Löchrige Bauplätze und die Zukunft von Eichen und Linden Natusch: Billiges Bauland entbindet die Stadt nicht von ihrer Fürsorgepflicht
14.09.2005 / LOKALAUSGABE / SIEGEN
Hilchenbach. (mku) Bäume und alte Stollen standen diese Woche neben dem Dauerthema Kraemers Park auf der Tagesordnung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehrsplanung.
Im Stadtteil Müsen möchte ein junges Ehepaar auf eigenem Grundstück ein Haus bauen. Problem ist aber, dass unter der Parzelle der Stahlberger Erbstollen verläuft, der nach Verfügung des Regierungspräsidenten von 1971 nicht bebaut werden darf. "Ich möchte den Leuten gern helfen, aber letztlich geht doch unsere Fürsorgepflicht vor", fasste Christiane Natusch für die Grünen die überwiegende Meinung der Ausschussmitglieder zusammen. "Was nützt billiges Bauland, wenn die Kinder plötzlich in ein zehn Meter tiefes Loch fallen", fragte sie. Der Ausschussvorsitzende Gerhard Lattek erinnerte an die Tagesbrüche im Ruhrgebiet und vor allem am Siegener Rosterberg, um die Gefahren einer solchen Genehmigung zu erfassen. Da mache es auch wenig Sinn, wenn die Eigentümerin des Stollens, die Barbara Rohstoffbetriebe aus Porta Westfalica ihre Einstimmung erteile, soweit die Bauwilligen eine Schadensverzichterklärung unterschrieben. Baudezernent Michael Kleber bedauerte, dass die alten Pläne mindestens zwei verschiedene Verläufe des Stollens auswiesen, also keine eindeutige Entscheidung ermöglichten. Eine wohl nötige Untersuchung gehe zu Kosten des Bauherrn. Der Ausschuss entschied schließlich nicht, den Eigentümern des Grundstückes soll empfohlen werden, sich ein Angebot für ein Gutachten einzuholen. "Die Planung ist damals noch von der Gemeinde Müsen gemacht worden, ich habe das als Stadtdirektor von Hilchenbach begleitet", erinnerte sich Dr. Hans Christhard Mahrenholz (FDP) Damals hätten noch zahlreiche Experten gehört werden können, die schon ihre Gründe für die Einschränkung gehabt hätten.
Sehr viel Zeit nahmen sich die Stadtverordneten für die Diskussion über die Zukunft einer Reihe ortsbildprägender Bäume. Schließlich entschieden sie mit sieben zu vier Stimmen, der Entfernung zweier kranker Kastanien zuzustimmen, die mit zwei noch gesünderen an der Dammstraße stehen. Ein Alternativvorschlag des Dr. Mahrenholz, zunächst nur einen Baum zu fällen, fand keine Mehrheit. Die Linde auf dem Marktplatz vor der Volksbank soll vorerst stehen bleiben, obwohl das Geldinstitut einen Antrag angekündigt hat, den Baum auf eigene Kosten zu entsorgen und eine Neupflanzung vorzunehmen. Zudem soll die große Eiche an der Siegener Straße in Allenbach erhalten und in den nächsten Jahren umfangreich behandelt werden, um ein Weiterbestehen zu sichern.
Obwohl einige Anlieger der Rothenberger Straße über den Pilzbefall von zwei der drei dortigen Platanen klagten, der ihre Gesundheit beeinträchtige, entschied der Ausschuss mit großer Mehrheit, die weitere Entwicklung zunächst zu beobachten. "Die betroffene Klientel ist doch sehr klein. Zudem sind die Bäume recht jung, um so plötzlich zu erkranken, da lässt sich natürlich auch nachhelfen", sinnierte Dr. Mahrenholz.
Eine von der Verwaltung vorgeschlagene Variante, die erkrankten Bäume zu beseitigen und das Terrain in Zusammenarbeit mit der Universität neu zu überplanen, wurde verworfen.
quelle: Westfalenpost.de