I
Als noch dichter Wald den Schneeberg bedeckte, schürfte hier auf der Suche nach „gutem Eisenstein“ ein Schlemaer Hammerarbeiter. Doch er wurde mit all seinem Hacken und Graben nicht fündig.
Für einen Bergmann muss er reichlich unerfahren gewesen sein, denn an den Orten, wo er nach Eisen suchte, sollten bald die reiche St. Georg Zeche und die alte und neue Fundgrube zur Blüte kommen und ihren Besitzern, ganz besonders aber den Landesherren, zu ungeheuren Reichtum verhelfen.
Einem Zwickauer Bürger nämlich, der mit einem „Würzladen“ durch die Lande zog, fiel an einer solchen verlassenen Schürfstelle auf, dass sich der Dammerde eine „schöne Gilb und Bräun“ befand.
Deshalb stellte er zwei Arbeiter an, die für ihn weitergruben. Alle vier Wochen erhielten sie von ihm Lohn. Er selbst aber zog inzwischen weiter mit seinem Kram herum.
Die Arbeiter fanden bald eine „gäßkötige“ Bergart (grünlich, von Farbe des Gänsekotes). Proben davon übergaben sie am Lohntag ihrem Herrn, der sie von einem Zwickauer Goldschmied untersuchen ließ.
Der Silbergehalt dieses Erzes war so hoch, dass der Goldschmied versprach „so er dieses Dinges mehr hätte, wollte er ihm schöne silberne Becher daraus machen“.
Dem Zwickauer Würzkrämer fiel es nach dieser Entdeckung nicht schwer, reiche Bürger als Gewerke zu gewinnen. Sie stellten weitere Bergleute an und ließen den Gang ausbauen. Das Erz wurde bald so mächtig, dass sie das Silber nicht mehr vermünzen konnten, sondern es am Lohntag kuchenweise oder als ganze Blöcke austeilen mussten.
Hütten entstanden neben den Zechen. Das Holz dafür konnte gleich an Ort und Stelle geschlagen werden, und dass es reichlich vorhanden war, beweist der Bericht von Petrus Albinus, dass dein „lieber Vater seliger in einem solchen Haus gewohnet, dessen Stubenholz auf demselben Ort gewachsen war“.
II
Nach anderen Erzählungen, soll ein Pferd das erste Silbererz des St. Georg-Stollens freigelegt haben.
Auf dem waldreichen Schneeberg befand sich zu Beginn des 15. Jahrhunderts eine Försterei. Kamen die Mühlenbesitzer aus Grießbach und die Schlemaer Hüttenarbeiter auf ihren Pferden hierher, um sich Bau- oder Feuerholz anweisen zu lassen, banden sie ihre Pferde für die Zeit der Preisverhandlung an einem Baum fest.
Ein besonders ungeduldiges Reittier scharrte dabei so stark, dass es eine „Gilbe in der Thamme Erde“, also Erz von der Farbe gilbender Blätter, freilegte.
Eine Weile achtete niemand darauf, schließlich aber schlug ein Schlemaer Hüttenarbeiter hier sein Hause ein, weil er es „für ein Wahrzeichen guten Eisensteines“ hielt und stieß dabei auf reichhaltiges Silbererz.
Als Beweis für die Wahrheit der Geschichte wird ein am Zechenhaus aufgenietetes Hufeisen genannt.
Vielleicht sollte es wirklich an diese Begebenheit erinnern? Bergglück hat es auf jeden Fall gebracht, denn die St. Georg-Zeche lieferte reiche Ausbeute.
Quelle
Regina Römer
Burgen, Schätze, Spukgestalten
Das große Sagen- und Geschichtsbuch der Zwickauer Mulde
Die Entdeckung des Schneeberger Silbers
- Falk Meyer
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Die Entdeckung des Schneeberger Silbers
Mein Erzgebirge,
hoch über dunklen Schächten lauscht deiner Halden wilde Einsamkeit.
Still raunen sie von guten Himmelsmächten,
von Berggeschrei aus längst vergangener Zeit.
Edwin Bauersachs
http://www.imkerei-meyer.com
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Eine andere Fassung:
Ein Zwickauer und die Gründung der Stadt Schneeberg
Sebastian Romner schwieg und schaute an dem Hauptmann vorbei. Innerlich verfluchte er sich selbst. Warum mußte er auch davon anfangen? Berauscht wie er war, hatte Romner von dem Schatz gesprochen, nicht weit von seiner Heimat Zwickau wäre er, und so gewaltig, daß er die ganze Stadt würde reich machen. Von da an war das Verhör für Hauptmann Martin Römer erst recht interessant geworden. Ein solcher Schatz?! Diese Stelle müsse er doch offenbaren! Doch Sebastian Romner schwieg noch immer.
Er sah vor sich, wie er aus Jirkov in Böhmen kommend, am Wald umherirrte. Dichtes Gestrüpp, Unwegsamkeit und früher Nebel ließen ihn nahezu verzweifeln, bis er endlich einen sehr schmalen, aber hartgetretenen Pfad entdeckte. Der führte ihn schließlich zu einem Zechenhaus. Und Sebastian Romner, froh, in dieser Wildnis endlich auf menschliche Spuren gestoßen zu sein, hatte hart gegen die Fahrten geschlagen. Der Steiger, der daraufhin erschien, sah sich genarrt, weil er annahm, einer der Gewerke stehe oben. Schließlich kam er mit dem Fremden ins Gespräch, der die Speisen aus dem Karniersack mit ihm teilte und interessiert nach dem Bergwerk fragte. Schlecht. Sehr schlecht stehe es. Ein neuer Gang. Der mache das Eisen über die Maßen flüssig. Es lasse sich nichts mehr daraus schmieden. Gar nichts.
Er, Sebastian Romner, hatte sich einiges Eisenstein mitgenommen. Und er hatte versprochen, dieses bei Handelsfreunden prüfen und dem Steiger Bescheid zukommen zu lassen. Auch anderswo hörte er ähnliche Klagen: Dieses Eisenstein, zu nichts mehr tauglich, verdammt sei es!
In Nürnberg aber, und in Steyer, wo er die Stücke wirklich hatte prüfen lassen, erfuhr er, daß es reichlich Silber enthielt. Im Steyerschen wollte man ihn gar dabehalten, solange, bis er die Stätte dieses kostbaren Eisens preisgegeben habe. Und nur durch eine List war es ihm gelungen, von dort wieder fortzukommen.
So wurde der Reichtum der mittlerweile auflässigen Zeche auf dem Schneeberg bekannt. Viele, vor allem Zwickauer Bürger waren es nun, die sich zu Gewerkschaften verbanden. Am Tage Dorothea 1471 erschrotete man die reichen Erzmittel, welche die Grundlage für den folgenden umfangreichen Bergbau begründeten. Zunächst wurden die Erze auf dem Anger vor Zwickau verschmolzen, alsbald machten sich jedoch auf dem Schneeberg Schmelzhütten, Wäschen notwendig, Kohlenhäuser und Berghütten. Dem folgte 1479 die Gründung der Stadt, welche nach dem Berg benannt wurde.
Quelle: Wie die Stadt Schneeberg entstand, in: Die silberne Rose, Greifenverlag zu Rudolstadt, 1976, herausgegeb. von M. Blechschmidt
Für den Pulsschlag bearbeitet und nacherzählt von Eva Leichsenring
Ein Zwickauer und die Gründung der Stadt Schneeberg
Sebastian Romner schwieg und schaute an dem Hauptmann vorbei. Innerlich verfluchte er sich selbst. Warum mußte er auch davon anfangen? Berauscht wie er war, hatte Romner von dem Schatz gesprochen, nicht weit von seiner Heimat Zwickau wäre er, und so gewaltig, daß er die ganze Stadt würde reich machen. Von da an war das Verhör für Hauptmann Martin Römer erst recht interessant geworden. Ein solcher Schatz?! Diese Stelle müsse er doch offenbaren! Doch Sebastian Romner schwieg noch immer.
Er sah vor sich, wie er aus Jirkov in Böhmen kommend, am Wald umherirrte. Dichtes Gestrüpp, Unwegsamkeit und früher Nebel ließen ihn nahezu verzweifeln, bis er endlich einen sehr schmalen, aber hartgetretenen Pfad entdeckte. Der führte ihn schließlich zu einem Zechenhaus. Und Sebastian Romner, froh, in dieser Wildnis endlich auf menschliche Spuren gestoßen zu sein, hatte hart gegen die Fahrten geschlagen. Der Steiger, der daraufhin erschien, sah sich genarrt, weil er annahm, einer der Gewerke stehe oben. Schließlich kam er mit dem Fremden ins Gespräch, der die Speisen aus dem Karniersack mit ihm teilte und interessiert nach dem Bergwerk fragte. Schlecht. Sehr schlecht stehe es. Ein neuer Gang. Der mache das Eisen über die Maßen flüssig. Es lasse sich nichts mehr daraus schmieden. Gar nichts.
Er, Sebastian Romner, hatte sich einiges Eisenstein mitgenommen. Und er hatte versprochen, dieses bei Handelsfreunden prüfen und dem Steiger Bescheid zukommen zu lassen. Auch anderswo hörte er ähnliche Klagen: Dieses Eisenstein, zu nichts mehr tauglich, verdammt sei es!
In Nürnberg aber, und in Steyer, wo er die Stücke wirklich hatte prüfen lassen, erfuhr er, daß es reichlich Silber enthielt. Im Steyerschen wollte man ihn gar dabehalten, solange, bis er die Stätte dieses kostbaren Eisens preisgegeben habe. Und nur durch eine List war es ihm gelungen, von dort wieder fortzukommen.
So wurde der Reichtum der mittlerweile auflässigen Zeche auf dem Schneeberg bekannt. Viele, vor allem Zwickauer Bürger waren es nun, die sich zu Gewerkschaften verbanden. Am Tage Dorothea 1471 erschrotete man die reichen Erzmittel, welche die Grundlage für den folgenden umfangreichen Bergbau begründeten. Zunächst wurden die Erze auf dem Anger vor Zwickau verschmolzen, alsbald machten sich jedoch auf dem Schneeberg Schmelzhütten, Wäschen notwendig, Kohlenhäuser und Berghütten. Dem folgte 1479 die Gründung der Stadt, welche nach dem Berg benannt wurde.
Quelle: Wie die Stadt Schneeberg entstand, in: Die silberne Rose, Greifenverlag zu Rudolstadt, 1976, herausgegeb. von M. Blechschmidt
Für den Pulsschlag bearbeitet und nacherzählt von Eva Leichsenring