Fernab von jeglichem montanem Revier sind wir am vergangenen Mittwoch auf eine sehr interessante Art von Pumpenkunst gestossen, die sich im Ort Schillingfürst unweit von Rothenburg ob der Tauber befindet. Es handelt sich zwar "nur" um eine Förderanlage für Brunnenwasser aus einem etwa 50 m tiefen Brunnen, trotzdem finde ich die Anlage von 1700 sehr bemerkenswert. Frage : gab es ähnliche Ochsentretanlagen auch im Bergbau ?
Gruss
Thomas
Beschreibung der Pumpenkunst in Schillingsfürst :
Pumpenhaus Schillingsfürst
Gelegentlich begegnet man einer Einrichtung, die völlig im Verborgenen existiert, aber bedeutend mehr Interesse verdient hätte. Eine solche ist das alte Brunnenhaus in Schillingsfürst.
Schillingsfürst ist eine Kleinstadt im westlichen Mittelfranken, nordöstlich der Kreuzung der Autobahnen A6 (Heilbronn - Nürnberg) und A7 (Würzburg - Ulm). Sie wird beherrscht vom Schloß auf dem Berg, das zusammen mit seiner Falknerei eine große touristische Attraktion ist.
Im Schloß gibt es seit 1702 fließendes Wasser - dank einer Einrichtung, um die es hier gehen soll: Das mit Ochsen betriebene Pumpwerk. Das Pumpwerk ist weitgehend original erhalten. Im letzten Krieg wurden allerdings einige Leitungen eingeschmolzen.
Prädikat: Sehenswertes Technik-Denkmal
--------------------------------------------------------------------------------
Das Ochsentretscheiben-Pumpwerk
im alten Brunnenhaus von Schillingsfürst
Führungen nach Anmeldung im Verkehrsamt, Tel. 09868/800,
oder direkt im Brunnenhaus: 09868/5889)
Technische Daten
Leistung 500 W
(0,7 PS)
Drehzahlen
Tretscheibe 4 U/min
Kurbelwelle 20 U/min
Wasser-
förderung 40 l/min
(30 m3 in 12 h)
Das Pumpwerk wurde 1702 über dem Heiligen Brunnen erbaut, um das 1,5 km entfernte Schloß Schillingsfürst mit Wasser zu versorgen. Bei Straßenbauarbeiten usw. tauchen immer wieder Teile der alten, hölzernen Wasserleitung auf. Einige Stücke davon und ein Bohrer für die Baumstämme sind im Pumpenhaus zu sehen.
Erbaut wurde das Pumpwerk vom Nürnberger Brunnenmeister Martin Löhner (1636-1707). 1729 wurde das Brunnenhaus um einen Wasserturm erweitert, damit auch nach der bis zu zwölfstündigen Arbeitsschicht im Schloß noch Wasser floß. Dieser Wasserturm wurde 1887 aufgestockt, um den Druck zu erhöhen.
Die Tretscheibe ist 6o gegen die Horizontale geneigt. Der Ochse setzte die Scheibe allein durch sein Gewicht (etwa 800 kg) in Bewegung und war zum Laufen gezwungen - andernfalls wären seine Hinterfüße recht schmerzhaft gegen ein Holz gestoßen.
Ein hölzernes Getriebe (zu besichtigen) überträgt die Drehbewegung auf die horizontale Kurbelwelle. Drei Zylinder pumpen das Wasser aus der Quelle zum Wasserturm hoch.
Auf dem Wasserturm stand ein Holzbottich mit 30 m3 Fassungsvermögen.
Diese Pumpanlage findet mindestens in Deutschland keinen Vergleich und ist ein bedeutendes technisches Kulturdenkmal.
Das Pumpenhaus ist bis heute in fürstlichem Besitz und wird vom Heimatverein betreut. Die ehrenamtlichen Führer sind mit Begeisterung bei der Sache.
Nach einem Hinweisblatt des Fremdenverkehrs- und Heimatvereins Schillingsfürst von Prof. Wilhelm Ruckdeschel, FH Augsburg
Neue Pumpenkunst
-
- Foren-Profi
- Beiträge: 458
- Registriert: Do. 01. Aug 02 0:00
- Wohnort: Bad Windsheim
- Kontaktdaten:
- Waldschrat
- Foren-Profi
- Beiträge: 669
- Registriert: Do. 01. Aug 02 0:00
- Name: Martin Gorissen
- Wohnort: Coppengrave
- Kontaktdaten:
-
- Foren-Profi
- Beiträge: 458
- Registriert: Do. 01. Aug 02 0:00
- Wohnort: Bad Windsheim
- Kontaktdaten:
Bin auf dem Weg zur VV in Hettstedt beim Nachbau der ersten deutschen Dampfmaschine vorbeigefahren - sehr sehenswert - und kann mir nun meine Frage selbst beantworten
Solche Anlagen wurden im Bergbau durchaus verwendet - jedenfalls im Mansfeldischen - und werden als Scheibenkunst bezeichnet
Gruss
Thomas
Solche Anlagen wurden im Bergbau durchaus verwendet - jedenfalls im Mansfeldischen - und werden als Scheibenkunst bezeichnet
Gruss
Thomas