Speisen des Bergmanns

... für den Rest, der sonst nicht passt.
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Hunt
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Speisen des Bergmanns

Beitrag von Hunt »

Hallo,

im Forum und allgemein im Internet konnte ich nichts über dieses Thema finden, deswegen frage ich mal hier.

Schon seit längerem frage ich ich immer mal wieder was die Bergleute damals so aßen.
Es gab doch sicherlich je nach Region typische Speisen, die die Bergleute zB zur Pause oder nach der harten Arbeit verzehrten. Besonders würden mich die Regionen Sauer- und Siegerland interessieren.

Grüße
fipsel
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Re: Speisen des Bergmanns

Beitrag von fipsel »

Das werden Sie zeitlich eingrenzen müssen.

Ich gehen zum Italiener, Griechen oder lasse mich von meiner Frau bekochen.
Die altvorderen hatten erheblich weniger Auswahl.
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Friedolin
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Re: Speisen des Bergmanns

Beitrag von Friedolin »

Dazu fällt mit das Tzscherperessen ein. z.B. zur Mettenschicht
verschiedene Brotsorten, Leberwurst, Rotwurst, Bratwurst (harte Mettwurst), Zwiebeln, Gewürzgurken.
Gegessen wird vom Holzbrett, nur mit den Tzschärper (Messer), keine Gabel.
Diese Tradition kam allerdings erst im 18.jh auf.

Normal zur Schicht soll es wohl ein Stück trockenes Brot und Speck gewesen sein, oder Schmalzbrot, sparsam bestrichen.
Zuletzt geändert von Friedolin am Mi. 20. Mai 15 5:44, insgesamt 1-mal geändert.
Glück Auf !
Friedhelm
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Uran
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Re: Speisen des Bergmanns

Beitrag von Uran »

Und Bier. Das ist kein Scherz.
ich bi noch aaner ven altn Schlog, on bleib aa, wi ich bi.
Geomartin
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Re: Speisen des Bergmanns

Beitrag von Geomartin »

Zwar nicht Siegerland, aber im englischsprachigen Raum sind die Pasties (i.e. "Cornish Pasties") zu nennen, gefuellte gebackene Teigtaschen.

Die etwas traditionelleren, wie man sie heute noch in Kapunda bekommt, sind auch gleich Hauptmahlzeit und Nachtisch in Einem - die vorderen zwei Drittel mit Fleisch-Gemuesefuellung, das hintere Drittel als Apfeltasche ausgelegt. Man muss nur aufpassen, das man den Uebergang richtig erwischt und am richtigen Ende zu essen anfaengt.

Da sich einige Bergleute bei der Arbeit auch die Haende schmutzg gemacht haben sollen, gibt es auch entsprechende Gebackstuecke mit verlaengertem Endel zum anfassen als Henkel, den man dann wegschmeissen konnte.

Martin
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Hunt
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Re: Speisen des Bergmanns

Beitrag von Hunt »

Danke für die Antworten!

Den Begriff Tscherperessen/Tscherpermahl habe ich hier im Sauerland auch schon einige Male gehört.
Wurde der Begriff damals schon im Sauerland genutzt, oder wurde er erst in jüngerer Zeit aus dem Harz übernommen?

Grüße
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Friedolin
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Re: Speisen des Bergmanns

Beitrag von Friedolin »

Das Tzscherper ist ausschließlich eine oberharzer Tradition und wurde erst in der jüngeren Vergangenheit verbreitet.
Tzscherpermesser: www.harz-messer.de
Glück Auf !
Friedhelm
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Hunt
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Re: Speisen des Bergmanns

Beitrag von Hunt »

Habe ich schon fast vermutet.

Beim Bergmannstag in Olsberg-Wulmeringhausen stand das Tscherpermahl im Tagesprogramm.
Stammt dann aber wohl weniger von der Tradition des Ortes, zumindest unter dem Namen.
Harzer06
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Re: Speisen des Bergmanns

Beitrag von Harzer06 »

Ich bin mir nicht sicher, ob man das Tzerpermahl als "typische" Bergmannsspeise ansehen kann. Zumindest nicht in der heutigen opulenten Form.

In Zeiten, wo die Familien sogar auf die wenigen Verdienstgroschen ihrer minderjährigen Pochknaben angewiesen waren, um zu überleben, wird man kaum in Fleisch- und Wurstbergen geschwelgt haben. Vielleicht bei Hochzeit oder Taufe, aber nicht im Alltag.
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Friedolin
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Re: Speisen des Bergmanns

Beitrag von Friedolin »

Da hast du natürlich recht, es ist das einfache Festmal!
Sonst . siehe Oben!
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Kabutzer
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Re: Speisen des Bergmanns

Beitrag von Kabutzer »

Zum Thema finde ich bei uns zwei Hinweise:

Unsere historische Grube St. Josephsberg / Virneberg bei Rheinbreitbach, Nähe Siebengebirge ist ja soweit nicht vom Sieger- / Sauerland entfernt. Die Verhältnisse werden ähnlich gewesen sein.

In einem Bericht von 1806 heißt es: Jeder Bergmann muss acht Stunden arbeiten (zu der Zeit gab es täglich 3 Schichten). Er bleibt immer vor Ort, nach 4 Stunden isst er sein Brot, keine Getränke noch andere Speisen darf er bei sich führen, und während dem Essen darf er sich keine drei Schritte von Ort entfernen.

In einer Auflistung der Taggebäude und der Grubenmannschaft (unter- und übertage, gesamt 376 Personen) von 1855 findet sich auch eine Bäckerei mit einem Bäckermeister und zwei Gesellen.

Daher gehe ich davon aus dass die Bergleute direkt auf der Grube täglich mit einfachem Brot versorgt wurden. Von speziellen Speisen, Wurst oder Ähnlichem ist hier nichts überliefert. Eine Ausnahme bildeten wahrscheinlich nur die bergmännischen Feste.

Glück Auf vom Rhein,

Kabutzer
Bergmeister Bleibtreu bevorzugte die einheimischen Bergleute, weil „diese wohlfeiler arbeiteten, mehr Ungemach vertragen konnten und bei ihnen der unruhige Geist nicht so vorhanden sei“. (Virneberg um 1805)
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georgagricola
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Re: Speisen des Bergmanns

Beitrag von georgagricola »

Die Versorgung der Bergleute mit Essen und ihre Unterbringung außerhalb der Schicht dürfte von Region zu Region und auch von Zeit zu Zeit sehr unterschiedlich gewesen sein. Es könnte auch sein, daß es hinsichtlich der Versorgung mit Lebensmitteln einen Unterschied gab, je nachdem die Grube privat betrieben wurde oder nach dem Direktionsprinzip staatlich verwaltet worden ist. Ich kenne keine allgemeine Darstellung, sondern nur regionalspezifische. Davon will ich zwei ausführliche Darstellungen aufführen, die ich aber wegen des Umfangs nicht abschreiben will:
Gruber, Fritz: Das Raurisertal. Gold und Silber, Bergbaugeschichte. Rauris 2004. S. 13-18, "Die Nahrungsmittel und Getränke".
Heilfurth, Gerhard: Bergbaukultur in Südtirol. Bozen 1984. S. 143-149, "Die Ernährung".
Glück auf
Konrad Wiedemann
Monni
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Re: Speisen des Bergmanns

Beitrag von Monni »

Etwas weit vom Sauerland entfernt und wohl auch eine frühe Epoche...
In der Zeitschrift "Das Naturhistorische" vom 3. September 2000 gibt es auf Seite 10 ein Rezept für eine Bergmannsspeise.
Hier der Link:http://www.nhm-wien.ac.at/jart/prj3/nhm ... che_03.pdf
Uran
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Re: Speisen des Bergmanns

Beitrag von Uran »

In den Unterlagen werden Fleisch-und Brotbänke (Verkaufsstände) erwähnt, wo sich die Bergleute versorgen konnten (13. 14. Jahrhundert). Als Grundnahrungsmittel gehörte Bier dazu. Hier gibt es aus dem 14. Jahrhundert eine Urkunde, in der sogar der Preis vorgeschrieben wird. Zum Bier ist noch zu sagen, das es durchaus üblich war, das auf den Gruben gebraut wurde und das Bier an die Bergleute ausgeschenkt wurde. Schon 1500 gibt es den 8 Stunden Arbeitstag und es wird auf den größeren Gruben in 3 Schichten gearbeitet. Die Gruben wurden alle privat betrieben, selbst wenn der Landesherr Anteile an der Grube hatte. Etwa ab 1500 wurde begonnen das Direktionsprinzip durchzusetzen. Das galt ausnahmslos für alle Gruben. Mit der Versorgung der Bergleute hatte das aber nichts zu tun. Hier war jeder selbst verantwortlich. Das es den Bergleuten verboten war Getränke mit in die Grube zu nehmen halte ich für ausgeschlossen. Es sieht aber so aus, als wären die Bergleute gezwungen gewesen ihr Brot bei der bergwerkseigenen Bäckerei zu kaufen.
ich bi noch aaner ven altn Schlog, on bleib aa, wi ich bi.
Wadenberg
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Re: Speisen des Bergmanns

Beitrag von Wadenberg »

Glückauf, lieber "Hunt",

hier auf dieser Seite hat die Siedlergemeinschaft Mausegatt in Mühlheim/Ruhr eine Reihe von Rezepten zusammgetragen, wie ich sie aber auch aus meiner eigenen Heimat kenne, dem Aachener Revier. Das ist natürlich alles von der deftigen Art, schließlich brauchte der Bergmann Kalorien und Fett. Gerichte wie Panhas sind absolut typisch, da so gut wie alles von der Schlachtung verwendet wurde. Und Speisen unter dem Motto "Quer durch den Garten" sind natürlich ebenso typisch. Die Bergleute in meiner Region betrieben zwar keine eigene Landwirtschaft (wie z. B. im Siegerland), aber jedes Siedlungshäuschen hatte einen Nutzgarten.
http://www.mausegatt.org/geschichte/rezepte.htm

Und hier noch etwas Exotisches. Ein kroatischer Besucher auf unserem Bergwerk wies mich vor kurzem auf ein kroatisches Bergmannsgericht hin hin: Rudarska Greblica. Es ist so eine Art gedeckte Quiche mit Quarkfüllung. Ich habe es selber noch nicht gebacken. Aber es scheint ein authentisches Bergmannsgericht zu sein - also nicht irgendeine Speise, die aus nostalgischen oder touristischen Gründen ein Bergbauetikett aufgeklebt bekommt. Es ist allerdings in seiner Heimat so populär, daß es wohl gesetzlich geschützt ist, und in in seinem Ursprungsort Rude wird dann jedes Jahr eine Art Festival gefeiert, dieses Jahr wohl schon zum 30. Mal.
Ein Rezept in etwas unbeholfenem Deutsch (aber immer noch besser als mein nicht vorhandenes Kroatisch :) ) gibt es hier, und wenn man mal "Rudarska Greblica googelt, sieht man jede Menge Photos, so daß man eine gute Vorstellung bekommt. Es kein schwieriges Rezept.
http://www.ostrc.hr/rudarska_greblica/dld/rg_de.pdf
Wadenberg
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Re: Speisen des Bergmanns

Beitrag von Wadenberg »

"War dat lecker! Unsere Lieblingsgerichte aus dem Ruhrgebiet"

Zum Thema "Traditionelle Bergmannsküche" noch der Hinweis auf dieses Kochbuch. Ich habe es selbst noch nicht in Händen gehabt, aber ich denke bei diesem Preis kann man auch nicht viel falsch machen. Die Verfasserin ist Sabine Durdel-Hoffmann, und erschienen ist es im Komet-Verlag.

http://www.amazon.de/War-lecker-Unsere- ... 3869412755

Und hier noch zwei aussagekräftige Besprechungen:
http://www.abenteuer-ruhrpott.info/ver_ ... ecker.html

http://genussbereit.blogspot.de/2013/03 ... 1-war.html
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Marcel Normann
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Re: Speisen des Bergmanns

Beitrag von Marcel Normann »

Mir sind die Standesunterschiede zwischen Bergleuten und Hammerschmieden nicht geläufig, aber in der Facebook-Gruppe zum Siegerländer Bergbau gab es letztens eine paar interessante Zitate aus Jung-Stillings (1740-1817) Staatswissenschaftlichen Anmerkungen über das Siegerländer Hammerschmiedegewerbe:
...einer Biersuppe, mit Ram und ein paar Eyern, steif gebrockt mit gutem Roggenbrod, dazu einen fetten Pfannenkuchen von Weizenmehl mit Speck und Eyern, und darauf ein Butterbrod, auf welches die herrlichste süße und schmackhafteste Butter Fingers dick gestrichen war.

Des mittags eine kraftvolle Fleischbrühe von Weisbrod steif gebrockt, mit allerhand Kräutern und Gewürzen reichlich versehen, dabei eine große Schüssel des schönsten Gemüses auf die fetteste und beste Weise zubereitet, nebst einem mächtigen Stück Ochsenfleisch, das auf der Schüssel von Fettigkeit zitterte, und dann wieder ein gutes Butterbrod zum Schluß.

Des Abends endlich machte ein nusbraun gebratenes groses Kalbviertel, mit Salat und Eyern den Beschluß. Das fette und kostbare Siegensche Bier wurde dabei den ganzen Tag durch nicht gespart. Diese Leibespflege erhielten diese Männer bei Kraft.
4000kcal dürften das locker sein.
Zuletzt geändert von Marcel Normann am Mi. 20. Jan 16 11:40, insgesamt 1-mal geändert.
Mein Haushaltstipp: Fettflecken halten sich wesentlich länger, wenn man sie hin und wieder mit etwas Butter einreibt.
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Rudolf
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Re: Speisen des Bergmanns

Beitrag von Rudolf »

Der eine oder andere Bergmann wird auch Curywurst mit Pommes Rot Weis gegessen haben.
In diesem Imbiss, allerdings war er damals noch nicht so modern.
http://imbiss-düring.de/
Spart Rohstoffe, Bergbau ist - leider immer noch - Blut und Schweiß !
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Hunt
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Re: Speisen des Bergmanns

Beitrag von Hunt »

Hier ist ja doch einiges an Infos zusammen gekommen.

Gibt es den Imbiss schon so lange? Kenne den vom Vorbeifahren ganz gut. :D

Gruß
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Rudolf
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Re: Speisen des Bergmanns

Beitrag von Rudolf »

Ja, Anfang der 70er Jahre gabs da schon was, die Hütte war einfach, aber das Essen war lecker.
Damals gabs aber nur sehr wenige Imbissbuden im Sauerland. Und das Fleisch kam noch vom Metzger. Ich wette, der eine oder andere "Forumsteilnehmer" hat auf der Rückfahrt von einer Befahrung auch da gegessen!
Was das Essen von Sauerländer Bergleuten betrifft, wurde ich mal angehalten, den beiden Hauern mit denen ich gerade gearbeitet hatte, Fleischwurst mit Brot mitzubringen, sozusagen als Einstand. Traditionel war das wohl nicht.
Ich glaube, die Türken haben sich oft "Falschen Hasen" mitgebracht. Aber das waren ja meist Singels, die im Ledigenheim wohnten.
Spart Rohstoffe, Bergbau ist - leider immer noch - Blut und Schweiß !
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