Sollten die Spitzkegelhalden um Ronneburg abgetragen werden?

Alles was spezielle Orte behandelt, hier kann man sich kennenlernen, Fragen stellen und sich auch verabreden ... was immer!
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GeoBerg
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Beitrag von GeoBerg »

Der Vollständigkeit halber noch eine kleine Abstimmungsmöglichkeit für diejenigen, die sich kurz fassen möchten und trotzdem einen Standpunkt haben.

Danke und Glück auf,

Lutz.
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GeoBerg
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Beitrag von GeoBerg »

Wer hat denn da mit "Ja" gestimmt?
Bitte melden und an Diskussion im Thema "Sanierung der Spitzkegelhalden..." teilnehmen. Würde gern die Argumente lesen...

Glück auf,

Lutz
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Frank de Wit
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Beitrag von Frank de Wit »

neue diskussion:
mineralienatlas forum

hojje! Frank
GeoBerg
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Beitrag von GeoBerg »

Ich bin mit einer Exkursionsgruppe der TUBAF am 5. Juni dabei, wenn die erste Spitze fällt. Dass das ganze zu einer Feierlichkeit hochstilisiert wird, ist für mich eher unverständlich - da sollte Trauermusik spielen...

GA, Lutz.
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Nobi
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Beitrag von Nobi »

In der Zukunft ist die Gegenwart Vergangenheit.

In der Zukunft wird man beurteilen, ob die dann geschaffen Tatsachen sinnvoll oder notwendig waren.

Da ich am 5. Juni sicherlich nicht kommen kann, werde ich versuchen, mir das Ronneburger Revier bzw. das was noch davon übrig ist nochmal vorher anzuschauen. War vor 13 Jahren das letzte mal dort ...
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Beitrag von Nobi »

Ich habe gestern mal des „Ronneburger Revier“ besucht bzw. das, was jetzt noch davon übrig ist. Schließlich sollen die Wahrzeichen, die Spitzkegelhalden, in Kürze abgetragen werden. Hier mal ein kurzer Bericht für alle, die es interessiert:

1. Bergbaubetrieb Drosen
Als erstes stand mein ehemaliger Schacht auf dem Programm, sozusagen als „emotionaler Höhepunkt“. Schon von der Ferne aus war das Fördergerüst den Schachtes 403 zu sehen und so führ ich voller Hoffnung durch Löbichau. Leider war es gar nicht so einfach, die Zufahrt zum Schacht zu finden, doch über Umwege habe ich es dann doch geschafft.
Es hatte sich viel verändert, denn seit 1990 war ich nicht mehr dort gewesen. Es war alles „renaturiert“ und sogar die Halde war verschwunden (hat man nach Beerwalde gebracht). Am Fördergerüst befand sich neben einem Bohrwagen, einem gleisgebundenen Überkopflader, einem Materialketscher auch zwei Hinweistafeln. Auf der einen der beiden Tafeln wurde die kurze Geschichte des BB Drosen erzählt. Trotz der Luftbildaufnahme gelang es mir nicht eindeutig zu bestimmen, wo mal was außer dem Schacht 415 von den Schachtanlagen gestanden hat. Wohl deshalb ist der ganz große Herzschmerz ausgeblieben.

2. Bergbaubetrieb Beerwalde
Naja, das kann man im „Vorbeifahren“ abhandeln. Mehr als die vereinigten Halden von Beerwalde und Drosen gibt es da nicht zu sehen.

3. Ronneburg
In Ronneburg haben wir das Museum des Berbautraditionsvereins besucht. Jetzt begann ich langsam zu begreifen als ich ein Video anschaute, das die Sanierungsgesellschaft der WISMUT mit dem Ziel angetreten war, bis zum Jahr 2015 alle Hinterlassenschaften/Spuren des Bergbaus zu beseitigen. Der obere Teil des Museums handelte fast ausschließlich von der „sanierten Bergbaufolgelandschaft“. Im unteren Bereich hatte der Berbautraditionsverein versucht, typische untertägige Bereiche des Ronneburger Bergbaus nachzubilden. Ich muss sagen, dass es ganz gut gelungen ist und sogar der typische Geruch nach Grubenholz, Oel und Gummi war vorhanden. Wenn es noch ein wenig nach Schießgasen gerochen hätte, dann wäre es perfekt gewesen.

4. Materialschacht 407
Dieser Materialschacht 407 auf dem Weg von Ronneburg Richtung Reust ist der einzige, der nach Willen der WISMUT erhalten bleiben soll. Das Maschinenhaus und der Schacht ist zu besichtigen über den Bergbautraditionsverein. Leider war aber Feiertag und somit blieben nur ein paar Außenaufnahmen.

5. Die Halden
Den besten Blick auf die noch vorhandenen Halden hat man meiner Meinung nach vom Bismarckturm auf der „Reuster Höhe“. Man schaut genau auf die beiden Spitzkegelhalden des ehemaligen BB Reust. Dort soll dann am 05. Juni 2004 der Haldenabtrag mit einem Volksfest beginnen.

Leider kann man vom Turm aus die Paitzdorfer Halden nicht so gut aufnehmen und deshalb sind wir da auch noch einmal hingefahren.

6. Paitzdorf
Hier ist, wenn ich es Richtig mitbekommen habe, die „Zentrale“ der Sanierungsgesellschaft. Von den Schachtanlagen selber stehen vor allem noch die Verwaltungsgebäude. Hier kommen die Freunde der „sozialistischen Wandbilder“ auf ihre Kosten, denn der heldenhafte Einsatz der WISMUT-Bergleute wird überdimensional in bunten Farben dargestellt. Dieses Wandgemälde soll auch irgendwie auch erhalten bleiben oder eingelagert werden. Ich habe aber auch schon gehört, dass es verkauft wurde. Genaues konnte/wollte mir aber keiner sagen.

7. Die Menschen
Natürlich sind die Menschen einer Region ein guter Indikator für gewisse Entscheidungen und ich habe mir nicht nehmen lassen diese zu fragen, wie sie zur Beseitigung der Halden stehen.
In ALLEN Gesprächen habe ich gehört, dass man die Halden eigentlich gerne als Wahrzeichen behalten würde, aber komischerweise war KEINER gegen die Abtragung. Für die einen bedeutete das noch Arbeit auf mehrere Jahre und die anderen befürchteten, dass irgendwann, viele Jahre nach der WISMUT Sanierungsgesellschaft irgendwelche Maßnahmen mit den Halden auf die Stadt Ronneburg zukommen könnten, die diese finanziell nicht verkraften würde. Hätte die WISMUT die Halden erhalten wollen, so hätte sie deren Sicherheit lt. Aussage eines dort Beschäftigten auf 200 Jahre gewährleisten müssen. Den Schuh wollte die WISMUT sich aber sicherlich nicht anziehen.

Was mich gewundert hatte war das keiner verstehen konnte, warum ich mir das Ronneburger Revier und die Halden jetzt noch mal anschaue. Ich solle doch unbedingt zum „Tag der offenen Tür“ kommen, wenn Anfang Juni der Haldenabtrag beginnt. Schließlich würden da über 10.000 Menschen erwartet ...

8. Der Tagebau
Letzter Punkt der kleinen Rundreise war der Tagebau, indem die Halden mal teilweise verschwinden sollen. Naja, viel ist nicht mehr übrig von dem Loch, was mal die Ausmaße von 1600m x 900m hatte und immerhin eine Tiefe von 240m erreichte. Jetzt kommt eigentlich der lustigste Punkt: Aus dem Tagebau wird ein Berg bzw. eine Halde. Nun kann jeder seine Schlüsse daraus ziehen, wenn man Halden abträgt um Halden zu errichten...

9. Fazit
Ich habe immer noch gespaltenes Verhältnis zum Haldenabtrag. Ich kann einerseits die Menschen verstehen (Angst vor Folgekosten, Arbeit in der Region), andererseits wiederum kann ich sie überhaupt nicht verstehen (Wahrzeichen der Region, Geschichte). Was mich am meisten gestört hatte war aber, dass die WISMUT wirklich versucht, alle Spuren bis 2015 zu beseitigen.

Mein Tipp:
Schaut Euch das Revier noch mal an, solange es noch steht und für einige hier im Forum ist das ja mit einem Tagesausflug zu machen. Auch Abseits der Strecke gibt es viele nette Sehenswürdigkeiten und ganz reizvolle Natur.
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GeoBerg
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Beitrag von GeoBerg »

Hallo,

wie schon erwähnt, werde ich mit einer Gruppe der TUBAF am 5. Juni dort in und um Ronneburg rumschwirren - allerdings abseits des "Touristen"-Auflaufs. Wir kooperieren mit dem Bergbauverein...

Noch ein ganz anderer Aspekt, der gegen einen Haldenabtrag spricht, ist die Zerstörung einer ökologischen Nische. Die Halden wären (bis auf wenige Ausnahmen :) ) völlig ungestört über Jahre hinweg. Schon jetzt haben sich dort Arten angesiedelt, die es woanders kaum mehr oder selten gibt. Naja, bald nicht mehr...

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Nobi
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Beitrag von Nobi »

habe hier etwas gefunden:
Altlast WISMUT von Michael Beleites

habe nur mal kurz reingeschaut und es scheint eine recht gute abhandlung zu sein.
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Nightmare

Beitrag von Nightmare »

Gebt dem dummprasslichen Volk ein Fest und Spiele und dann wird es begeistert "Hurra!" schreien, zu allem was sich kranke Köpfe ausdenken und ausgedacht haben. Vor etwa 70 Jahren zum Beispiel.

Sch.. drauf!

Nightmare
GeoBerg
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Beitrag von GeoBerg »

Herr Beleites ist aber recht einseitig in seinen Veröffentlichungen und seinem Tun...

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Beitrag von Nobi »

[quote]Herr Beleites ist aber recht einseitig in seinen Veröffentlichungen und seinem Tun...
quote]

jeder hat das recht, sich eine eigene meinung zu bilden :)

meine meinung zu den halden steht fest: diese sollten bleiben :top:

für das volle studium der schriften des herrn beleites hat es aber zeitlich noch gereicht. das kommt aber noch in der nächsten woche (hoffe ich :cool: )
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GeoBerg
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Beitrag von GeoBerg »

Oje, oje...
Ich "durfte" mir gestern den Beginn des Haldenabtrags in Reust ansehen. Wie schnell das geht!
Hier ist mal ein Bild von gestern:

Bild

Traurig, traurig. Bis 2005 sollen die Reuster Halden verschwunden sein, bis 2007 auch die Paitzdorfer.
Gestern wurde die Spitze weggerissen und eine Plattform angelegt, damit die großen Caterpillars rauf können.

Mehr Bilder von gestern gibt es >> HIER

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Beitrag von Nobi »

hallo lutz,

die paitzdorfer halden stehen noch. es wurde mit den reuster halden begonnen. ist zwar genauso traurig, aber der ordnung halber muß man es sagen.
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Beitrag von GeoBerg »

Ups! Kleiner Verdreher, tschuldigung!
Wird korrigiert ;-)

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Beitrag von Nobi »

Herr Beleites ist aber recht einseitig in seinen Veröffentlichungen und seinem Tun...

HIER können wir sicherlich etwas mehr über den autor der studie erfahren
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Privatbefahrer (†)
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Beitrag von Privatbefahrer (†) »

Hier ein Bild von heute (habe noch mehr).
In Ronneburg geht es ordentlich zur Sache: schwere Technik, eine breite Trasse etc. wie von der Wismut gewohnt.
GA Ralph
Wer noch nicht im Berg war, dem fehlt ein Stück vom Leben.
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Privatbefahrer (†)
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Beitrag von Privatbefahrer (†) »

Bild
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Beitrag von Nobi »

ich habe letztens mal irgendwo gelesen, dass die sanierung der halden ca. 130 millionen euro gekostet hätte und somit viel zu teuer geworden wäre.
kennt jemand zufällig die geplanten gesamtkosten für die laufende aktion? mich würde mal interessieren, welche differenz sich daraus ergibt.
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Beitrag von Conny3 »

Weitere informationen auch im folgenden Forum:

http://www.mineralienatlas.de/forum/ind ... opic=778.0


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Beitrag von Nobi »

altes thema - neue nachrichten:

Haldenabtrag geht in die "heiße Phase"

Bild

Ab Montag wird Material von den Reuster Kegeln in das Tagebaurestloch transportiert Von OTZ-Redakteur Frank Kalla Ronneburg. Wie kleine Vulkane ragen sie in der Landschaft in die Höhe: die Spitzkegelhalden von Paitzdorf und Reust bei Ronneburg. Schon in ein paar Monaten wird sich die ehemalige Bergbau-Landschaft aber grundlegend verändert haben: Ab kommenden Montag geht der Haldenabtrag bei der Wismut GmbH in die "heiße Phase".

Vorerst mit sechs Muldenkippern, die jeweils ein Fassungsvermögen von 60 Tonnen haben, beginnt dann der Abtrag der beiden Reuster Spitzkegelhalden. 800 000 Tonnen Gestein will die Wismut bis Jahresende in das Tagebaurestloch Lichtenberg transportieren, die übrigen 5,5 Millionen Tonnen sollen dann im kommenden Jahr abgefahren werden, kündigte gestern Günter Ackermann, Projektleiter Haldenabtrag und Tagebauverfüllung, in Ronneburg an.

Parallel dazu laufen die Vorbereitungen für den weiteren Trassenbau in Richtung der Paitzdorfer Spitzkegelhalden. Der Trassenbau sei sehr aufwändig, sagt Dieter Laubrich, Leiter der Wismut-Niederlassung Ronneburg. Unter anderem müsse man Mulden und Bulldozer auf Tiefladern von Lichtenberg nach Paitzdorf bringen. Die gewaltigen Maschinen könnten weder Straßen nutzen noch über freies Gelände fahren.

Die neue Trasse soll von Reust und Paitzdorf gleichzeitig mit Haldenmaterial geschüttet werden. "Die maximale Schütthöhe beträgt im Bereich des Zellenbaches bis zu acht Metern, die Fahrbahnbreite liegt bei 30 Metern", erklärt Ackermann. Rund ein Jahr benötige man, um die 5,5 Kilometer lange Fahrbahn fertig zu stellen. Dabei muss die Landesstraße von Ronneburg nach Werdau ab Ende 2005 für ein Jahr lang komplett gesperrt werden, weil die Transportbahn diese Straße kreuzt.

Damit das Gelände nicht mit kontaminierten Haldenmaterial oder Sickerwässern belastet wird, müsse man zudem aufwändige Wasserfassungsbauten errichten, erklärt Laubrich. Vor der Schüttung der Trasse werde der Mutterboden weggeschoben; verschweißte Spezialfolien in beidseitig der Trasse ausgehobenen Gräben sollen Oberflächenwässer auffangen und in die betriebseigene Wasseraufbereitung leiten. Zum Schutz des Zellenbaches werde man zudem eine neue Verrohrung bauen, die auch dem gewaltigen Druck standhalten müsse, der von einem beladenen Muldenkipper ausgehe.

Auch ohne Niederschlagswasser ist der Anfall von Wasser bei der Sanierung beträchtlich. Allein im Bereich der Absetzerhalde und im Tagebau sind vier Wasserwagen mit einer Nutzlast von jeweils 50 000 Litern zur Staubbekämpfung unterwegs. Auf 180 Kubikmeter Wasser beläuft sich der tägliche Bedarf. Bezogen wird das Nass aus der Weißen Elster, der Rest stammt aus Wasser-Auffangbecken. "Wir bereiten das Wasser wieder auf und nutzen es für die Staubbekämpfung", beschreibt Ackermann den betriebsinternen Wasserkreislauf.

Der Abtransport der Paitzdorfer Halden mit einem Gesamtvolumen von 8,2 Millionen Kubikmetern Gestein soll in nur zwölf Monaten bewerkstelligt werden. "Ende 2006 werden die Spitzkegelhalden von Ronneburg Geschichte sein", sagt Wismut-Pressesprecher Frank Wolf.

Noch aber stehen die Kegelhalden. Für Hobby-Fotografen bieten die Reuster Halden, deren Spitzen abgeschoben worden sind, ein reizvolles Motiv. Bedingt durch Gipsausblühungen erscheinen die Halden wie mit einer glitzernden Schneeschicht überzogen. "Durch die Trockenheit der letzten Tage kommt es verstärkt zu den Gipsausblühungen", erklärt Ackermann. Kapillarwasser, das sich im Material der Halde befinde, ziehe es - mit der Sogwirkung eines Kamines vergleichbar - nach oben. Dort blühe der Gips am Gestein aus. Die Halde selbst besteht aus im untertägigen Abbau aus dem Gebirge herausgesprengten Leder- und Kieselschiefer, Knotenkalk sowie Diabas.

Verlangsamt hat sich nach Einschätzung von Laubrich die Flutung. Sei man zu Beginn noch davon ausgegangen, dass das Grubengebäude im Ronneburger Revier in diesem Jahr voll Wasser gelaufen sei, so rechne man jetzt mit dem ersten Wasseraustritt im Gessental im Jahr 2006. Zwischen fünf bis zehn Zentimeter steigt das Wasser täglich in dem Grubengebäude an. Laubrich schätzt, dass von den rund 50 Millionen Kubikmetern Hohlraum noch 1,5 Millionen offen sind. "Der vorhandene Porenhohlraum im Gebirge kann nur schwer eingeschätzt werden", erklärte er die Verzögerung des Flutungsabschlusses.

Allerdings könne die Flutung wieder an Geschwindigkeit gewinnen. "Wir befinden uns jetzt im Bereich der ehemaligen 30-, 60- und 90-Meter-Sohlen. Hier wurden alle Grubenbaue einschließlich der Schachtröhren komplett verfüllt." Um auf Nummer sicher zu sehen, würden Erkundungsbohrungen durchgeführt. Dies beschränke sich aber auf das Gebiet, wo früher Scheibenbruchbau durchgeführt worden sei, so der Niederlassungsleiter. Außer Bruchmassenbereiche habe man keine neuen Hohlräume ausfindig machen können.

Unterdessen hat die Wismut das Wasser-Erfassungssystem im Gessental bereits fertig errichtet. Als Ergänzung plane man den Bau einer Flächendrainage sowie ein 290 Meter langes Drainagesystem an der nordwestlichen Seite des Tagebaues. "Ob wir das brauchen werden, ist aber noch unklar", so Laubrich. Abgeschlossen sind auch die Tests in der Wasseraufbereitungsanlage Ronneburg. Bis maximal 600 Kubikmeter kontaminierter Austrittswässer sollen hier einmal stündlich von Schadstoffen gereinigt und dann wieder in die Vorflut abgegeben werden.

09.08.2004

Quelle OTZ
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taubes_Gestein
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Beitrag von taubes_Gestein »

Wir können ja mal eine kleine Zusammenstellung machen in der alle noch existenten Spitzkegelhalden aufgelistet werden (diese Spezies stirbt aus):

1) Annaberg Buchholz - Halde vom Schacht 116
darkjedi
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Beitrag von darkjedi »

BildBergbau-Pyramiden werden abgetragen

Landschaft erhält neues Gesicht - Haldenmaterial füllt Ex-Tagebau

VON Arno Schütze, 29.08.04, 18:58h, aktualisiert 19:00h

Bild

Schwere Fahrzeuge der bundeseigenen Wismut GmbH im ehemaligen Uranerztagebau Lichtenberg bei Ronneburg, der seit mehreren Jahren im Zuge der Sanierung der ostthüringischen Bergbauregion mit Haldenmaterial verfüllt wird. Seit 13 Jahren werden die riesigen Geröllpyramiden zurückgebaut und in das Tagebauloch zurücktransportiert. Noch etwa zehn Jahre soll es dauern, bis die letzten Hinterlassenschaften beseitigt sind. (Foto: dpa)

Ronneburg/dpa. Die Pyramiden verschwinden. 15 Jahre nach dem Ende des Uranbergbaus in Thüringen und Sachsen tragen Bagger seit einigen Wochen die kegelförmigen, rund 100 Meter hohen Halden bei Ronneburg ab. Das Geröll bringen Kipper in das nahe gelegene Tagebauloch Lichtenberg. Mit den Halden verschwindet auch langsam die Erinnerung an einen Wirtschaftszweig, der Ostthüringen in den vergangenen 50 Jahren prägte wie kein zweiter.
Seit dem Beginn des Uranbergbaus unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete rund eine halbe Million Menschen bei der früheren Sowjetisch-Deutschen Aktiengesellschaft Wismut. "Es wäre sehr schade, wenn meine Enkel oder Urenkel nicht mehr wissen, was die Wismut war", sagt der ehemalige Wismut-Mitarbeiter Rolf Kebernik, der 37 Jahre für das Unternehmen arbeitete.

Viele Menschen in der Region wünschten sich den Erhalt der von Ferne sichtbaren Pyramiden, aber sie konnten nicht bleiben. "Das Gestein auf den Spitzkegelhalden enthält Uran und Schwermetalle, die vom Regen ausgewaschen werden können und ins Grundwasser gelangen können", erklärt der Lichtenberger Wismut-Projektleiter Tagebau-Verfüllung, Günter Ackermann. Damit der Schutt aus der über- und untertägigen Uranförderung die Gesundheit der Bevölkerung nicht auf Dauer gefährdet, sind seit der Wende bereits 100 Millionen Kubikmeter Haldenmaterial in dem Tagebauloch Lichtenberg verschwunden. "In drei Jahren wird aus dem einmal 240 Meter tiefen Loch ein kleiner Hügel geworden sein", sagt Ackermann.

"In drei Jahren wird aus dem einmal 240 Meter tiefen Loch ein kleiner Hügel geworden sein." Günter Ackermann Projektleiter Für insgesamt 6,2 Milliarden Euro erhält die Uranbergbau-Landschaft in Thüringen und Sachsen ein neues Gesicht, werden die Altlasten unschädlich gemacht. "Die Bergwerksanlagen unter Tage sind bereits zu 97 Prozent verfüllt", sagt Wismut-Geschäftsführer Manfred Hagen. An der Oberfläche hat der bundeseigene Sanierungsbetrieb mehr als vier Fünftel der Anlagen abgerissen, von den Halden sind bereits rund drei Viertel abgetragen.

"Das größte Problem sind nun noch die Absetzanlagen", sagt Hagen. In diese Schlämm-Teiche pumpte die Wismut die feinen Staubpartikel aus der Uran-Aufbereitung. Mit einer Art Docht aus Textil legt die Wismut diese Becken trocken und deckt sie anschließend mit Erde zu. Frühestens in etwa zehn Jahren werden diese Arbeiten beendet sein.

Weniger schnell als die Umweltschäden sind in der Region möglicherweise die gesundheitlichen Probleme vergessen, die der Uranbergbau mit sich brachte. Nach Angaben der Berufsgenossenschaft Bergbau erkrankten 25 000 ehemalige Wismut-Mitarbeiter an der so genannten Staublunge oder an Lungenkrebs, der zumeist durch das radioaktive Radon-Gas in den Stollen unter Tage ausgelöst wurde. Wissenschaftler rechnen mit weiteren Neuerkrankungen, da es oft Jahrzehnte dauert, bis radioaktive Teilchen im Körper eine Tumorbildung auslösen.

In mehreren tausend Fällen hat die Berufsgenossenschaft zudem die Krankheiten nicht als Berufsleiden anerkannt. Der ehemalige Wismut-Beschäftigte Michael Löffler und andere unzufriedene Betroffene haben sich im "Verein Atomopfer" zusammen geschlossen. "Wir wurden einfach fallen gelassen", klagt Löffler. "Jetzt erwägen wir eine Sammelklage."
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