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Verfasst: Fr. 26. Sep 03 8:52
von kapl
Soeben ist die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift industrie-kultur
erschienen.

SCHWERPUNKTTHEMA: Explosiv!

Ein technischer Umbruch und seine Folgen
Einführung des Sprengens mit Schwarzpulver im Harzer Erzbergbau
Einfach umwerfend: Helmut Roller
Deutschland nach '45
Bunkersprengungen für den Neubeginn
Dank Dynamit quer durch die Berge
Die Castroper Sicherheitssprengstoff-Aktiengesellschaft
Pulverproduktion im Bergischen Land
Bodendenkmalpflegerisch relevante Relikte
Hirschhagen - ein Abstecher, der sich lohnt
Dieses Dornröschen stirbt im Schlaf
Die Nitrozellulose-Fabrik bei Landsberg/Lech

DAS HISTORISCHE FOTO
Explosion der Roburit-Fabrik in Witten-Annen
am 28. November 1906

MUSEEN
"In Flanders Fields":
Der Erste Weltkrieg in flämischen Tuchhallen

WERKSSIEDLUNGEN
Die Marler "Bereitschaftssiedlung" der Chemischen Werke Hüls
Gestaltung und Hintergründe beim Bau
einer großen I.G.-Farben-Angestelltensiedlung

AUS DER ARBEIT DER DWhG

AUS DER ARBEIT DER ARBEITSGRUPPE INDUSTRIEDENKMALPFLEGE

AUS DER ARBEIT VON RIM UND WIM
Ein Musterbeispiel klassisch-industrieller Stahlarchitektur
Zum 100-jährigen Jubiläum der Maschinenhalle
der Zeche Zollern 2/4 in Dortmund

KÜNSTLERPORTRÄT
Walter Bernstein
Industriemaler im Saarrevier aus Leidenschaft

WELTKULTURERBE-STANDORTE
Saline Royale in Arc-et-Senans

INDUSTRIEKULTUR IN DEN REGIONEN
LESEZEICHEN
TERMINE
DIE HISTORISCHE ANZEIGE
"See who carries the load!" -
"Schau, wer die Lasten trägt!" als Beihefter

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Vorab bemerkt

Die Kulturgeschichte des Sprengens bietet zugleich gewaltigen Schrecken und
große Erfolge. Auf der einen Seite stehen als Ergebnis vieler Kriege
Millionen Tote, unendliches Leid in Zwangsherrschaften und die vielen
"kleinen" Katastrophen beim "normalen" Umgang mit Sprengstoffen. Auf der
anderen Seite sind Sprengstoffe ein Motor der Industrialisierung gewesen
und Grundlage unserer Zivilisation. So haben Sprengstoffe die Produktivität
im Bergbau um ein Vielfaches erhöht. Der Bau von Tunneln und Trassen für
Eisenbahnstrecken und Straßen ist ohne Sprengstoffe in Felslandschaften
kaum vorstellbar. Auch beim Abbruch nimmt die Sprengtechnik seit langem
eine wichtige Rolle ein. Mit ihren bizarren Gegensätzen hat sie auf jeden
Fall die Geschichte des Industrie-Zeitalters entscheidend beeinflusst.
Die tatsächliche wirtschaftliche Bedeutung der Sprengstoffe aber ist immer
noch unklar. Vermutlich hat die Nutzung von Sprengstoffen für das
Wirtschaftsleben eine ungleich größere Rolle gespielt als die Produktion.
In Deutschland gab es zwar Ende des 19. Jahrhunderts mehr als 300
Explosivstofffabriken. Am Ende des Ersten Weltkrieges aber waren es nur
noch etwa 50 Fabriken, die gewerbliche Sprengstoffe herstellten; 1932 waren
es nur noch zehn, am Ende des Zweiten Weltkrieges waren es zwölf.
Interessanterweise blieb die Jahresproduktion von gewerblichen
Sprengstoffen von 1918 bis zum Beginn der 1980er Jahre mit etwa 60.000
Tonnen etwa gleich, schreibt Axel Homburg in dem Buch "Explosivstoffabriken
in Deutschland" von Friedrich Trimborn (Köln 1995).
Die Berichte zum Schwerpunktthema "Explosiv!" im vorliegenden Heft - Dank
an Sven Bardua für die Redaktion - behandeln nur einige Aspekte der Nutzung
von Sprengstoffen. Vieles, wie z.B. die Geschichte der
Steinbruch-Industrie, ist schlecht erforscht. Außerdem unterliegen
Explosivstofffabriken traditionell strenger Geheimhaltung. So sind bis
heute Verlauf und Folgen eines Explosions-Unglücks in den vier
Sprengstofffabriken im holsteinischen Quickborn unklar: Hier kamen am 10.
Februar 1917 mindestens 200 überwiegend junge Frauen ums Leben, vermutlich
aber viel mehr. Sicherheitsaspekte und Unglücke sind ein roter Faden dieser
Industriegeschichte. Auch die Anwendung ziviler Sprengstoffe hatte oft
katastrophale Folgen: So sind die Gruben-Unglücke in den
Steinkohle-Bergwerken Neu-Iserlohn (12. Dezember 1870), Kaiserstuhl (19.
August 1893) und Hansa (4. Juli 1940) mit insgesamt 148 Toten auf
Schießarbeit zurückzuführen.
Langsam entsteht ein Bewusstsein für dieses bedeutende Thema. In diesem
Sinne wünschen wir viel Spaß beim Lesen und hoffen auf eine Initialzündung
für weitere Forschungen.

Die Redaktion

Preis: 6,- Euro
ISSN 0949-3751


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Hrsg: Forum Geschichtskultur an Ruhr und Emscher
Redaktion: Susanne Abeck, Franz-Josef Jelich
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