Neues Buch zum Ruhrpionier Mulvany
William Thomas Mulvany - Ein irischer Pragmatiker und Visionär im Ruhrgebiet 1806-1885
Das RWWA veröffentlicht in seinen Schriften zur rheinisch-westfälischen Wirtschaftsgeschichte eine Biographie von Dr. Olaf Schmidt-Rutsch, Herne
Der Ire William Thomas Mulvany (1806-1885) gehört auch heute noch zu den hervorragenden Unternehmergestalten des Ruhrgebiets. Als "Gründer" der Zechen Hibernia in Gelsenkirchen, Shamrock in Herne und Erin in Castrop-Rauxel setzte er innerhalb des Industrialisierungsprozesses der Emscherregion bedeutende Akzente. Andere Aspekte seines Wirkens sind jedoch weitgehend in Vergessenheit geraten.
Als Mulvany 1855 ins Ruhrgebiet kam, konnte er auf eine beachtliche Karriere im britischen Staatsdienst zurückschauen. Als Commissioner des Board of Public Works in Ireland war er unter anderem für den Aufbau des Drainagewesens in Irland verantwortlich. Als seine Projekte nach der Überwindung der irischen Hungerkatastrophe scheiterten, begann er eine neue Karriere im Ruhrgebiet. Dort machte er sich nicht nur als "Zechengründer" einen Namen: Mulvany war wesentlich an der Formierung der unternehmerischen Interessenverbände beteiligt. Schon 1858 war er Gründungsmitglied des Bergbauvereins, 1871 wurde er erster Präsident des Düsseldorfer Vereins zur Wahrung der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen in Rheinland und Westfalen.
Während seiner Tätigkeit in Deutschland nahm Mulvany in über vierzig Schriften Stellung zu wirtschaftlichen Fragen. Diese werfen nicht nur ein interessantes Bild auf die Persönlichkeit, sie geben auch einen tiefen und aufschlussreichen Einblick in die wirtschafts- und verkehrspolitischen Diskussionen im niederrheinisch-westfälischen Industriegebiet in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Die von der historischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum als Dissertation angenommene Biografie Mulvanys von Dr. Olaf Schmidt-Rutsch beleuchtet diese und andere Aspekte seiner Tätigkeit. Sie beschreibt erstmals umfassend und unter Auswertung irischer Quellen seine Karriere im Board of Works, behandelt die Umstände seiner Übersiedlung ins Ruhrgebiet und beantwortet die Frage, woher das irische Kapital stammte, das im Ruhrgebiet investiert wurde. Sie untersucht Mulvanys Rolle bei der Formierung unternehmerischer Interessenverbände und seine Einflüsse auf die frühe wirtschaftliche Interessenpolitik. Hierbei geht es jedoch keineswegs um die Konstruktion eines unkritischen Heldenbildes: Die Biographie William Thomas Mulvanys stellt letztlich einen individuellen Kristallisationspunkt für gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Entwicklungen dar.
Olaf Schmidt-Rutsch:
William Thomas Mulvany - Ein irischer Pragmatiker und Visionär im Ruhrgebiet 1806-1885, Köln 2003 (Schriften zur rheinisch-westfälischen Wirtschaftsgeschichte, Bd. 42) 418 S., 30 Abb., Indices ISBN 3-933025-37-0
24,90 Euro.
Dr. Olaf Schmidt-Rutsch
Wiss. Referent
Westfälisches Industriemuseum
Grubenweg 5
44388 Dortmund
Fon: 0231-6961-134
Fax: 0231-6961-114