DGfI Stadt auf löchrigem Untergrund .Aachen

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kapl
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Beitrag von kapl »

Von vielen Bergbauschächten ist nur die ungefähre Lage bekannt
Stadt auf löchrigem Untergrund

Aachener Nachrichten

Der Untergrund von Eschweiler ist vom Bergbau durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Von den meisten alten Schächten ist nur die ungefähre Lage bekannt - Einsturz nicht ausgeschlossen, wie sich jetzt in der Aue gezeigt hat.

Knapp 400 Schächte in Stolberg und Eschweiler kennt das Bergamt Düren. Die so genannten Pingen aus der Frühzeit des Bergbaus sind da nicht mitgerechnet. Von diesen bis zu 15 Meter tiefen Gruben, deren Reste zum Beispiel im Stadtwald noch zu sehen sind, soll es im Mittelalter bis zu 10.000 bei Eschweiler gegeben haben.

Schlemmerich, Raab, Großkohl, Pathkohl, Gyr: Jeder der 44 Steinkohlenflöze in der Eschweiler Mulde hatte einen Namen. Der "Eschweiler Kohlberg" war das Ruhrgebiet es späten Mittelalters. Überall wurden Gruben abgeteuft, Stollen gegraben, oft so dicht unter der Oberfläche, dass sie einbrachen, wenn oben drüber eine ehemalige Pinge als wassergefülltes Erdloch stand. Deshalb wurden Anfang des 19. Jahrhunderts 1100 Pingen im "Eschweiler Kohlenwald" verfüllt.

Schacht älter als 1833

Wo alte Schächte sind, kann das Bergamt Düren meist sagen. Aber selten auf den Meter genau. "Damals wurde ja nicht in Gauß-Krüger-Koordinaten gemessen" erläutert Holger Grandt, der beim Bergamt für die alten Schächte zuständig ist. In Urkunden finden sich stattdessen Angaben wie "250 Schritt westlich der Kirche". Eine Genauigkeit von zehn Metern gilt deshalb schon als gut.

Etwa mit dieser Genauigkeit kannte das Bergamt auch den Schacht, der jetzt in der Aue einbrach, nur wenige Meter neben der Phönixstraße. Bekannt ist dieser Schacht durch ein Dokument von 1833. Damals wurden mehrere Fördergebiete und Konzessionen zusammen gelegt, und in diesem Zusammenhang wird der Schacht als "nicht mehr in der Förderung" erwähnt. Vermutlich ist er also deutlich älter.

Detektiv im Archiv

Deshalb fühlt sich der Eschweiler Bergwerksverein (EBV) auch nicht für die Behebung des Schadens zuständig. Also müsste das Land zahlen. Derzeit wird beim Oberbergamt in Dortmund geprüft, ob nicht doch der EBV den "Tagesbruch" sichern muss. Eine detektivische Suche in alten Archiven - das kann dauern. Zumal es nicht so dringend ist, denn die Einbruchstelle in der Aue ist nicht sehr groß und gut gesichert.

Da machen andere Tagesbrüche mehr Probleme. Landesweit gibt es rund 6000 historische Schächte und Stollen. Und jedes Jahr fallen welche in sich zusammen. Das Bergamt rechnet mit fünf bis zehn Tagesbrüchen - jedes Jahr.
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