An anderer Stelle wurde nach Kreuzen über dem Stollenmundloch gefragthttp://forum.untertage.com/viewtopic.php?f=19&t=6097.
Dieses Thema passt besser hierher, ins Spezialforum Bergmännische Zeichen.
Wie schon von Schlacke angeführt gibt es eine Reihe bildlicher Darstellungen von Kreuzen über Stollenmundlöchern. Es ist mir nicht möglich hier Bilder hochzuladen, doch wenn man nach Bildern aus dem Schwazer Bergbuch googelt, findet man eine Menge solcher Abbildungen.
Aus einem Gesuch an den Landesfürsten von Tirol um das Jahr 1472 (das Schreiben ist ohne Datum) staummt folgender Auszug: er "solte gen, auf Vollmasteyr und solt aufstecken ain kreuz auf ein grub" (Aus: Max R. von Wolfstrigl-Wolfskron, -Die Baue des Berggerichtes an der Etsch 1472-1659)
Ob in diesem Fall das Kreuz über dem Stollenmundloch gemeint ist oder ob es sich um einen ähnlichen Brauch handelt, wie er in der Bergordnung von Massa Marittima geschildert wird, sei dahingestellt.
Ich übersetze nachfolgend frei aus dem Werk von Sergio Baldinacci und Gilberto Fabretti, L'arte della coltivazine del rame e dell'argento a Massa Marittima nel XIII secolo.
Der 1. Artikel der Bergordnung von Massa Marittima:
"Zuerst sei festgehalten, dass jeder einen neuen Schurf auf Kupfer im Gebiet der Stadt Massa beginnen darf. Dies soll er durch Errichten eines Kreuzes anzeigen, was ihm den Schurf für drei Tage in Recht hällt.
Der Schurf gilt damit als abgesteckt, wenn er auch noch keine halbe Elle unter der Erdoberfläche ist.
Wenn jener, der das Kreuz aufgestellt hat, noch keine Arbeiten während der drei Tage verrichtet oder verrichten lassen hat, wird sein Abstecken nicht berücksichtigt. In diesem Fall verfällt Sein Recht..."
Ein Bild, das dazu passt, finden wir wiederum im Schwazer Berguch: In der Nähe eines aufgepflanzten Kreuzes beginnt ein Knappe mit einem Schurf. (nach Bilder/Schwazer Bergbuch googlen...)
Meiner Meinung nach handelt es sich bei beiden "Kreuzzeichen" um eine "In Besitznahme": Durch die Errichtung eines Kreuzes besetzt der Erzsucher den betreffenden Ort, bzw. eine (aufgelassene) Grube. Ähnlich wurde es auch von den Endteckern in der Seefahrt gehandhabt...
Glück Auf
Monni
Das Kreuz am Stollenmundloch
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Re: Das Kreuz am Stollenmundloch
In der Übersetzung des Bergbuches "Massa Marittima 1225-1335" von Pflägig, hrsg. von der Westfalia Lünen 1976/77 werden im § 1 die Worte 'singnare signo crucis' mit: 'einem Kreuz näher bezeichnen. Alter Brauch, das Eigentum abzugrenzen. Im deutschen Bergrecht steht hierfür der Begriff 'verlochsteinen'
Im Schwazer Bergbuch, es sind mehrere Ausgaben bekannt, tragen nicht alle Stollen-Mundlöcher ein Kreuz. In der Reihe bibliophile Taschenbilder von Berninger, Dortmund, Verl. Harenberg: 1980
sind die Abb. der Seiten 69, 75, 77, 85, 87, 89, 93, 95, 99, 101, 103, 115, 143, 145, 147. Auf S. 71 ist ein Knappe mit einem Neuschruf in einer Berglandschaft abgebildet. Auf einen der Hügel ist das Kreuz- Zeichen ohne Stollenbezug abgebildet.
Ohne Kreuz sind die Mundlöcher auf S. 91, 97, 117, 119, auf S. 149 wird unter dem Begriff 'Pinmark' ein eisernes Markscheidezeichen in Form eines Kreuzes in einem Stollen abgebildet.
Das erwähnte Bildmaterial stammt aus dem Bergbuch das sich in der Bibliothek des Deutschen Museums in München befindet.
Ob in den anderen Ausgaben, die vermutlich von verschiedenen Künstlern gestaltet worden sind, die Darstellungen gleich oder ähnlich sind, kann nicht gesagt werden.
Glückauf!
Elmar Nieding
Im Schwazer Bergbuch, es sind mehrere Ausgaben bekannt, tragen nicht alle Stollen-Mundlöcher ein Kreuz. In der Reihe bibliophile Taschenbilder von Berninger, Dortmund, Verl. Harenberg: 1980
sind die Abb. der Seiten 69, 75, 77, 85, 87, 89, 93, 95, 99, 101, 103, 115, 143, 145, 147. Auf S. 71 ist ein Knappe mit einem Neuschruf in einer Berglandschaft abgebildet. Auf einen der Hügel ist das Kreuz- Zeichen ohne Stollenbezug abgebildet.
Ohne Kreuz sind die Mundlöcher auf S. 91, 97, 117, 119, auf S. 149 wird unter dem Begriff 'Pinmark' ein eisernes Markscheidezeichen in Form eines Kreuzes in einem Stollen abgebildet.
Das erwähnte Bildmaterial stammt aus dem Bergbuch das sich in der Bibliothek des Deutschen Museums in München befindet.
Ob in den anderen Ausgaben, die vermutlich von verschiedenen Künstlern gestaltet worden sind, die Darstellungen gleich oder ähnlich sind, kann nicht gesagt werden.
Glückauf!
Elmar Nieding
...die unterirdischen Grubengebäude in ihre Schreibstube bringen...
Héron de Villefosse (1774-1852), Bergingenieur im Dienste Napoleons.
(H. Dettmer, 2014)
Héron de Villefosse (1774-1852), Bergingenieur im Dienste Napoleons.
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Re: Das Kreuz am Stollenmundloch
Im Gasteiner Goldbergbau hat sich sogar ein hölzernes Kreuzjoch aus dem Jahr 1561 mit der eingeschlagenen Jahreszahl und dem im Schwazer Bergbuch abgebildeten (Markscheide-) Kreuz erhalten, siehe http://mfzr.org/Goldbergbau/index-Dateien/Page378.htm
Also scheint ein entsprechendes Kreuz tatsächlich im Joch des Stolleneingangs eingeschlagen worden zu sein. Falls dies nur im hölzernen Ausbau geschah, ist es verständlich, dass wir heute vergeblich danach suchen.
Also scheint ein entsprechendes Kreuz tatsächlich im Joch des Stolleneingangs eingeschlagen worden zu sein. Falls dies nur im hölzernen Ausbau geschah, ist es verständlich, dass wir heute vergeblich danach suchen.
Glück Auf!
Daniel
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"Und summa ist der Wein
in diesem Land zu gut
und sind gar vile
holdselig Leut allda"
Bergmeister Thein über die Pfälzer
www.bergbau-pfalz.de
Daniel
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