Frühe Schlägel-Eisenarbeit
- digger_Martin
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Frühe Schlägel-Eisenarbeit
Auch wenn es banal erscheint: Es scheint hier im Schwarzwald einige Unklarheit darüber zu herrschen, woran man frühe Schlägel-Eisenarbeit erkennt bzw. ab wann überhaupt mit so etwas gerechnet werden kann. Persönlich ist mir bisher lediglich ein sicherer Fall bekannt, und das auch nur, weil dort die Stiele für die Bergeisen noch vor Ort lagen. Gibt es für das späte Mittelalter ähnlich eindeutige Merkmale wie ab dem 16. Jh.?
Glückauf,
Martin
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Hallo Digger Martin,
...habe gerade gesehen, (posting von Kartan) dass im Suggental am 09./ 10. September Tag der offenen Tuer mit Fuehrungen ist. Ich kann mich erinnern, dass in dieser Grube Stollenprofile aus vielen Perioden, angefangen um ~1000 n. Chr. bis in die Neuzeit (~1930) ausgegraben und zugaenglich sind. Diese sind wohl zeitlich recht genau zuzuordnen.
Vielleicht hilft dir das weiter!
...habe gerade gesehen, (posting von Kartan) dass im Suggental am 09./ 10. September Tag der offenen Tuer mit Fuehrungen ist. Ich kann mich erinnern, dass in dieser Grube Stollenprofile aus vielen Perioden, angefangen um ~1000 n. Chr. bis in die Neuzeit (~1930) ausgegraben und zugaenglich sind. Diese sind wohl zeitlich recht genau zuzuordnen.
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- digger_Martin
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Hallo Martin,
Eisen und Schlägelarbeit kann man sehr gut erkennen, wenn Abbaustreifen sichtbar sind. Der Hauer setzt das Eisen an der Stelle an, wo er gerade abgeschlagen hatte. Dieses Merkmal ist schon bei römischem Vortrieb sichtbar, z. B. bei den beiden Aquädukt-Tunnels von Sernhac, der Wasserleitung nach Nimes (F) und bei den Aquädukt-Tunnels der Wasserleitung nach Lyon (F), "Aqueduc de Gier", die ich im Jahr 2006 besichtigt habe Vgl. Du findest ein schönes Bild dazu in der Literatur von Klaus Grewe "Licht am Ende des Tunnels. Planung und Trassierung im antiken Tunnelbau" Bild 122, Seite 87.
Glück auf,
Rolf Pfefferle
Eisen und Schlägelarbeit kann man sehr gut erkennen, wenn Abbaustreifen sichtbar sind. Der Hauer setzt das Eisen an der Stelle an, wo er gerade abgeschlagen hatte. Dieses Merkmal ist schon bei römischem Vortrieb sichtbar, z. B. bei den beiden Aquädukt-Tunnels von Sernhac, der Wasserleitung nach Nimes (F) und bei den Aquädukt-Tunnels der Wasserleitung nach Lyon (F), "Aqueduc de Gier", die ich im Jahr 2006 besichtigt habe Vgl. Du findest ein schönes Bild dazu in der Literatur von Klaus Grewe "Licht am Ende des Tunnels. Planung und Trassierung im antiken Tunnelbau" Bild 122, Seite 87.
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Rolf Pfefferle
- digger_Martin
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Hallo Rolf,
wie der Vortrieb mit Schlägel und Eisen vonstatten ging, ist klar, auch wie Prunnen auszusehen haben. Nur sind archäologische Befunde nicht immer wirklich eindeutig und gerade bei den Arbeitsspuren im mittelalterlichen Bergbau scheiden sich häufig die Geister.
Glückauf,
Martin
wie der Vortrieb mit Schlägel und Eisen vonstatten ging, ist klar, auch wie Prunnen auszusehen haben. Nur sind archäologische Befunde nicht immer wirklich eindeutig und gerade bei den Arbeitsspuren im mittelalterlichen Bergbau scheiden sich häufig die Geister.
Glückauf,
Martin
Alt ist man erst, wenn man zum Archäologen überwiesen wird.
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Hallo Martin,digger_Martin hat geschrieben:Hallo Rolf,
wie der Vortrieb mit Schlägel und Eisen vonstatten ging, ist klar, auch wie Prunnen auszusehen haben. Nur sind archäologische Befunde nicht immer wirklich eindeutig und gerade bei den Arbeitsspuren im mittelalterlichen Bergbau scheiden sich häufig die Geister.
Glückauf,
Martin
wie darf ich Deine Frage genau verstehen - meinst Du die genaue Datierung der Schlegel & Eisen Spuren - z.B. solche Spuren in diese Zeit, andere Spuren in eine andere Zeit
oder
ab welcher Zeit der Stollenvortrieb mit Schlegel & Eisen generell bewerkstelligt wurde? Wobei ich mich gerade frage, wie man sonst das Gestein aus dem Berg herausbringen könnte außer mit Schlegel & Eisen und vielleicht noch mit Feuersetzen oder eine Kombination - gerade im "Uraltbergbau" (Bergbau vor Mittelalter)?
Natürlich hängt es im wesentlichen auch vom Gestein selber ab, ob man überhaupts Schlegel & Eisen Spuren finden kann, auch wenn das Werkzeug dort eingesetzt wurde.
Glück Auf!
Petra
** Der Schacht im Wasser schnell ersäuft, wenn Schnaps nur durch die Kehle läuft. **
Petra
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- digger_Martin
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Hallo Petra,
die Frage ist aus Diskussionen hier im Schwarzwald entstanden und bezieht sich auf die Datierung der vorgefundenen Arbeitsspuren. Hätte ja sein können, dass es in anderen Revieren ähnliche Unklarheiten für das späte Mittelalter gibt wie hier im Südwesten.
Glückauf,
Martin
die Frage ist aus Diskussionen hier im Schwarzwald entstanden und bezieht sich auf die Datierung der vorgefundenen Arbeitsspuren. Hätte ja sein können, dass es in anderen Revieren ähnliche Unklarheiten für das späte Mittelalter gibt wie hier im Südwesten.
Glückauf,
Martin
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Ich kann mir schwer vorstellen, daß man die Arbeitsspuren von S&E genauer datieren kann. Diese Technologie ist ein "Durchläufer" über viele Jahrhunderte. Auch von einer Verfeinerung der Technologie ist sicher nicht auszugehen. Es bleibt eben meist das Gleiche: Eisen ansetzen und mit dem Schlägel draufhauen!
Auch die Form der Prunen dürfte sich über die Jahrhunderte nicht geändert haben. Das einzige was weiterhelfen kann, ist das Gesamtprofil. Vielleicht hat sich auch der Aufbau der Ortsbrust geändert (das entzieht sich meiner Kenntnis, wäre aber eine Untersuchung wert)
Glück Auf!
Stephan
Auch die Form der Prunen dürfte sich über die Jahrhunderte nicht geändert haben. Das einzige was weiterhelfen kann, ist das Gesamtprofil. Vielleicht hat sich auch der Aufbau der Ortsbrust geändert (das entzieht sich meiner Kenntnis, wäre aber eine Untersuchung wert)
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Stephan
- digger_Martin
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Zunächst einmal muss ich mich dafür entschuldigen, dass ich erst jetzt antworte, was mit den Gelände-Projekten zu tun hat, die im Frühjahr traditionell anlaufen und einiges an Vorarbeit erfordern.
Es stimmt, dass Schlägel-Eisenarbeit aus dem griechischen und römischen Bergbau bereits bekannt sind. Tatsache ist aber auch, dass zumindest nördlich der Alpen keine Kontunuität des Bergbaus von der römischen Kaiserzeit bis ins Hochmittelalter nachgewiesen ist. Selbst in Italien dürfte das ein Problem sein. Schlägel und Eisen sind zumindest seit dem 15. Jh. ein Durchläufer, es sei denn man fasst den Begriff Eisen relativ weit und zählt die Fimmel dazu.
Die Datierung von Stollen kann selbstredend nur über eine Kombination verschiedener Merkmale erfolgen, d.h. vornehmlich Gezähespuren, Profil und, falls vorhanden, Ortsbrust (hinsichtlich der Vortriebstechnik). Ein Merkmal allein sagt noch nichts aus. Eine absolute Datierung kann natürlich nur dann erfolgen, wenn durch 14-C, Dendrochronologie etc. entsprechend datierte Befunde vorhanden sind.
Glückauf,
Martin
Es stimmt, dass Schlägel-Eisenarbeit aus dem griechischen und römischen Bergbau bereits bekannt sind. Tatsache ist aber auch, dass zumindest nördlich der Alpen keine Kontunuität des Bergbaus von der römischen Kaiserzeit bis ins Hochmittelalter nachgewiesen ist. Selbst in Italien dürfte das ein Problem sein. Schlägel und Eisen sind zumindest seit dem 15. Jh. ein Durchläufer, es sei denn man fasst den Begriff Eisen relativ weit und zählt die Fimmel dazu.
Die Datierung von Stollen kann selbstredend nur über eine Kombination verschiedener Merkmale erfolgen, d.h. vornehmlich Gezähespuren, Profil und, falls vorhanden, Ortsbrust (hinsichtlich der Vortriebstechnik). Ein Merkmal allein sagt noch nichts aus. Eine absolute Datierung kann natürlich nur dann erfolgen, wenn durch 14-C, Dendrochronologie etc. entsprechend datierte Befunde vorhanden sind.
Glückauf,
Martin
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1. Die Datierung eines Stolln's o. ä. mit C-14, Dendro u. ä. dürfte sehr vage sein, da das eingebrachte Holz oft (bei Nachnutzung der Anlage) um mehrere Jh. jünger sein kann.
2. Die Gezähespuren unterscheiden sich in FG von Mitte des 14. bis 17. Jh. kaum bis gar nicht.
3. In einigen Stollntrakten, die ich sicher (archivalisch) datieren konnte, ist mir allerdings ein Wechsel des Profils aufgefallen: Im 14. Jh. ziemlich rechteckig (mit recht breiter Firste). Bis Mitte des 16. Jh. wird der Querschnitt eher trapezförmig ( mit sehr schmaler Firste). Ab Mitte 16. Jh. bleibt das Profil gleich, wird aber z. T. etwas größer. Ab ca. 1720 elliptische Firste.
Glück Auf!
Stephan
2. Die Gezähespuren unterscheiden sich in FG von Mitte des 14. bis 17. Jh. kaum bis gar nicht.
3. In einigen Stollntrakten, die ich sicher (archivalisch) datieren konnte, ist mir allerdings ein Wechsel des Profils aufgefallen: Im 14. Jh. ziemlich rechteckig (mit recht breiter Firste). Bis Mitte des 16. Jh. wird der Querschnitt eher trapezförmig ( mit sehr schmaler Firste). Ab Mitte 16. Jh. bleibt das Profil gleich, wird aber z. T. etwas größer. Ab ca. 1720 elliptische Firste.
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Stephan
- digger_Martin
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Zu 1.: Die Gefahr von jüngeren Hölzern etc. besteht auf jeden Fall. Daher ist die Datierung zu überprüfen. Da wird dann auch die Dokumentation des Befundes und der Probe wichtig. Ist diese schon nicht hinreichend genau, so ist die Datierung nur mit Vorbehalten oder im Extremfall gar nicht verwertbar.
Zu 2. u. 3.: Vor allem für das 14. Jh. scheinen sich ja deutliche Unterschiede zwischen Freiberg und Schwarzwald abzuzeichnen. Interessant! Hier sind die Stollen in dieser Zeit eher unregelmäßig oval und bleiben es noch bis ins 15. Jh., wobei sich die Arbeitsspuren ändern. Im 16. Jh. gibt es auch hier die trapezförmigen Profile, die mit leichten Änderungen in den Proportionen bis ins 18. Jh. auftreten. Ab dem 18. Jh. kommt dann ein mehr hochrechteckiges Profil auf.
Glückauf,
Martin
Zu 2. u. 3.: Vor allem für das 14. Jh. scheinen sich ja deutliche Unterschiede zwischen Freiberg und Schwarzwald abzuzeichnen. Interessant! Hier sind die Stollen in dieser Zeit eher unregelmäßig oval und bleiben es noch bis ins 15. Jh., wobei sich die Arbeitsspuren ändern. Im 16. Jh. gibt es auch hier die trapezförmigen Profile, die mit leichten Änderungen in den Proportionen bis ins 18. Jh. auftreten. Ab dem 18. Jh. kommt dann ein mehr hochrechteckiges Profil auf.
Glückauf,
Martin