Wird das Wahrzeichen von Klostermansfeld abgebaggert?
Tauziehen um Halde am Lichtloch - Anwohner erregt - Bürgermeister informiert Anwalt

Blick aus luftiger Höhe auf die Zechkalkstein-Halde am Lichtloch 81 mit Klostermansfeld im Hintergrund. Seit sechs Jahren holen Bagger eines Helbraer Unternehmens Material aus dem künstlichen Kegel. Die Firma will nun die Halde vollständig abbauen, was für heftige Auseinandersetzungen sorgt. (MZ-Foto: Andreas Stedtler)
Klostermansfeld/MZ. Seit sechs Jahren wird die Zechkalkstein-Halde bei Klostermannsfeld ausgehöhlt. Eine Firma, die das Material für den Straßenbau einsetzt, möchte die Halde nun vollständig abbauen. Darüber ist heftiger Streit entbrannt.
Norbert Berghoff gibt sich entschlossen: "Die Halde muss stehen bleiben." Für ihn ist sie das Wahrzeichen von Klostermansfeld. Sie künde vom Fleiß der Bergleute des Mansfelder Landes, die der Erde Jahrhunderte lang das Kupfererz abgerungen haben, sagt der Rentner, der neben der Halde wohnt und früher Gewerkschaftsfunktionär im Mansfeld-Kombinat war.
Eigentlich ist es nur noch ein Kegel ohne Spitze, der da am Ortseingang von Klostermansfeld liegt. Doch seitdem die Helbraer Schlackeverwertungs GmbH (HSV), die den Berg seit 1998 stückchenweise abbricht, angekündigt hat, die Halde am Lichtloch 81 völlig abzubauen, sind vor allem die Anwohner in Aufruhr. Sie befürchten noch mehr Lärm und verdreckte Straßen.
Ihr Protest blieb bisher aber ohne Erfolg. Denn das Helbraer Unternehmen hat sich vor Gericht durchgesetzt, als ihm der Landkreis die Genehmigung zum Abbau versagen wollte. "Hier stehen 21 Arbeitsplätze auf dem Spiel", verteidigt HSV-Geschäftsführer Werner Viehl (60) das Vorhaben. Es gibt aus seiner Sicht noch genügend andere Halden im Mansfelder Land, die als Zeugen der Bergbaugeschichte herhalten können.
Das freilich interessiert Bürgermeister Uwe Tempelhof (Freie Wähler) herzlich wenig. Der 48-Jährige hat Anwälte in Bewegung gesetzt, um das Gerichtsurteil anzufechten. "Die Halde ist ein Industriedenkmal und prägend für unser Ortsbild", so seine Begründung. Außerdem liege ein Beschluss des Gemeinderates vor, der nur einen Teilabbau der Halde gestattet.
Viehl, schon Betriebsleiter zu Zeiten des Mansfeld-Kombinates, will auf das acht Hektar große Areal allerdings ungern verzichten. Denn
die Halde besteht aus Zechkalkstein, einem wichtigen Zusatzstoff für Material, das beim Straßenbau verwendet wird. 80 000 Tonnen hat die Helbraer Firma im Vorjahr am Lichtloch abgebaut. Zehn Jahre würde es dauern, bis die Halde bei diesem Tempo verschwunden wäre, so der Bergbau-Ingenieur. Er hat der Gemeinde angeboten darüber zu reden, was danach mit dem Gelände passieren soll. Sogar ein Modell wurde angefertigt. Keiner im Gemeinderat wollte es sehen.
Das kann auch Rudi Schindler (61) nicht verstehen. Er ist Geschäftsführer der KFM Grundstücksverwaltungsgesellschaft mbH Flöha, die die Halde besitzt und die Abbaurechte vergeben hat. "Geschichte schön und gut, aber man muss auch an die Zukunft denken", äußert er sein Unverständnis darüber, wie in einer Region, in der jeder Vierte arbeitslos ist, mit Investoren umgesprungen wird.
Der Streit um die Halde entzweit auch die Einwohner. Nicht alle denken so wie Tempelhof. Auch CDU-Gemeinderat Günter Schietsch (64), früher selbst Bürgermeister, schlägt vorsichtigere Töne an: "Ich kann auch ohne Halde leben." Seine Fraktion hat vorsorglich einen Antrag im Gemeinderat eingebracht, der besagt, dass der Rechtsstreit um den Abbau der Halde zu beenden ist, wenn die Risiken für die Gemeinde zu hoch sind.
Die Traditionsvereine des Mansfelder Landes wollen dagegen ohne Wenn und Aber für den Bestand der Halde kämpfen. Der Verein Mansfelder Berg- und Hüttenleute pfiff sogar seinen Vorsitzenden energisch zurück. Grund: Er hatte dem Unternehmen vor Gericht bescheinigt, dass die Halde am Lichtloch 81 nicht erhaltenswert sei.
Quelle:
MZ
