In den Lehrbüchern Bergbautechnologie und Wissensspeicher Bergbau (beide von Roschlau und Heintze, herausgegeben von der SDAG Wismut und Lehrbuch für die Ausbildung im gesamten Kali- und Erzbergbau der ehem. DDR) ist der Begriff Blindschacht folgendermaßen definiert: „nicht zu Tage ausgehender Schacht“.
Nun dürfte diese Definition auch in der Bezeichnung von Schächten in den meissten deutschen Bergwerken auch so seine Anwendung gefunden haben, aber einige fallen halt immer aus der Rolle
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Und ein solcher Querulant ausgerechnet bei zwei (oder einem?) der modernsten Erzbergwerke der ehem. DDR
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In der ehem. Schwerspatgrube Brunndöbra gab es zwei Blindschächte:
Der Blindschacht I wurde mit vollem Schachtprofil bis zur Rasenkante hochgebrochen, die Förder-Hängebank wurde allerdings erst auf der darunter liegenden Sohle eingebaut.
Der Blindschacht II wiederum wurde auf einem bereits bestehenden „Wismut“-Schurfschacht hochgebrochen die Hängebank befand sich ebenfalls erst auf der ersten Sohle.
Soweit so gut: beide Schächte führen zwar nach übertage, aber die Förderung läuft blind.
Aber nun kommts: Ein alter Wismut-Hauptschacht wurde in dieser Grube Fördermässig ebenfalls nur als Blindschacht betrieben, ging aber nach wie vor als Hauptschacht durch
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Nun könnte man ja durchaus meinen: „ das war ja früher mal ein Tagschacht und drum issers auch noch heute“
Aber der Betrieb setzte ja noch einen drauf
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In der vogtländischen Nachbargrube (Flusspatgrube Schönbrunn) teufte man einen zweiten Förderschacht, den Zentralschacht. Jener hat einen Förderturm, eine Rasenbank usw., allerdings die Hängebank befindet sich untertage und es wurde aus einem kurzem Stolln herausgefördert. Ergo wäre das nach der Philosophie meines ehem. Arbeitgebers nun wirklich ein Blindschacht gewesen.
Nun rätsel ich schon seit Jahren wann ein Blindschacht ein Blindschacht ist und wann ein Tagschacht ein Tagschacht ist, was meint Ihr dazu?