Kohlebarone noch immer im Geschäft?

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kapl
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Beitrag von kapl »

Kohlebarone noch immer im Geschäft?
Bergbau zahlt Pacht

NRZ

Wohin fließen die Subventions-Milliarden für den Bergbau? In die Region, antworten Vertreter der Schachtanlagen. So kauft der Bergbau alleine in Duisburg jährlich für rund 28 Millionen Euro Waren und Dienstleistungen ein. In Kamp-Lintfort sind es 17 Millionen, nicht viel weniger in Moers und in Oberhausen.

Doch andere Zahlen sind weit schwieriger zu bekommen. Etwa die, die der Bergbau pro Tonne für die so genannte Berechtsame zahlt. Darunter versteht man das Eigentumsrecht an Rohstoffen, in diesem Fall also an der Steinkohle. Der Ruhrkohle AG (RAG) oder deren Tochter, der Deutschen Steinkohle (DSK) , gehören nämlich bei weitem nicht alle Kohlefelder. 53 sind etwa im Eigentum der Düsseldorfer Thyssen Vermögensverwaltung. Weitere Berechtsamen in Dinslaken, Voerde, Löhnen, Spellen, Mehrum und Friedrichsfeld gehören unter anderem der Gewerkschaft Hiesfeld XIX GmbH in Düsseldorf sowie einer Amstelveener Vermögensverwaltungsgesellschaft mit NamenBV Francesca, die unter dem in den Berg-Grundbüchern eingetragenen Namen merkwürdigerweise keinen Eintrag im Telefonbuch hat.

Die RAG zahlt an diese Vermögensverwaltungen pro geförderter Tonne Steinkohle 15 Euro oder mehr, behauptet Horst Hilgenpahl (70) aus Dinslaken. Der ehemalige Thyssen-Techniker führt einen erbitterten Kampf gegen die Buddelei unter Tage. Den Betrag für die Pachtzahlungen habe ihm ein ranghoher Bergbaumitarbeiter genannt.

Tatsächlich zahlt die DSK jedes Jahr Millionen für die Abbaurechte, die zu Beginn des vorigen Jahrhunderts überwiegend in den Besitz der Kohle- und Stahlbarone gingen. So gehörten die Schachtanlage Walsum ebenso wie die Vulkan Werft oder die Thyssen-Gas Hamborn der Familie Thyssen-Bornemisza. Als Walsum 1969 an die Ruhrkohle AG verkauft wurde, blieb das Förderrecht an den noch nicht erschlossenen Kohlefeldern bei den Alt-Eigentümern.

Diese Förderrenten erscheinen nicht in den veröffentlichten Bilanzen, sagt Hilgenpahl. Das kommt ihm verdächtig vor: Während das Subventionskarussell so einer Vermögensverwaltung eine private Wertschöpfung über Jahre sichert, erhalten andere Grundstücksbesitzer keine Entschädigung für die Entnahme von Bodenschätzen.

Gut möglich allerdings, dass einige Abbaurechte in Zukunft nichts mehr abwerfen werden. Mindestens eine der beiden Zechen am rechten Niederrhein dürfte die
nächste Runde nicht überstehen.
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