Franziska Neumanns Studie untersucht Formalisierungsprozesse und die Ausbildung formaler Organisationen in frühneuzeitlichen Verwaltungen. Am Beispiel der sächsischen Bergverwaltung im 16. Jahrhundert zeigt sie, dass Formalisierung nicht nur verwaltungsintern, sondern auch mit Bezug auf Verwaltungsumwelten interpretiert werden muss: Die Bergverwaltung war in hohem Maße von auswärtigen Investoren abhängig. Mitgliedschaftsregeln, formale Regeln, Routinen, Verfahren, vor allem aber die Selbstdarstellung als formale Organisation dienten auch dazu, unter den Bedingungen von Abwesenheit Vertrauen herzustellen. Statt also Formalisierung mit Rationalität und Effizienzsteigerung gleichzusetzen, lädt die Studie dazu ein, genauer nach Formen und Funktionen von Formalisierungsprozessen zu fragen.
Hat das schon mal jemand gelesen? Die abstrahierten prozeduralen Prozesse der Verwaltung dürften unsereins weniger interessieren, mehr die anhand von Quellen geschilderten Beispiele auf regionaler oder lokaler Ebene.
Neumann (2021): Die Ordnung des Berges. Böhlau Verlag
- sehmataler
- Foren-Profi
- Beiträge: 465
- Registriert: Do. 18. Mai 06 16:42
- Wohnort: Sehma
Neumann (2021): Die Ordnung des Berges. Böhlau Verlag
Nec scire fas est omnia
Re: Neumann (2021): Die Ordnung des Berges. Böhlau Verlag
Nein gelesen nicht. Eins kann ich aber jetzt schon sagen. Die Bergverwaltung war in hohem Maße von auswärtigen Investoren abhängig Das ist falsch. Es herrschten schon die Anfänge des Direktionsprinzips. Die ausländischen Investoren, also die Gewerken, hatten kaum noch ein Mitspracherecht. Das erkennt man an jeder Bergordnung aus der Zeit.
ich bi noch aaner ven altn Schlog, on bleib aa, wi ich bi.
Re: Neumann (2021): Die Ordnung des Berges. Böhlau Verlag
Entschuldigung. Ja, mir liegt die Schrift vor. Ich will mich darüber hier nicht weiter auslassen. Ich habe der Frau Professor am 30. November geschrieben.
Mir wurde im Oktober ihre Dissertation zu einer Bewertung vorgelegt. Da ich mich seit 35 Jahren mit dem Bergbau in Sachsen befasse, Spezialgebiet Schneeberg und Bergrecht, maße ich mir an meine Meinung zu der Dissertation zu äußern. Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten und hoffe Sie verzeihen mir mein Schreiben. Es ist natürlich schwer die Entwicklung der sächsischen Bergverwaltung, ohne fundiertes Wissen über den Bergbau, aufzuzeigen. Hier währe Prof. Schirmer hilfreich gewesen. Im Anhang habe ich einige Punkte benannt, die mir aufgefallen sind. Ich habe die Dissertation nicht komplett studiert. Aufgrund der vielen Fehler, Ungereimtheiten und falschen Darstellungen habe ich es dabei belassen nur ein paar Themen herauszugreifen. Ich habe zu meinen Anmerkungen auch keine Quellenangaben gemacht. Bei Interesse ihrerseits hole ich das gern nach.
Den an sie geschickten Anhang lasse ich hier weg.
Mir wurde im Oktober ihre Dissertation zu einer Bewertung vorgelegt. Da ich mich seit 35 Jahren mit dem Bergbau in Sachsen befasse, Spezialgebiet Schneeberg und Bergrecht, maße ich mir an meine Meinung zu der Dissertation zu äußern. Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten und hoffe Sie verzeihen mir mein Schreiben. Es ist natürlich schwer die Entwicklung der sächsischen Bergverwaltung, ohne fundiertes Wissen über den Bergbau, aufzuzeigen. Hier währe Prof. Schirmer hilfreich gewesen. Im Anhang habe ich einige Punkte benannt, die mir aufgefallen sind. Ich habe die Dissertation nicht komplett studiert. Aufgrund der vielen Fehler, Ungereimtheiten und falschen Darstellungen habe ich es dabei belassen nur ein paar Themen herauszugreifen. Ich habe zu meinen Anmerkungen auch keine Quellenangaben gemacht. Bei Interesse ihrerseits hole ich das gern nach.
Den an sie geschickten Anhang lasse ich hier weg.
ich bi noch aaner ven altn Schlog, on bleib aa, wi ich bi.
- sehmataler
- Foren-Profi
- Beiträge: 465
- Registriert: Do. 18. Mai 06 16:42
- Wohnort: Sehma
Re: Neumann (2021): Die Ordnung des Berges. Böhlau Verlag
Nun, ich habe mal reingelesen. Bergbaulich relevante regionale oder lokale Sachverhalte werden nicht genannt. Bezüglich der Formalisierung der Bergverwaltung ist mir ein formaler Fehler aufgefallen.
Seite 164: "Ein besonders herausragendes Beispiel für den Großgewerken als Bergbeamten ist
der Buchholzer Bergmeister (Bergvogt genannt) Matthes Busch."
LAUBE (1975) differenziert zwischen den verschiedenen Hierarchieebenen Bergvogt und Bergmeister eindeutig und nennt auch konkret Buchholz am Beispiel. Scheint nicht gelesen worden zu sein. Buchholz ist eben zu unbedeutend für so eine Dissertation. Ebenso die berühmte "Himmlisch Heer Fundgrube in Schneeberg[!]" (S. 15, 318). Da geht man ein bisschen zu flapsig mit nicht gerade unwichtigen Fakten um.
Seite 164: "Ein besonders herausragendes Beispiel für den Großgewerken als Bergbeamten ist
der Buchholzer Bergmeister (Bergvogt genannt) Matthes Busch."
LAUBE (1975) differenziert zwischen den verschiedenen Hierarchieebenen Bergvogt und Bergmeister eindeutig und nennt auch konkret Buchholz am Beispiel. Scheint nicht gelesen worden zu sein. Buchholz ist eben zu unbedeutend für so eine Dissertation. Ebenso die berühmte "Himmlisch Heer Fundgrube in Schneeberg[!]" (S. 15, 318). Da geht man ein bisschen zu flapsig mit nicht gerade unwichtigen Fakten um.
Nec scire fas est omnia
Re: Neumann (2021): Die Ordnung des Berges. Böhlau Verlag
Da warst du aber sehr vorsichtig. Das sind ja eher nebensächliche Sachen die du da genannt hast. Da werden Jahreszahlen genannt die in der dazu genannten Quelle nicht stehen, Ausbeutezahlen für Schneeberg, die es so nie gegeben hat, ebenso wenig gab es in Schneeberg eine Himmlisch Heer Fundgrube. Da werden als Eigentumsformen halbkapitalistisch (Gewerken) und Genossenschaften genannt. Es gab aber nur Eigenlehner und Gewerken.
Zuletzt geändert von Uran am Mo. 15. Dez 25 19:14, insgesamt 1-mal geändert.
ich bi noch aaner ven altn Schlog, on bleib aa, wi ich bi.
-
Mannl
- Foren-Profi
- Beiträge: 1623
- Registriert: Di. 05. Jul 11 12:35
- Name: M. Irmscher
- Wohnort: Burkhardtsdorf
Re: Neumann (2021): Die Ordnung des Berges. Böhlau Verlag
Wenn ich als Leihe danach suche, finde ich das
Aber "AUF dem Gleesberg BEI Schneeberg"
Somit dürfte Uran recht haben ...
40040 Fiskalische Risse zum Erzbergbau
Archivaliensignatur I7490
Datierung 1761
Objektdetails
Himmlisch Heer Fundgrube auf dem Gleesberg bei Schneeberg, Ortung am Tage nach der Seigertiefe
Kartentype: Grund- und Seigerriss
Personen/Institutionen: Möckel, Johann Gottfried
Maßstab: Lachter
Format: 44 x 59
Registratursignatur: 314
Aber "AUF dem Gleesberg BEI Schneeberg"
Somit dürfte Uran recht haben ...
40040 Fiskalische Risse zum Erzbergbau
Archivaliensignatur I7490
Datierung 1761
Objektdetails
Himmlisch Heer Fundgrube auf dem Gleesberg bei Schneeberg, Ortung am Tage nach der Seigertiefe
Kartentype: Grund- und Seigerriss
Personen/Institutionen: Möckel, Johann Gottfried
Maßstab: Lachter
Format: 44 x 59
Registratursignatur: 314
Ehre dem Bergmann, dem braven Mann !
Re: Neumann (2021): Die Ordnung des Berges. Böhlau Verlag
In der Dissertation geht es aber um den Zeitraum 1470-1600. Himmlisch Heer gab es zu dieser Zeit nicht und war später nur ein unbedeutendes Krützloch. Abgebaut wurde übrigens Eisenstein.
ich bi noch aaner ven altn Schlog, on bleib aa, wi ich bi.
-
Mannl
- Foren-Profi
- Beiträge: 1623
- Registriert: Di. 05. Jul 11 12:35
- Name: M. Irmscher
- Wohnort: Burkhardtsdorf
Re: Neumann (2021): Die Ordnung des Berges. Böhlau Verlag
Danke
Sollte doch eigentlich nicht so schwer sein
Sollte doch eigentlich nicht so schwer sein
Ehre dem Bergmann, dem braven Mann !
