Bolus - Rötelbergbau in Oberfranken / Oberpfalz

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Thomas_Krassmann
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Beitrag von Thomas_Krassmann »

Ich komme gerade von einem interessanten Wochenende im Raum Pegnitz / Oberfranken - Oberpfalz zurück, wo wir u.a. die Rötel / Bolusgruben um Troschenreuth angeschaut haben.

Rötel / Bolus ist ein sehr farbintensiver (Pigment : Hämatit) Ton, der seit mehr als 300 Jahren in und um Troschenreuth abgebaut wird, auch heute noch. Verwendung u.a. als Pigment in der Malerei und Keramik. Früher gab es auch ausgedehnten Untertageabbau darauf, der heute aber im wesentlichen (?) unzugänglich ist. Interessiert wäre ich an
Informationen zur Lagerstätte und zur Entstehung der Bolusvorkommen im Raum Pegnitz.

Danke und Glück Auf

Thomas

P.S. : Noch zwei ganz interessante Ergänzungen :

Bei dem Rötel / Bolusbergbau handelt es sich - neben Flintbergbau - um den ältesten der Welt, da Rötelbergbau bereits um 40.000 v. Christus in Südafrika nachweisbar ist - siehe hierzu meine "Altbergbau in Afrika" Publikation unter Publikationen

Während eine genauere Inspektion der Abbauwände des kleinen Bolus - Tagebaues bei Troschenreuth aufgrund widriger Witterungsverhältnisse (bodenloser Schlamm) leider steckenblieb, ermöglichten nämliche Verhältnisse eine andere interessante Beobachtung : Im Tiefsten des Tagebaues treten örtlich Gasaushauchungen (CO2 ?) auf, die eventuell interessante Aspekte zur bisher eher umstrittenen Bolus - Genese beitragen könnten.
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JWE
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Beitrag von JWE »

Auszug aus:

"Erläuterungen zur Geologischen Karte von Bayern, 1:25000, Blatt Nr. 6235 Pegnitz"
Von Bruno v. Freyberg, 1961

Der Rötelhorizont an sich ist ein sehr beständiger Leithorizont; aber nur in den Raum von Troschenreuth bis Gunzendorf nimmt der rote Bolus-Anteil eine solche Mächtigkeit und Güte aa, dass er gewinnungsfähig wird. Rote Tone sind am Ausgehenden bis in die Nordwestecke unseres Blattes (Pegnitz, Nr. 6235) bekant, aber jenseits der Pegnitz nur noch geringmächtig. Nach SE reichen sie weit über unser Blatt hinaus, sind aber schon in der Südost-Ecke nicht mehr in Abbau. Nach SW taucht das Lager unter den Malm. Wie der Verfasser (1951) zeigen konnte, entspricht ihm dort ein schokoladenbrauner Ton. Er stellt das unveränderte Sediment dar. Der rote Bolus ist das Produkt einer nachträglichen Umwandlung und Anscheinend im Anschluss an eine fossile (kretazische oder tertiäre) Landoberfläche entstanden. Zu dieser Umwandlung war der schokoladenbraune Ton geeigneter als andere tone. Er hat bereits primär einen Eisengehalt von 4-7%, in welcher Höhe er auch im Rötel festgestellt wurde. Eine Zufuhr des Eisens zur Rötelbildung ist also nicht anzunehmen; es wird nur in einem anderen Zustand übergeführt. Eisen ist aber (meist an der Untergrenze) in Gestalt der festen "Bolusplatte" konzentriert und gewandert; deren Mächtigkeit beträgt 0,02-0,20m, Einzelheiten über die Entstehung und eine Diskussion der früheren Auffassungen findet man in v. Freyberg (1951). Seine Verbreitung zeigen die Karten in v. Freyberg (1952).
Der Bolus wird seit Jahrhunderten abgebaut und wurde früher als "Nürnberger Rot" vertrieben. Schon Baier (1708) schildert die lebhafte Förderung, und Flurl (1792) erwähnt, dass er seit mehr als "anderthalbhundert Jahre" gegraben und in viele Länder geführt wird.
Damals betrug die Jahresproduktion 8000 Zentner. Vom Kitschenrain-Troschenreuther Gebiet reichen zahlreiche Pingen alter Schächte bis zur Pinzig-Kapelle. Besonders gute Qualität hatte er (bei 2,5m Mächtigkeit) bei Gunzendorf. Um Troschenreuth war der Abbau zuletzt am intensivsten. Hier ging man auch von den primitiven Schächten zu geregeltem Stollenbau über und legte ein Feldbahngleis zum Bahnhof Schnabelwaid. Die Mächtigkeit kann auf kurze Entfernung sehr stark schwanken, wie Stahl (1925) nachgewiesen hat. Bei Troschenreuth wurden bis 2,5m reiner Bolus festgestellt.
Nördlich Troschenreuth ist auch gegenwärtig der Abbau lebhaft. Nur hier wird noch abgebaut. An Schächten sind zwei in Betrieb; es war ausserdem 1,5Km nordöstlich vom Ort im Wald bis 1958 ein Tagebau angelegt, in welchem der rote Bolus 2,5m Mächtig ansteht in folgendem Profil (vom 20.04.1958):

---------- Disciteston -------------------------------------------------------------------
1,65m dunkelbrauner Ton, grau gefleckt.
In ihm sind bis 3m breite und 0,7m tiefe Kessel eingesenkt
voll sandigen Dogger-Beta-Schutts in Form von Brodelböden
0,05mgraues Tonband
0,10m brauner Ton
0,02mgraues Tonband
---------- Trennsand --------------------------------------------------------------------
0,77mmürber, brauner Sandstein, oben tonig
0,18m braunes, festes Sandstein-Bänkchen; dicht unter der
Obergrenze unregelmäßige limonitische Schwarte von 1cm.
---------- Troschenreuther Bolushorizont -----------------------------------------
0,05mTon, hellgraugrün entfärbt
0,35-0,80m ockerfarbiger Ton
2,50mBolus (gemessen unter 0,80m Ockerton; bei 0,35m
Ockerton ging der Aufschluss nicht tief genug zur Untergrenze)
Sohle des Tagebaus auf der harten Rötelplatte.

An Stelle des 1958 aufgelassenen Tagebaus wurde 1959 ein anderer 250m nördlich von Punkt 525 eröffnet.
Von den Schächten steht das eine südwestlich vom 1. Tagebau an der Waldecke, das andere 300m nördlich vom Ort in den „Buchäckern“. Seit 1955 sind sehr gute Absatzjahre. Die Förderung betrug 1957 = 6000t. Der Versand geht hauptsächlich nach der oberpfalz, dem Rheinland, nach Belgien, Luxemburg und der Schweiz. Das meiste geht roh fort für die keramische Industrie (Fußbodenplatten), nur ein kleiner Teil wird in Pegnitz und Hainbronn vermahlen zur Herstellung von Deckfarben.

Über die Beschaffenheit des Bolus liegen (außer den verschiedenen, nach wissenschaftlichen Problemstellungen ausgerichteten Analysen i v. Freyberg (1951) folgende Untersuchungsergebnisse vor, die mir von der Betriebsleitung mitgeteilt wurden:




Rationelle Analyse:

Tonsubstanz:50,96%
Quarz:35,84%
Orthoklas:10,75%
Albit: 2,45%


Chemische Analyse:

12
Staatl. Porzellan-Gäbler,
Manufaktur Berlin,Halle / S.,
Werk Selb, 19531921

SiO256,2257,21
Al2O321,6828,98
TiO21,20
Fe2O310,7511,56
CaOSpuren0,26
MgO0,750,95
K2O1,821,11
NA2O0,29
Glühverlust7,31
--------
100,02


Brennproben (von Gäbler, Halle / S., 1921)

rohFarbedunkelrotbraun
Sk 016 = 750° dunkelrotbraun
O 1 a= 940°dunkelrotbraun
14= 1410°schwarz mittelglänzend
(für Clinker geeignet)






Anmerkung 1(aus Geologica Bavarica 77, 1978)

Troschenreuther Rötel (Bolus)
GK 6235 Pegnitz, R 447080-H551448 (eine von vielen Gruben)
Bedeutung: 1 ( = derzeit im Abbau)

„Rötelhorizont“ im Dogger-beta, Mächtigkeitsschwankend, bis zu 2,50m, mehrere Gruben um Troschenreuth; benachbart die „Gunzendorfer Vitriolerde“ (Tertiär).

Ergänzung 2000:

Abbausituation: Als einzige Farberdegrube Bayerns ist der Rötel-Tagebau nördlich Troschenreuth (bei Pegnitz) in Betrieb.


Glück auf!

Jörg
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JWE
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Beitrag von JWE »

Hier nochmal die Tabellen, etwas leserlicher....
Das tiefstellen von Zeichen ist mir nicht gelungen)


Rationelle Analyse:

Tonsubstanz: 50,96%
Quarz: 35,84%
Orthoklas: 10,75%
Albit: 2,45%


Chemische Analyse:

1 2
Staatl. Porzellan- Gäbler,
Manufaktur Berlin, Halle / S.,
Werk Selb, 1953 1921

SiO2 56,22 57,21
Al2O3 21,68 28,98
TiO2 1,20
Fe2O3 10,75 11,56
CaO Spuren 0,26
MgO 0,75 0,95
K2O 1,82 1,11
NA2O 0,29
Glühverlust 7,31
--------
100,02


Brennproben (von Gäbler, Halle / S., 1921)

roh Farbedunkelrotbraun
Sk 016 = 750° dunkelrotbraun
O 1 a = 940° dunkelrotbraun
14 = 1410° schwarz mittelglänzend
(für Klinker geeignet)


Glück auf!

Jörg
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JWE
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Beitrag von JWE »

Ich war heute mal wieder in der Bolusgrube bei Troschenreuth.
Handelsnamen des Bolus sind u.a. Rötel, Blutstein...
Auf dem Bild, neben der linken Kette des Baggers ist das Flöz zu sehen, leider nicht sauber am Stoß.
Das Flöz steht ca. 0,8-1,2m mächtig an bei einer Überdedeckung von ca. 8m.
Bild
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