Verfasst: Di. 06. Mai 03 12:36
Das Pfeifen der Unterwelt
Thüringer Allgemeine
Franziska OEHMER
Dass ein Arschleder keine Beleidigung ist, sondern ein wichtiger Bestandteil der Bergmannsuniform, das ist eine Erkenntnis, die man im Kali- und Bergbaumuseum in Holungen im Eichsfeld durchaus gewinnen kann.
Die Wörter klingen wie das ferne Heulen des Windes. Kaue, Wetterlampe, das Kürzel K60/K61 - alltäglicher Bestandteil einer untergegangenen Welt.
Nach fast 90 Jahren Bergbau in Bischofferode wurden Ende des Jahres 1993 alle Grubentore geschlossen. Kurz darauf gründeten Freunde und ehemalige Arbeiter des Kaliwerkes einen Verein, mit dem Ziel, die Bergbautradition fortleben zulassen. Im Jahre 1995 erwarb man das Gebäude der ehemaligen Betriebsambulanz, um darin ein Bergbau- und Kalimuseum einzurichten. Wie das Salz gefördert, gelagert, verarbeitet und transportiert wurde, kann man hier nachvollziehen. Dem Bergbau einfühlsam nachempfunden, liegen die Ausstellungsräume über und unter Tage.
In der oberen Etage informieren Schautafeln über die Entstehung von Kalisalz-Lagerstätten. Was man in einer Weißkaue tat oder aber in einer Schwarzkaue, das erläutert ein weiterer Ausstellungsraum. Die Kalikumpel verstauten ihre zivilen Kleidungsstücke in der sauberen Weißkaue. An Drahtseilen wurden diese unter der Decke befestigt, wo sie hingen wie Fledermäuse. In Schwarzkauen hingen die Arbeitsuniformen, dreckig und vom Salz angegriffen.
Doch nicht nur die Bekleidung und auch die Arbeitsgeräte wurden von der Arbeit in der Grube abgenutzt. Auch die Kumpel selbst litten an Gesundheitsschäden. Aus diesem Grund mussten sie sich in regelmäßigen Abständen dem Betriebsarzt vorstellen. Dieser verordnete Heilbehandlungen, Saunagänge oder Massagen, die in dem Gebäude des heutigen Museums durchgeführt wurden. 1993 gefährdete nicht ihre Arbeit in der Grube die Bergarbeiter; sie taten es selbst, indem sie in einen Hungerstreik traten, um so um für den Erhalt ihres Bergwerkes zu kämpfen. Ihr vergebliches Aufbegehren ist ebenfalls in dem Bergbau-Museum dokumentiert.
Dem Ende aber auch den lange zurückliegenden Anfängen des Bergbaustandortes Bischofferode ist gedacht. Schließlich kann die Region auf eine lange Tradition dieses Berufes zurückblicken.
Im Kellergeschoss kann man den Bergbau unter Tage erleben. An einem nachgestellten Stollen mit Abbau gewinnt man einen Eindruck vom Arbeitsumfeld der Kumpel. Vermessungstechnik, Sprengmittel und Bohrgeräte erzählen von der Vielseitigkeit des Berufes. Und davon, welche Fähigkeiten er den Kumpeln abverlangte. Die Arbeit im Bergwerk erforderte körperliche Höchstleistungen. Und dazu ständige Vorsicht- und Rücksichtnahme auf die Kollegen. Rettungstragen, Wetterlampen und Notfallpläne zeugen von den Gefahren des Bergmannberufs.
Besucht werden kann das Museum dienstags und donnerstags von 9 bis 12 Uhr und 13 bis 16 Uhr; sonntags 14 bis 17 Uhr. Schulklassen und andere Gruppen können nach telefonischer Absprache auch außerhalb der Öffnungszeiten durch das Museum geführt werden. Weitere Informationen unter Tel. 036077 / 2 18 44.
Thüringer Allgemeine
Franziska OEHMER
Dass ein Arschleder keine Beleidigung ist, sondern ein wichtiger Bestandteil der Bergmannsuniform, das ist eine Erkenntnis, die man im Kali- und Bergbaumuseum in Holungen im Eichsfeld durchaus gewinnen kann.
Die Wörter klingen wie das ferne Heulen des Windes. Kaue, Wetterlampe, das Kürzel K60/K61 - alltäglicher Bestandteil einer untergegangenen Welt.
Nach fast 90 Jahren Bergbau in Bischofferode wurden Ende des Jahres 1993 alle Grubentore geschlossen. Kurz darauf gründeten Freunde und ehemalige Arbeiter des Kaliwerkes einen Verein, mit dem Ziel, die Bergbautradition fortleben zulassen. Im Jahre 1995 erwarb man das Gebäude der ehemaligen Betriebsambulanz, um darin ein Bergbau- und Kalimuseum einzurichten. Wie das Salz gefördert, gelagert, verarbeitet und transportiert wurde, kann man hier nachvollziehen. Dem Bergbau einfühlsam nachempfunden, liegen die Ausstellungsräume über und unter Tage.
In der oberen Etage informieren Schautafeln über die Entstehung von Kalisalz-Lagerstätten. Was man in einer Weißkaue tat oder aber in einer Schwarzkaue, das erläutert ein weiterer Ausstellungsraum. Die Kalikumpel verstauten ihre zivilen Kleidungsstücke in der sauberen Weißkaue. An Drahtseilen wurden diese unter der Decke befestigt, wo sie hingen wie Fledermäuse. In Schwarzkauen hingen die Arbeitsuniformen, dreckig und vom Salz angegriffen.
Doch nicht nur die Bekleidung und auch die Arbeitsgeräte wurden von der Arbeit in der Grube abgenutzt. Auch die Kumpel selbst litten an Gesundheitsschäden. Aus diesem Grund mussten sie sich in regelmäßigen Abständen dem Betriebsarzt vorstellen. Dieser verordnete Heilbehandlungen, Saunagänge oder Massagen, die in dem Gebäude des heutigen Museums durchgeführt wurden. 1993 gefährdete nicht ihre Arbeit in der Grube die Bergarbeiter; sie taten es selbst, indem sie in einen Hungerstreik traten, um so um für den Erhalt ihres Bergwerkes zu kämpfen. Ihr vergebliches Aufbegehren ist ebenfalls in dem Bergbau-Museum dokumentiert.
Dem Ende aber auch den lange zurückliegenden Anfängen des Bergbaustandortes Bischofferode ist gedacht. Schließlich kann die Region auf eine lange Tradition dieses Berufes zurückblicken.
Im Kellergeschoss kann man den Bergbau unter Tage erleben. An einem nachgestellten Stollen mit Abbau gewinnt man einen Eindruck vom Arbeitsumfeld der Kumpel. Vermessungstechnik, Sprengmittel und Bohrgeräte erzählen von der Vielseitigkeit des Berufes. Und davon, welche Fähigkeiten er den Kumpeln abverlangte. Die Arbeit im Bergwerk erforderte körperliche Höchstleistungen. Und dazu ständige Vorsicht- und Rücksichtnahme auf die Kollegen. Rettungstragen, Wetterlampen und Notfallpläne zeugen von den Gefahren des Bergmannberufs.
Besucht werden kann das Museum dienstags und donnerstags von 9 bis 12 Uhr und 13 bis 16 Uhr; sonntags 14 bis 17 Uhr. Schulklassen und andere Gruppen können nach telefonischer Absprache auch außerhalb der Öffnungszeiten durch das Museum geführt werden. Weitere Informationen unter Tel. 036077 / 2 18 44.