrières im Kontext der Erinnerungskultur (Prof. Dr. Rainer Slotta/DBM Bochum)
Diskussion
12.00 – 13.30 Uhr Mittagspause
13.30 Uhr
Sektion III: Sozialgeschichtliche Hintergründe und Aspekte transnationaler Geschichte
Moderation: Dr. Peter Friedemann
· Histoire croisée, shared memory: Deutsch-französische Erinnerungsorte (PD Dr. Barbara Stambolis/Universität Siegen)
· Courrières – Sozialgeschichtliche Hintergründe und Aspekte im Vergleich: Die Bergarbeiterschaft an der Ruhr bis 1914 (Prof. Dr. Klaus Tenfelde/Institut für soziale Bewegungen der Ruhr-Universität Bochum)
· Courrières et l’histoire sociale comparative: le monde des mineurs en France avant la première guerre mondiale (Prof. Dr. Jean-François Eck/Université de Lille III)
Diskussion
15.15 – 15.45 Uhr Kaffeepause
· Sozialkatholizismus und Nationalisierung des Katholizismus in Frankreich (Dr. Marie-Emmanuelle Reytier/Caluire et Cuire)
· Das Werden einer Kriegstheologie (Prof. Dr. Günter Brakelmann/Bochum)
Diskussion
17.30 Uhr
Podiumsdiskussion: Auf dem Weg zu einer europäischen Gesellschaft – Konvergenzprozesse und Grenzen der internationalen Solidarität
(Leitung: PD Dr. Stefan Goch/Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen)
Teilnehmer:
· Prof. Dr. Jean-François Eck (Université de Lille III)
· Dipl.-Volksw. Wolfgang Reichel (Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands des deutschen Steinkohlenbergbaus, Essen)
· Prof. Dr. Rainer Slotta (Direktor des Deutschen Bergbau-Museums Bochum)
· Prof. Dr. Klaus Tenfelde (Geschäftsführender Direktor des Instituts für soziale Bewegungen, Ruhr-Universität Bochum)
· Manfred Warda (Leiter der Abteilung Internationales Europa der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie, Hannover)
19. März 2006
11.00 Uhr
Eröffnung der Sonderausstellung:
Courrières 1906 – eine Katastrophe in Europa.
Explosionsrisiko und Solidarität im Bergbau
im Kinozentrum
FILMWELT HERNE
Berliner Platz 7-9 (neben dem Gebäude der Martin-Opitz-Bibliothek)
44623 Herne
Grußworte
· Horst Schiereck (Oberbürgermeister der Stadt Herne)
· Prof. Dr. Rainer Slotta (Direktor des Deutschen Bergbau-Museums Bochum)
Eröffnungsvortrag
Dr. h.c. Georges-Arthur Goldschmidt, Paris, zum Thema
„Arbeiter, Aufstand, Literatur“
Musikalische Umrahmung
Salonensemble Cantabile
Nach der Eröffnung
Rundgang durch die Ausstellung
Abreise
Anmeldung
Bitte richten Sie Ihre schriftliche Anmeldung bis zum 1. März 2006
an das
Deutsche Bergbau-Museum Bochum
z. Hd. Dr. Michael Farrenkopf
Am Bergbaumuseum 28
D-44791 Bochum
Email: michael.farrenkopf@bergbaumuseum.de
Eine Tagungsgebühr wird nicht erhoben.
Auskünfte erteilt
Dr. Michael Farrenkopf
Tel. +49 – (0)234 – 58 77 154
Fax +49 – (0)234 – 58 77 111
Email: michael.farrenkopf@bergbaumuseum.de
Internet: http://www.bergbaumuseum.de
Übernachtung
Für Hotelreservierungen wenden Sie sich bitte an
Bochum Marketing GmbH
Gesellschaft für Standortmarketing, Stadtwerbung, Touristik und Zentrenmanagement
Huestraße 9
D-44787 Bochum
Tel. +49 – (0)234 – 96 30 20
Fax +49 – (0)234 – 96 30 255
Internet: http://www.bochum-tourismus.de
Anreise zum Deutschen Bergbau-Museum Bochum (Tagungsort)
Öffentliche Verkehrsmittel:
U-Bahn Linie U 35; von Bochum Hauptbahnhof in Richtung Herne; Station: Deutsches Bergbau-Museum; Fahrzeit ca. 3 min.
Anreise per Auto:
von der A 40 aus allen Richtungen: Ausfahrt BO-Zentrum; Richtung Zentrum; nach ca. 2 km liegt das Deutsche Bergbau-Museum auf der linken Seite
Anreise zur Martin-Opitz-Bibliothek (Ausstellungsort) bzw. FILMWELT HERNE (Eröffnung)
Öffentliche Verkehrsmittel:
Sie erreichen die Bibliothek von Bochum HBf (Richtung Schloß Strünkede/Archäologiemuseum) bzw. Herne Bf (Richtung Hustadt) mit der U 35; Haltestelle „An der Kreuzkirche“ (Bushaltestelle Sparkasse); von dort ist der Fußweg (ca. 5 Minuten) zur Martin-Opitz-Bibliothek ausgeschildert.
Anreise per Auto:
Über A 42 bis Kreuz Herne, dort auf A 43 Richtung Bochum/Wuppertal oder A 40 bis Kreuz Bochum; dort auf A 43 Richtung Münster; Abfahrt Herne-Eickel, dann Richtung Zentrum/Kulturzentrum (ca. 1.000 m); am Kulturzentrum Parkplatz an der Martin-Opitz-Bibliothek vor bzw. hinter der Sparkasse.
Organisation:
Dr. Michael Farrenkopf; Dr. Peter Friedemann; PD Dr. Stefan Goch; Manfred Hildebrandt M.A.; Prof. Dr. Rainer Slotta