Schwedenlöcher in Flöha

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Falk Meyer
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Schwedenlöcher in Flöha

Beitrag von Falk Meyer »

Vielleicht habt ihr ein paar Antworten auf meine Fragen??
Wäre super wenn mir jemand weiterhelfen kann.



Exkursionsbefahrung der unteren Schwedenlöcher am 25.12.2004

Exkursionsteilnehmer: Falk Meyer, Rene Hartwig, Nico Böhme
Exkursionsziele:
1.weitere Erkundung des Gangsystems der unteren Schwedenlöcher
2.Beprobung von geologisch Interessanten Aufschlüssen
3.Feststellung der Wetter in den Schwedenlöchern
4.Beobachtung und Dokumentation von untertage lebenden Lebewesen
5.Auffinden von Bändererz
6.fotografische Erfassung der unteren Kalkhöhlen ( insbesondere der Tiefsohle )

Bericht:

Die Exkursionsbefahrung startete am 25.12.2004 um 09:45 Uhr. Das Einfahren in das alte Kalkbergwerk stellte sich als nicht ganz einfach dar, da man zuerst eine ca. 25 m lange Kriechstrecke bewältigen muss, um später durch eine kleine Öffnung die 1. Weitung betreten zu können. Dies kostete mich einige Anstrengungen.
In der 1. Weitung angekommen fing ich mit der Untersuchung des anstehenden Gesteines an. Es handelt sich um einen metamorphen Kalkstein (Marmor), der im Phyllit eingebettet ist. Die unterschiedliche Schichtung des Marmors-Phyllits ist teilweise sehr gut aufgeschlossen. In der 1. Weitung fielen mir keinerlei Störungszonen oder ähnliches auf.
Nach einigen Metern durch teilweise enge Stollen, erreichte ich die 2. Weitung. In dieser größten Weitung befinden sich mehrere (4) Pfeiler, die das Deckengewölbe halten. An einem dieser Pfeiler fiel mir die Maserung des Marmors-Phyllits besonders auf. Vor vielen Jahren wurde eine Art Treppe in den Fels gehauen. Auf welcher man relativ bequem die Tiefsohle erreicht.
Den Aufbau der unteren Kalkhöhlen muss man sich wie folgt vorstellen:

1.Stollensohle
2.eine Zwischensohle, die vom Niveau her tiefer als die Stollensohle aber höher als die Tiefsohle liegt ( um Verwechslungen zu vermeiden, bezeichnet man die unterste Sohle als „Tiefsohle“ ).
3.die Tiefsohle, die vom Niveau etwa dem des Schweddeybaches gleicht.

Bei der montanhistorischen Betrachtung dieses Kalkwerkes stellen sich jedoch noch einige Fragen. Zum einen ist die Bewetterung dieses Stollensystems bis jetzt ein Rätsel. Es existiert hauptsächlich ein kleiner Nebenstollen, durch welchen ich auch meine Exkursion begann. Beim Ausfahren bemerkte ich einen ziemlich starken Luftzug. Daher nehme ich an, dass (im Winter) durch diesen kleinen Stolln die Frischwetter einziehen und aus dem 2. Mundloch ( leider vergittert ) wieder ausziehen. Dies konnte ich anhand eines Streichholzes nachweisen. Es stellt sich jetzt jedoch die Frage, wie die anderen Grubenbaue bewettert wurden ( Tiefsohle und Zwischensohle ). Dies konnte bis heute noch niemand klären. Wahrscheinlich gab es am Schweddeybach noch einen weiteren Zugang zum Stollen, da das Ausbringen des gewonnen Kalkes aus der Tiefsohle über das Hauptmundloch sehr ungewöhnlich erscheint. Dies könnte auch die damalige Bewetterung der Tiefsohle teilweise erklären. Bei meiner Befahrung konnte ich keine Bewetterung der Tiefsohle feststellen. Das „Pseudomundloch“ ist momentan leider verbrochen. Ungeklärt bleibt aber die Bewetterung der Zwischensohle. Dafür muss es eine Art Tagesschacht gegeben haben. Leider ist darüber aber nichts überliefert. Auch eine Geländebegehung brachte keinen Erfolg.

Die Grubenbaue der Zwischensohle liegen schon sehr nahe an der Rasengrenze. Dies belegen: erdiger Siderit und kleine Wurzeln, die an der Firste zu sehen sind. Sie enden nach ca. 35 m vor Ort. Diese Grubenbaue sind auch ungewöhnlich stark versumpft noch die Tiefsohle sind versumpft. Auf meiner Exkursion bemerkte ich, dass die unteren Grubenbaue ( auf der Tiefsohle ) ungewöhnlich trocken waren. Dies muss an der doch recht milden Witterung liegen.

Leider gibt es weder Jahrestafeln noch Gedingezeichen in den Schwedenlöchern. Dies erscheint mir ungewöhnlich, da der gewonne Kalk zum Bau des Jagdschlosses Augustusburg gebraucht wurde, und das Kalkbergwerk somit einen nicht ganz unwesentlichen Zweck erfüllte. Auf Grund mehrerer alten Akten sind die Betriebsperioden und die verschiedenen Besitzer überliefert.
Auf der Zwischen- und Tiefsohle bemerkte ich zahlreiche Versinterungen von Mangan und vereinzelt auch Eisenoxid. Diese stammen wahrscheinlich von anliegenden Quarz-Hämatitgängen, die es in Grünberg sehr zahlreich gibt. Auf der Tiefsohle stellte ich noch eine Besonderheit fest. In einer kleinen Weitung fand ich mehrere Drusen mit kleinen Ankerit- und Sideritkristallen und vereinzelt auch das sog. „Bändererz“ (Galenit, Sphalerit, Chalkopyrit). Diese Paragenese habe ich auch auf einer kleinen Halde unweit der Schwedenlöcher festgestellt. Es handelt sich dabei wahrscheinlich um mehrere kleinerer Carbonatgänge, die im Gebiet der Schwedenlöcher streichen. Ähnlich verhält es sich auch im Kalkwerk Lengefeld und Hermsdorf. Dort wurden auch Vererzungen des Marmors festgestellt ( siehe Buch: „Lagerstätten des Erzgebirges“ ). Die Vererzungen der Schwedenlöcher sind vermutlich genauso alt wie der Marmor selbst ( Kambrium ca. 400 Mio. Jahre ).
Hauptsächlich vorkommende Minerale der Schwedenlöcher sind: Ankerit, Siderit z.T. auch erdig, „Bändererz“, Calcit (jedoch nur kompakt); auskristallisierte Handstufen konnte ich nur von der nahegelegenen Halde auf der anderen Bachseite bergen, die jedoch nicht zu den Schwedenlöchern gehört.
Diese Halde stellt den Betrachter nun wieder vor ein nächstes Rätsel. Es muss noch einen zweiten Stollen gegeben haben, der jedoch nicht in Zusammenhang mit den Schwedenlöchern gebracht werden kann. Der Stolln ( in alten Akten ist die Rede von der „Himmelswagenfundgrube“ ),wurde auf verschiedenen kleineren Fluoritgängen betrieben, die aller Wahrscheinlichkeit nach Ausläufer der nahegelegenen Kunnersteinverwerfung sind. Jedoch konnte ich durch eine Beprobung der Halde keinen Fluorit feststellen. Heute lässt sich anhand von Pingen und kleineren Halden der Stollenverlauf verfolgen. Weitere Aufzeichnungen bzw. Risse oder genauere Angaben der „Himmelswagenfundgrube“ existieren nicht.

Zu meinem Erstaunen musste ich feststellen, dass ich keine einzige Fledermaus im gesamten Grubenkomplex sehen konnte. Bei meinen vorherigen Exkursionsbefahrungen konnte ich immer einen kleinen Bestand an Fledermäusen notieren. So voriges Jahr im Dezember. Die genaue Rasse dieser außergewöhnlichen Säugetiere konnte bis jetzt leider noch nicht genau bestimmt werden. Auch kleinere Spinnen (Kreuzspinnen) und Schmetterlinge waren am Ausgang aufzufinden.

Die Befahrung der Tiefsohle stellte sich bei meiner Exkursion als relativ einfach dar. Die Erkundung der einzelnen Strecken jedoch als schwierig, da überall Versatz ansteht. Dieser macht eine Erkundung und die Datierung der einzelnen Strecken ziemlich kompliziert. In den unteren Bereichen des Bergwerkes sowohl auf der Stollen- und Zwischensohle, fand ich mehrere Bohrlochpfeifen, die von einem Heraussprengen des Kalkes herrühren. Somit lassen sich einige Strecken wenigstens annähernd genau datieren.
Die angefertigte Karte der Schwedenlöcher muss also noch ergänzt und geändert werden.
Weitere Besonderheiten, die ich auffand waren zahlreiche Mangansinter, kleinere „Nester“ von Ankerit, Calcit und Dolomit ( ausschließlich auf der Tiefsohle ).

Das Auffinden des mysteriösen Bändererzes, meines eigentlichen Exkursionszieles, gestaltete sich als schwierig. Auch das mehrmalige Absuchen der Stöße und der Pfeiler in der 2. Weitung brachten leider nicht den gewünschten Erfolg. Auch das wird wieder ein Ziel bei meinen weiteren Befahrungen sein.

Durch die Exkursionsbefahrung konnte ich zahlreiche Fotos von der Tiefsohle machen, die später einmal den genauen Verlauf der Strecken für den Interessierten darstellen sollen. Es existieren bereits einige ältere, leider in schwarz-weiß aufgenommene, Fotografien.
Bei den nächsten Exkursionen wird diese Erfassung einer meiner Hauptaufgaben sein, um die Geschichte dieses außergewöhnlichen Bergwerkes zu erhalten und zu verbreiten.

In diesem Sinne schließe ich meinen Befahrungsbericht vom 25.12.2004 ab.

Glück auf!
;)
Mein Erzgebirge,
hoch über dunklen Schächten lauscht deiner Halden wilde Einsamkeit.
Still raunen sie von guten Himmelsmächten,
von Berggeschrei aus längst vergangener Zeit.

Edwin Bauersachs

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Joachim Thaler
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Beitrag von Joachim Thaler »

Interessante Sache.

Was ist denn dieses "Bändererz" genau?
Was hat das Bändererz mit dem dort abgebauten Kalkstein zu tun?

Der Begriff Bändererz lässt sich nämlich verschieden auslegen. . Meinst Du mit Bändererz "Rythmite" hydrothermaler Herkunft (wie z.B. Schalenblende) oder sedimentär in Schichten abgelagerte Erze?

Das Bindeglied hierzwischen ist das metamorphe, teils hydrothermal mobilisierte Erzlager.

Metasomatisch gebildet gibt es auch noch (Heiße Lösungen lösen Marmor höhlenartig weg und fällen Erze aus; es Bilden sich nester, Stöcke, Taschen) oft mit Dolomit, Schwammartig-löchriges aussehen.
Dies kann auch dort geschehen wo Hydrothermale Gänge Kalk/Marmor durchschlagen. Es bildet sch quasi "Hydrothermal-Karst" aus, welcher anschliessend (P-T Erniedrigung) wieder mit Ausscheidungen gefüllt wird.

Interessant wäre hier die Beziehung zwischen Lagerstätten-& Schichteinfallen.

Also von dem Lagerstättentyp her (in metamorphen Kalklagern) gleicht das beschriebene sehr den Erzlagern des Arzberger Revieres im Wunsiedeler Marmorzug (Oberfranken), welcher ebenfalls im Phyllit liegt und auch zeitlich in die selbe Entstehungszeit einzuordnen ist.

Gebaut wurde im Tiefbau nur auf Erze; Der Marmor selbst wurde schon immer für Bauzwecke in Steinbrüchen gewonnen.

Hier führen präkambrische, höhermetamorphe Marmor & Kalksilikatfelse Dolomit, Siederit, Ankerit, Hämatit, Kupferkies,Flussspat, +- Ag-Bleiglanz, Zinkblende etc.. . Bildung erfolgte hier wahrscheinlich als Lager (synsedimentär-exalativ). Durch Metasomatose/Mobilisierung während der Fichtelgebirgsbildung: Ausscheidung+Anreicherung der Erze in Stöcken, Nestern, Mobilisaten aber auch Gangförmig auf Scher-, Schicht- und Störungsflächen.

Der Arzberger Bergbau begann recht Früh und erlebte bereits im Mittelalter seine einzige Blütezeit, auch wegen der besonderen Lagerstättenverhältnisse. Viele Kleine Gruben sind nur kurz erwähnt, aber in der Grube "Kleiner Johannes" gab es sogar eine Wasserhebekunst und einen Wasserstollen um unter der Talsohle abbauen zu können. Nachmittelalterliche Abbauversuche wurden immer mit Zubußen Betrieben, zuletzt um die Jahrhundertwende.
Der Bergbau beschränkte sich hier aber fast ausschließlich auf Oxidations & Zementationszonen. Hier sind nur durch Verwitterungs-und Lösungsanreicherungen bauwürdige Mächtigkeiten entstanden (Brauneisen). Erreichte der Bergbau unter den mit Eisenem Hut gefüllten Karstsystemen das Primäre Sulfiderz (ca 30-40m Teufe) , war mit der plötzlichen Gehaltabnahme und wachsender Verhüttungsprobleme (Sulfide statt Hydroxide) auch meist ein Ende des Abbaues verbunden.

Die Änderung der Lagerstättenparagenese erklärt auch bei vielen anderen Gruben - überall - das Unbauwürdigwerden zur Teufe hin.

Gewonnen wurden anscheinend hauptsächlich Eisen-, Kupfer- und etwas silberreiche Bleierze.
Die Lage am Talrand teils innerhalb des heutigen Stadtgebietes begründet das Fehlen jedweder Aufschlüsse & Proben.

Allerdings konnte ich an einer Baustelle in einem Nachbarort einen sehr feinkörnigen knollig gewachsenen Sideritbrocken auffinden, da an dieser Stelle früher eine Eisenhütte beheimatet war, welche damals angeschnitten wurde.
Die Feinkörnigkeit kann ein Indiz für metasomatische Bildung oder Zementationsbildung darstellen, da rein hydrothermal gebildeter Siderit meist grobspätig ausgebildet ist.

Der Mn-Fe-Hydroxidmulm in Strecken enteteht, wenn Wasser das Kalklager an Wegsamkeiten weglöst und unlösbare Bestandteile sowie zerfallene Sulfide in den Stollen Schwemmt und dort ausfällt. Besonders Mangan wird im Gitter des CaCO3 sehr häufig eingebaut und in fast jedem CaCO3-Lösungshohlraum lassen sich schwarze, erdige Rückstände nachweisen.
Bei Verwitterung von "Kiesen" meist Brauneisen, Limonit,etc
Bei Verwitterung von Kalkspat alleine meist Mn-Hydroxide (Psilomelan etc.)

An der Art der Bohrlöcher kann man in der Tat meist auf das Alter derselbigen schliessen.

Trockene Grubenbaue gibt es meist nur dort wo ziehende Wetter mehr Wasser verdunsten lassen als aus den Klüften kommt. Der Wetterstrom "trocknet" die Wände sozusagen. Und selbst durch die dicksten Brüche pfeift meist noch ein (kleines) Lüftchen. Wetterumkehr.
Es gibt auch noch eine minnimale In-sich-Konvektion in Grubenbauen, meist von bewetterten in unbewetterte Bereiche hinein, für genügenden Luftaustausch ist sie meist viel zu schwach.

Ich habe beobachtet, das Fledermäuse es versuchen zu vermeiden sich in zugige Strecken einzuhängen.
Bsp.: In einem Fall läuft ein Querschlag auf den quer streichenden Gang. Die in beide Richtungen ca gleichweit führende Gangstrecke hatte nur im einen Flügel Verbindung über Gesenke zur Tiefbausohle, welche noch wegsamkeiten für Luftströmungen gibt. Die fliegenden Säuger drängen sich alle im unbewettert-dampfig-"warmen" Bereich, wärend in dem bewetterten Steckenteil tote Hose herrscht.

Hoffe es war was Themenbezogenes dabei....

...bei Fragen+ Kritik einfach Meldung machen!
Zuletzt geändert von Joachim Thaler am Di. 21. Feb 06 18:12, insgesamt 1-mal geändert.
Aufstieg und Niedergang - Alles hängt mit Bergbau zusamm! Glück Auf!
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Joachim Thaler
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Beitrag von Joachim Thaler »

Noch eine Frage:

Wo kommt eigentlich der merkwürdige Name der Grube her?
Aufstieg und Niedergang - Alles hängt mit Bergbau zusamm! Glück Auf!
MatthiasM
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Name: Matthias Mansfeld

Beitrag von MatthiasM »

Zum Namen: siehe Falks Homepage http://www.sachsens-minerale.de

Glück auf
Matthias
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Falk Meyer
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Beitrag von Falk Meyer »

Glück auf!

Habe deine Antwort zu meinem Exkursionsbericht gelesen, lasse mit bitte paar Tage Zeit; habe momentan echt bissl Stress.

Muss erstmal über die Enstehung und die hydrothermalen Vererzungen nachdenken bzw. wieder reinfitzen.

GA!

Falk
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Edwin Bauersachs

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