Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

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Uran
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von Uran »

Ich freue mich, das über das Kleine Wörtchen Schacht so ausführlich debatiert wird. Ich muß allerdings zugeben, das in der Tabelle Nr. des schachtes oder Stollens steht. Entschuldigung.
Auf der anderen Seite hat natürlich sehmataler Recht geben. Die Wismut war am Anfang rein russisch. In den normalen Alltag flossen eine ganze Menge russische Begriffe ein. Als Schacht verstand aber auch der ganz normale Wismutkumpel das gesamte Grubengebäude. Auch im Schriftgut ist vom Ausbringen des Schachtes, von der Schachtbelegschaft u.s.w. die Sprache. Das belegt doch, das hier nicht nur die reine Schachtröhre gemeint war.

Zur 79. Ja 10.01. war ein Tippfehler. Kommt vor, aber du hast es ja gemerkt.
Zur 81 steht ja auch Übergabe um Abbau 1949. Leider fehlt ein Dokument zum Zeitpunkt der Anlage. Alle diese Daten sind immer mit einer gewissen Vorsicht zu genießen, denn es ist ja bekannt, das den Vortrieb oder die Erkundung ein anderes Objekt ausgeführt hat, wie später dannn den Betrieb. Oftmals waren auch beide Objekte gleichzeitig Zugange. So kann es durchaus sein, das der Stolln schon 1947 oder 48 angeschlagen wurde.
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geophys
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von geophys »

Uran hat geschrieben:waren auch beide Objekte gleichzeitig Zugange
Stimmt, ein Zeitzeuge bestätigte uns das auf der Malwine.

Aber ich hätte ein Spezi zur 79.
Neulich war ich mal wieder dort und beim Umgehen der Resthalde fiel mir etwa 100 m nördlich des Schachtes ein seltsamer "Bunker" mit einer kleinen Treppe hinab und einem recht "neu" aussehenden Stahlgitter - Türchen auf.
Der "Bunker" war von Weitem eigentlich als normal bewachsene Halde auszumachen und dürfte am nördlichen Ende der ehemaligen Halde gelegen gewesen sein.

Weiß jemand was drüber?
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Jan
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von Jan »

Wenn es das ist was ich denke, das du meinst (Ziemlich direkt an der Straße zum Markus Röhling Bergschmiede)...
...
Zuletzt geändert von Jan am Mi. 12. Aug 09 14:46, insgesamt 1-mal geändert.
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geophys
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von geophys »

Nein, den nicht. Straße ( besser Weg ) Malwine zu Schacht 79. Von da etwa noch 100 m nach Norden kommt eine Halde (scheinbar ) von unten sieht man den Bunker. Hatte bestimmt auch was mit "Pulver" zu tun.
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Uran
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von Uran »

Hab heute in der Erläuterung zur Geologischen Karte zu Annaberg-Buchholz West des Sächsischen Landesamtes für Umwelt und Geologie folgendes gelesen. Zitat. "Die Bergarbeiten im Frohnauer Gebiet dauerten bis 1956 an. Im März 1958 endete der Annaberger Uranbergbau mit der Schließung der Uranusschächte." Hat dazu jemand eine Idee?
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von sehmataler »

Uran hat geschrieben:Im März 1958 endete der Annaberger Uranbergbau
Also m.E. ist das Datum in Bezug auf Bergbau => Erzgewinnung korrekt.
Zu Beginn und Ende einer Bergbauperiode pflegen chronologische Daten oft stärker zu streuen.
Ich hab zB. vom Annaberger Schachtkombinat 21/116 schon viele "Schließungsdaten" gesehen, die das Ende des Bergbaus auf Oktober 1957, 1958, 1959, ja bis ins Jahr 1960 beziffern.
Nun wird ein Schacht ja nicht von einem Tag auf den anderen geschlossen. Zumeist erfolgt die stufenweise Einstellung der verschiedenen Auffahrungskategorien /Invest>Erkundung>Vorrichtung>Abbau/.
Verbleibt noch Erz im Anstehenden, für das aus Kosten- oder Zeitgründen kein regulärer Firstenstoßbau vorgerichtet werden kann, erfolgt eine lokale Gewinnung dieser Anomalien. Das geschieht meist mit Erznachrissen, Erzstrossen und Fallorten, soweit es aufgrund deren limitierter Erstreckung möglich ist.
Den Anfang vom Ende des Annaberger Schachtkombinats 21/116 signalisierte im Oktober 1957 die Einstellung verschiedener Querschlagsauffahrungen. Die Phase des Restabbaus war zum Ende des I. Quartals 1958 abgeschlossen.

Ich denke, hier ist es sinnvoll den Schnitt zwischen Bergbau und Verwahrung anzusetzen. Insofern wäre der Monat März 1958 als Ende des Bergbaus zutreffend.

Dann erfolgte (unbenommen der bereits während des laufenden Betriebs vorgenommenen, schrittweisen Demontagen in nichtproduktiven Grubenteilen) der technische Rückbau, die Einstellung der Wasserhaltung und schließlich die Verwahrung der Tagesgrubenbaue.
Uran hat geschrieben:"Die Bergarbeiten im Frohnauer Gebiet dauerten bis 1956 an.
Für den Schacht 78 sind mir keine konkreten Schließungsdaten bekannt, die müssten dann in den Akten vom Objekt 1 stehen.
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von Uran »

O.K.
Ich bin davon ausgegangen, das die 28 und die 116 die letzten in Betrieb befindlichen Schächte waren, nachdem sie nach der Abschreibung 1951 wieder zu neuem Leben erweckt wurden.

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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von sehmataler »

Uran hat geschrieben:das die 28 und die 116 die letzten in Betrieb befindlichen Schächte waren
Ist so falsch nicht, aber das waren ja fürs Schachtkombinat "nur" Förderschächte an der Süd- bzw. Westperipherie der eigentlichen Lagerstätte. In den alten Grubenfeldern der 28 und 116 hat man zur zweiten Bergbauperiode natürlich die Gelegenheit zur Nacherkundung genutzt, jedoch keine positiven Ergebnisse erzielt.
endete der Annaberger Uranbergbau mit der Schließung der Uranusschächte."
Der Begriff "Uranusschächte" ist hier vielleicht etwas doppeldeutig gewählt, inkludiert neben den Schächten 21, 21b und 270 auch die 28 und 116.
Beim Schreiben der Texte für die Erläuterungen zur GK 25 muss man sich halt kurz und prägnant ausdrücken und kann sich nicht in abschweifenden Erläuterungen verlieren.
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von sehmataler »

In:
//BAUMANN, JOSIGER (1995): Paragenesen, Erzgefüge und Begleitgesteine der Sulfiderzlager des Erzgebirges. FFH C454, TU Freiberg.//
wird mehrfach der Schacht 132 in Johanngeorgenstadt genannt (S. 99, 100, 101, 127 u.a.).

Handelt es sich dabei um einen Zahlendreher? :gruebel:
Der Schacht Nr. 132 war doch der Apfelschacht am Frohnauer Hammer :!:
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von Uran »

Schacht 132 ist definitiv der Apfelschacht. Zahlendreher? Ich weiß aus dem Kopf nicht wo der Schacht 123 stand. Muß ich heute Abend nachsehen. In Johannstadt gab es aber die Schächte 120, 121, 122, 124.
Übrigens warum heißt der Apfelschacht Apfelschacht? Er stand auf einer Obstwiese, deshalb haben ihn die Russen Apfelschacht genannt. Pech, es waren Birnbäume.
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von Uran »

Was mir gerade auffällt. Muß es in der Überschrift nicht Berggeschrei statt Bergeschrei heißen? Ich kann mich aber auch irren.
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von EnoM »

In Johannstadt gibts es eine Häufung der Schachtnummern ab 119 bis 126. Der als mögliche Zahlendreher 123 ist mittendrin und fehlt mir im Register. Das ist gemein!!

Werden in dem Text lokale Besonderheiten genannt, ein Berg, Altbergbau, irgendwas womit man "ihn" eingrenzen könnte?
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von sehmataler »

Besagter Schacht 132 soll sich im Gebiet der Grube "Treue Freundschaft" am Fastenberg befinden. Von der Halde des Schachtes stammt das Untersuchungsmaterial der Verfasser (Phyllit mit prämetamorphem Kassiterit).
Ein Schliff davon ist auch in //BAUMANN, KUSCHKA, SEIFERT (2000): Lagerstätten des Erzgebirges.// auf Seite 222 abgebildet (ebenfalls mit der Bezeichnung Schacht 132).

Die in BAUMANN u. JOSIGER angeführten beiden "Annaberger" Beispiele für prävaristische Erzlager bei St. Michaelis und Geyern & Conrad kann man übrigens getrost aus deren Liste streichen. Bei den vermeintlichen Erzlagern handelt es sich um ganggebundene Chloritmetasomatite. Da die Zufuhrstrukturen ziemlich flach einfallen, wurden sie in Grubenakten des 19. Jh. als "Lager" bezeichnet. Na ja, nicht überall wo Erzlager draufsteht ist auch Erzlager drin...
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von Uran »

"Treue Freundschaft" ist ein Stolln im sogenannten Bergrevier und entwässert die Schächte 55, 56, 58. Er bildet am Schacht 56 die 95m Sohle. Er hat aber soweit wie ich weiß keine Wismutnummer. Es befindet sich auch kein Schacht in der Nähe. Der einzige Schacht mit 32 ist der Bruder Lorenz b. Hier gibt es auch eine größere Halde. Allerdings fehlt ihm die 1.
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von EnoM »

Phyllit passt zumindest nach Johannstadt.
Andere Möglichkeit wäre auch Schacht 122 (Glück Auf schacht), geografisch ein bisschen weiter weg von der Treue Freundschaft, aber aufgrund der weitläufigen Auffahrungen doch möglich.

Ausserdem ist unbedingt zu beachten, das das geförderte Material im Uranerzbergbau über halb Johannstadt verteilt wurde. Wenn man sich da nicht 100%ig sicher ist, welche Halde man da vor sich hatte, entstehen leicht Fehler. Grade unterhalb der Treuen Freundschaft wurde viel gekippt, es heisst dort auch treffend Steinsee.

Kann man noch bei den Autoren nachfragen?
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von geophys »

Uran hat geschrieben:"Treue Freundschaft" ist ein Stolln im sogenannten Bergrevier und entwässert die Schächte 55, 56, 58. Er bildet am Schacht 56 die 95m Sohle. Er hat aber soweit wie ich weiß keine Wismutnummer. Es befindet sich auch kein Schacht in der Nähe. Der einzige Schacht mit 32 ist der Bruder Lorenz b. Hier gibt es auch eine größere Halde. Allerdings fehlt ihm die 1.
Genau, den kenne ich auch. Ist wohl ein Tippfehler und muss 32 heißen.
Mit Tippfehlern kenne ich mich doch aus, nicht wahr :D .
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von Uran »

Der Schacht 123 Nordwald sollte eigentlich tatsächlich in Johannstadt stehen. Er ist aber offensichtlich über das Projektstadium nicht hinausgekommen. Außer der Bezeichnung gibt es keinerlei Angaben.
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von sehmataler »

Uran hat geschrieben:Schacht 123 Nordwald sollte eigentlich tatsächlich in Johannstadt stehen
Interessant zu wissen :top:

Da es sich um eine zu späten DDR-Zeiten noch vorhandene Halde gehandelt haben muss, erscheint die Herkunft der Probe aus dem Schacht 32 plausibel. Woher sie dann aus dem dortigen Grubenfeld stammt bleibt offen.
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von sehmataler »

Ganz nebenbei hab ich wieder mal eine in //KADEN(2000): Uranprovinz.// publizierte Bildunterschrift mit einem ganz passablen Schnitzer entdeckt.

Das Bild Nr. 11 auf Seite 23 zeigt zwei Personen auf einen Weg durch den Winterwald, welche sich einem relativ hohen Holzgerüst (siehe Skizze) nähern.
Die dazugehörige Bildunterschrift lautet: "Bergleute auf dem Weg zum Schacht um 1948"

Nur stellt leider das Holzgerüst keinen Schacht dar... Im Jahr 1948 gabs solche speziellen Dinger auch noch nicht, aber die ein oder zwei Jahre später lägen ja noch im Toleranzbereich des Zusatzes "um".

Vom Gelände würde ich, wenn es denn in der Nähe von Annaberg sein sollte, auf Niederschlag tippen.

Hat jemand der das Buch kennt eine Idee was und wo das sein könnte?

Laut Bildnachweis stammt das Bild 11 aus dem Vereinsarchiv von Altbergbau Markus-Röhling Frohnau e.V., vielleicht kann das bergmonster etwas dazu sagen?
Dateianhänge
holzgeruest.JPG
holzgeruest.JPG (10.47 KiB) 19362 mal betrachtet
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von markscheider »

Sieht ganz stark nach einem Bohrgerüst aus der Zeit aus. Schau mal in "Andreas Erb, Mona Harring: Aus der Tiefe ans Licht. Mitteldeutscher Verlag, 2006, ISBN 978-3898124034", S. 81, Bild 31. Da ist ein Bild von der Tiefbohrung Pölbitz, mit der Vorräte nördlich der Stadt Zwickau nachgewiesen werden sollten. Ich denke, das sieht genauso aus.
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von Uran »

Die Halde des Schachtes 32 befand sich meines Wissens an der Kreuzung Am Pulverturm und Eibenstocker Straße. Sie wurde als Straßenbaumaterial abgetragen. Die Reste wurden zum Bau des heute dort befindlichen Parkplatzes verwendet. Die Halde des Schachtes 60 der nur ein paar Meter von der 32 entfernt steht existiert heute noch. Der Aktionsradius der beiden Schächte kann nicht sehr groß gewesen sein und hat sich wahrscheinlich auf den oberen Teufenbereich beschränkt.
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von sehmataler »

@markscheider: -> Volltreffer :top:

Das besonders schlanke Fördergerüst entpuppt sich nämlich beim näheren Hinsehen als hölzerner Bohrturm... man vergleiche mit Bild 1.4.1-1 in der Wismutchronik... Na ja, vielleicht lag der Schacht der zwei durch den Winterwald stapfenden Bergleute irgendwo dahinter...
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von markscheider »

Und zeitlich paßts auch, die Tiefbohrung lief von 48 - 50. (Jedenfalls nach der Bildunterschrift; d.h. mit Vorsicht zu genießen. Erb/Harring haben nicht sehr wissenschaftlich gearbeitet.)
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von geophys »

Hallo alle Miteinander,

habe mich etwas zurückgezogen und bemerke heute nach Wochen wieder mal, was hier los ist.
Ich finde es super, was man hier mittlerweile für einen sachlichen Dialog führt.
Weiter so und danke ...

Lieber Micha, warum bekomme ich keine Mails mehr, wenn hier was einfliegt?
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von sehmataler »

markscheider hat geschrieben:Und zeitlich paßts auch, die Tiefbohrung lief von 48 - 50. (Jedenfalls nach der Bildunterschrift; d.h. mit Vorsicht zu genießen.
Ach selbst in der Aufschlussdatenbank des LfUG sind sporadisch ein paar Wismutbohrungen von Annaberg hinterlegt. Die Jahreskürzel hinter der Bohrlochnummer hat man dort offenbar nachträglich im Freistil eingefügt. Da gibt es einige Strukturbohrungen aus Querschlägen der tiefen Sohlen, die mit XX/49 bezeichnet wurden, obwohl es 1949 noch nicht mal die Auffahrung gab in der später die Bohrkammer entstand...

Ich glaube, die Strukturbohrung wurde damals im Objekt einfach fortlaufend nummeriert; ohne Jahreskürzel oder jährlichem Neubeginn der Nummerierung bei 1.
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von EnoM »

Prof. Tatjana Timofeewa von der Lomonossow-Universität Moskau erforscht das Alltagsleben sowjetischer Wismutangestellter in Deutschland.
Dafür waren im Juli ehemalige Bergleute in Waschleithe eingeladen.
Basierend auf Dokumenten aus deutschen und russischen Archiven, sowie Interviews mit Zeitzeugen wird Frau Timofeewa einen Bericht über ihre Ergebnisse verfassen.
Dieser soll 2010 fertig sein. Allerdings gestalten sich die Recherchen nicht immer einfach.

Quelle: Kj-Journal
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von sehmataler »

Oktober-November dreht die Saxonia Media Filmproduktion GmbH in Annaberg und Umgebung einen historischen Spielfilm mit dem Arbeitstitel "Der Uranberg". Dazu werden noch Komparsen mit Affinität zur montanproletarischen Verkleidung gesucht. weiteres siehe hier
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von sehmataler »

Im Rahmen des Frohnauer Forums und des 17. Obererzgebirgischen Genealogentreffens wurde letzten Sonnabend in Tannenberg u.a. auch ein Vortrag über den Bergmann und Grafiker Felix Kube gehalten. Ist ja gut, dass sich zu seinem 100. Geburtstag jemand dem Thema gewidmet hat. Ich war aber dann ziemlich überrascht, als zwischen Felix Kubes Bilder plötzlich zwei von mir gezeichnete Skizzen auftauchten. Die stammten, da sie sonst nirgends veröffentlicht sind, aus dem hiesigen Forenthread. Dem Referent war es offensichtlich etwas peinlich und er gab an, die Dateien der Bilder von einem Dritten bekommen und für Kube Felix' Arbeiten gehalten zu haben. Hm, ist für mich natürlich schmeichelhaft, wenn das eigene Gekritzel derart aufgewertet wird. Andererseits darf so etwas in einem Vortrag nicht passieren und man muss dem schon eine ziemlich oberflächliche Recherche unterstellen.
Insgesamt brachte der Vortrag über die Tätigkeit von Felix Kube bei der Wismut keine spektakulären Neuigkeiten. Ist ja auch schwierig, substanziell fundierte Erkenntnisse zu gewinnen, wenn sich um eine Person derart viele Legenden ranken wie um den Kube Lix.


Bisherige biografische Texte (Riedel, Kaden) umreißen grob sein Tätigkeitsprofil bei der Wismut. Jedoch können zu seinem konkreten Platz in der Organisationsstruktur sowie den Gründen seines frühen Ausscheidens nur Vermutungen geäußert werden. Gesicherte neue Erkenntnisse wären durch die Einsichtnahme in Akten des Personalarchivs der Wismut in Erfahrung zu bringen. Übereinstimmend nennen o.g. Quellen den Mai 1947 als Eintritt in die Wismut. Zu dieser Zeit waren die Erkundungsarbeiten in Annaberg schon etwa ein halbes Jahr im Gange und es formierten sich die Objekte 4 (Exploitation) und 13 (Ausrichtung). Kube als vor dem Krieg ausgebildeter Steiger wurde von den Sowjets sofort als Obersteiger im Objekt 13 auf dem Zeppelinschacht eingesetzt. Streng schachtgebundene Verwendungen von Spezialisten waren im fachkräftearmen Personalbestand der Objekte im Jahre 1947 nicht üblich (was man vor allem bei den Geologen gut nachweisen kann). Nur so ist es zu erklären, dass KUBE zweifellos im gesamten Annaberger Revier tätig war, wie seine untertägigen Skizzen eindrucksvoll zeigen. Die Tätigkeit als Leiter des Wasserbaukommandos WOAS (hat jemand eine Idee was die Abkürzung bedeuten könnte?) führte er offenbar parallel zu seiner Obersteigertätigkeit aus. Nun war der Zeppelinschacht hinsichtlich Erzgewinnung und Umfänge nicht gerade als bedeutend einzuschätzen. Die getrennte Objektzuständigkeit wird 1947 für den Schacht Zeppelin so formuliert, dass das Objekt 13 nur für die tiefen Sohlen zuständig war. Während die oberen Sohlen in den nächsten Jahren zügig abgearbeitet wurden, kam auf den tiefen Sohlen kein Vorratszuwachs. Schon Mitte 1950 stand deshalb die Abschreibung des Schachtes zu Jahresende fest. Obwohl aus lagerstättenkundlicher Sicht der Schacht Zeppelin unter der Reihe Anfang 1951 abzuschreibender Schächte wohl die ungünstigsten Prognosen aufweist, wurde er nicht geschlossen sondern der Schachtverwaltung 21/49 angegliedert. Für die bergmännischen Arbeiten kam das einem "Inbetriebhalten auf Sparflamme" gleich, da die Umfänge der Nacherkundung keinesfalls mit den Exploitationsumfängen zu vergleichen waren. Durch diese Angliederung wurden eigene Verwaltung und ITP weitestgehend überflüssig. Somit dürfte KUBE's Stelle als Obersteiger im Zeppelin spätestens Anfang 1951 weggefallen sein.
Die damals quasi kollabierenden Umfänge in der Annaberger Lagerstätte wurden nur unzureichend durch verschiedene Maßnahmen (Konsolidierung mit Objekt 7, Intensivierung der Arbeiten in den Erkundungsrevieren) kompensiert. Es kam unmittelbar nach der Praxis der Zwangszuweisung von Arbeitskräften (allein für Annaberg waren im 1. Hj. 1950 noch einmal 10.000 ! Mann angefordert worden) zu einem Personalüberschuss und Massenentlassungen.
Es ist bekannt, dass sich bei dieser Gelegenheit auch die Sowjets einiger "Spezialisten" entledigten, die ihnen suspekt geworden waren. Möglicherweise war auch Felix Kube einer von ihnen. Zumeist waren diese Leute durchaus engagierte und am Bergbau interessierte Personen -vielleicht missfiel ihr über das Arbeitsverhältnis hinaus gehendes Interesse, möglicherweise auch ihr stures Beharren auf die Richtigkeit ihrer Fachkenntnisse? Nun ja, solche Außenseiter stehen auch noch heute in der freiheitlich-demokratischen Grundordnung oft auf der Abschussliste...



Die biografischen Veröffentlichungen zu Felix Kube (Riedel und Kaden) widerspiegeln vor allem zum Thema Ausscheiden aus der Wismut den Geist ihrer Zeit. Die Veröffentlichung von L. Riedel zu DDR-Zeiten musste sich noch einer objektiven Zensur durch staatliche Stellen unterwerfen und nennt keine Details zum Ausscheiden aus der Wismut, nur seine weitere Beschäftigung als Dachdeckergehilfe ab 1952.
Der in Pressefreiheit verfasste Artikel (Kaden 2002) stilisiert KUBE hingegen als aufrechten Gegner der Besatzungsmacht:

"Er ... setzte manches gegen den Willen der sowjetischen Führungskräfte durch. So bestand der verantwortungsbewusste Bergmann nach schweren Differenzen mit Vertretern der Besatzungsmacht auf Entpflichtung, die ihm 1951 gewährt wurde."

Eine zeitgeistopportune Selbstzensur ist angesicht solcher Zeilen unübersehbar. Wer sich mit der doch differenzierten Entwicklung des Bergbaus und der Arbeitsumstände in den Anfangsjahren beschäftigt, kann zwei Knackpunkte erkennen: Zum einen konnte ein kleiner Obersteiger gegen den Willen der Sowjets NICHTS durchsetzen. Zum anderen boten vor allem das ungerechte Arbeitsregime im ersten Halbjahr 1947 und die während der nächsten zwei Jahre chaotisch auf 1000% explodierenden Umfänge Ursachen für Reibungspunkte. Hier hätten die schweren Differenzen mit den Sowjets auftreten müssen und nicht erst 1951, als die Zeiten wieder ruhiger wurden. Der Beruf und die Heimat waren ihm in den schweren Zeiten zumindest so wichtig, dass er nicht der Wismut den Rücken kehrte.
Felix Kube war übte den Bergmannsberuf zweifelsohne mit Leidenschaft aus, wie vor allem sein ehrenamtliches Engangement als Dozent in der Bergbauschule zeigt. Mitte 1950 wurde KUBE schließlich von hauptamtlich angestellten Lehrern auch aus der Bergbauschule verdrängt, gehörte aber weiterhin, zumindest bis zu seinem Ausscheiden aus der Wismut, der Prüfungskommission an.
Zuletzt geändert von sehmataler am Sa. 28. Nov 09 14:59, insgesamt 4-mal geändert.
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

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sehmataler hat geschrieben:Oktober-November dreht die Saxonia Media Filmproduktion GmbH in Annaberg und Umgebung einen historischen Spielfilm mit dem Arbeitstitel "Der Uranberg". Dazu werden noch Komparsen mit Affinität zur montanproletarischen Verkleidung gesucht. weiteres siehe hier
und auch hier: http://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/R ... 612901.php
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von geophys »

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ja Nobi und ich bin dabei :D .

Wer mal schauen will ...

http://www.roehling-stolln.de/Bilder%20 ... enbild.jpg

Die Dreharbeiten sind sehr interessant und es wird nächste Woche noch drei Drehtage im altehrwürdigen "Röhling" geben.
Wer mehr wissen will:

http://www.roehling-stolln.de/Bergwerk.html

Und mein geliebter STABI ( siehe etwas weiter vorn ) wird vielleicht auf der Mattscheibe flimmern.
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Glück Auf!
geophys
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In Wirklichkeit erkennen wir nichts; denn die Wahrheit liegt in der Tiefe
Demokrit
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