Stufenvariante
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"....Damit nun aber ins Zukünftige, in diesen 10 Lachter lang und 3 1/2 Lachter hohen gemeinschaftlich gemachten Bau kein neuer Streit sich erzeugen möge, so ist auf Anordnung des Berg Amts von den Herren Geschworenen bey jeden Ende der 5 Lachter eine Vergleichs Stuffe angehauen worden, nachdem es zuvor von den Vorstehern gesucht worden war......."
Das ist eine Passage, die mich bei der Bearbeitung von "St. Georgen Stolln" und "Gottes Seegen" in Johanngeorgenstadt etwas stutzig gemacht hat. Wie wird diese Vergleichs Stuffe im gemeinschaftlichen Grubenfeld wohl aussehen? Habt Ihr Beispiele, textlich bzw. bildlich?
Diese hier beschriebene Örtlichkeit ist leider nicht zugängig, daher möchte ich das hier mal zur Diskussion stellen.
Das ist eine Passage, die mich bei der Bearbeitung von "St. Georgen Stolln" und "Gottes Seegen" in Johanngeorgenstadt etwas stutzig gemacht hat. Wie wird diese Vergleichs Stuffe im gemeinschaftlichen Grubenfeld wohl aussehen? Habt Ihr Beispiele, textlich bzw. bildlich?
Diese hier beschriebene Örtlichkeit ist leider nicht zugängig, daher möchte ich das hier mal zur Diskussion stellen.
Nur wer die Sehnsucht kennt, weiß was ich leide.
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- Friedolin
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Re: Stufenvariante
Vielleicht eine "Niesche"?
Sowas haben wir doch immer vermutet.
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Glück Auf !
Friedhelm
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Hoch der Harz und tief das Erz
Jedweder Anbruch erhebt das Herz
(alter Oberharzer Bergmannsspruch)
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Re: Stufenvariante
Das war auch mein erster Gedanke, daß es sich um eine Nische handeln könnte.
Ist die Stelle befahrbar?
Ist die Stelle befahrbar?
Re: Stufenvariante
Naja, Nische? Eher nicht. Hier geht es offensichtlich um einen Abbau. Auf 10 Lachter Länge werden hier 3 Stufen geschlagen. Da es sich um ein gemeinschaftliches Grubenfeld handelt, währe hier eine Beprobung des Erzganges eine Variante. Es geht möglicherweise nicht um die Härte des Gesteins, sondern um den Erzgehalt im "Abbaublock".
ich bi noch aaner ven altn Schlog, on bleib aa, wi ich bi.
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Re: Stufenvariante
Hier wohl eher "Vergleich" als juristischer Begriff. Die Parteien haben einen gutwilligen beiderseitigen Vergleich gefunden - also nicht nach einem Schiedsspruch - aufgrund dessen die (Vermessungs-)Stufe geschlagen wurde. Über das Aussehen der Stufe kann man nur spekulieren. Im Zweifelsfall wohl das einfache Kreuz als Fixpunkt
Glück Auf!
Stephan
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Re: Stufenvariante
Das klingt sehr plausibel, Stephan. Verstufung eines Abbaues - hmm. Kann dann eigentlich nur auf der Grundstrecke erfolgt sein, denn man brauchte die Stufen in dem Fall zum Nachkontrollieren, wenn es mal wieder Streit gab.
Re: Stufenvariante
Hab noch mal genau gelesen. Stimmt. 5 Lachter von jeder Seite. Also nur eine Stufe. Wenn es aber ein gemeinsames Grubenfeld war, muß man eigentlich keine Stufe einschlagen. In diesen Fällen wurde doch normalerweise das Erz gemeinsam abgebaut und nach Abzug der Kosten das Silber aufgeteilt.
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Re: Stufenvariante
Wie Falafel schon treffend erwähnte - beide Parteien treffen miteinander ein akzeptables Abkommen, in der Regel als "Vergleich" bezeichnet. Daher zusätzlich auch die Benennung als Vergleichs Stuffe. Für so eine Markierung eine "Niesche" rauszuhauen, halte ich für übertrieben. Denkt dabei bitte mal an die Menge im Gottes Geschick Stolln in Langenberg.
@markscheider: Gerne wäre ich dort vor Ort, aber der Gottes Segen Spat hat so seine Kapriolen.
Mehr vom Text:
"....... Die Vorsteher beyderseits wurden auf Vorstellung vor das Berg Amt gefordert und nach mancherley Vorschlägen und Überlegungen endlich resolvieret und am 13. May 1766 der Bescheid gegeben, daß beyde Gruben sowohl das schon gewonnene als auch das noch zu gewinnende Erz stürzen und aufbewahren sollten, bis der Durchschlag von beyden Gruben in den Streitübersichbrechen bewirkt und bewiesen sey, ob die St. Georgener in des Gottes Seegen Ganges Vierung wären oder nicht.
Endlich wurde der Durchschlag gemacht und daraus ersehen, daß wirklich der Gottes Seegen Beständige Gang in des Gottes Seegen Ganges Vierung gekommen war. Die Vorsteher wurden abermals vorgeladen, und es kam freylich wieder zu vielen Streitigkeiten, allein durch vieles zureden und Annahme in des Berg Amts an beyden Partheyen, schlossen sie endlich einen Vergleich und zwar den 9. Martii 1767, der folgender war:
Es sollten nemlich vom Streitpunct oder den Übersichbrechen, welches von den auf den Stolln eingeschlagenen Markscheiderstuffen gegen Morgen von den St. Georgen Stöllnern getrieben worden ist, auf den gleichgedachten St. Georgen Stolln und den Gottes Seegen Beständigen Gang 5 Lachter gegen Morgen und wieder 5 Lachter gegen Abend, richtig zusammen 10 Lachter lang, um das Mittel zwischen der St. Georgener Stollnförste bis auf eine neue Strecke, in welcher ohngefehr 3 1/2 Lachter in die Höhe seyn würde, nach dem Fallen des Gottes Seegen Beständigen Ganges gemeinschaftlich mithin diese Länge von 10 Lachter und gleicherweiten Höhe auf gemeinschaftliche Kosten ausgebaut und die also zu erbrechenden Erze gelichfalls in gemeinschaftliche Einnahme genommen werden.
Wie nun aber das von den St. Georgen in dem in Abend abgelaßen und gemeinschaftlich gemachten Bau, 5 Lachter gegen Morgen, welches von den Gottes Seegner hierzu eben abgelaßen worden, etwas ausgebautes Feld war, so haben die Gottes Seegner ihre Ansprüche auf das von den St. Georgnern aus ihrer Vierung schon gewonnene Erz und der auf die dafür erhobenen Silber Gelder anderweit beym berg Amt beschehenen Protestation nicht allein ausdrücklich und ihr daran habendes Recht den St. Georgnern besterweise ungleich überlaßen.
Hierüber kommen sie auch überein, daß sie dieses Erz gemeinschaftlich zu Gute machen und gemeinschaftlich vereinnahmen einander zu gestanden........"
Ps: Es sind 2 Vergleichsstufen (in Abend und Morgen)
@markscheider: Gerne wäre ich dort vor Ort, aber der Gottes Segen Spat hat so seine Kapriolen.
Mehr vom Text:
"....... Die Vorsteher beyderseits wurden auf Vorstellung vor das Berg Amt gefordert und nach mancherley Vorschlägen und Überlegungen endlich resolvieret und am 13. May 1766 der Bescheid gegeben, daß beyde Gruben sowohl das schon gewonnene als auch das noch zu gewinnende Erz stürzen und aufbewahren sollten, bis der Durchschlag von beyden Gruben in den Streitübersichbrechen bewirkt und bewiesen sey, ob die St. Georgener in des Gottes Seegen Ganges Vierung wären oder nicht.
Endlich wurde der Durchschlag gemacht und daraus ersehen, daß wirklich der Gottes Seegen Beständige Gang in des Gottes Seegen Ganges Vierung gekommen war. Die Vorsteher wurden abermals vorgeladen, und es kam freylich wieder zu vielen Streitigkeiten, allein durch vieles zureden und Annahme in des Berg Amts an beyden Partheyen, schlossen sie endlich einen Vergleich und zwar den 9. Martii 1767, der folgender war:
Es sollten nemlich vom Streitpunct oder den Übersichbrechen, welches von den auf den Stolln eingeschlagenen Markscheiderstuffen gegen Morgen von den St. Georgen Stöllnern getrieben worden ist, auf den gleichgedachten St. Georgen Stolln und den Gottes Seegen Beständigen Gang 5 Lachter gegen Morgen und wieder 5 Lachter gegen Abend, richtig zusammen 10 Lachter lang, um das Mittel zwischen der St. Georgener Stollnförste bis auf eine neue Strecke, in welcher ohngefehr 3 1/2 Lachter in die Höhe seyn würde, nach dem Fallen des Gottes Seegen Beständigen Ganges gemeinschaftlich mithin diese Länge von 10 Lachter und gleicherweiten Höhe auf gemeinschaftliche Kosten ausgebaut und die also zu erbrechenden Erze gelichfalls in gemeinschaftliche Einnahme genommen werden.
Wie nun aber das von den St. Georgen in dem in Abend abgelaßen und gemeinschaftlich gemachten Bau, 5 Lachter gegen Morgen, welches von den Gottes Seegner hierzu eben abgelaßen worden, etwas ausgebautes Feld war, so haben die Gottes Seegner ihre Ansprüche auf das von den St. Georgnern aus ihrer Vierung schon gewonnene Erz und der auf die dafür erhobenen Silber Gelder anderweit beym berg Amt beschehenen Protestation nicht allein ausdrücklich und ihr daran habendes Recht den St. Georgnern besterweise ungleich überlaßen.
Hierüber kommen sie auch überein, daß sie dieses Erz gemeinschaftlich zu Gute machen und gemeinschaftlich vereinnahmen einander zu gestanden........"
Ps: Es sind 2 Vergleichsstufen (in Abend und Morgen)
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Re: Stufenvariante
O.K. Das kommt mir irgendwie bekannt vor und macht auch nach 3 mal lesen keinen Sinn. Wie ich schon vermutet habe, das Erz wird auf gemeinsame Kosten abgebaut und dann aufgeteilt. Wozu dann noch die beiden Stufen. Was sollen die bewirken?
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Re: Stufenvariante
Der Zweck steht ganz ganz oben zu Beginn.
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Re: Stufenvariante
Vergleichsstufe. Ja und?? Noch einmal, wozu. Man baut das Silber gemeinsam ab und teilt es nach Abzug der Kosten auf. Das ist der Vergleich. Ende. Dazu brauche ich unter Tage keine Vergleichsstufe. Das würde ja im Umkehrschluß bedeuten, das Silber links der Stufe gehört der einen Grube und das Silber rechts der Stufe der anderen Grube. So war es aber nicht.
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Re: Stufenvariante
Der Streit schwelt schon Jahrzehnte, man traut sich nicht recht übern Weg, schlußendlich kanns auch ums wirtschaftliche Überleben gehen. Also legt man sich wohl kleinkariert fest und markiert die 2 Stellen, ".......Damit kein neuer Streit sich erzeugen möge....."!!
Eine "Vergleichs Stufe" ist in den bisher zum Thema publizierten Schriften nicht erwähnt, scheinbar ist das Aussehen auch komplett unbekannt.
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Re: Stufenvariante
Mal ´ne ganz einfache Frage: Was ist den die Quelle zu dem Text? Schiedsbuch, OBA-Akte, BA-Akte ...?
- markscheider
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Re: Stufenvariante
Könnten es nicht doch drei sein? Eins in der Mitte, um die Markscheide zu markieren, und jeweils eins 5 lr "gegen Morgen und gegen Abend", um den gemeinschaftlich zu bauenden Bereich von den jeweiligen Grunbenfeldern abzugrenzen?
Re: Stufenvariante
Ich denke ich habs. Die Vergleichsstufe ist der Mittelpunkt des gemeinsam abzubauenden Erzblockes, der insgesamt 10 Lachter lang ist. Die Stufe stellt also nicht eine Grubenfeldgrenze dar, sondern den Meßpunkt, von dem aus das gemeinschaftliche Feld vermessen wurde. Der Einfallende Gang wechselt hier ins benachbarte Feld. Da dadurch ein Vermessen offensichtlich sehr schwierig ist, hat man sich auf die beschriebene Variante geeinigt. Diese gilt aber wie es aussieht nur auf einer Länge von 10 Lachtern und auf einer Höhe von 3,5 Lachtern.
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Re: Stufenvariante
Eine Stufe in der Mitte macht am ehesten Sinn. Und auch "bey jeden Ende der 5 Lachter eine Vergleichs Stuffe" steht dazu nicht im Widerspruch. Interessant wäre zu erfahren, wie dieses Stufe ausgesehen hat bzw. wie sie heute aussiehtUran hat geschrieben:Ich denke ich habs. Die Vergleichsstufe ist der Mittelpunkt des gemeinsam abzubauenden Erzblockes, der insgesamt 10 Lachter lang ist. Die Stufe stellt also nicht eine Grubenfeldgrenze dar, sondern den Meßpunkt, von dem aus das gemeinschaftliche Feld vermessen wurde. Der Einfallende Gang wechselt hier ins benachbarte Feld. Da dadurch ein Vermessen offensichtlich sehr schwierig ist, hat man sich auf die beschriebene Variante geeinigt. Diese gilt aber wie es aussieht nur auf einer Länge von 10 Lachtern und auf einer Höhe von 3,5 Lachtern.
GA axel
„Die Stadt Freyberg ist unter allen Meißnischen Städten wohl die größte,
und vor andern berufen, wegen der gesunden Lufft des Bergwercks…“
J.J.Winckler 1702
und vor andern berufen, wegen der gesunden Lufft des Bergwercks…“
J.J.Winckler 1702
Re: Stufenvariante
@Falafel: Es handelt sich hier um einen ganz normalen, aber sehr detailierten Grubenbericht des damaligen Schichtmeisters der Grube. Im Kern deutet sich schon die stattfindende Konsolidation beider Gruben an.
Es geht leider nicht ganz deutlich hervor, ob sich genau beim Überhauen vom St. Georgen Stolln aus (also der Streitpunkt!) die im Text genannte Markscheide Stufe befindet. Der Streit schwelt seit 1726 und bis zum Vergleich 1766 wurden deshalb mehrere "Markscheiderzüge" gemacht. Da kann dann schon ein Kreuz entstanden sein.
Dennoch ist es hingegen deutlich benannt, das auf beiden Seiten, also Morgen und Abendseite, jeweils eine "Vergleichs Stufe" eingeschlagen wurde.
Weil's bis jetzt anscheinend noch nicht bekannt ist, kann es sich auch um eine regionale Besonderheit handeln! Beispielhaft sei nur mal an das Vorkommen der Schneeberger Gedinge (die Mercedes-Sterne) erinnert. Ganz so oft wurde in den Johanngeorgenstädter Grubenakten nämlich noch nicht gestöbert.
Es geht leider nicht ganz deutlich hervor, ob sich genau beim Überhauen vom St. Georgen Stolln aus (also der Streitpunkt!) die im Text genannte Markscheide Stufe befindet. Der Streit schwelt seit 1726 und bis zum Vergleich 1766 wurden deshalb mehrere "Markscheiderzüge" gemacht. Da kann dann schon ein Kreuz entstanden sein.
Dennoch ist es hingegen deutlich benannt, das auf beiden Seiten, also Morgen und Abendseite, jeweils eine "Vergleichs Stufe" eingeschlagen wurde.
Weil's bis jetzt anscheinend noch nicht bekannt ist, kann es sich auch um eine regionale Besonderheit handeln! Beispielhaft sei nur mal an das Vorkommen der Schneeberger Gedinge (die Mercedes-Sterne) erinnert. Ganz so oft wurde in den Johanngeorgenstädter Grubenakten nämlich noch nicht gestöbert.
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