Hightech-Streb zeigt die Arbeit der Bergleute
WAZ Bochum
J. Boebers-Süßmann
Was vor drei Jahren auf Zeche Hugo in Buer nicht geklappt hat, wurde nun im Deutschen Bergbaumuseum Wirklichkeit: das Besucherbergwerk Ruhrgebiet.
"Einzigartig!" - Mit dieser Vokabel beschreibt das Deutsche Bergbaumuseum seine allerneueste Errungenschaft: In 20 Metern Tiefe ist, direkt unter dem Haupteingang des Museums, ein Streb aufgefahren worden, der den aktuellen Stand der Abbau-Technik unter Tage präsentiert. Die Bergleute des Museums haben ihn eingerichtet. 2500 Kubikmeter Hohlräume wurden geschaffen, 2500 Kubikmeter Gestein gelöst und nach über Tage abgefördert. 100 Meter Strecke (Tunnel) wurden freigelegt, 27 Ausbauschilde (Stützen) mit je 13 Tonnen Eigengewicht eingebaut. Dazu wurden 50 Meter Förderband verlegt, insgesamt 5000 Tonnen Stahl verbaut. Zehn Jahre hat es gedauert, bis der Super-Streb fertig war.
Dutzende von Museums-Mitarbeitern haben hunderte von Arbeitsstunden geleistet; meist spätnachmittags oder in Nachtschicht, denn die Streb-Einrichtung durfte den Publikumsverkehr nicht stören. Der Transport der tonnenschweren Einbauten, das "Auffahren" des Stollens durch den Mergel, die Kontrolle des Grundwassers - alles ging sozusagen "stickum" über die Bühne, um den laufenden Betrieb nicht zu beeinträchtigen. 400 000 Besucher begrüßt das Bergbaumuseum im Jahr.
Die Ausrüstung stammt aus Alt-Beständen der Deutschen Steinkohle AG. "Die Geräte waren zum Teil in einem maroden Zustand", schildert Andreas Leiendecker, Leiter des Grubenbetriebes. "Wir mussten alles aufarbeiten, neu zusammensetzen, streichen." Gleichwohl gilt ihm die Ausrüstung als Höhepunkt deutscher Bergtechnik - und nicht nur sie: auf 4 bis 6 Millionen Euro in zehn Jahren taxiert Leiendecker die Kosten für den neuen Einbau. Ungefähr.
Die Besucher des Bergbaumuseums können nun in dem schon länger bestehenden unterirdischen Anschauungs-Stollen nicht nur die Bergbautechnik der Vergangenheit mit Holzausbau, Grubenpferden und Pickhämmern erleben, sondern eben auch die Hightech-Kohlegewinnung mit Walzenschrämmlader und schreitendem Schildausbau, so, wie sie heute auf den Bergwerken im Einsatz ist.
Für die Besucher öffnet sich die spannende Unter-Tage-Welt erstmals am Donnerstag, 24. April.
Infos im Internet unter: http://www.bergbaumuseum.de