Liege ich mit der Vermutung richtig, dass es sich dabei um die erste Strecke unterhalb der Tagesoberfläche handelt ?
Glückauf!
Achim
Rasendammer Strecke
- AdM_Michael
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Es könnte sich auch um den Namen eines Grubenbaues handeln. Jedenfalls deutet der Literaturhinweis darauf hin, daß es sich nicht um die oberste Strecke handelt. Auf jeden Fall war sie aber rißkundig und müßte in einem guten Archiv zu finden sein.
Vielleicht hilft dabei ja auch folgende Fundsache noch weiter:
DOROTHEA SCHLÖZER (1770 - 1825)
Wichtigste Werke:
Nachrichten von dem Andreasberg und von den Vergnügungen im Harz überhaupt. In: Neues Magazin für Frauenzimmer. Straßburg 1787, Bd. 4.
Mitautorin von: "Münz-, Geld- und Bergwerksgeschichte des Russischen Kaiserthums vom Jahre 1700 - 1789.
Sie war von frühreifer Intelligenz, mit elf Jahren sprach sie zwei und las fünf Sprachen. Ihr Vater, Universitätsprofessor in Göttingen, förderte sie nach Kräften, und ihre Fortschritte wurden derart stadtbekannt, daß der Dekan zum 50jährigen Universitätsjubiläum den Vorschlag machte, sie zum Magister und Doktor ehrenhalber zu ernennen. Dieser Vorschlag wurde von Vater und Tochter empört zurückgewiesen, statt dessen reichte sie den für eine ordentliche Prüfung vorgeschriebenen "Literärischen Lebenslauf" ein, in dem sie ihren Bildungsgang schildert. Unter "Mineralogie" berichtet sie über ihren Aufenthalt im Harz, wo sie in Clausthal, in St Andreasberg und am Rammelsberg in die Hauptgruben eingefahren ist (Im Gästebuch der Zeche von Clausthal-Zellerfeld findet sich noch ihre Eintragung vom 15. August 1786). Als Anlagen A und B sind zwei Folioblätter beigefügt mit Handzeichnungen des "Grund- und Profilrisses des Braune Lilier-Tagesschachts von der Wille Gotteßer bis Rasendammer Strecke". Zur Vorbereitung und Ergänzung ihrer praktischen Bergwerkskunde hatte sie Unterricht in Metallgewinnung und Markscheidekunst genommen. Endlich fand die Prüfung statt, und in dem den "Wißenschafften" gewidmeten Teil der Prüfung wurde sie, neben Mathematik, besonders ausgiebig über Metallgewinnung und Lagerstättenkunde befragt. Sie bestand mit Glanz und - sah ihrer feierlichen Promotion zum Magister und Doktor der Philosophie durch ein Fensterloch von der Bibliothek aus zu. Hernach lernte sie noch Arabisch und Hebräisch und gilt als Mitherausgeberin des obengenannten Buches, für das sie auch die Rechnungen ausführte. Dann aber heiratete sie im Alter von 22 Jahren den Lübecker Senator Rodde, und ihre wissenschaftliche Karriere fand ein jähes Ende.
Sekundärliteratur:
Martha Küssner: Dorothea Schlözer. Ein Göttinger Gedenken. Göttingen 1976.
http://www.math.uni-hamburg.de/spag/gn/ ... haften.htm
Vielleicht hilft dabei ja auch folgende Fundsache noch weiter:
DOROTHEA SCHLÖZER (1770 - 1825)
Wichtigste Werke:
Nachrichten von dem Andreasberg und von den Vergnügungen im Harz überhaupt. In: Neues Magazin für Frauenzimmer. Straßburg 1787, Bd. 4.
Mitautorin von: "Münz-, Geld- und Bergwerksgeschichte des Russischen Kaiserthums vom Jahre 1700 - 1789.
Sie war von frühreifer Intelligenz, mit elf Jahren sprach sie zwei und las fünf Sprachen. Ihr Vater, Universitätsprofessor in Göttingen, förderte sie nach Kräften, und ihre Fortschritte wurden derart stadtbekannt, daß der Dekan zum 50jährigen Universitätsjubiläum den Vorschlag machte, sie zum Magister und Doktor ehrenhalber zu ernennen. Dieser Vorschlag wurde von Vater und Tochter empört zurückgewiesen, statt dessen reichte sie den für eine ordentliche Prüfung vorgeschriebenen "Literärischen Lebenslauf" ein, in dem sie ihren Bildungsgang schildert. Unter "Mineralogie" berichtet sie über ihren Aufenthalt im Harz, wo sie in Clausthal, in St Andreasberg und am Rammelsberg in die Hauptgruben eingefahren ist (Im Gästebuch der Zeche von Clausthal-Zellerfeld findet sich noch ihre Eintragung vom 15. August 1786). Als Anlagen A und B sind zwei Folioblätter beigefügt mit Handzeichnungen des "Grund- und Profilrisses des Braune Lilier-Tagesschachts von der Wille Gotteßer bis Rasendammer Strecke". Zur Vorbereitung und Ergänzung ihrer praktischen Bergwerkskunde hatte sie Unterricht in Metallgewinnung und Markscheidekunst genommen. Endlich fand die Prüfung statt, und in dem den "Wißenschafften" gewidmeten Teil der Prüfung wurde sie, neben Mathematik, besonders ausgiebig über Metallgewinnung und Lagerstättenkunde befragt. Sie bestand mit Glanz und - sah ihrer feierlichen Promotion zum Magister und Doktor der Philosophie durch ein Fensterloch von der Bibliothek aus zu. Hernach lernte sie noch Arabisch und Hebräisch und gilt als Mitherausgeberin des obengenannten Buches, für das sie auch die Rechnungen ausführte. Dann aber heiratete sie im Alter von 22 Jahren den Lübecker Senator Rodde, und ihre wissenschaftliche Karriere fand ein jähes Ende.
Sekundärliteratur:
Martha Küssner: Dorothea Schlözer. Ein Göttinger Gedenken. Göttingen 1976.
http://www.math.uni-hamburg.de/spag/gn/ ... haften.htm
- Michael Kitzig (†)
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- AdM_Michael
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Nochmal Glück auf!
Wer jetzt doch ein wenig neugierig auf Dorothea Schlözer geworden ist, der findet gute Informationen unter:
http://www.stadtarchiv.goettingen.de/pe ... rothea.htm
http://www.kirchberg-jagst.de/data/doro ... loezer.php
Unter diesen Seiten kann man sich dann auch ein Bild von der Dame ansehen. Es ist für die Wissenschaft sicher sehr bedauerlich, dass die Gute mit ihrer Hochzeit (sie war da 22 Jahre alt) nicht mehr lernen und forschen konnte, bzw. durfte. Sie starb schon mit 55 Jahren - welch ein grosser Geist ging der Welt damit verloren. Als Frau zu dieser Zeit solche Leistungen anerkannt zu bekommen ist sicherlich aussergewöhnlich. Nachdem ich mich nun aufgrund des Berichtes von Michael etwas mehr mit Dorothea Schlözer befasst habe, wundert es mich sehr, dass in der Öffentlichkeit so wenig über diese grosse Frau bekannt ist. Sie ist sicherlich auch eine "Frau des Jahrtausend".
Fahrt glücklich
Matthias
Wer jetzt doch ein wenig neugierig auf Dorothea Schlözer geworden ist, der findet gute Informationen unter:
http://www.stadtarchiv.goettingen.de/pe ... rothea.htm
http://www.kirchberg-jagst.de/data/doro ... loezer.php
Unter diesen Seiten kann man sich dann auch ein Bild von der Dame ansehen. Es ist für die Wissenschaft sicher sehr bedauerlich, dass die Gute mit ihrer Hochzeit (sie war da 22 Jahre alt) nicht mehr lernen und forschen konnte, bzw. durfte. Sie starb schon mit 55 Jahren - welch ein grosser Geist ging der Welt damit verloren. Als Frau zu dieser Zeit solche Leistungen anerkannt zu bekommen ist sicherlich aussergewöhnlich. Nachdem ich mich nun aufgrund des Berichtes von Michael etwas mehr mit Dorothea Schlözer befasst habe, wundert es mich sehr, dass in der Öffentlichkeit so wenig über diese grosse Frau bekannt ist. Sie ist sicherlich auch eine "Frau des Jahrtausend".
Fahrt glücklich
Matthias
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- Name: Lutz Markworth
- Wohnort: Rösrath
- Kontaktdaten:
@ Achim
Habe mir meinen Riß von Bockswiese (Grund- und Profilrissliche Darstellung der Wasserwirtschaft in der nächsten Umgebung der Schächte Herzog-August und Johann Friedrich vom Juli 1898, angefertigt von Markscheider Weiß im Maßstab 1:1000) angeschaut.
Der Rasendammer Stollen (wohl eher eine Strecke) befindet sich als drittes Niveau unterhalb der Tagesoberfläche. Die Wässer flossen zuächst über den Auguster Wasserlauf zum Schacht Herzog-August, fielen auf das Fahrkunstrad und weiter über das Grumbacher Kehrrad auf den Grumbacher Stollen. Von dort aus liefen die Abfallwässer über ein Wasser-Schächtchen auf den Rasendammer Stollen auf das dortige Wasserkunstrad und schließlich nach der Hoffnungsstollen Wasserkunst auf dem Lautenthaler Hoffnungsstollen zu Tage.
Der Rasendammer Stollen (oder eher Strecke, da dieser nie zu Tage austrat) liegt also ca. 100 Meter unterhalb des Auguster Wasserlaufes. Daher stimmt Deine Theorie nicht.
Glückauf!
Lutz
Habe mir meinen Riß von Bockswiese (Grund- und Profilrissliche Darstellung der Wasserwirtschaft in der nächsten Umgebung der Schächte Herzog-August und Johann Friedrich vom Juli 1898, angefertigt von Markscheider Weiß im Maßstab 1:1000) angeschaut.
Der Rasendammer Stollen (wohl eher eine Strecke) befindet sich als drittes Niveau unterhalb der Tagesoberfläche. Die Wässer flossen zuächst über den Auguster Wasserlauf zum Schacht Herzog-August, fielen auf das Fahrkunstrad und weiter über das Grumbacher Kehrrad auf den Grumbacher Stollen. Von dort aus liefen die Abfallwässer über ein Wasser-Schächtchen auf den Rasendammer Stollen auf das dortige Wasserkunstrad und schließlich nach der Hoffnungsstollen Wasserkunst auf dem Lautenthaler Hoffnungsstollen zu Tage.
Der Rasendammer Stollen (oder eher Strecke, da dieser nie zu Tage austrat) liegt also ca. 100 Meter unterhalb des Auguster Wasserlaufes. Daher stimmt Deine Theorie nicht.
Glückauf!
Lutz
Untertagefotografie benötigt jede Menge Blitzenergie!