Verfasst: Fr. 11. Jul 03 9:47
"Hier kommt die Kalte Dusche her"
Bericht über die Bad Homburger Wasserstollen :
Von Claudia Rundel
Bad Homburg. 30 Grad im Schatten! Nur zu gerne gönnen wir uns in diesen Tagen eine kalte Dusche. Den Kindern füllen wir die Plantschbecken, am Abend bekommen Rasen und Blumen ihre Extra-Ration Wasser, und der Schluck direkt aus der Leitung schmeckt jetzt ganz besonders erfrischend. Während wir oft genug am Tag an Wasser denken und damit hantieren, wissen auch in der Kurstadt die wenigsten, woher das kühle Nass eigentlich kommt.
"Wir beziehen unser Wasser aus vier Stollen, sechs Tiefbrunnen und zu einem geringen Teil vom Wasserbeschaffungsverband Taunus", erläutert Dieter Lotz, Abteilungsleiter Wassergewinnung bei den Stadtwerken. Auf einer Länge von knapp zwei Kilometern wurde etwa beim Elisabethenstollen im Stadtwald zwischen 1955 und 1962 ein horizontaler Weg durch das Gestein bis zu den wasserergiebigsten Stellen getrieben. Dort wurde der Stollen mit speziellen Stautüren aus Gusseisen verschlossen. Rohre und Armaturen ermöglichen eine Wasserentnahme in den verschiedenen Staubereichen. Der größte Tiefbrunnen befindet sich an der Langen Meile.
Auf 125 Liter pro Bürger und Tag beziffert Lotz den durchschnittlichen Verbrauch in Bad Homburg. Der Löwenanteil wandert in Duschen und Badewannen, an zweiter Position in der Rangliste folgt die Toilettenspülung. "Noch vor wenigen Jahren war sie der Verbrauchsfaktor Nummer eins", so Michael Korwisi (Grüne), der für die Stadtwerke zuständiger Dezernent. Dank Spartasten habe sich das Bild aber gewandelt. Überhaupt, so Korwisi, gehe der Bürger mittlerweile sorgsamer mit dem edlen Gut um. "Vor ein paar Jahren lag der Verbrauch noch mit etwa 150 Litern deutlich höher."
Wer etwa im Schwedenpfad Kaffee zubereitet, tut dies mit Wasser aus dem Elisabethenstollen; so genannter "Fremdbezug" und Brunnenwasser füllt die Gläser in Ober-Erlenbach. Bei rund 10 500 Kubikmeter liegt der mittlere Tagesbedarf. Dies entspricht mehr als 20 Füllungen eines großen öffentlichen Schwimmbeckens.
Auf dem Bildschirm seines Computers verfolgt Lotz die Diagramme, die die Höhen und Tiefen im Tagesverbrauch veranschaulichen: Zwischen sechs und acht Uhr steigt die Kurve an einem Werktag merklich an, an heißen Tagen wie jetzt sorgen die Garten- und Blumenbesitzer am Abend für eine zweite Spitze. "Etwa bei besonderen Fußballspielen sehen wir hier sogar, wann Halbzeit ist", schmunzelt Lotz über die allseits bekannte "Pinkelpause".
Das Homburger Trinkwasser ist völlig frei von Chlor. Enthalten hingegen sind wertvolle Mineralien wie Calcium und Magnesium. Die einwandfreie Qualität überprüfen regelmäßig Fachfirmen im Auftrag der Kreisgesundheitsbehörde. In Rohren aus Guss bahnt sich das kostbare Element unter der Erde seinen Weg. Jeder Wassertropfen durchläuft dabei die Aufbereitungs- und Filteranlagen. Von dort aus gelangt er in Hochbehälter, die das Wasser schließlich in das Netz abgeben. Der älteste von ihnen ist der am Güldensöllerweg gelegene. Jeder Hochbehälter versorgt einen bestimmten Netzanteil im Stadtgebiet, das nach den unterschiedlichen Höhenlagen in sechs Versorgungszonen eingeteilt ist. Würde einer der Behälter ausfallen, könnte – etwa im Katastrophenfall – dessen Funktion von den anderen übernommen werden. Würde man alle Rohre, die unter der Kurstadt verlaufen hintereinander legen, entstünde eine 240 Kilometer lange Strecke.
Bereits im Jahre 1859 wurde auf kurstädtischem Gebiet mit dem Bau einer zentralen Wasserversorgungsanlage begonnen. "Damit waren wir neben einigen wenigen Großstädten bei den ersten Kommunen in Deutschland", so Lotz, der selbst seit 40 Jahren bei den Stadtwerken ist. Bis zu neun Wochen ist ein Wassertropfen unterwegs, bevor er in einem Trinkglas landet. Dafür, dass auf seinem langen Weg so wenig wie möglich verloren geht, sorgt ein modernes Leitungsnetz. "Wir haben nur gut fünf Prozent Verlust", erläutert Korwisi den erfreulichen Wert, der auf ein intensives Instandhaltungskonzept zurückzuführen sei. "Oft werde ich gefragt, ob man unser Leitungswasser auch trinken kann", wundert sich der Wasserfachmann noch heute über etwas, das für ihn und seine Mitarbeiter selbstverständlich ist. "Unser Wasser ist ein Lebensmittel von höchster Qualität", stellt er fest.
© 2003 Rhein-Main.Net
Bericht über die Bad Homburger Wasserstollen :
Von Claudia Rundel
Bad Homburg. 30 Grad im Schatten! Nur zu gerne gönnen wir uns in diesen Tagen eine kalte Dusche. Den Kindern füllen wir die Plantschbecken, am Abend bekommen Rasen und Blumen ihre Extra-Ration Wasser, und der Schluck direkt aus der Leitung schmeckt jetzt ganz besonders erfrischend. Während wir oft genug am Tag an Wasser denken und damit hantieren, wissen auch in der Kurstadt die wenigsten, woher das kühle Nass eigentlich kommt.
"Wir beziehen unser Wasser aus vier Stollen, sechs Tiefbrunnen und zu einem geringen Teil vom Wasserbeschaffungsverband Taunus", erläutert Dieter Lotz, Abteilungsleiter Wassergewinnung bei den Stadtwerken. Auf einer Länge von knapp zwei Kilometern wurde etwa beim Elisabethenstollen im Stadtwald zwischen 1955 und 1962 ein horizontaler Weg durch das Gestein bis zu den wasserergiebigsten Stellen getrieben. Dort wurde der Stollen mit speziellen Stautüren aus Gusseisen verschlossen. Rohre und Armaturen ermöglichen eine Wasserentnahme in den verschiedenen Staubereichen. Der größte Tiefbrunnen befindet sich an der Langen Meile.
Auf 125 Liter pro Bürger und Tag beziffert Lotz den durchschnittlichen Verbrauch in Bad Homburg. Der Löwenanteil wandert in Duschen und Badewannen, an zweiter Position in der Rangliste folgt die Toilettenspülung. "Noch vor wenigen Jahren war sie der Verbrauchsfaktor Nummer eins", so Michael Korwisi (Grüne), der für die Stadtwerke zuständiger Dezernent. Dank Spartasten habe sich das Bild aber gewandelt. Überhaupt, so Korwisi, gehe der Bürger mittlerweile sorgsamer mit dem edlen Gut um. "Vor ein paar Jahren lag der Verbrauch noch mit etwa 150 Litern deutlich höher."
Wer etwa im Schwedenpfad Kaffee zubereitet, tut dies mit Wasser aus dem Elisabethenstollen; so genannter "Fremdbezug" und Brunnenwasser füllt die Gläser in Ober-Erlenbach. Bei rund 10 500 Kubikmeter liegt der mittlere Tagesbedarf. Dies entspricht mehr als 20 Füllungen eines großen öffentlichen Schwimmbeckens.
Auf dem Bildschirm seines Computers verfolgt Lotz die Diagramme, die die Höhen und Tiefen im Tagesverbrauch veranschaulichen: Zwischen sechs und acht Uhr steigt die Kurve an einem Werktag merklich an, an heißen Tagen wie jetzt sorgen die Garten- und Blumenbesitzer am Abend für eine zweite Spitze. "Etwa bei besonderen Fußballspielen sehen wir hier sogar, wann Halbzeit ist", schmunzelt Lotz über die allseits bekannte "Pinkelpause".
Das Homburger Trinkwasser ist völlig frei von Chlor. Enthalten hingegen sind wertvolle Mineralien wie Calcium und Magnesium. Die einwandfreie Qualität überprüfen regelmäßig Fachfirmen im Auftrag der Kreisgesundheitsbehörde. In Rohren aus Guss bahnt sich das kostbare Element unter der Erde seinen Weg. Jeder Wassertropfen durchläuft dabei die Aufbereitungs- und Filteranlagen. Von dort aus gelangt er in Hochbehälter, die das Wasser schließlich in das Netz abgeben. Der älteste von ihnen ist der am Güldensöllerweg gelegene. Jeder Hochbehälter versorgt einen bestimmten Netzanteil im Stadtgebiet, das nach den unterschiedlichen Höhenlagen in sechs Versorgungszonen eingeteilt ist. Würde einer der Behälter ausfallen, könnte – etwa im Katastrophenfall – dessen Funktion von den anderen übernommen werden. Würde man alle Rohre, die unter der Kurstadt verlaufen hintereinander legen, entstünde eine 240 Kilometer lange Strecke.
Bereits im Jahre 1859 wurde auf kurstädtischem Gebiet mit dem Bau einer zentralen Wasserversorgungsanlage begonnen. "Damit waren wir neben einigen wenigen Großstädten bei den ersten Kommunen in Deutschland", so Lotz, der selbst seit 40 Jahren bei den Stadtwerken ist. Bis zu neun Wochen ist ein Wassertropfen unterwegs, bevor er in einem Trinkglas landet. Dafür, dass auf seinem langen Weg so wenig wie möglich verloren geht, sorgt ein modernes Leitungsnetz. "Wir haben nur gut fünf Prozent Verlust", erläutert Korwisi den erfreulichen Wert, der auf ein intensives Instandhaltungskonzept zurückzuführen sei. "Oft werde ich gefragt, ob man unser Leitungswasser auch trinken kann", wundert sich der Wasserfachmann noch heute über etwas, das für ihn und seine Mitarbeiter selbstverständlich ist. "Unser Wasser ist ein Lebensmittel von höchster Qualität", stellt er fest.
© 2003 Rhein-Main.Net