Viele kluge Köpfe haben viele kluge Bücher mit Erklärungen gefüllt, woher die Berufsbezeichnung Knappe stammt. Da wird der Rittersknappe herangezogen, es soll das mittelhochdeutsche Wort für Knabe sein, und so weiter. Vielleicht ist sie aber auch zu Ehren eines Mannes aus dem Erzgebirge entstanden. Es handelt sich hierbei um Daniel Knappe, einen Mann aus Frohnau, dessen Existenz wohl sogar noch durch alte Schriften belegt werden kann. Und dies ist seine Geschichte:
Das muß eine wilde Zeit gewesen sein, denn dicke Waldungen bedeckten noch den Pöhlberg und die anderen Berge, und die Bären und Wölfe kamen bis vor der Menschen Häuser. Im Dorfe Frohnau lebte damals ein Bergmann mit seiner kranken Frau und sieben Kindern. Er war ein fleißiger und rechtschaffender Mann und hieß Daniel Knappe. Unverschuldet war er in große Not geraten und wußte keinen Ausweg.
Da erschien ihm eines Tages im Traume ein Engel. Er sprach zu ihm: "Geh morgen hinaus in den Wald droben am Fuße des Schreckenberges. Dort wirst du eine Tanne finden, die alle anderen Bäume an Höhe überragt. Sie hat in den Zweigen ein Nest mit goldenen Eiern. Suche den Baum, denn die Eier sind dein! Doch wisse sie auch wohl zu gebrauchen!"
Am nächsten Morgen brach der Bergmann auf, um draußen im Walde jenen wundersamen Baum zu suchen. Und bald hatte er nahe der Wolfshöhle die Tanne entdeckt, von der er sich die goldenen Eier versprach. Das machte ihn fröhlich. Bis in des Wipfels höchste Zweige war er gestiegen, doch fand er weder Nest noch die goldenen Eier. Da kehrte seine alte Traurigkeit zurück.
Und weil ihn der Baum genarrt hatte, stieg er unmutig herab, um sich am Fuße des Baumes eine kleine Ruhe zu gönnen. Er dachte über sein Schicksal nach und auch darüber, ob er den Traum nicht falsch gedeutet haben könne. Dabei fiel ihm ein, daß unter den Zweigen wohl auch die Wurzeln des Baumes verstanden sein könnten. So eilte er heim, holte Gezäh und begann, nahe des Baumes die Dammerde zu durchbrechen, um einzuschlagen. Er glaubte, den Augen nicht trauen zu dürfen, denn gar nicht weit von der Oberfläche blinkten ihm mächtige Silbergänge entgegen, die nach allen Seiten strichen.
Ein solcher Anbruch konnte nicht verborgen bleiben. Alsbald war die Kunde über alle Lande verbreitet. Das machte Mut zum Bergbau. Und so zogen viele herzu, um sich in der wilden Gegend niederzulassen und zu schürfen. Herzog Georg den Bärtigen veranlaßte das, eine neue Bergstadt zu gründen. Am 21. September 1496 wurde der Grundstein zum ersten Haus dieser neuen Stadt am Schreckenberg gelegt, die später Sankt Anna zu Ehren Annaberg geheißen wurde. Zum Andenken an Daniel Knappe heißen noch heute die Bergleute im allgemeinen die Knappen und der Fundort nach Knappes Weib Katharina Kathelstein.
(Quelle: Die Silberne Rose - Europäische Bergmannssagen von Blechschmidt, Leipzig 1984, Sagenbuch des Königreiches Sachsen von Meiche, Leipzig 1903)
Nachdem nun auch einige von euch die vorherige Geschichte gelesen haben, würde ich mich freuen, wenn mal jemand seine Meinung dazu äußert. Am liebsten wäre mir ja, wenn alle noch viel mehr möchten, aber schreibt ruhig auch, wenn es euch nicht gefällt, oder wenn ihr Fragen oder Anregungen habt.
Glück Auf vom Arzgebirger
Sagen Teil II: Woher stammt die Bezeichnung Knappe?
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Re: Sagen Teil II: Woher stammt die Bezeichnung Knappe?
Mach Dir da mal keine allzu großen Hoffnungen.Arzgebirger hat geschrieben: Nachdem nun auch einige von euch die vorherige Geschichte gelesen haben, würde ich mich freuen, wenn mal jemand seine Meinung dazu äußert. Am liebsten wäre mir ja, wenn alle noch viel mehr möchten, aber schreibt ruhig auch, wenn es euch nicht gefällt, oder wenn ihr Fragen oder Anregungen habt.
Glück Auf vom Arzgebirger
Im günstigsten Fall lesen alle Deine Geschichten und freuen sich still drüber (so wie ich). Im ungünstigsten Fall meint einer "das sei alles Mist" und dann geht eine seitenlange Diskussion los...
Ich persönlich sage mal: Mach weiter so!
Glückauf
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(Alexander Issajewitsch Solschenyzin)
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Die Geschichte ist schön, aber auch nach Abzug aller Fabel-Elemente sehr unrealistisch. Es dürfte sehr unwahrscheinlich sein, dass ein Familienname zu einer Berufsbezeichnung wird (und woher würde dann der Familienname kommen ?). Dagegen ist der umgekehrte Fall außerordentlich häufig, siehe Müller, Meier, Schulze, Becker, Schmied (Schmitt, Schmidt, usw.).
Soweit ich weiß, taucht der Name Daniel Knappe auf einem Altarbild auf. Es wird wohl so interpretiert, dass der Mann Daniel hieß und Knappe war, aber nicht Daniel Knappe hieß.
Ich würde annehmen, dass in der ursprünglichen Legende nur von einem Daniel die Rede war und das "Knappe" eine jüngere Ergänzung nach dem Altarbild ist, und die Legende damit auch eine Verschiebung im Sinn erhalten hat, vom Auffinden der Lagerstätte hin zur Erklärung der Berufsbezeichnung.
Glück Auf
Thomas
Soweit ich weiß, taucht der Name Daniel Knappe auf einem Altarbild auf. Es wird wohl so interpretiert, dass der Mann Daniel hieß und Knappe war, aber nicht Daniel Knappe hieß.
Ich würde annehmen, dass in der ursprünglichen Legende nur von einem Daniel die Rede war und das "Knappe" eine jüngere Ergänzung nach dem Altarbild ist, und die Legende damit auch eine Verschiebung im Sinn erhalten hat, vom Auffinden der Lagerstätte hin zur Erklärung der Berufsbezeichnung.
Glück Auf
Thomas
Re: Sagen Teil II: Woher stammt die Bezeichnung Knappe?
Glück auf!
Der Beitrag ist zwar bisschen älter aber dennoch ist des Arzgebirg'lers Geschichte die wahre. Schaut euch doch mal genau den Annaberger Bergaltar (geweiht 1521) genau an:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... altar2.jpg
Es ist ein Hinweis zu sehen und das nicht erst seit gestern
LG und Glück auf, Mirko
Der Beitrag ist zwar bisschen älter aber dennoch ist des Arzgebirg'lers Geschichte die wahre. Schaut euch doch mal genau den Annaberger Bergaltar (geweiht 1521) genau an:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... altar2.jpg
Es ist ein Hinweis zu sehen und das nicht erst seit gestern
LG und Glück auf, Mirko
Eisenbahn + Bergbau = Grubenbahn
kein Schacht ist zu tief, alles was nach Bergbau "riecht" wird erkundet.
kein Schacht ist zu tief, alles was nach Bergbau "riecht" wird erkundet.
Re: Sagen Teil II: Woher stammt die Bezeichnung Knappe?
Also ich schließe mich da eindeutig dem Beitrag von Thomas an.
Laut Aussagen von Sprachwissenschaftlern haben die Wörter "Knappe" und "Knabe" die gleichen Stamm bzw, dass ein Wort hat sich durch Lautverschiebungen aus dem anderen Wort gebildet. Etwas ähnliches ist ja von dem Namen "Karl" bekannt, der sich aus dem Wort "Kerl" (für "ganzer Mann") gebildet hat.
Da man im Mittelalter ja seine Berufsausbildung als Knabe im jungen Alter begann, hat man die damaligen Lehrlinge eben auch als Knaben bzw, dann auch als Knappen bezeichnet.
Hinzu kommt noch, dass die Verwendung von Familiennamen, so wie es bei uns heutzutage üblich ist, im Mittelalter nicht bekannt war. Jeder hatte eigentlich nur seinen getauften Vornamen. Um sich von den Mitmenschen zu unterscheiden, wurden vor oder an die Vornamen Ergänzungen angefügt, die mit der Person in Verbindung gebracht werden konnte. Zum Beispiel konnte ein Mann, der Schmied war und den Namen Heinrich trug, nun von seinen Zeitgenossen als "Schmied Heinrich" oder "Heinrich der Schmied" genannt werden. In den Kirchenbüchern war es üblich, auch die Berufsbezeichnungen der Namensträger festzuhalten, eben aus dem Grund der Unterscheidung. So wird in dem Kirchenbuch von unserem Schmied Heinrich gestanden haben: "Heinrich, Schmied". Aus diesen Aufzeichnungen haben sich dann die Familiennamen entwickelt.
Auch war es üblich, dass man einen zugezogenen nach seinem Herkunftsort benannt hat. Einer der berühmtesten mittelalterlichen Dichter, Süßkind von Trimmberg, wurde eben nach seinem Herkunftsort benannt. Als Jude gehörte er nicht dem Adel an, hatte aber aufgrund dieser Herkunftsbezeichnung auch ein "von" im Namen.
Aus diesen Gründen ist die Geschichte um den Knappen Daniel aus Annaberg zwar recht interessant, aber eben doch nur eine Legende. Außerdem wurde der Bergbau - und auch der Berufsstand der Bergleute - nicht in Annaberg erfunden. Es ist somit sicherlich etwas zu weit hergeholt, wenn man von einem legendären Bergmann, mit dem Namen Daniel, auf den "Urvater" aller Bergleute schließt.
Laut Aussagen von Sprachwissenschaftlern haben die Wörter "Knappe" und "Knabe" die gleichen Stamm bzw, dass ein Wort hat sich durch Lautverschiebungen aus dem anderen Wort gebildet. Etwas ähnliches ist ja von dem Namen "Karl" bekannt, der sich aus dem Wort "Kerl" (für "ganzer Mann") gebildet hat.
Da man im Mittelalter ja seine Berufsausbildung als Knabe im jungen Alter begann, hat man die damaligen Lehrlinge eben auch als Knaben bzw, dann auch als Knappen bezeichnet.
Hinzu kommt noch, dass die Verwendung von Familiennamen, so wie es bei uns heutzutage üblich ist, im Mittelalter nicht bekannt war. Jeder hatte eigentlich nur seinen getauften Vornamen. Um sich von den Mitmenschen zu unterscheiden, wurden vor oder an die Vornamen Ergänzungen angefügt, die mit der Person in Verbindung gebracht werden konnte. Zum Beispiel konnte ein Mann, der Schmied war und den Namen Heinrich trug, nun von seinen Zeitgenossen als "Schmied Heinrich" oder "Heinrich der Schmied" genannt werden. In den Kirchenbüchern war es üblich, auch die Berufsbezeichnungen der Namensträger festzuhalten, eben aus dem Grund der Unterscheidung. So wird in dem Kirchenbuch von unserem Schmied Heinrich gestanden haben: "Heinrich, Schmied". Aus diesen Aufzeichnungen haben sich dann die Familiennamen entwickelt.
Auch war es üblich, dass man einen zugezogenen nach seinem Herkunftsort benannt hat. Einer der berühmtesten mittelalterlichen Dichter, Süßkind von Trimmberg, wurde eben nach seinem Herkunftsort benannt. Als Jude gehörte er nicht dem Adel an, hatte aber aufgrund dieser Herkunftsbezeichnung auch ein "von" im Namen.
Aus diesen Gründen ist die Geschichte um den Knappen Daniel aus Annaberg zwar recht interessant, aber eben doch nur eine Legende. Außerdem wurde der Bergbau - und auch der Berufsstand der Bergleute - nicht in Annaberg erfunden. Es ist somit sicherlich etwas zu weit hergeholt, wenn man von einem legendären Bergmann, mit dem Namen Daniel, auf den "Urvater" aller Bergleute schließt.
- StefanD
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Re: Sagen Teil II: Woher stammt die Bezeichnung Knappe?
Denke auch bitte mal daran, dass Daniel (der mit der Löwengrube) der Name eines Heiligen ist, der auch für den Bergbau Schutz gewähren sollte. Er ist einer von denen, der vor lauter Sankt Barbara-Feierei immer stärker in Vergessenheit geraten ist. Kein Wunder also, das der im Zusammenhang mit Bergwerken auf einem Altarbild auftaucht.
Und nein, der heilige Daniel kam nicht aus dem Erzgebirge. Es gab auch schon Bergbau in der Welt, bevor das Erzgebirge besiedelt wurde.
Glückauf
Stefan
Und nein, der heilige Daniel kam nicht aus dem Erzgebirge. Es gab auch schon Bergbau in der Welt, bevor das Erzgebirge besiedelt wurde.
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Re: Sagen Teil II: Woher stammt die Bezeichnung Knappe?
Heinrich Veith weist im "Deutschen Bergwörterbuch, Wiesbaden: 1968 (Nachdruck der Ausgabe von 1871), S. 291" darauf hin, dass der Begriff 'Knappe' bereits im "Schladminger Bergbrief" (Steiermark) 1408 Erwähnung findet.
GA
Schlacke
GA
Schlacke
...die unterirdischen Grubengebäude in ihre Schreibstube bringen...
Héron de Villefosse (1774-1852), Bergingenieur im Dienste Napoleons.
(H. Dettmer, 2014)
Héron de Villefosse (1774-1852), Bergingenieur im Dienste Napoleons.
(H. Dettmer, 2014)
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Re: Sagen Teil II: Woher stammt die Bezeichnung Knappe?
Das Wörterbuch gibts hier:
http://www.archive.org/details/deutsche ... 00veitgoog
bzw als pdf
http://ia310818.us.archive.org/2/items/ ... 0veitgoog/
Cheers,
Stefan
http://www.archive.org/details/deutsche ... 00veitgoog
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Stefan