ich habe hier einen Artikel eines Hydrogeologen und Karstkundlers, der sich u.a. mit den Salinaren, Laugungsvorgängen etc. befaßt, die u.a. letztlich auch die Eignung von z.B. Gorleben betreffen.
Da ich weder Geologe noch Hydrogeologe, sondern was das betrifft, nur Amateur mit HöFo-Wissen, also "Laie" (und konkret was die Endlagerung von Problemabfällen in Salzstöcken betrifft: extrem skeptischer Laie mit Bemühen um ausgewogene Information), würde ich gerne die werte Gemeinde auf den Artikel hinweisen und zur Diskussion stellen.
Ich poste hier mal das komplette Abstract, der Artikel selber ist erheblich länger. Zur Eignung gerade von Gorleben kommt der Autor zu einem recht ernüchternden Ergebnis.
http://www.vdhk.de/fileadmin/pdf/mittei ... 2015-1.pdf
Seite 4-21
"Eis-, Gips- und Karbonatkarst, quartäre Rinnen und der DGH-Effekt –
ein vernetztes System und seine Bedeutung für die Endlagerung persistenter Schadstoffe
von Dieter Ortlam
Zusammenfassung
Die umfangreichen hydrogeologischen Arbeiten im Bereich des Salinars „Gorleben“ in Nordost-Niedersachsen zur Trink- und Brauchwasserversorgung der örtlichen Bevölkerung und der Freien und Hansestadt Hamburg im Zuge der Wasserwirtschaftliche Rahmenplanung zwischen 1966 und 1974 werden geschildert. Als Ergebnis wurde eine der größten Grundwasserspeicherstätten Europas mit einem nachhaltig nutzbaren Volumen von 125 Mrd. m³ entdeckt. Durch den Nachweis umfangreicher pleistozäner Rinnensysteme, deren Bremer Entdeckungsgeschichte (1882) und subglaziale Genese dargelegt werden, und der mächtigen Braunkohlensande der Tertiären Platte können diese Grundwasser-Reserven durch den vorliegenden natürlichen Drain-Effekt voll genutzt werden. Die Bedeutung des Rohstoffs Grundwasser als Exportgut wird in Deutschland bisher unterschätzt. Die weite Verbreitung und großen Tiefgänge (bis 1.300 m) der pleistozänen Rinnensysteme – bedingt durch subglaziale Mega-Muren bei der Entleerung von Zwickel-Stauseen und des Eis-Karstes bei Ice Surging-Prozessen der gewaltigen Inlandeisdecke – sind für Nord- und Süddeutschland einschließlich der Alpen nachgewiesen. Die elsterzeitlichen Inlandeisdecken von Skandinavien und den Alpen stießen im Süden Deutschlands aufeinander und hinterließen während ihrer Rückschmelzphasen ausgedehnte subglaziale Rinnensysteme, deren erhebliches Grundwasser-Potential bisher kaum genutzt ist. Jede Inlandeisdecke hat ihre subglazialen Rinnen und Becken ausgebildet, einschließlich Grönland und Antarktis (u. a. Wostoksee-System, Lake Ellsworth, Wissard-Projekt).
Durch den DGH-Effekt (Archimedisches Prinzip) sind die Grundwasserleiter in Norddeutschland trotz zahlreicher hochaufragender Salinare bis in 400 m Tiefe ausgesüßt. Lediglich an den Salinar-Flanken und in den – gegenüber ihrer Umgebung – tief liegenden Gebieten des Bremer Beckens und der Elbe-Jeetzel-Niederung treten aktive Versalzungen der Grundwasserleiter bis zur jeweiligen Geländeoberfläche auf. Die aktive Dauerlaugung der örtlich vorliegenden Salinare (z. B. „Gorleben“) vollzieht sich durch tief in die Salinare einschneidende pleistozäne Rinnensysteme mittels der Treppenhaus-Leakage- und DGH-Effekte, die weltweit verbreitet sind; ihre Rolle bei der Endlagerung hochradioaktiver Stoffe in Salinaren wird kritisch diskutiert. Alternativen zur Salz-Endlagerung
anhand eines Mehrfach-Barriere-Systems und anderer geologischer Einheiten werden aufgezeigt. Eine ergebnisneutrale Untersuchung von verschiedenen Endlagerungsgesteinen sollte mit vorher festgelegten notwendigen Bedingungen unverzüglich eingeleitet werden.
Dabei kommt der kostengünstigen und schnellen geochemischen Kartierung oberflächennaher Grundwasserleiter mit Hilfe des Rollenden Peilrohres eine erhebliche Bedeutung zu, um eine primäre Salzspiegeldichtung als weitere Geo-Barriere zu testen.
Der Autor Dieter Ortlam war als als Hydrogeologe zwischen 1966 und 1974 im Niedersächsischen Landesamt für Bodenforschung (Hannover) und anschließend bis 1997 als Leiter des Amtes für Bodenforschung Bremen (Außenstelle des NLfB, seit 2008 Geologischer Dienst Bremen) tätig.
GA Matthias