Eisenerzbergbau in Pegnitz / Bayern

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JWE
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Beitrag von JWE »

Bis gestern waren mir im Pegnitzer Bergbau (Kleiner Johannes) nur 3 Grubenfelder bekannt, nämlich Erwein, Konrad und Friedrich. Nun habe ich im Geologischen Buch und der Karte von Pegnitz gelsesen das es ein 4. Feld mit dem Namen Josefina gegeben hat. Dies sollte östlich von Pegnitz, wie auch Erwein und Konrad gelegen sein.
Im Besitz der ehemaligengrubenrisse bin ich, da ist dieses Feld aber nicht zu finden.
Wurde der Abbau dort nie angefangen bzw. wo liegt es genau?
Wenn jemand was darüber weis würde ich mich über eine Info freuen.

Glück auf!

Jörg
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MichaP
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Beitrag von MichaP »

eventuell wurde grubenfeld wirklich nur gemutet aber nie eine bergbauliche tätigkeit ging ni von statten. oft haben die gewerkschaften, die bereits in anderen feldern tätig waren, erweiterungsflächen gesichert.
zurr klärung hilft meisst nur der weg ins archiv!
Glück auf!

Michael
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JWE
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Beitrag von JWE »

@ Micha

Erstmal Danke!
Wo und wie würdest Du in Archiven suchen? Alle Unterlagen vom zuständigen Bergamt (Bayreuth) liegen mir vor, da ist nichts zu finden.
Über die Reserche im Net habe ich mich auch schon gemacht (OPEC etc.), da findet mann fast nichts über Pegnitz.
Wie könnte ich da weiter kommen?

Glück auf!

Jörg
Thomas_Krassmann
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Beitrag von Thomas_Krassmann »

Ein möglicher Weg wäre, herauszufinden, wem die Gruben gehört haben (Maxhütte ?) und dann in das entsprechende Firmenarchiv gehen. Falls die Firma nicht mehr existiert, sind die Akten häufig in einem Staatsarchiv gelandet.

Auch die Recherche in Ortsarchiven mag interessant sein. Und dann schau doch mal in den Archiven unter Feuerwehr und Bahnakten nach, da findet man häufig verblüffend viel

Glück Auf

Thomas

P.S. : Wolltest Du mich nicht mal anrufen ?
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JWE
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Beitrag von JWE »

Chronik der Eisensteinzeche „Kleiner Johannes“ in Pegnitz

1869
11. August. Laut Verleihungsurkunde des kgl. Bezirksbergamtes Bayreuth wurde das Bergwerkseigentum eines in den Flurgemarkungen von Arzberg und Schlotterhof gelegenen Feldes unter dem Namen Eisensteinzeche „Kleiner Johannes“ der Prager-Eisenindustrie-Gesellschaft in Wien verliehen.
Laut vorliegenden Gewähr-Scheins des königlichen Bezirksbergamtes Bayreuth vom 11. August 1869 wurden 128 Kuxe von der oben erwähnten Eisensteinzeche im Bergegenbuche der Revieabteilun Wunsiedel an anno 1834 / 35, Folio 398 der Prager-Eisenindustrie-Gesellschaft mit allen Bergüblichen Rechten, Observanzen, Nutzen und Lasten erb- und eigentümlich zugewährt.

1894
16. Juni. Die Prager Eisenindustrie-Gesellschaft in Wien verkaufte das Bergwerkseigentum und den Grundbesitz an die Herren Balthasar Weiß und Casper Peuschel zum gemein-schaftlichen unabgeteilten Eigentum beider.
Die Herren Balthasar Weiß und Caspar Peuschel bilden eine Gewerkschaft unter dem Namen „Eisensteingewerkschaft Kleiner Johannes“ mit dem Sitz in Arzberg.
Infolge Einspruchs des kgl. Berzirksbergamtes Bayreuth vom 16. Juli 1894 wird der Name des Bergwerks geändert in: Gewerkschaft Eisensteinzeche „Kleiner Johannes“ mit dem Sitz in Arzberg.

1908
Erwerb von 2147 Hektar Grubenfelderbesitz, fast ausschließlich im Bezirk Pegnitz.

1909
Erwerb vom 1000 Hektar Grubenfeldbesitz. Beginn der Untersuchungsarbeiten in Pegnitz.

1910
Erwerb von 130 Hektar Grubenfeldbesitz. Beginn der Auffahrung des Hauptstollens Erwein 2, östlich des Fichtenohetales.

1914
April bis Kriegsausbruch Abbauversuche. Anfang August Betriebsstillegung.

1916
Sitzverlegung der Gewerkschaft von Arzberg nach Pegnitz. Übernahme der 100 Kuxe durch die Donnersmarckshütte. Bau der Tagesanlagen Erwein 2 und einer Aufbereitung (Röstanlage) in Pegnitz. Monatsförderung 800 bis 1000t. Abbaumethode: Pfeilerbruchbau.

1923
Einstellung des Abbaues wegen Absatzmangel.

1929
Grube vollständig stillgelegt.

1935
Im Rahmen des staatlichen Vierjahresplanes Betrieb wieder aufgenommen.

1936
Zur Untersuchung des Doggererzflözes wird der sogenannte Kaltentalstollen bei Büchenbach im Grubenfeld Buchau 4 aufgefahren. Das Flöz ist kaum abbauwürdig.
Mit dem Abteufen des Untersuchungsschachtes „Friedrich“ im Grubenfeld Friedrich wird begonnen.
Beginn des Aufbaues einer neuen, zweiteiligen Aufbereitungsanlage durch ein Ruhrhütten-konsortium. Das getrocknete, feinzerkleinerte Erz wird auf elektromagnetischem Wege zu einem Eisenerzkonzentrat aufbereitet.
Das Konsortium wird gebildet durch folgende Hüttenwerke:
-Vereinigte Stahlwerke Düsseldorf
-Friedrich Krupp AG Essen
-Hösch AG Dortmund
-Mannesmann-Röhrenwerke Düsseldorf
-Klöckner-Werke Duisburg
-Gutehoffnungshütte AG Oberhausen

1937
Abbauversuche zur Einführung des Langfront-Streb-Rückbaues mit Selbstversatz. Versuche mit Schüttelrutschen als Abbaufördermittel schlugen wegen der flachen Lagerung des Flözes fehl. Als beste Maßnahme erwies sich das Stellen von Reihenstempeln an der Bruchseite im Streb.
Abschluß eines zehnjährigen Konzentrat-Lieferungsvertrages mit den Ruhrhütten (Ruhrvertrag).

1938
Im Juni wurde mit dem ersten doppelflügeligen Langfront-Streb-Rückbau begonnen. Erreichung einer Förderung von 50 000t monatlich in der Grube Erwein 2. Belegschaft 654 Mann.

1939
Am 1. Mai werden die Untersuchungsstrecken im Friedrichschacht eingestellt.

1940
Beginn der Roherzlieferungen an die Rechswerke AG für Erzbergbau und Eisenhütten in Linz / Donau.

1943
Beginn der Auffahrung des Konradstollens.

1945
6. April letzter Fördertag. Wegen sehr starker, ununterbrochener Feindfliegertätigkeit konnte der Betrieb nicht mehr aufrecht erhalten werden. Der Hauptstollen Erwein 2 wurde zum öffentlichen Luftschutzraum erklärt.
Am 14. April rückten die ersten amerikanischen Kampftruppen mit Panzern in Pegnitz ein. Das Werk wurde sofort besetzt, jedoch am 26. April wieder verlassen. Nun setzte eine dreitägige Plünderung ein, an der sich vor allen Dingen Fremdarbeiter, aber auch viele Einheimische beteiligten. Das Magazin wurde ausgeräumt, die Büroräume wurden durchwühlt, Lichtschalter, Lampen und Türdrücker wurden abmontiert. Die Italiener hatten es hauptsächlich auf Fahrzeuge aller Art abgesehen. Bewundernswert korrekt benahmen sich die französischen Kriegsgefangenen.
In der Folgezeit war das Werk, mit ganz kurzen Unterbrechungen, bis Februar 1946 von amerikanischen Truppen besetzt.
Die Aufbereitung blieb unbesetzt; in den Werkstätten lief der Betrieb in geringem Umfang weiter. Zur Aufrechterhaltung der Grubenbaue durfte eine kleine Reparaturkolonne eingestzt werden.
Oktober: Säge- und Schreinerei wieder in Betrieb genommen. Auf Grund Militärgesetz Nr. 52 der amerikanischen Militärregierung wurde das Werk der Kontrolle durch das Bayer. Landesamt für Vermögensverwaltung und Wiedergutmachung in München unterstellt.

1946
1. April: Wiederaufnahme der Förderung und Konzentraterzeugung und Lieferung an die Ruhrhütten in geringem Umfang.

1947
Ablauf des 10jährigen Ruhrvertrags. Verpachtung der Aufbereitung vom Ruhrkonsortium an die Gewerkschaft.

1949
Im Oktober Stillegung des Grubenbetriebes wegen Absatzmangel- Letzte Förderschicht am 13. Oktober.

1950 / 1951
Aus Mitteln des „Marshallplanes“ wurden im Aufbereitungsbetrieb Pelletisierversuche durchgeführt, da die deutschen Hüttenwerke das Konzentrat wegen seine physikalischen Beschaffen-heit (Staubform) nicht abnahmen. 1000t erzeugter Pellets wurden in der Maxhütte, Sulzbach-Rosenberg, bei einem Hochofenversuch eingesetzt. Nach diesem Versuch, der positiv verlief, wurde die Erzeugung von Pellets im Versuchsbericht eingestellt. Grund: Geldmangel für weitere Versuche.

1951
Abschluß eines 1½ jährigen Lieferungsvertrages mit „Vereinigte Österreichische Stahlwerke AG“ in Linz / Donau (früher Österr. Alpine Montan-AG).

1952
1. Februar: Wiederaufnahme der Förderung und Konzentraterzeugung und Lieferung nach Linz / Donau.

1956
Abschluß eines 10jährigen Erzlieferungsvertrages mit „Vereinigte Österr. Stahlwerke AG“ (VÖEST) in Linz / Donau für die Zeit vom 5.6.1956 bis 31.12.1965.

1957
Im September wurde mit dem Tagebau im Feld Konrad begonnen.


1958
20. August: Beginn der Arbeiten für die Straßenunterführung Friedrichstollen.
3. November: Beginn der Auffahrung des Gärtentalstollens.

1959
Bau einer Transportbrücke (Beton) von Betrieb Erwein nach Betrieb Friedrich. Bau einer Förderbandbrücke (Stahlkonstruktion) mit Zwischenstation vom Mundloch Friedrichstollen nach der Aufbereitung.

1960
1. Februar: Verlängerung des Erzlieferungsvertrages mit „Vereinigte Österr. Eisen- und Stahlwerke AG“ (VÖEST) in Linz / Donau bis 31.12.1970.

1961
Am 2. März wurde mit dem Anbau eines neuen Verwaltungsgebäudes an das Zechenhaus begonnen. Am 15. Dezember wurde der Neubau bezogen.
Erstmals seit dem bestehen des Pegnitzer Erzbergwerkes erfolgte am Mitwoch, dem 6.12. um 1.30 Uhr vollkommen überraschend etwa in der Mitte des Strebs Friedrich 4 Ost und zwar aus dem Hangenden des Bruchs. Das Wasser stieg innerhalb von 2 Stunden sehr rasch an. Trotz sofortigen Einsatz von zwei Pumpen (2000l/min.) standen sowohl der Weststreb als auch der Oststreb um 4.00 Uhr vollkommen unter Wasser.
In der Bandstraße F4 wurde eine neue Steigleitung (100mm²) eingebaut und am 7.12. konnte eine dritte Pumpe (2000l/min.) eingesetzt werden. Mit den drei Pumpen konnte der Wasserstand, der inzwischen in der Weststrecke bis 200m in Richtung Friedrichstollen angestiegen war, gehalten werden. Am Freitag, dem 8.12. um 1.30 Uhr wurde eine Pumpe (6000l/min.), die in der Zwischenzeit von KSB beschafft wurde, in der Weststrecke F4 in Betrieb genommen. Der Wasserspiegel sank.
Am Freitag, 15.12., konnte in beiden Streben wieder geerzt werden. In der Nacht vom Freitag zum Samstag erfolgte im Weststreb nochmals ein schwächerer Wassereinbruch. Die zusitzenden Wässer wurden sofort unter Kontrolle gebracht.

1962
Juli / August: Beginn der Abraumarbeiten zur Freilegung des 1. Einschnittes im Randtagebau „Erwein 2“.
September: Einsatz des ersten Walzenschrämladers im Streb F5 West der Grube „Friedrich“ bei Stempelfreier Abbaufront (Strebrückbau).

1963
März: Einsatz des zweiten Walzenschrämladers.
August:Förderung aus dem Randtagebau „Erwein 2“ vorläufig eingestellt.

1965
April: Wiederaufnahme der Förderung aus dem Randtagebau „Erwein 2“. Einsatz eines verstärkten Walzenschrämladers „Huckepacklader“ aufgrund zunehmender Härte des Erzes in der Grube „Friedrich“.

1966
Niederbringung einer Bohrung und Ausbau eines Brunnenraumes Untertage für die Trink-wasserversorgung der Stadt Pegnitz im Südfeld der Grube „Friedrich“.

1967
13. Januar: Einsatz eines Doppelwalzenschrämladers.
31. Dezember: Stillegung der Gewerkschaft Eisensteinzeche „Kleiner Johannes“ wegen vorzeitiger Beendigung des Erzliefervertrages mit der VOEST – Linz / Donau – gemäß Vereinbarung vom 7.3.1967.

1968
Stillegungs- und Abwicklungsarbeiten.
Bemühungen um Ansiedlung von Ersatzbetrieben scheitern.

1969
Die Geschäftsleitung wird am 1.7.1969 nach Salzgitter verlegt.


Glück auf!

Jörg
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Beitrag von JWE »

Einstweilen ein paar Bilder, muss erst noch ein paar schöne scannen....

Bild
Die Aufbereitung

Bild
Konradstollen

Bild
Die Halden, bei den Pegnitzern "Erzhaufen" genannt.
Im Vordergrund die Schienen und der Rangierbahnhof der Feldbahn vor dem Konradstollen.

Glück auf!

Jörg
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Beitrag von JWE »

Hallo!

@Micha

Ja, es stehen noch ein paar Gebäude, vor allem kleinere und einige der alten Wohn- und Verwaltungshäuser.
Wo kommst Du her? Wenn Du interesse hast können wir uns gerne mal treffen, aber du solltst nicht zu viel erwarten, ist nicht mehr sonderlich viel.

Glück auf!

Jörg
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Beitrag von JWE »

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Noch ein paar Bilder...
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