Schwazer-Licht

... für den Rest, der sonst nicht passt.
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Michael Kitzig (†)
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Beitrag von Michael Kitzig (†) »

...Wechsel vom Kienspan zum Tonfrosch im nachrömischen Bergbau...
zumindest bei den römern waren tonlampen im hausgebrauch weit verbreitet und in anderen kulturen zu der zeit wohl auch.
irgendwann wird wohl jemand so ein licht mit in die grube genommen haben.
wird dann daraus "automatisch" eine grubenlampe?
zu vermuten ist, dass man sich mit dem billigsten leuchtmittel beholfen hat.
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Oberhutmann
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Beitrag von Oberhutmann »

Dem "Frosch" auf der Spur: Teil 2 in Grubenlampen Info 2003 von G.Czwikla
Eine ausführliche Doku über die Entstehungsgeschichte der Froschlampe. Ein Auszug: Mittelalterliche Bergbaufunde aus der Grube Bliesenbach im Oberbergischen Kreis
Das Geleucht der Bergleute im Mittelalter war relativ vielfältig, es wies lokale Varianten auf und hatte in jedem Fall wenig aufwendig und billig zu sein. In Trient höhlte man beispielsweise Steinquader zu tiefen viereckigen Schalen aus, und nur in einem Fall fertigte man eine Art Humpenlampe mit angedeutetem Griffhenkel. Auf dem Altenberg wurden flache Lampenschalen aus Gesteinsplatten hergestellt. Häufiger aber benutzte man im Mittelalter - wie im prähistorischen Bergbau -Scherben von Tongefäßen zur Aufnahme des Brennmaterials. Dazu verwendete man die Unterteile zerbrochener Wellenfußgefäße (Kannen, Krüge, Becher), die wegen ihrer geringen Dimension und Kompaktheit beim Zerscherben des Gefäßes übrig blieben und füllte sie mit Unschlitt oder Öl. Um den Docht aufrecht zu halten, wurde er gelegentlich durch einen tönernen Spinnwirtel gezogen.
Bergmännische Schalenlampen aus Gefäßfüßen stammen sowohl aus Bliesenbach als auch aus Wallerfangen und vom Altenberg. Dort stand ein solches Schälchen auf dem Rahmenholz eines Schachtes in rd. 8m Teufe. Ein Spinnwirtel als Dochthalter ist nur für Bliesenbach belegt. Aus anderen Revieren, besonders dem Erzgebirge, sind besonders gefertigte Tonschälchen mit einer kreisförmigen Daumenrast überliefert. Der Lederriemen an der kleinen Lampe aus Bliesenbach zeigt, daß sogar derartiges Geleucht befestigt war, vielleicht an einer Kopfbedeckung, über die aber nichts bekannt ist.
Die Wellenfußlämpchen aus Bliesenbach stellen die typische rheinische Ware des 13.Jahrhunderts dar und finden ihre Entsprechung auch in der Keramik vom Altenberg. Der Wellenfuß aus Wallerfangen besteht aus weißlicher Ware und ist typisch für Siegburger Keramik des 14.Jahrhunderts.
Viele weitere Kommentare und Bilder vorhanden!!!!!!
"Wenn nun an und für sich das Loos des armen Bergmannes nicht zu beneiden ist, soll ihm wenigstens so viel Licht in der Grube gegeben werden, daß er seine Arbeit dabei gut verrichten kann." Bergingenieur G.A. Heinbach zu Steyersdorf im Banat 1868
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digger_Martin
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Beitrag von digger_Martin »

@ Stephan: Das Aufkommen des "Schwazer Lichts" 15. Jahrhundert halte ich ebenfalls für wahrscheinlich bzw. relativ sicher. Einen Wechsel von Kienspan auf Froschgeleucht dagegen schon eher wieder problematisch, da es ihn in dieser Form nicht gab. Vielmehr wurden beide Geleuchtarten nebeneinander gebraucht. Das Kienspangeleucht war jedoch teilweise billiger, so daß es in einigen Revieren eventuell häufiger verwendet wurde.

@ Michael: Die im Hausgebrauch üblichen Beleuchtungsmittel wurden auch unter Tage eingesetzt. Solange ein Lampenfund nicht im direkten Zusammenhang mit Bergbau steht, kann es sich auch um einen normalen Siedlungsfund handeln.

Bei den mittelalterlichen Lampen sind noch einfache Tonschalen zu ergänzen, die für den Schwarzwald und auch Sachsen nachgewiesen sind. Daneben wurden aber auch noch aus Stein gefertigte Lampen verwendet (z.B. Altenberg-Müsen). Bei dem Wellenfuß von Wallerfangen ist noch zu bemerken, daß es sich um Siegburger Steinzeug handelt, während die anderen aus hart gebrannter Irdenware bestehen. Diese umfunktionierten Gefäßfüße sind inzwischen auch aus dem Sauerland bekannt.

Glückauf!
Martin
Alt ist man erst, wenn man zum Archäologen überwiesen wird.
Monni
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Beitrag von Monni »

Da ich die Bezeichnung "Schwazer Licht" aus einer Preisliste von 1537 entnommen habe, ist dort der Preis natürlich auch angegeben (siehe oben).

Ein Hauer verdiente im Jahre 1541 5 Pfund die Woche. Das sind bei eventuell anzunehmenden 50 Stunden die Woche 1 Kreuzer und 1 Vierer (= 6 Vierer) die Stunde.
Hoch kommt mir der Preis des "Schwazer Lichtes" nicht vor, übrigens auch der Preis des "Öllichtes" scheint mir nicht übertrieben zu sein.
Andererseits handelt es sich um Handelsware, der Händler war ein Mann aus dem Allgäu, deshalb würde ich "Scherben" ausschließen.
Es könnte sich um ein billiges Massenprodukt gehandelt haben.

@Oberhutmann: Dieser Bericht würde mich schon interessieren.

@digger_Martin: Also ich hätte zum Einfahren in die Grube einen Kienspan benutzt, damit vor Ort mein Lämpchen entfacht und meine Arbeit begonnen, ohne den Qualm des Kienspans weiter ertragen zu müssen. Erst beim Auffahren hätte ich wieder einen Kienspan hervorgezogen, da ich damit das Risiko im Finstern zu bleiben vermindert hätte....

Glück Auf
Monni
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AdM_Michael
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Beitrag von AdM_Michael »

Ich glaube hier liegt ein Mißverständnis vor.
Digger Martin und den anderen ging es nicht um einen Wechsel des Geleuchtes während der Schicht, sondern um die chronologische Abfolge in der Entwicklung des Geleuchtes. Was sollten die armen Bergleute denn noch alles so mitschleppen. Vergleiche dazu doch auch mal entsprechende Abbildungen aus dem 16. Jahrhundert (z.B. Lebertaler Bergbuch).
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digger_Martin
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Beitrag von digger_Martin »

@AdM_Miachel: stimmt genau. Vielleicht könnte jemand mit dem entsprechenden Fachwissen mal einen Thread zum mittelalterlichen Geleucht bzw. zur Entwicklung des bergmännischen Geleuchts bis zur frühen Neuzeit eröffnen.

Glückauf,
Martin
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