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Berthold Steiber, der Gründer des Museumsbergwerks Schauinsland, ist überraschend gestorben.

Verfasst: Di. 03. Nov 20 19:47
von Fahrsteiger
Badische Zeitung Mo. 02.November 2020 von Uwe Mauch
"Immer schön mit dem Äfflegriff", mahnte Berthold Steiber, wenn er seine Besucher über die steilen Holzleitern in die Tiefe des Bergwerks Schauinsland führte. Seit 23 Jahren ist es ein Museum und sein Lebenswerk. Dafür bekam er das Bundesverdienstkreuz. Am Sonntag vor einer Woche ist Berthold Steiber völlig überraschend im Alter von 66 Jahren gestorben. Die Stadt verliert einen Ur-Freiburger, der als unerschütterlicher Visionär die Geschichte des Schauinsland neu schrieb und eine Touristenattraktion ersten Ranges schuf.
Geboren als Sohn des Juweliers Berthold Steiber Senior, der Geschäft und Wohnung im Haus "Zum Blaufuß" (1397) in Oberlinden hatte, besuchte er als Achtjähriger ein französisch-sprachiges Internat in der Schweiz. Nach dem Abitur am Kepler-Gymnasium diente er als Zeitsoldat. Mit dem angesparten Startkapital gründete der 21-Jährige seine "Steiber Messtechnik".

Der Betrieb wurde auch zur finanziellen Basis für seine späteren Investitionen ins Bergwerk. Zusammen mit einigen Freunden suchte er Mitte der 70er Jahre nach verborgenen Stollen. Kurz vor dem Verzweifeln wurden sie fündig. Rund ein Drittel der insgesamt 100 Kilometer Stollen hat die Forschergruppe Steiber seitdem freigelegt – auch im mittelalterlichen Bergbau. Dessen Adern aus Silber verdankte die Stadt ihren Reichtum. "An einigen Stellen sieht es heute noch so aus, als ob vor 500 Jahren das Werkzeug zum Feierabend auf die Seite gelegt worden wäre und am nächsten Tag einfach keiner mehr kam", erinnerte er sich.

Mitte der 80er Jahre reifte die Idee, das Bergwerk für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Im Sommer 1997 wurde es als ein sehr spezielles Museum eröffnet, eines mit echtem Abenteuerfaktor. Steiber machte nie einen Hehl daraus, dass die Behörden ihn eher bremsten denn unterstützten. Er gehörte zu der seltenen Spezies, die es wagt, Ämter zu kritisieren, auch wenn sie von deren Entscheidungen abhängig ist.
2001 verlängerte der Gemeinderat den Gestattungsvertrag bis Ende 2029. Bedingung war unter anderem der Einbau einer unterirdischen Toilette mit Anschluss an den Hofsgrunder Abwasserkanal. Über "die teuerste Toilette Südbadens, vielleicht sogar der Welt" konnte er sich auch Jahre danach noch echauffieren. Dennoch: 2005 schrieb das Bergwerk mit jährlich rund 30 000 Besuchern erstmals schwarze Zahlen. Im Herbst darauf übernahm er den Schlittenlift am Schauinsland und die Downhill-Rollerstrecke. An Ideen hat es ihm nie gemangelt. Er dachte an Asthmatherapie, Höhenkur, Konzerte und an ein Bähnle. Als die Stadt einen Standort fürs Planetarium suchte, brachte er sein Bergwerk ins Gespräch.

Sein plötzlicher Tod, vermutlich Herzversagen, wirft die Frage auf, wie es mit dem Museum weitergeht. Ginge es nach ihm, würden sein Stellvertreter Markus Kiefer und seine Lebensgefährtin Karin Parensen gemeinsam das Einzelunternehmen führen. "Wir werden alles daran setzen, dass sein Lebenswerk erhalten bleibt," sagt Parensen. Sie, die ihm im Juweliergeschäft in der dritten Generation den Rücken freihielt, will nun die Zukunft auch für die drei Festangestellten und das Dutzend Bergwerksführer klären.

Die Trauerfeier am Dienstag beginnt um 13 Uhr auf dem Hauptfriedhof. Corona bringt es mit sich, sagt Karin Parensen, "dass wir uns nicht einmal mit seiner Mannschaft zusammensetzen können".

Ein letztes Glückauf.
Horst Bittner