Hier kommt der ausführliche Bericht aus der Freien Presse vom Donnerstag, 24. Mai 2007 auf Seite 2 incl. Interview mit Prinz Georg Friedrich
und wer noch nichts vor hat mit den Terminangaben zu den Vorträgen zur Bernsteinzimmersuche in Hartenstein:
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Die alte Dame und der große Schatz
Neue Hinweise auf Bernsteinzimmer im Poppenwald – Nazi-Gauleiter Mutschmann soll das Versteck gekannt haben
Auftrieb für die Bernsteinzimmersuche bei Hartenstein: Eine Nichte des Nazi-Gauleiters Mutschmann bestätigt, dass es im Poppenwald ein unterirdisches Versteck gegeben hat.
Von Mario Ulbrich
Hartenstein. Die Frau ist 88 Jahre alt und geistig noch immer rege. Was sie sagt, klingt abenteuerlich, ist aber auch die Bestätigung dessen, was Dietmar Reimann, der Bernsteinzimmersucher aus Leipzig, seit Jahren behauptet: In einem Bergwerk im Poppenwald bei Hartenstein (Kreis Aue-Schwarzenberg) sollen am Ende des Zweiten Weltkriegs Wertsachen eingelagert worden sein, darunter das legendäre Bernsteinzimmer.
„Der Raum war so groß wie zwei Säle“, erzählt Hilde Z. „Eine Kiste stand an der anderen. Ich dachte: Oh Gott, so viel haben die beiseite geschafft.“ Hilde Z. ist eine Nichte des ehemaligen Nazi-Gauleiters von Sachsen, Martin Mutschmann. Ihre Eltern waren tot und sie hatte bei ihrer Großmutter in Leipzig gelebt. Als auch die Großmutter starb, wurde sie von ihrem Onkel und seiner Frau aufgenommen – das waren Martin und Minna Mutschmann.
1945 war Hilde Z. 26 Jahre alt, in einem Alter also, in dem sie die Ereignisse bewußt miterlebte. „Eines Morgens sagte meine Tante zu mir, wir fahren heute noch mal dorthin, ich habe noch einiges dazu zustellen“, erinnert sie sich. Hilde Z. und Minna Mutschmann wurden von einem Chauffeur in einen Wald bei Hartenstein gefahren. Dort sei eine Tür im Berg gewesen, für die Minna Mutschmann einen Schlüssel besaß. Sie schloss auf – und da habe bereits alles voller Kisten gestanden. Keine grünen Militärkisten, sondern welche aus rohem Holz. Über den Inhalt habe sie jedoch nichts erfahren.
Soweit der Bericht der alten Dame. Ein Raum „groß wie zwei Säle“, klingt übertrieben, wenn man bedenkt, dass sich die Anlage in einem Bergwerk aus dem Mittelalter befinden soll. Hilde Z.: „Der Raum war auf alle Fälle groß. Ich konnte aufrecht stehen.“ Dietmar Reimann glaubt ihr. Nicht nur weil sie seine Theorie bestätigt, sondern weil ihm die Details stimmig erscheinen. Die Kisten etwa. Ein Luftbild, geschossen von einem alliierten Aufklärer im April 1945, zeigt helle Gebilde am Fuße des Berges, in dem sich das Versteck befinden soll: wahrscheinlich Kisten aus unbearbeiteten Holz.
Oder der Schlüssel, den Minna Mutschmann bei sich hatte. „Den kann sie von Albert Popp bekommen haben“, denkt Reimann. Popp, der Leiter des NS-Fliegerkorps Sachsen gilt als einer der Köpfe der Operation, mit der das Bernsteinzimmer aus Königsberg abtransportiert wurde. „Und er war der Bruder von Minna Mutschmann“, so Reimann. „Familienbande. Deshalb durften die Mutschmanns ihr eigenes Tafelsilber in dem Versteck unterstellen, das einem anderen Zweck diente.“
Dieser Zweck war laut Reimann die Gründung eines neuen deutschen Kaiserreichs mit den Hohenzollern an der Spitze. Dafür hatte der im Exil lebende Kaiser mehrere Güterzüge mit Wertsachen von Holland aus in Richtung Osten geschickt – der Großteil verschwand spurlos. Liegt der Hohenzollern-Schatz samt Bernsteinzimmer also im Poppenwald?
Hilde Z. sagt, sie habe die Stelle wiedererkannt. „Aber heute steht da ein Wasserbehälter drauf.“ Der gehört der Wismut. Reimann, der seit Jahren erfolglos nach einem Zugang zur unterirdischen Anlage sucht, setzt jetzt auf den Abriss des Behälters. Die Wismut macht ihm da vorerst wenig Hoffnung: „Es gibt noch keinen Abrisstermin“, so Unternehmenssprecher Frank Wolf. „Vorerst brauchen wir den Behälter noch.“
TERMINE:
Vorträge zur Bernsteinzimmersuche
Gleich zweimal will Dietmar Reimann über die neuen Erkenntnisse seiner Suche im Raum Hartenstein berichten: Am Pfingstmontag sowie am 3.Juni jeweils ab 16 Uhr im Hotel „Waldidyll“ in Hartenstein.
INTERVIEW:
„
Schlüssige Antworten“
Was der Prinz von Preußen denkt
Bernsteinzimmersucher Reimann glaubt, dass im Poppenwald bei Hartenstein auch Kulturgüter der Hohenzollern versteckt wurden. Mario Ulbrich sprach mit Prinz Georg Friedrich von Preußen, dem Chef des Hauses Hohenzollern.
Freie Presse:Halten Sie es für möglich, dass im Krieg verlorene Wertsachen Ihrer Familie in ein Versteck im Raum Aue/Hartenstein gelangt sind?
Prinz Georg Friedrich:Zu meinem Bedauern befinden sich in unserem Hausarchiv hierzu keinerlei Aufzeichnungen. Auch kann sich in meiner Familie keiner an Erzählungen meines Großvaters zu diesem Thema erinnern. Allerdings vermag es Herr Reimann, auf viele offene Fragen schlüssige Antworten zu präsentieren. Ich verfolge den Verlauf der Ausgrabungen daher mit großem Interesse.
Freie Presse: Herr Reimann möchte, dass der Wasserbehälter im Poppenwald schnellstmöglich abgerissen wird und hofft auf Ihre moralische Unterstützung. Werden Sie ihm diese geben?
Prinz Georg Friedrich:Es lässt sich gut nachvollziehen, dass er möglichst zeitnah Zugang zu dem von ihm vermuteten Versteck erhalten möchte. Bestimmt warten auch viele Leser seiner Bücher mit Spannung darauf, ob er mit seiner Theorie Recht hat. Ich schließe mich da nicht aus. So wie ich es verstanden habe, würde ein beschleunigter Abriss keinen finanziellen Mehraufwand bedeuten. Allerdings liegt die Entscheidung allein bei dem Unternehmen.