Geflutete Bergwerke

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wolke
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Beitrag von wolke »

Liebe Forummitglieder,

wir (International Mine Water Association, Bergakademie Freiberg) planen derzeit eine Auflistung mit gefluteten Bergwerken in Deutschland zu erstellen. Da stehen schon etliche (zumindest mit Namen) drinnen (z.B. Wismut, Meggen, Christiane, Straßberg), aber wir sind auf Hilfe angewiesen. Ziel ist es, künftig den Flutungsverlauf von Bergwerken und die damit einhergehenden Auswirkungen des Grubenwassers auf die Umwelt vorherzusagen. Bislang ist das recht schwierig und wir wollen dies künftig vereinfachen.

Wer kann uns geflutete Bergwerke (wann sie geflutet wurden spielt dabei keine Rolle) mitteilen.

Glückauf

wolke.
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sepp
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Beitrag von sepp »

auffi,wolke!
ich hoffe,du möchtest nicht alle steinkohlentiefbaue des ruhrgebiets haben,dann hätten wir beide ordentlich was vor der brust.
außerdem sind durch die zentrale wasserhaltung der DSK z.t.keine exakten werte der einzelnen gruben mehr möglich.
aber was anderes;habt ihr die bestimmung der grubenwässer des schlehbuscher erbstollens gemacht,die ein kumpel von uns eingeschickt hat?
um die sache etwas "handlicher" zu gestalten,schickt mir ne nachricht oder anfragen auf meine e-mail anschrift oder ruft mich einfach an.alles nötige steht unter "mitglieder".
g.a.
sepp!
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wolke
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Beitrag von wolke »

Hallo,

ein berechtigter Einwand von Sepp. Klarstellung: keine Bergwerke der DSK (RAG oder wie auch immer), keine von Rheinbraun und ebenfalls nichts von LAUBAG oder MIBRAG oder LMBV. Auch keine Salzbergwerke. Zu diesen Themen gibt es einerseits sehr viel Literatur, andererseits habe ich guten Kontakt zu den vorgenannten Firmen/Einrichtungen.

Es geht mir vor allem um die kleineren Bergwerke, die z.T. seit langem geflutet sind und um die sich z.T. heute niemand mehr offiziell kümmert.

Betreffs Schlebuscher Erbstollen: so ist es. Die Analysen stammen von uns. Und so stelle ich mir auch eine grundsätzliche Zusammenarbeit vor. Alle Infos, die wir mit deiner/eurer Hilfe bekommen stehen allen zur Verfügung, die etwas damit anfangen können (sofern es keine Betriebe mehr gibt, die das verhindern).

Glückauf

wolke.
alterbergbau.de

Beitrag von alterbergbau.de »

interessiert euch da im kern die umweltbelastung z.b.
das Wasser was aus einem Bleibergwerk fliest?
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wolke
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Beitrag von wolke »

Hallo Oliver,

ja, so ist es. Wir interessieren uns für die Hydrodynamik (also wie das Wasser im gefluteten Bereich fließt) und die Hydrochemie (chemische Zusammensetzung des Wassers) um daraus ableiten zu könne, welche Möglichkeiten es gibt, Umweltbelastungen durch gelfutete Bergwerke so weit wie möglich zu minimieren.

Dazu führen wir unter anderem Tracertest in den gefluteten Bergwerken durch (siehe meine Literturliste, wenn's dich interessiert).

Glückauf wolke.
alterbergbau.de

Beitrag von alterbergbau.de »

Frage:
Tiefbau - Bergbau unter der Erbstollensohle. Bei Stillegung werden die Pumpen aufgegeben - das Bergwerk läuft bis zur Erbstollensohle voll und entwässert sich über den gleichnamigen Stollen. Ist das für Euch ein "geflutetes" Bergwerk?
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Björn
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Beitrag von Björn »

Es geht mir vor allem um die kleineren Bergwerke, die z.T. seit langem geflutet sind und um die sich z.T. heute niemand mehr offiziell kümmert.
Ohh da gibt es im Harz auch sehr viel. Wenn euch der Harz da weiter Interessiert kann ich mal fragen.
Bei uns im Verein ist der Wilfried Ließmann Aktiv. Der kennt im Harz fast jedes Loch und seine Geschichte.

Björn
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wolke
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Beitrag von wolke »

Antwort:

so ist es. Ob Schacht (und heute abgesoffen; z.B. Meggen/Sauerland; Schacht 371/Aue-Schlema) oder Tiefbau unter der Erbstollensohle (z.B. Reiche Zeche/Freiberg; Felsendome Rabenstein/Sachen; Georgi Unterbau/Tirol) spielt dabei keine Rolle.

wolke.
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wolke
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Beitrag von wolke »

Hallo Björn,

uns interressiert im Prinzip ganz Europa (bis auf Northunderland, denn dort ist bereits ein Freund von mir aktiv). Im Harz sind wir bereits in Straßberg und Gernrode am werkeln (wobei Gernrode nicht ganz die Definition erfüllt, aber das Wasser das raus fließt ist verunreinigt und es kümmert sich fast niemand sonderlich drum - daher doch unser Fall).

Dem Wilfried einen schönen Gruß (der wird dich fragen, wieso ich mich nicht direkt an ihn wende ;-)

Glückauf wolke.
alterbergbau.de

Beitrag von alterbergbau.de »

Ich denke mal im Sauerland gibt es das ein oder andere Bleibergwerk wo das zutrifft. z.B. in Endorf sind die Absetzbecken der Wäschereien in Form von Fischteichen und die Halden noch heute erhalten und aus den Quellen geht hervor dass der Absetzschlamm schon damals im Bachtal aufgeschüttet wurde der sicher noch im Boden ist und eine erhebliche Altlast dastellen muss und auch die Grubenwässer aus den Stollen sind dann sicher auch entsprechend belastet. Aber wir wollen ja nicht dass die Gemeinde das bergbauhistorisch reizvolle Gebiet absperrt auch wenn das Vorteile hat weil das raffen ein Ende hat.
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Th.Hardebeck
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Beitrag von Th.Hardebeck »

Im Bergischen Land(Bensberger Revier) jede Menge Zink und Blei-Bergwerke mit schönen Wasseraustritten aus Stollen und Pingen.

GA
Thorsten
Kaj_Todt
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Beitrag von Kaj_Todt »

Zu dem Thema hätte ich gleich mal eine Frage:
So weit mir bekannt ist, gab es bei der SDAG Wismut mal einen Dammbruch an der IAA Helmsdorf, bei der 7 Tage lang der Inhalt des Teiches in die Mulde abfloss.
Gab es nach der Wende noch einmal eine Untersuchung, wieviel der mit ausgespülten Schlämme sich in der Zwickauer Mulde abgesetzt hatten oder wie weit sie transportiert wurden? Kurz nach dem Unglück gab es eine Untersuchung durch die Sowjets...
Kümmert ihr euch im Rahmen eurer Untersuchungen auch um die Absetzanlagen der Wismut oder gibt es überhaupt jemand, der unabhängig von der Wismut GmbH Kontrollen durchführen kann/darf?

Ga, Kaj
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wolke
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Beitrag von wolke »

Der Dammbruch war vor sehr langer Zeit (noch DDR) und wurde mit einer Unmenge an "Bananen und Orangen" verstopft. Ob es danach Untersuchungen gab: keine Ahnung. An den IAAs gibt es sehr viele Untersuchungen. Neueste Zusammenfassung:

Merkel, B., Planer-Friedrich, B. & Wolkersdorfer, C. (2002): Uranium in the Aquatic Environment. – 1112 S., 604 Abb.; Heidelberg (Springer).

Wir selbst (TU Bergakademie Freiberg) arbeiten recht viel mit der Wismut zusammen; ich selbst habe zwar meine Diss dort gemacht, aber seitdem nichts mehr.

Recht gute Informationen gibt es unter:

http://www.antenna.nl/wise/uranium/ulitd.html
Nightmare

Beitrag von Nightmare »

Ich weiß nicht, ob es gut für die jeweiligen Altbergbauanlagen ist, hier Namen von gefluteten Gruben anzugeben und solche Forschungsprojekte zu unterstützen. Oft läuft das Wasser schon jahrelang aus einem Stollen, und nur wissenschaftliche Untersuchungen mit Veröffentlichungen von Schwermetallgehalten rufen wilde Ökos auf den Plan, die am liebsten allens zubetonieren wollen, damit kein Mikrogramm Arsen und Blei die Grube mehr verläßt. In ihrem Gefolge sind dann auch schon die Ingenieurbüros und dubiosen Sanierungsbetriebe, die wie die Zecken am bereits geleerten öffentlichen Geldbeutel saugen. Persönlich möchte ich auf jeden Fall nicht dazu beitragen, daß vor Sachsens schönsten Stollenmundlöchern teure und sinnlose Kläranlagen stehen!
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Michael Kitzig (†)
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Beitrag von Michael Kitzig (†) »

Du hast es getroffen!

Wer ein praktisches Beispiel braucht, sei auf das Theater mit dem Marsberger "Kieselrot" verwiesen.
Darüber ist es nämlich sehr still geworden..

..und...ach ja: wo bleiben eigentlich die juristischen Altlasten??
Wilm
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Beitrag von Wilm »

@Micha_K

Du trafst den Nagel auf den Kopf !

Vom Harz daher von mir keine Infos !

Nasse Füße bekommt man fast überall !!!


GA

Der Wilm
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wolke
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Beitrag von wolke »

Ich kann die Sorge um dubiose Ingenieurbüros und Grubenreinigungsanlagen verstehen und teile diese vollständig mit Nightmare, Michael und Wilm. Genau diese Sorge habe ich auch und daher gibt es bei mir keine solchen Anlagen, sondern ich bin Verfechter der passiven Grubenwasserreinigung. Dabei handelt es sich prinzipiell um Feuchtgebiete, durch die das Wasser fließt und aus dem dann in erster Linie das Eisen entfernt wird. Mit dem Eisen verschwinden eine ganze Menge anderer Elemente (z.B. Arsen oder Cadmium) und das Grubenwasser kann dann als gerreinigt gelten. Ich wehre mich vehement dageegen, Grubengebäude dauerhaft zu verschließen, denn dadurch ist uns für immer der Zugang zu den Grubenbauen verwehrt. Außerdem tritt das Wasser dann unkontrolliert an den verschiedensten Stellen wieder aus und wir haben nichts gewonnen.

Für mich persönlich steht der Schutz des Wassers (das hat nichts mit Öko zu tun) und folglich unseres Trinkwassers im Vordergrund. Gegebenenfalls müssen da unsere eigenen Interessen (Befahren von Grubenbauen) zurückstecken, wenn davor ein Feuchtgebiet entstehen sollte - es gibt genügend Bergwerke, aus denen völlig problemloses Wasser raus läuft und die befahrbar bleiben sollen und müssen.

Erst vergangene Woche waren wir z.B. in Christiane und obwohl es dort viel Pyrit gab und somit eigentlich kontaminiertes Grubenwasser vorliegen müsste: das Wasser enthält nur 0,01 mg/L Eisen. Oder der Schlebuscher Erbstollen. Auch dort: kein Problem.

Im Rahmen der neuen Europäischen Wasserrahmenrichtlinie müssen sowieso alle belasteten Gebiete systematisch erfasst werden. Wollen wir das denen überlassen, die am Ende wirklich alles zusperren? Mein Ziel ist das nicht und je früher wir genügend Bergwerke augeschlossen haben umso besser sind unsere Karten.

Wer sich dafür interessiert, wie ich arbeite, sei auf die Seite http://www.minewater.net/
verwiesen. Dort gibt es zahlreiche Beispiele von gut sanierten Gefahrenstellen.

Betreffs der juristischen Altlasten (was immer darunter zu verstehen ist): unsere Arbeitsgrupe hat sich vehement dafür eingesetzt, dass die Fälle von kontaminierten Grubenwasseraustritten, um die sich kein Mensch kümmert (z.B. Burgfey, Rothschönberger) in das Bewußtsein der Verantwortlichen Behörden auf höchster Ebene kommt. Ein Beleg dafür ist der neue Entwurf der "Mining Waste Direktive" der EU. Dort taucht in der Präambel dieses Forschungsprojekt ERMITE, an dem ich mitarbeite auf.

Wer mich noch nicht kennt, der kann sich gerne zunächst nach meiner Arbeitsweise erkundigen und er wird feststellen, was mein/unser Ziel ist: frei zugängliche Bergwerke mit einem Wasser, das unsere Grundwasserresourcen bestmöglich schont.

Glückauf

Christian
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sepp
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Beitrag von sepp »

auffi,wolke!
im gegensatz zu einigen anderen GAGlern stehe ich den machenschaften von euch durchaus positiv gegenüber.andererseits kann ich die bedenken unserer leute durchaus verstehen.da wurden von vielen verschiedenen seiten oft schindluder betrieben und nun ist vorsicht angesagt.
aber es hat was positives,daß mein übergewicht und die kleinen pickel an den beinen nach einer s.-befahrung nicht vom wasser herkommen.
:D
ich bin auf jedenfall bereit,euch weitere proben zu schicken.
die einzelheiten sollten wir dennoch über e-mail abklären,weil es dann doch zu fehldeutungen kommen könnte.
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JWE
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Beitrag von JWE »

Hallo!

Bitte entschuldigt meine Unwissenheit, aber ist geflutet das gleiche wie "absaufen lassen"?
Wenn ja, mines wissens ist der Stollen "Friedrich" der ehemaligen Eisensteinzeche "Kleiner Johannes" in Pegnitz, zwar seit einigen Jahren zubetoniert, nach angaben ehemaliger Arbeiter aber ziemlich sicher noch begehbar. Der Stollen wurde 1968 aufgegeben und ist dann abgesoffen.
Für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen,


Jörg
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