Keltische Gewinnungsmethoden
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Ich beschäftige mich mit keltischem Bergbau im Siegerland. Die Kelten sollen die ersten Bergbau-Betreiber in dieser Region gewesen sein. Bei Ausgrabungen gefundene Laténe Öfen geben ein sicheres Zeugnis der keltischen Eisenverhüttung. Über die eigentliche Gewinnung des Eisensteines ist jedoch relativ wenig bekannt: Aufklauben von Verwitterungsstücken ("Moltern") und das Graben flacher Schürfe ("Mollkauten") werden gemeinhin angegeben. Dies mag Aufgrund der hohen geographischen Dichte der Erzgänge auch die Hauptgewinnungsmethode dieser Epoche gewesen sein.
Es stellt sich aber die Frage, ob die Kelten über dieses Stadium hinaus kamen. Mir ist kein gesichertes Beispiel bekannt.
André Hellmann
Es stellt sich aber die Frage, ob die Kelten über dieses Stadium hinaus kamen. Mir ist kein gesichertes Beispiel bekannt.
André Hellmann
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Meines Wissens sind im Siegerland bisher nur La Tené-zeitliche Verhüttungsplätze dokumentiert worden. Grubenbaue oder Schurfstellen aus dieser Zeit sind keine bekannt, bzw. durch jüngere Überprägung nicht genau datierbar. Bin aber, was das Siegerland angeht, nicht mehr auf dem neuesten Stand. Gab es nicht eine Gruppe von Landesarchäologen in Olpe, die sich mit Ausgrabungen von Rennöfen beschäftigte?
Ansonsten haben wir hier im Harz das gleiche Problem. Jede Menge alte Öfen, keine Gewinnungsstellen.
Stefan
Ansonsten haben wir hier im Harz das gleiche Problem. Jede Menge alte Öfen, keine Gewinnungsstellen.
Stefan
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Danke für Deinen Beitrag Micha.
Gegenstand der Ausgrabungen war die Bergbausiedlung Altenberg ("Almerich"-Sage). Hier handelte es sich um eine Bergbausiedlung des 13. Jahrhunderts. Das Bergbaumuseum Bochum hat damals (späte 70er?)die Ausgrabungen durchführen lassen. Gesenke und Stollen stammen aus dieser Epoche.
Gruß André
Gegenstand der Ausgrabungen war die Bergbausiedlung Altenberg ("Almerich"-Sage). Hier handelte es sich um eine Bergbausiedlung des 13. Jahrhunderts. Das Bergbaumuseum Bochum hat damals (späte 70er?)die Ausgrabungen durchführen lassen. Gesenke und Stollen stammen aus dieser Epoche.
Gruß André
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Obwohl ich die Siegener Zeitung schon wegen ihrer Stollenkampagne boykotieren wollte, hier ein neuer Link:
Verhüttungsversuch
Na ja, wenn man die Stollen schon zubetonieren will, kann man das Interesse an der eigenen Geschichte wenigstens auf diese Weise zeigen. Aber Vorsicht liebe Journalisten der SZ, ich empfehle nicht zu nah ans Feuer zu gehen, da ansonsten die Kleidung brennen kann.
Erster Verhüttungsversuch erfolgreich:
Fellinghausen
Verhüttungsversuch
Na ja, wenn man die Stollen schon zubetonieren will, kann man das Interesse an der eigenen Geschichte wenigstens auf diese Weise zeigen. Aber Vorsicht liebe Journalisten der SZ, ich empfehle nicht zu nah ans Feuer zu gehen, da ansonsten die Kleidung brennen kann.
Erster Verhüttungsversuch erfolgreich:
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Der doch etwas dürftige Erfolg der Verhüttungsversuche dürfte zum einen damit zusammenhängen, das die Kelten sicherlich erst viele Versuche unternommen haben, bevor sie brauchbares Eisen erzeugt haben, zum anderen dürfte es auch ganz wesentlich von der Erzzusammensetzung und von den Zuschlagstoffen abhängen.
Gerade die Erzzusammensetzung ist wichtig, da heute bei Verhüttungsversuchen meist irgendein gerade verfügbares Erz - in der Kupferhütte in Hosenbach beispielsweise Kupfererz aus Norwegen - verwendet wird und nicht gerade besonders leichtflüssige Erze.
GA
Thomas
Gerade die Erzzusammensetzung ist wichtig, da heute bei Verhüttungsversuchen meist irgendein gerade verfügbares Erz - in der Kupferhütte in Hosenbach beispielsweise Kupfererz aus Norwegen - verwendet wird und nicht gerade besonders leichtflüssige Erze.
GA
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"Brauneisenstein" (überwiegend Göthit, etwas Lepidokrokit und weitere Nebenbestandteile) sind das Hauptschmelzgut bei der keltischen Verhüttung im Siegerland gewesen. Der im Vergleich zu anderen Erzen relativ hohe Wassergehalt kann ausschlaggebend sein. Über mineralische Zuschlagstoffe bei der Verhüttung der Siegerland Erze ist mir relativ wenig bekannt. Vielleicht wurde Siderit (Spateisenstein) in geringen Mengen hinzugegeben um den Schmelzpunkt zu senken. Karbonat ist ja als Flussmittel bekannt. Das müsste man sich zunächst mal in einem binären Phasendiagramm anschauen, wo das Eutektikum liegt. Welche anderen Zuschlagstoffe sind möglich?: Kalkstein oder Phosphatgesteine wohl kaum, die gab es da nicht in den entsprechenenden Mengen . Tierdung oder andere Alkali/Erdalkali haltige Zuschläge wären möglich. Hier kann auch Asche aus verbrennungsprozessen an sich von Bedeutung sein.
Vielleicht geben die alten Schlackenhalden in den Wäldern darüber auskunft.
Vielleicht geben die alten Schlackenhalden in den Wäldern darüber auskunft.
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Aus hüttenkundlicher Sicht gibt es sowohl leicht als auch strengflüssige Erze, deren Charakter natürlich auf deren Mineralogie und Chemismus zurückzuführen ist. Im Einzelfall ist auch von der Mineralogie her schwierig zu entscheiden, welche Erze besonders leicht zu schmelzen sind. Beispiel : Ein erhöhter Fluorapatitgehalt im Eisenerz, der in der Schmelze zu Fluorit reagieren kann und dann den Schmelzpunkt des Eisens deutlich herabsetzt.
Glück Auf
Thomas
Glück Auf
Thomas
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Könnte mir vorstellen, das das grundsätzlich alle Fluorid- bzw. Apatit / Phosphorit haltigen Stoffe sind. Im Bereich des Siegerlandes könnte ich mir zum Beispiel vorstellen, das es Phosphoritknollenhorizonte in Schwarzschiefern o.ä, gibt, die man - rein empirisch - als Zuschlagsstoff für die Verhüttung verwendet hat.
Ist aber nur eine Möglichkeit. Fakt ist, das die Alten ausgesprochen experimentierfreudig waren und manche Zuschläge verwandten, die heute kaum noch glaublich erscheinen. Beispiel aus der Gerberei : Hundeschiete !
GA
Thomas
P.S. Da fällt mir noch was ein : Wurde Siegfrieds Schwert Balmung nicht auch geschmiedet, in dem das Rohschwert fein zerspannt wurde, die Späne dann von Gänsen gefressen und der Gänsekot mit Eisenspänen dann erneut geschmolzen und geschmiedet wurde. Diente alles zur Phosphatisierung des Eisens und somit zur Härtung des Schwertes. Recht rustikale Methode, aber offensichtlich durchaus effektiv !
Ist aber nur eine Möglichkeit. Fakt ist, das die Alten ausgesprochen experimentierfreudig waren und manche Zuschläge verwandten, die heute kaum noch glaublich erscheinen. Beispiel aus der Gerberei : Hundeschiete !
GA
Thomas
P.S. Da fällt mir noch was ein : Wurde Siegfrieds Schwert Balmung nicht auch geschmiedet, in dem das Rohschwert fein zerspannt wurde, die Späne dann von Gänsen gefressen und der Gänsekot mit Eisenspänen dann erneut geschmolzen und geschmiedet wurde. Diente alles zur Phosphatisierung des Eisens und somit zur Härtung des Schwertes. Recht rustikale Methode, aber offensichtlich durchaus effektiv !
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Ich habe jetzt schon mehrmals gehört, daß die Kelten im Siegerland Röstung von Siderit in kleinen Gruben im Holzkohlefeuer betrieben haben sollen? Dabei entsteht bei etwa 600°C Magnetit unter Freisetzung des Kohlendioxids.
Bei dem Überangebot an Brauneisenstein der ohne Röstung zu Eisen reduziert werden kann (Wassergehalt, Porosität) halte ich dies für relativ unwahrscheinlich.
Hat jemand Belege für die Röstung von Siderit?
Im Lahn-Dill Kreis hat man beispielsweise trotz des Überangebotes an Hämatit diesen erst im Mittelalter verhüttet und zuvor vorhandenen Brauneisenstein abgebaut.
Bei dem Überangebot an Brauneisenstein der ohne Röstung zu Eisen reduziert werden kann (Wassergehalt, Porosität) halte ich dies für relativ unwahrscheinlich.
Hat jemand Belege für die Röstung von Siderit?
Im Lahn-Dill Kreis hat man beispielsweise trotz des Überangebotes an Hämatit diesen erst im Mittelalter verhüttet und zuvor vorhandenen Brauneisenstein abgebaut.
- Oberhutmann
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Hallo,
vielleicht irre ich mich aber ich komme nicht auf Magnetit als Ergebnis: FeCO3 --> FeO + CO2
Magnetit wäre: Fe2O3 + FeO --> Fe3O4
vielleicht irre ich mich aber ich komme nicht auf Magnetit als Ergebnis: FeCO3 --> FeO + CO2
Magnetit wäre: Fe2O3 + FeO --> Fe3O4
"Wenn nun an und für sich das Loos des armen Bergmannes nicht zu beneiden ist, soll ihm wenigstens so viel Licht in der Grube gegeben werden, daß er seine Arbeit dabei gut verrichten kann." Bergingenieur G.A. Heinbach zu Steyersdorf im Banat 1868
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Hallo Oberhutmann, ist natürlich theoretisch richtig, jedoch ist auch u.a. die O2- Fugazität von Bedeutung (Luftsauerstoff, Verbrennung der Holzkohle). Dies hat dann Auswirkung auf die Stabilität der unterschiedlichen Fe-Oxide: FeO-Fe3O4-Fe2O3.Ich suche mal ein entsprechendes Phasendiagramm heraus. Bei vollständigem Ablauf der Röstung sollte Hämatit entstehen.
Betreffend der Röstung gibt es auch Meinungen, daß in anderen Revieren z.B. Raseneisenstein Aufgrund der hohen Bergfeuchte im Feuer geröstet wurden.
Bei der Verwendung von Siderit stehe ich aber der Sache sehr skeptisch gegenüber. Einige Hüttenreisen bei Versuchen im Siegerland wurden mit geröstetem Siderit gefahren. Auch Aufgrund der Tatsache, daß Brauneisenstein, i.W. Goethit im Überfluß vorhanden war zweifel ich daran. Hat man in der Nähe der Verhüttungsstellen Siderit bei Ausgrabungen gefunden?
Betreffend der Röstung gibt es auch Meinungen, daß in anderen Revieren z.B. Raseneisenstein Aufgrund der hohen Bergfeuchte im Feuer geröstet wurden.
Bei der Verwendung von Siderit stehe ich aber der Sache sehr skeptisch gegenüber. Einige Hüttenreisen bei Versuchen im Siegerland wurden mit geröstetem Siderit gefahren. Auch Aufgrund der Tatsache, daß Brauneisenstein, i.W. Goethit im Überfluß vorhanden war zweifel ich daran. Hat man in der Nähe der Verhüttungsstellen Siderit bei Ausgrabungen gefunden?
- sepp
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@thomas:bei der letzten vv gelernt.um alaun zu gewinnen,muß man die ekelstufe noch höher schrauben:vergorener menschenurin.der aus kneipen eignet sich übrigens nicht.
zurück zum thema;warum traut ihr den kelten denn sowenig zu?immerhin haben sie in jedem landstrich irgendwie gold gewonnen!
zurück zum thema;warum traut ihr den kelten denn sowenig zu?immerhin haben sie in jedem landstrich irgendwie gold gewonnen!
Willkommen im Ruhrgebiet,wo man Gesichter Fressen nennt!(Frank Goosen)
Jahrhundertfund im Wald
Archäologen begeistert vom besterhaltenen Kelten-Schmelzofen im deutschsprachigen Raum in Waldrennach
NEUENBÜRG.Die Augen von Guntram Gassmann strahlen: Was er gestern in Waldrennach der Öffentlichkeit präsentieren konnte, gilt als Jahrhundertfund. "So etwas", so der Archäologe, "habe ich noch nie gesehen".
Seit neun Jahren halten immer neue sensationelle Entdeckungen mitten im Waldrennacher Wald die geschichtlich interessierte Öffentlichkeit in Atem. Die ältesten keltischen Eisenschmelzöfen Süddeutschlands, hieß es noch vor wenigen Monaten. Doch schon wieder kann Gassmann und sein Kollege Günther Wieland vom Landesdenkmalamt mit einem neuen Superlativ aufwarten. Der besterhaltene Ofen im gesamten deutschsprachigen Raum soll da unter der Erde schlummern. Und der freiberufliche Archäologe Gassmann, der bereits 1995 in Waldrennach gegraben hat und fündig wurde, konnte es gestern immer noch nicht so richtig glauben. "Das ist ein ganz einmaliger Fundplatz, mit einem Ofen, der seinesgleichen sucht", schwärmt er.
Der Laie freilich kann diese Feinheiten zunächst nicht erkennen. Erst als Gassmann in das Erdloch steigt und den außergewöhnlichen Ofen erklärt, lässt sich erahnen, welch geschichtsträchtiges Prachtstück da freigelegt wurde. Dabei war es reiner Zufall, dass der Eisenschmelzofen aus dem siebten bis vierten Jahrhundert vor Christus entdeckt wurde. Ein entwurzelter Baum legte Teile des Ofens frei und die Forscher begannen zu graben. Der Archäologe ist sich sicher: "Wenn man ein Geschichtsfrevler wäre, könnte man den Ofen sogar in Gang bringen".
Doch Gassmann und seine Männer sind keine Frevler, ganz im Gegenteil, sie wollen die gesamte Siedlung entdecken, freilegen und schützen. Immerhin gehen die Forscher inzwischen davon aus, dass es sich am "Schnaitzteich" in Waldrennach nicht um eine Bauernsiedlung handelt, sondern um eine "zentrale Organisationsmacht" am Schlossberg. Fehlt nur noch das dazugehörige Bergwerk, das haben die Männer nämlich noch nicht entdeckt. Zwar gibt es in der Nähe das Frisch-Glück-Bergwerk, doch das ist jünger und liegt viel zu weit weg. Außerdem müssen die Kelten auch irgendwo gewohnt haben. Hierzu gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse. Auch wenn im Neubaugebiet von Waldrennach Tonscherben gefunden wurden.
Für das Landesdenkmalamt und natürlich für Gassmann wird es also auch in Zukunft genug zu tun geben. Heute werden die Schmelzöfen am "Schnaizteich" aber erst einmal wieder mit Erde abgedeckt, damit der Winter den Funden nichts anhaben kann und wenn genug Geld zusammenkommt, wollen Gassmann und seine Männer im nächsten Jahr weiter machen. Doch dazu sind Sponsoren notwendig. Bisher haben die Stadt Neuenbürg, die Arbeitsgemeinschaft Bergbau und die Sparkasse Pforzheim Calw die Grabungen finanziell unterstützt. "Wir werden weiter machen, auch wenn es uns das letzte Geld kostet", sagt Neuenbürgs Bürgermeister Theo Schaubel. Weitere Sponsoren, so betont der Schultes schmunzelnd, seien im Rathaus natürlich jederzeit herzlich willkommen. Auch Günther Wieland vom Landesdenkmalamt ist der festen Überzeugung, dass es im kommenden Frühjahr weiter gehen wird. Vielleicht wird es irgendwann dann ja mal ein Freilichtmuseum am "Schnaizteich" in Waldrennach geben.
Archäologen begeistert vom besterhaltenen Kelten-Schmelzofen im deutschsprachigen Raum in Waldrennach
NEUENBÜRG.Die Augen von Guntram Gassmann strahlen: Was er gestern in Waldrennach der Öffentlichkeit präsentieren konnte, gilt als Jahrhundertfund. "So etwas", so der Archäologe, "habe ich noch nie gesehen".
Seit neun Jahren halten immer neue sensationelle Entdeckungen mitten im Waldrennacher Wald die geschichtlich interessierte Öffentlichkeit in Atem. Die ältesten keltischen Eisenschmelzöfen Süddeutschlands, hieß es noch vor wenigen Monaten. Doch schon wieder kann Gassmann und sein Kollege Günther Wieland vom Landesdenkmalamt mit einem neuen Superlativ aufwarten. Der besterhaltene Ofen im gesamten deutschsprachigen Raum soll da unter der Erde schlummern. Und der freiberufliche Archäologe Gassmann, der bereits 1995 in Waldrennach gegraben hat und fündig wurde, konnte es gestern immer noch nicht so richtig glauben. "Das ist ein ganz einmaliger Fundplatz, mit einem Ofen, der seinesgleichen sucht", schwärmt er.
Der Laie freilich kann diese Feinheiten zunächst nicht erkennen. Erst als Gassmann in das Erdloch steigt und den außergewöhnlichen Ofen erklärt, lässt sich erahnen, welch geschichtsträchtiges Prachtstück da freigelegt wurde. Dabei war es reiner Zufall, dass der Eisenschmelzofen aus dem siebten bis vierten Jahrhundert vor Christus entdeckt wurde. Ein entwurzelter Baum legte Teile des Ofens frei und die Forscher begannen zu graben. Der Archäologe ist sich sicher: "Wenn man ein Geschichtsfrevler wäre, könnte man den Ofen sogar in Gang bringen".
Doch Gassmann und seine Männer sind keine Frevler, ganz im Gegenteil, sie wollen die gesamte Siedlung entdecken, freilegen und schützen. Immerhin gehen die Forscher inzwischen davon aus, dass es sich am "Schnaitzteich" in Waldrennach nicht um eine Bauernsiedlung handelt, sondern um eine "zentrale Organisationsmacht" am Schlossberg. Fehlt nur noch das dazugehörige Bergwerk, das haben die Männer nämlich noch nicht entdeckt. Zwar gibt es in der Nähe das Frisch-Glück-Bergwerk, doch das ist jünger und liegt viel zu weit weg. Außerdem müssen die Kelten auch irgendwo gewohnt haben. Hierzu gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse. Auch wenn im Neubaugebiet von Waldrennach Tonscherben gefunden wurden.
Für das Landesdenkmalamt und natürlich für Gassmann wird es also auch in Zukunft genug zu tun geben. Heute werden die Schmelzöfen am "Schnaizteich" aber erst einmal wieder mit Erde abgedeckt, damit der Winter den Funden nichts anhaben kann und wenn genug Geld zusammenkommt, wollen Gassmann und seine Männer im nächsten Jahr weiter machen. Doch dazu sind Sponsoren notwendig. Bisher haben die Stadt Neuenbürg, die Arbeitsgemeinschaft Bergbau und die Sparkasse Pforzheim Calw die Grabungen finanziell unterstützt. "Wir werden weiter machen, auch wenn es uns das letzte Geld kostet", sagt Neuenbürgs Bürgermeister Theo Schaubel. Weitere Sponsoren, so betont der Schultes schmunzelnd, seien im Rathaus natürlich jederzeit herzlich willkommen. Auch Günther Wieland vom Landesdenkmalamt ist der festen Überzeugung, dass es im kommenden Frühjahr weiter gehen wird. Vielleicht wird es irgendwann dann ja mal ein Freilichtmuseum am "Schnaizteich" in Waldrennach geben.
- Alarich
- lernt noch alles kennen...
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- Registriert: So. 06. Jan 08 21:29
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Re: Keltische Gewinnungsmethoden
Der Nagelberg bei Treuchtlingen wurde als «sagenumwobenen Erz-Berg» identifiziert, von Heimatforscher Arthur Rosenbauer.
Fotos: Nagelberg, 2 Informationstafeln -> Malmgesteine am Nagelberg, ->Geologisches Profil 1, ->2, ->3
Homepage von Heimatforscher Arthur Rosenbauer: http://www.rosenbauer4you.de/Bergwerk.htm
Glück auf! mfg, Alarich
Ahnen & Kräfte ruhet & erwachet in Frieden
Nebenbei aus einem Onomastik-Forum,Das Areal belegbarer Gruben ist sehr groß. Allerdings gibt es laut Rosenbauer keine schriftlichen Quellen über deren Ausbeutung, was darauf hindeutet, dass der Erzabbau dort sehr früh stattfand. Rosenbauer geht davon aus, dass der Nagelberg den Kelten und Römern als Erzreservoir diente.
Ist die Bezeichnung Nagel-berg aus der Bergbausprache bekannt?Zu Nagel noch ein paar Gedanken: Nagelfluh, z.B= für eine Felswand aus der die eingesprengten Kiesel wie Nagelköpfe hervorstehen. Dazu kann man im Lexikon folgende Erklärung nachlesen: Nagelfluh: meist aus Kalkgeröllen, auch aus Geröllen kristalliner Silikatgesteinen bestehende, grobe Konglomerate.
Fotos: Nagelberg, 2 Informationstafeln -> Malmgesteine am Nagelberg, ->Geologisches Profil 1, ->2, ->3
Homepage von Heimatforscher Arthur Rosenbauer: http://www.rosenbauer4you.de/Bergwerk.htm
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Re: Keltische Gewinnungsmethoden
Die Beschilderung des Nagelberges könntet ihr ruhig mal "putzen", bevor ihr Bilder hier ins Forum stellt, da ist vor lauter Dreck ja nichts zu erkennen!
Glück auf! Lutz Mitka
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Re: Keltische Gewinnungsmethoden
Da kann ich als Nicht-Treuchtlinger nur zustimmen, Lutz Mitka! Für mich ist gerade noch genug darauf zu erkennen, sonst hätte ich die Fotos davon gar nicht erst mit hier rein gestellt. Um so mehr freue ich mich trotzdem über das Engagement des Heimatforschers und seine Entdeckungen. Nebenbei, auf dem Nagelberg ist auch ein sogenannter Hexentanzplatz, von dem es meines Wissens nach so gut wie keine Informationen gibt, also auch gar keine Informationstafel.
Glück auf! Alarich
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