Dachbedeckung Frohnauer Hammer

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hungerlieb
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Dachbedeckung Frohnauer Hammer

Beitrag von hungerlieb »

Ich möchte, aufgrund der Diskussion um den verwerflichen Abriss des Bergmagazins in Johannstadt und den von Micha P. genannten Schlussfolgerungen, den Hinweis auf den Hammer in Frohnau bei Annaberg B. geben, ohne genau zu wissen ob im Forum an anderer Stelle schon darüber geschrieben wurde. Über die Wertigkeit dieses Problems (im Gegensatz zum Bergmagazin) lässt sich streiten, ich finde es nennenswert.
Zum Hammer selbst steht genug im Netz und er ist relativ bekannt, deshalb spare ich mir die Beschreibung.
Es geht grob darum, dass: die rel. jungen Holzschindeln (gesägte) hinüber sind, die Kassen angeblich leer sind, Sachsens Entscheidungsträger Blech oder Schiefer befürworten, der Hammerbund und andere sich gedreht haben (Petitionsausschuss) usw.
Es scheint sich eine Möglichkeit ergeben zu haben die Neudeckung mit hochwertigen, gespaltenen Holzschindeln zu realisieren – über eine Teilfinanzierung durch Spenden.
Die „Schindeln“ kann man wenn ich mich nicht irre in der Tourist Info, beim Hammer selbst (Kunsthandwerksstube) und bei der Freien Presse kaufen.
Einige Infos unter:

http://www.annaberg-buchholz.de/pitcms/ ... e_8_10_3_2
Dateianhänge
Ob dies der richtige Weg ist will ich nicht beurteilen, das Ziel finde ich jedoch richtig.
Ob dies der richtige Weg ist will ich nicht beurteilen, das Ziel finde ich jedoch richtig.
schindeln500.jpg (81.36 KiB) 2311 mal betrachtet
alterbergbau.de

Beitrag von alterbergbau.de »

wäre eine Dachbeschichtung nicht denkmal gerecht?
Matthias

Beitrag von Matthias »

Glück auf!

Also wenn der Hammer schon immer mit Holz gedeckt war, dann finde ich, sollte er auch wieder mit Holz gedeckt werden. Der Hammer ist ein Stück Geschichte und wir sind es doch unseren Vorfahren schuldig, dass wir deren Nachlass ehren und erhalten. Dem Hammer nur wegen - angeblicher - finanziellen Gründen ein Blech- oder Schieferdach zu verpassen würde doch das historische Gesamtkonzept verändern. Ein fachgerechtes Schindeldach ist genauso gut und dicht, wie etwa ein Blech- oder Schieferdach. Auch bei Blech- und Schieferdächer können Fehler gemacht werden. Der billigste Dachdecker ist halt nicht immer auch der beste Dachdecker.

Fahrt glücklich

Matthias
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julia
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Beitrag von julia »

Der Frohnauer Hammer hat auch im Bezug zur Pflege technischer Kulturdenkmäler eine interessante Geschichte.
Vor dem ersten Weltkrieg begann man sich langsam für historisch technische Artefakte zu begeistern. Dabei gab es holzschnittartig gesehen zwei konträre Hauptströme: Die Heimatschutzverbände und die Gruppe um den VDI. Die Heimatschutzbewegung war ihrer Natur gemäß sehr für die Erhaltung ländlich - regionaler Baustile und gegen die "Verschandelung der Landschaft". Der VDI hatte eine durchaus komplexere Sicht der Dinge, setzte den Fokus aber verstärkt auf die reine Technikgeschichte, was oft in "Schräubchenkunde" oder "Pufferküsserei" ausartete. Federführend war hierbei Conrad Matschoß und Oskar von Miller. Letzterer war der Gründer des Deutschen Museums (Gründung 1906, Eröffnung 1925/26). Dieser Miller war nun von den Frohnauer Hammer so angetan, dass er ihn um 1908 gerne nach München in sein Museum translozieren wollte. Das zänkische Bergvolk des Erzgebirges rebellierte allerdings und gründete den Hammerbund. Dieser Bund stand natürlich der Heimatschutzbewegung sehr nahe. Das Ende vom Lied war, der Hammer steht noch immer an seinen angestammten Platz und wurde zum ersten technischen Denkmal Deutschlands erklärt. Der Landesverein Sächsischer Heimatschutz wurde der Betreiber. Zu DDR Zeiten hatte der Hammer eine Besucherzahl von jährlich 180.000.
Heute sind es ca. 70.000. Am Telefon sagte man mir die Aktion Holzschindeln würde gut ausgehen und man könnte wahrscheinlich nächstes Jahr mit dem Bau beginnen. Allerdings benötigen sie dennoch die Hilfe der freundlichen Spender.
Und wenn er nicht zusammenbricht, dann lockt er die Touris auch noch morgen. ENDE
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